Ulbrichts Ur-Enkel: "Walter war ein guter Mensch"

Hier können Bücher vorgestellt und besprochen werden, die in den Bereich politische Systeme gehören.

Ulbrichts Ur-Enkel: "Walter war ein guter Mensch"

Beitragvon Volker Zottmann » 26. August 2020, 10:53

Heute in der Mitteldeutschen zu lesen...
Der Urenkel vom Walter Ulbricht hat ein Buch über seinen Uropa rausgebracht.
Der Kolummne nach scheint es interessant zu sein. Unaufgeregt und nüchtern hat er 7 Jahre dazu recherchiiert. Hier in Deutschland, in Frankreich, in Russland, den USA und Großbritannien.
Immerhin sind es nun schon 3 Ulbricht-Linien. Kein Wunder bei seiner Vielweiberei... [flash]

Ob ich jetzt 24 Euro berappe? Eher nicht. Später gebraucht ist früh genug.
https://www.mdr.de/zeitreise/ddr/mein-u ... n-100.html

Er heißt Florian Heyden, lebt in der Schweiz und dass er der Urenkel aus Ulbrichts erster Ehe ist, weiß kaum einer. Allerdings stellte er sich irgendwann die Frage: Wer war Walter Ulbricht? Meist überwogen negative Urteile: Spalter, Mauerbauer, Lügner, Diktator. Jahrelang war Florian Heyden unterwegs und hat in deutschen, russischen und britischen Archiven recherchiert, Fachleute und Familienangehörige konsultiert, um sich selbst ein Bild von Walter Ulbricht, seinem Urgroßvater, zu machen.

"Wir sind anders". Sie schreiben, dieser Satz wurde wie ein Erbstück für Ihre Familie. Das Erbe war Abgrenzung und Außenseitertum, im Alltag, in der Schule, überall. Für Sie, der sieben Jahre nach Ulbrichts Tod erst auf die Welt gekommen ist, auch?

Total. Ganz klar. Das steckt in der Familie drin – bis heute. Überlegen Sie mal, was wir für eine Geschichte haben. Ulbricht ist schon in frühen Jugendjahren verfolgt worden. Der ist untergetaucht. Der hat seine Frau Martha und meine Großmutter Dora unter falschem Namen mit ins Ausland genommen.

Später ist meine Oma Dora während ihrer Ausbildung vom Chef gemobbt worden: "Dora Ulbricht? Ich weiß doch, wer du bist!" Die ist fertig gemacht worden. Sie mussten ständig umziehen. Das erst Mal 1947, als meine Oma (Walters Tochter) einen Zusammenbruch hatte und von Leipzig – ihrer Heimatstadt – nach Lübeck gegangen ist. Und das ging so weiter: über Karlsruhe, Mannheim und andere Orte. Oma wurde dauernd ausgequetscht, wo der Vater ist. Die haben gelernt, einen Graben um sich zu ziehen. Die haben sich abgeschottet.

Familiengeschichte prägt. Immer. Und ich habe dieses "Wir sind anders" verinnerlicht. Vielleicht auch, weil es oft gesagt wurde. Aber einfach, weil es eine Notwendigkeit wurde, um sich zu schützen. Es gibt in meiner Familie einen Leitsatz, den ich nicht ausstehen kann...


Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Ulbrichts Ur-Enkel: "Walter war ein guter Mensch"

Beitragvon Olaf Sch. » 26. August 2020, 11:13

Ein Stalinist und dessen willfähriger Knecht und auch um andere zu knechten, stieg über Leichen und mied den direkten Kampf. Gefiel sich im Alter als Opa Walter. Geschichtsfälscher. Also werter Urenkel, er war ein schlechter Mensch, ein ziemlich schlechter sogar. Wenn er ein guter gewesen wäre, hätte er nach Stalins Tod eine Kehrtwende machen müssen.
Olaf Sch.
 

Re: Ulbrichts Ur-Enkel: "Walter war ein guter Mensch"

Beitragvon Volker Zottmann » 26. August 2020, 11:43

Sehe ich genauso Olaf, nur hat der Urenkel Florian mehr die eigentliche Familiengeschichte intensiv ausgeleuchtet. Weniger des Ulbrichts Verbrechen.
Allerdings sagt einem der bislang wenige Text noch gar nichts über den gesamten Buchinhalt. Bei Florians "Walter war ein guter Mensch" wird er kaum an die ermordeten und ausgelieferten Sozialdemokraten gedacht haben, die allesamt auf Ulbrichts Kappe gehen.
In der Vergangenheit buddeln bringt in der Gesamtbetrachtung immer auch Dreck hervor.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Ulbrichts Ur-Enkel: "Walter war ein guter Mensch"

Beitragvon Dr. 213 » 26. August 2020, 14:10

Ulbricht war der tödlichste aller DDR- Diktatoren.
In keiner anderen Epoche der DDR wurde aus politischen Gründen mehr eingesperrt und gemordet.
In seine Zeit fällt der Bau der todbringenden Schandmauer und mit seiner dreisten Lüge dazu hat er sich selbst verehwigt.

