Ein Schützendasein

Bücher, die nicht in den Bereich politische Systeme oder Grenze gehören.

Ein Schützendasein

Beitragvon Bogenschütze77 » 30. Januar 2017, 18:05

„Der Schütze von Sanssouci. Das Leben mit einer Göttin – Erkenntnisse und Bekenntnisse aus acht Jahrzehnten“ - Harry Popow

Ein Schützendasein

Buchtipp von Elke Bauer

Ehrlicher geht es nicht. In diesem biographischen Bericht erfahren wir die Gedanken eines Zeitzeugen, eines Offiziers der NVA, der drei gesellschaftliche Etappen der deutschen Geschichte durchlebte:
- Faschismus, dargestellt an den letzten Jahren des Zweiten Weltkrieges,
- 40 Jahre DDR - vom Optimismus der Aufbaujahre bis zum Unvermögen, den Staat mit den hochgesteckten Zielen zu erhalten,
- und der Wende/ Nachwende als Negation seines bisherigen Lebens- und Menschenbildes.

Durch die kritische Sicht auf das neue Staatsgebilde BRD sowie durch persönliche Erlebnisse und Begegnungen lernte er die durchlebte und erkämpfte Zeit im Staat DDR noch mehr schätzen und steht zu ihr - trotz alledem. Das bedeutet aber nicht, dass er das Leben in der DDR und die staatliche Ordnung nicht kritisch hinterfragt hätte und Erscheinungen, die zum Ende der DDR führten, nicht benennt. So entwirft er anhand seiner Biografie, seiner Erlebnisse und persönlichen Auseinandersetzungen ein realistisches Bild vom kleinen Land mit den hohen Ansprüchen. Damit bekommt der Leser ein Erinnerungsbuch in die Hand, das ihn zum: "Ach ja, so war es - war das alles schlecht?" sowohl in Ost, als auch wegen seiner Aufrichtigkeit in West bringt. Man denke an: "Es höre jeder auf die Flüsterungen der Geschichte" (Antoine de Saint - Exupery).

Mahnende Worte von Bertolt Brecht "Zum Volkskongress für den Frieden" (Wien 1952) sind der sinngebende Ausgangspunkt für des Autors Erkenntnisse und Bekenntnisse. Mit der Schilderung seines Lebens, der letzten Kriegsjahre, die er gebeutelt erleben musste, der Evakuierung und der Rückkehr nach Berlin 1945, die Bemühungen der Eltern, an der Gestaltung des neuen Deutschlands mitzuwirken, benennt er die Probleme der Zeit und seine heutige Sicht darauf. Er erlebte die Leistungen seiner Mutter als Dolmetscherin (sie lebte seit 1934 als gebürtige Russin in Deutschland) beim Bau des Treptower Ehrenmals (stolz, sie in der Krypta abgebildet zu sehen), als Personalleiterin und Dolmetscherin bei der SDAG Wismut in Aue und Schwarzenberg im Erzgebirge, ihre Stationen als Dolmetscherin in Berlin und Dresden, als Dozentin in Merseburg.
Er malt sehr plastisch und wahrhaftig das Bild des Neubeginns, immer dargestellt an den Handlungen seiner Familie, Freunde und Kollegen ohne in Phrasen zu verfallen. Seine Erinnerung an diese Zeit führt er weiter in seinem biografischen Bericht von der Entwicklung als Bergwerklehrling – auch unter Tage - in Zwickau, seiner beginnenden Ausbildung zum Geologen in Schwerin. Diese bricht er ab, als man ihn "überzeugt", in die KVP, später NVA einzutreten.

Viele Stationen des Armeelebens an den verschiedensten Standorten in der DDR, sein Fernstudium der Journalistik an der Leipziger Karl-Marx-Universität, der Tätigkeit als Diplomjournalist im Offiziersrang an Zeitungen der Armee, sie sind fest eingebettet in das Leben der DDR-Gemeinschaft. So entsteht ein Kaleidoskop des gesellschaftlichen Gefüges in der DDR. Bewusst reiht er sich als „Schütze“ in die große Schar der Verteidiger des Sozialismus in der DDR ein, indem er im Klappentext darauf verweist, dass bereits über 900 Ehemalige und aktive DDR-Bürger ihre Erinnerungen als wertvolle Spuren in die Vergangenheit zu Papier gebracht haben. Das macht das Buch so umfassend.

