2017 Jahrbuch Rechte Gewalt

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2017 Jahrbuch Rechte Gewalt

Beitragvon Interessierter » 11. Januar 2017, 10:07

Die rechte Hassbewegung und ihre Facebook-Armee

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Ein Vorabdruck aus dem „Jahrbuch rechte Gewalt“ von Andrea Röpke

Hallo, liebe Patrioten (…) Wir haben es geschafft! Wir haben gezeigt, dass sich Widerstand lohnt!« Ende Juni 2016 mobilisieren Neonazis mit dieser Botschaft zur »Ein-Jahr-Feier« ins sächsische Freital. Der Ort mit seinen rund 40 000 Einwohnern hatte ein Jahr zuvor als »Sachsens Keimzelle für Fremdenhass« (Tagesspiegel) für fragwürdige Furore gesorgt. Eine Koalition aus Anwohnern und organisierten Rechtsextremen wollte durch massive Proteste verhindern, dass Flüchtlinge im ehemaligen Leonardo Hotel in der Stadt untergebracht werden. Als Stadt voller Wut, mit einer »Lust auf Lynchen«, beschrieben Reporter die Stimmung im Sommer 2015.

In unmittelbarer Nähe zur Landeshauptstadt Dresden wurde der nationale Aufstand geprobt, SPD-Chef Sigmar Gabriel fand für dessen Anhänger kein besseres Wort als »Pack«. Gegenüber dem Fernsehsender N24 führte Gabriel aus: »Im Grunde hat jeder Flüchtling, der hierherkommt, mehr mit diesem Land zu tun als diese Leute, die das Land missbrauchen, Menschen aufhetzen, zu Gewalt und Mord und Totschlag auffordern.« Freital reihte sich ein in die lange Liste von Gemeinden und Städten – darunter viele aus Sachsen –, in denen ebenfalls über Monate hinweg rassistischer Widerstand gegen Flüchtlinge organisiert wurde, teilweise schlug dieser sogar in offene Gewalt um.

»Stellungskrieg vorm Flüchtlingsheim« schrieb das Nachrichtenmagazin Der Spiegel im Juni 2015, als Hunderte tagelang die Straße vor dem Hotel belagerten und das Land in Atem hielten. Mittendrin im rassistischen »Happening«: Pegida-Leitfigur Lutz Bachmann aus Dresden. Bachmann habe ein Interesse daran, die Stimmung am Kochen zu halten, urteilte der Spiegel, »wenn Pegida im Dresdner Zentrum lahmt, dann kommt der Stellvertreterkrieg in der Nachbarstadt gerade recht«.

Im Internet eskalierten die Beiträge der Facebook-Gruppe »Freital wehrt sich«, als ein Mitglied zum Beispiel empfahl, die Flüchtlinge zusammen mit dem Gebäude zu verbrennen. Darauf wandte ein anderer User ein: »Die kannst du nur erschlagen.« Von den Gewaltexzessen auf der Straße distanzierten sich Bachmann und Pegida öffentlichkeitswirksam.

Drohungen und Aggression blieben erfolglos, bis Mai 2016 diente das Hotel im Freitaler Ortsteil Döhlen als Zuflucht für 330 Menschen aus vielen Ländern. Danach wurde es geräumt und die Flüchtlinge auf andere Orte verteilt. Diese Entscheidung nimmt die rechte Szene zum Anlass, den Jahrestag ihres Protestes mit einem erneuten »Spaziergang« durch die Stadt zu feiern. »Festung Europa – macht die Grenzen dicht!«, skandieren im Juni Freitaler mit Unterstützung von regionalen und zugereisten Neonazis.

Weiter mit dem Auszug aus dem Buch geht es hier:
http://blog.zeit.de/stoerungsmelder/201 ... more-22952
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