Das er Oberhof aus selbstherrlichen Gründen verunstaltet und die Seele geraubt hat, nehme ich ihm als Thüringer ganz besonders übel.

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Re: Ulbrichts Ur-Enkel: "Walter war ein guter Mensch"

Beitragvon OaZ » 26. August 2020, 17:32

So verunstaltet ist Oberhof nun auch wieder nicht. Aber er hat es umgestaltet. Zeitgemäß für die 1960er.
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Re: Ulbrichts Ur-Enkel: "Walter war ein guter Mensch"

Beitragvon augenzeuge » 23. Juni 2023, 09:50

Dr. 213 hat geschrieben:Ulbricht war der tödlichste aller DDR- Diktatoren.
In keiner anderen Epoche der DDR wurde aus politischen Gründen mehr eingesperrt und gemordet.
Herzlichst
Dr. 213


Ich denke, zu Piecks Zeiten (1949-1960) waren es deutlich mehr politische Todesurteile.
https://shorturl.at/dDEX1

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Re: Ulbrichts Ur-Enkel: "Walter war ein guter Mensch"

Beitragvon augenzeuge » 23. Juni 2023, 11:22

Schau einfach weg, Steffen52 [raus]

Walter Ulbricht hatte zwei weitere Ehen geführt, aus denen zwei Töchter stammten. Beide verheimlichten den Vater so konsequent, dass kaum einer weiß, dass es sie gab. Die eine lebte in der Bundesrepublik und war mit einem Ingenieur verheiratete, der unter anderem beim Rüstungskonzern Krupp angestellt war, und das im Kalten Krieg. Das war Florian Heydens Großmutter Dora.
Er heißt Florian Heyden, lebt in der Schweiz und dass er der Urenkel aus Ulbrichts erster Ehe ist, weiß kaum einer. Allerdings stellte er sich irgendwann die Frage: Wer war Walter Ulbricht? Meist überwogen negative Urteile: Spalter, Mauerbauer, Lügner, Diktator. Jahrelang war Florian Heyden unterwegs und hat in deutschen, russischen, amerikanischen und britischen Archiven recherchiert, Fachleute und Familienangehörige konsultiert, um sich selbst ein Bild von Walter Ulbricht, seinem Urgroßvater, zu machen.

„Der Walter hat viel mehr Familie im Westen als im Osten!“, sagt er belustigt und fängt an aufzuzählen: „New York, Boston, Lübeck, Paris, Hamburg, Zürich, Berlin, Bonn …“ Letztens war ein Urenkel aus Dänemark bei ihm zu Besuch.
https://www.tagesspiegel.de/gesellschaf ... 76499.html

Walter Ulbricht: Der Naturbursche

In den Bergen soll Walter Ulbricht "ein anderer Mensch gewesen" sein. Seine Wanderjahre beschreibt er als die "glücklichsten" seines Lebens. In einem Buch hat sein Ur-Enkel Florian Heyden den Politiker außen vor gelassen und persönliche Seiten des späteren SED-Chefs gesucht.


Schon in frühen Kindheitsjahren ist Walter Ulbricht sehr naturverbunden. Vater Ernst kennt alle Bäume und Vögel und sonntags wandert die Familie ins Leipziger Umland. Schon zu Schulzeiten zieht es Walter lieber raus zum "Räuber und Gendarm"- oder "Trapper und Indianer"-Spielen. Mit anderen Kindern aus der Nachbarschaft stromert er in der Gerberstraße umher, am Flussbett der Parthe am Tröndlinring oder in der Parkanlage Rosental. Im Winter läuft er, wie alle Kinder, Schlittschuh. Die Liebe zum Winterspor hält ein Leben lang. Er gibt sie auch an seine Tochter Dora weiter.

"Räuber und Gendarm" statt Mathe und Deutsch
Walter Ulbricht zieht es nach draußen. In dem Buch "Mein Ur-Großvater Walter Ulbricht" von Florian Heyden, kann man nachlesen: "Später notiert er, er hätte lieber Fußball gespielt, als gelernt." Aber die Mutter ist streng. Er darf erst raus, wenn die Hausaufgaben erledigt sind. Im Mai 1907 beginnt Walter Ulbricht seine Lehre als Tischlergesell. Freizeit hat er wenig. Die Arbeitszeiten in der Werkstatt in der Dorotheenstraßen gehen von 6 Uhr bis 19 Uhr. Doch an den Wochenenden zieht es Ulbricht ins Leipziger Umland, was er schon von seiner Kindheit gut kennt.


https://www.mdr.de/geschichte/ddr/polit ... r-100.html

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