Nach insgesamt 32 Dienstjahren in der KVP/NVA geht er zum Fernsehen der DDR als journalistischer Berater.

Nicht vergessen sollte man den Untertitel "Das Leben mit einer Göttin". Seine Göttin im Focus, nimmt er die wichtigste Bezugsperson in seine Schilderung auf - Cleo, seine große Liebe. Sie steht in allen Lebenslagen schön und klug an seiner Seite, sie erlebte seine Kämpfe mit, erduldend und duldend, aber auch mit kritischen Hinweisen, treu und Freude bringend, die Familiengeschicke beeinflussend.

Das bedeutete auch, drei Kinder, oft allein, groß zu ziehen, die in der Wendezeit bestanden und heute tüchtig ein selbstbestimmtes Leben führen. Dankbar stellt er diese Seite seines Lebens, die große Liebe und die Fürsorge für die Familie dar, ehrlich und offen. Dabei benennt er auch politisch haltlose Unterstellungen von verschiedenen „Genossen“, die ihm besonders gegen das Ende der DDR hin widerfuhren. Sehr lesenswert wird das Buch auch dadurch, dass er sich nicht als fehlerfreien Menschen, sondern sowohl als kritisch denkendes aber auch als kritisch handelndes Gesellschaftsmitglied darstellt.

Sein Weg nach der sogenannten Wende war steinig, er musste sich mit Minijobs durchschlagen, wie tausende andere Bürger ebenfalls, verließ mit seiner Frau 1996 für neun Jahre Deutschland und ging nach Schweden.

Seit 2005 lebt er wieder mit seiner Frau in der Nähe seiner Kinder in Deutschland, wurde Blogger und Hobbymaler, bespricht interessante politische Sachbücher und macht seine Leserschaft mit Abhandlungen aus linken Zeitungen bekannt. Seine Erlebnisse und Erfahrungen hält er in selbst verfassten Büchern und Essays fest.

Er beendet, wie immer, seine Bücher mit Originalmeinungen und Abhandlungen seiner User zu Zeitereignissen. Besonders erinnerlich ist mir die Erzählung vom "Der Mensch vor dem Supermarkt", die Abhandlungen "Lügenpresse", "Staatsferne" und "Ehe alles zerbricht".
Beigefügte private Fotos erhöhen die Authentizität des Buches. Es ist durch sein breites Spektrum des DDR - Lebens, ob seiner Ehrlichkeit und Vielfalt, interessanter Schauplätze und kritischer Sichten, eine sowohl unterhaltsame als auch nachdenklich machende Lektüre. Der Schütze steht hier für´s Ganze, poetisch erweitert durch das Bild des Bogenschützen von Sanssouci.


Harry Popow: „Der Schütze von Sanssouci. Das Leben mit einer Göttin – Erkenntnisse & Bekenntnisse aus acht Jahrzehnten“, Taschenbuch, 356 Seiten, Farbfotos, Druck und Verlag: dbusiness.de gmbh, Greifswalder Str. 152, 10409 Berlin, ISBN 978-3-94683-729-9, Copyright © 2016, Email: info@dbusiness.de, http://www.dbusiness.de, Bestelladresse:
http://www.shop.dbusiness.de/article/sh ... -sanssouci ,
Preis: 12,95 Euro


Zur Rezensentin: Elke Bauer, geb. 1939, Bibliothekar an allgemeinbildenden Bibliotheken der DDR/ Fachschule für Bibliothekare Leipzig 1961, Diplomkulturwissenschaftler/Universität Leipzig 1970, Bibliothekar in ltd. Funktion bis 1991, Aufbau einer eigenen Buchhandlung, selbstständige Buchhändlerin 1991 bis 2001, Rentnerin, ab 2011 in München lebend. (Dieser Buchtipp wurde mit ausdrücklicher Genehmigung der Autorin veröffentlicht.)
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Re: Ein Schützendasein

Beitragvon HPA » 30. Januar 2017, 19:33

Irgendwie hab ich schon darauf gewartet. [flash]
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Re: Ein Schützendasein

Beitragvon Beethoven » 31. Januar 2017, 09:44

Das ist vermutlich ein interessantes Buch. Ich werde es mir besorgen. Schon um es auch meiner Mutter zu zeigen, die auch Dolmetscherin in der SDAG Wismut war, in jenen Jahren. Vielleicht kennen sie sich sogar. Ist ja nicht so abwägig.

