Dr. 213 hat geschrieben:...dazu hatten die Stasionkels dann keinerlei Wissen wie und wo.
Das muss sie mächtig gewurmt haben.
Wie ich später aus meiner Akte ersehen konnte, hat man bis weit in die 70er Jahre
hinein, weiter über meinen Fluchtweg geforscht, ist aber anscheinend nicht zu einem
erhellenden Ergebnis gekommen.
Da ich infolge der Amnestie meiner Flucht (die im August 69 stattgefunden hatte)
bereits 1973 wieder in die DDR einreisen konnte, fanden an der GÜST immer etwas
längere Kontrollgespräche statt. Direkt über meinen Fluchtweg gefragt hat man
mich nicht, aber es war wohl Sinn und Zweck der Unterhaltung.
Diese Gespräche endeten erst, als ich geheiratet hatte und zusammen mit meiner
(ausländischen) Frau die DDR besuchte. Da wollte man wohl vor den Augen meiner
Frau das DDR-Image nicht durch besonders langandauernde Befragungen beschädigen
und verkürzte den Kontrollvorgang erheblich.
Das deckt sich auch mit einer etwa zeitgleichen Notiz in meiner Akte, wo man feststellte,
dass keine weiteren Erkenntnisse über meinen Fluchtweg zu ermitteln seien und die Akte
nunmehr geschlossen werden könne.
Trotzdem unterließ man es nicht, meine Frau und mich bei unseren Aufenthalten in
Dresden umfassend zu beobachten und alle unsere Bewegungen akribisch in Wort und
Bild festzuhalten. Ein ziemlich aufwendiges Unterfangen, welches der MfS-Verwaltung
in Dresden sicher erhebliche Kosten verursacht hat.
Gebracht hat es wohl nichts, außer das alle Freunde und Bekannten die wir besuchten,
dadurch ebenfalls in den Focus der Stasi gerieten und nun auch ihrerseits gründlich und
intensiv durchleuchtet wurden.
In der DDR wussten 90% der Bevölkerung, dass sie verarscht werden.
In der Bundesrepublik haben es 90% der Wähler immer noch nicht gemerkt.