Gruß
Zuletzt geändert von Beethoven am 31. Januar 2017, 10:08, insgesamt 1-mal geändert.
Die größten Vorteile im Leben überhaupt wie in der Gesellschaft hat ein gebildeter Soldat. J. W. v. Goethe

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Re: Ein Schützendasein

Beitragvon Kumpel » 31. Januar 2017, 09:53

Beethoven hat geschrieben:Das ist vermutlich ein interessantes Buch. Ich werde es mir besorgen.
Gruß


Das machst du , da freut sich der Harry. [hallo]
Kumpel
 

Re: Ein Schützendasein

Beitragvon Beethoven » 31. Januar 2017, 10:10

Kumpel hat geschrieben:
Beethoven hat geschrieben:Das ist vermutlich ein interessantes Buch. Ich werde es mir besorgen.
Gruß


Das machst du , da freut sich der Harry. [hallo][/quote

Na fein, wenn ihn das freut.
Die größten Vorteile im Leben überhaupt wie in der Gesellschaft hat ein gebildeter Soldat. J. W. v. Goethe

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Re: Ein Schützendasein

Beitragvon Kumpel » 31. Januar 2017, 10:12

Der Harry zieht ja durch alle Foren denen er habhaft werden kann um seine Ergüsse zu verbreiten.
Ist auch noch so ein ganz Strammer, bestimmt ganz nach deinem Geschmack, voll pro Putin und so.
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Re: Ein Schützendasein

Beitragvon Beethoven » 31. Januar 2017, 13:43

Kumpel hat geschrieben:Der Harry zieht ja durch alle Foren denen er habhaft werden kann um seine Ergüsse zu verbreiten.
Ist auch noch so ein ganz Strammer, bestimmt ganz nach deinem Geschmack, voll pro Putin und so.


Echt Meister Kumpel, ich darf mal ganz bescheiden fragen, wieviel Alkohol Du heute schon zu Dir genommen hast, ob Deines obigen Postes?
Ich bin ja versucht, vernünftig mit Dir zu kommunizieren aber Du machst es einem auch nicht gerade leicht.

Wenn "Harry" (ich hoffe das ist kein Klarname, sonst würdest Du gegen die Nedikette verstoßen) sein Buch überall anpreist, dann hat das möglicher Weise auch etwas damit zu tun, dass er mit diesem Buch finanziell in Vorleistung gegangen ist und irgendwie muss sich so etwas ja rechnen. Insofern kann ich das verstehen.

Hast Du das Buch schon gelesen? Was meinst Du mit "Strammer"?

Der Hammer deinerseit ist jedoch "... voll pro Putin ..." ich lach mich schlapp [laugh], obschon doch hier mehrfach in diesem Forum erklärt, dass Putin, zumindestens in meinen Augen, ein ganz gewöhnlicher Präsident eines kapitalistischen Staates ist. Warum, so erklär mir bitte, sollte ich z.B. "pro Putin" sein?

Ich habe ja immer viel von unseren Männern gehalten die unter Tage gearbeitet haben. Du zerstörst gerade dieses Bild sehr gründlich. [peinlich]
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Re: Ein Schützendasein

Beitragvon HPA » 31. Januar 2017, 14:08

Mit Ironie und Sarkasmus hastes nich so, was? [grin]

Das uns Harry seit etlichen Monden durch alle möglichen und unmögliche Foren zieht und in seiner selbstbeweihräuchernden Art und Weise seine Bücher anbietet, und bereits deswegen nicht nur hier angezählt wurde, ist eine Tatsache.

In Sachen Werbung in eignener Sache ist ein anderer Autor hier gottseidank etwas subtiler. [grins]
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Re: Ein Schützendasein

Beitragvon Interessierter » 31. Januar 2017, 17:38

Zitat Beethoven:
Echt Meister Kumpel, ich darf mal ganz bescheiden fragen, wieviel Alkohol Du heute schon zu Dir genommen hast, ob Deines obigen Postes?
Ich bin ja versucht, vernünftig mit Dir zu kommunizieren aber Du machst es einem auch nicht gerade leicht.


Einfach eine völlig absurde Behauptung, wenn man Deinen ersten Satz liest.... [flash]
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Re: Ein Schützendasein

Beitragvon HPA » 31. Januar 2017, 17:51

Wobei, jemanden subtil zu unterstellen, derjenige hätte ein Alkoholproblem, ein gewisses " Geschmäckle" hat.
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Re: Ein Schützendasein

Beitragvon Merkur » 14. Februar 2017, 20:15

HPA hat geschrieben:Das uns Harry seit etlichen Monden durch alle möglichen und unmögliche Foren zieht und in seiner selbstbeweihräuchernden Art und Weise seine Bücher anbietet, und bereits deswegen nicht nur hier angezählt wurde, ist eine Tatsache.


Der eine Autor setzt einen Dauer-Link unter jeden seine Beiträge, ein Anderer wirbt hier für sein Werk. Alles völlig okay. Wer ein Buch geschrieben hat, kann auch für sein Werk werben, wenn ihm danach ist.
In ein Forum, in das inflationär Ural-Links reinkopiert werden und sich immer schön angepisst wird, sollte man über jeden klugen und kreativen Kopf dankbar sein.
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
Merkur
 
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Re: Ein Schützendasein

Beitragvon HPA » 14. Februar 2017, 20:52

Die Nutzer verpflichten sich:

[4.1] keinerlei direkte oder indirekte Werbung, die kommerziellen Zwecken dient, zu betreiben.
Ausgenommen ist der Bereich "###" im geschlossenen Bereich des Forums, solange die Kleinanzeige sich mit den Zielen des Forums deckt.
HPA
 

Re: Ein Schützendasein

Beitragvon andr.k » 14. Februar 2017, 21:14

HPA hat geschrieben:
Die Nutzer verpflichten sich:

[4.1] keinerlei direkte oder indirekte Werbung, die kommerziellen Zwecken dient, zu betreiben.
Ausgenommen ist der Bereich "###" im geschlossenen Bereich des Forums, solange die Kleinanzeige sich mit den Zielen des Forums deckt.



Glaubt ein Nutzer, dass Werbung für eine Organisation oder einen Verein im Interesse des Forums und seiner Mitglieder liegen, kann er diesen Wunsch an die Administratoren und Moderatoren herantragen. Im Kreis der Administratoren und Moderatoren wird dann jeweils zum konkreten Einzelfall eine endgültige Entscheidung getroffen.


Warum gibt es hier eigentlich den Thread "Buchvorstellungen"? [hallo]
Man lebt ruhiger, wenn man nicht alles sagt, was man weiß, nicht alles glaubt, was man hört und über den Rest einfach nur lächelt.
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Re: Ein Schützendasein

Beitragvon Kumpel » 15. Februar 2017, 09:04

Merkur hat geschrieben:In ein Forum, in das inflationär Ural-Links reinkopiert werden und sich immer schön angepisst wird, sollte man über jeden klugen und kreativen Kopf dankbar sein.


Nun mal langsam, ob dieser Genosse ein kreativer Kopf ist sei einmal dahingestellt. Einbringen jedenfalls tut er sich hier nicht , sondern benutzt dieses Forum lediglich als Werbeplattform.
Kumpel
 

Re: Ein Schützendasein

Beitragvon Spartacus » 15. Februar 2017, 18:10

Kumpel hat geschrieben:
Merkur hat geschrieben:In ein Forum, in das inflationär Ural-Links reinkopiert werden und sich immer schön angepisst wird, sollte man über jeden klugen und kreativen Kopf dankbar sein.


Nun mal langsam, ob dieser Genosse ein kreativer Kopf ist sei einmal dahingestellt. Einbringen jedenfalls tut er sich hier nicht , sondern benutzt dieses Forum lediglich als Werbeplattform.


Das sehe ich genau wie Kumpel und deshalb sollte man das Zeug löschen.

LG

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