Ari@D187 hat geschrieben:Etwa Mitte der 80er Jahre bekam ich in meiner Schulklasse zwei neue Mitschüler, welche mit ihren Familien ganz offiziell aus der DDR ausgereist waren.
Ari
Werner Thal hat geschrieben:Aus dem Ch. Links Verlag Berlin
Jana Göbel . Matthias Meisner (Hg.)
Ständige Ausreise - Schwierige Wege aus der DDR
296 Seiten, 38 Abbildungen, Festeinband
ISBN 978-3-96289-059-9
18,00 € (D)
"Nachdem die DDR 1975 die KSZE-Schlussakte von Helsinki unterzeichnet hatte, forderten immer
mehr Bürger ihre Freiheitsrechte ein. Bis 1989 verließen fast 400.000 Menschen die DDR, indem
sie ihre ´ständige Ausreise´ beantragten - ohne bei einem Fluchtversuch ihr Leben zu riskieren.
Doch wer einen Ausreiseantrag gestellt und die ´Entlassung aus der Staatsbürgerschaft der DDR´
beantragt hatte, musste sich auf eine harte Zeit einstellen und wurde oft wie ein Verräter
behandelt - nicht nur von den Behörden, oft auch von Vorgesetzten, Kollegen und sogar von
Nachbarn oder Familienmitgliedern. Was waren die Motive für das Verlassen der DDR? Wie lebte
man in der Zeit zwischen Antragstellung und Ausreise, wenn man sich besser nicht verlieben
sollte, wenn man monate- oder jahrelang auf gepackten Koffern saß? Journalistinnen und
Journalisten aus ganz Deutschland erzählen 24 Geschichten von Menschen, die per Ausreiseantrag
die DDR verlassen haben, von Repressionen durch die Staatssicherheit, von Familienzusammen-
führungen und trickreichen Scheinehen."
W. T.
augenzeuge hat geschrieben:Gibts denn Fragen von denen, die das Buch gelesen haben?
AZ
Volker Zottmann hat geschrieben:Direkt überrascht hat mich der Inhalt des Buches auch nicht. Ist eine Auflistung mehrerer "Episoden".
Die Art und Weise ist ja überall die Jahre immer wiederkehrendes Muster.
... (Weitere Ausführungen gelöscht, da nicht zum Thema passend.) ...
Gruß Volker
augenzeuge hat geschrieben:Ich habe dazu schon viel gelesen und nicht wenig selbst erlebt als auch genug noch damals gehört. Ich glaube kaum, dass es da viel gibt, was mich überraschen würde.
Aber ich antworte gerne.
AZ
Das Gefängnis als Sprungbrett
Wegen Republikflucht kam Yorck Mäcke 1980 hinter Gitter. Dort erst erfuhr er vom offiziellen Weg raus aus dem Land.
Von Gerald Praschl
Nach vier Monaten Untersuchungshaft und seiner Verurteilung zu 18 Monaten Gefängnis wegen Republikflucht landete Yorck Mäcke im Herbst 1980 zur Verbüßung seiner Strafe in Cottbus.
Die dortige "Strafvollzugseinrichtung" war ein sehr besonderes DDR-Gefängnis. Nur wenige Häftlinge waren gewöhnliche Kriminelle. Mehr als die Hälfte der dort 1980 rund 700 einsitzenden Häftlinge waren gefasste "Republikflüchtige" wie Mäcke. Daneben weitere politische Häftlinge, die wegen "Ungesetzlicher Verbindungsaufnahme" zu westlichen Menschenrechtsorganisationen, "Staatsfeindlicher Hetze" oder "Öffentlicher Herabwürdigung staatlicher Organe" verurteilt worden waren. All dies waren einige der sehr dehnbaren Paragrafen des DDR-Strafgesetzbuchs, die die DDR-Staatssicherheit nutzte, um kritische Geister hinter Gitter zu bringen – und noch weit mehr, um die weit größere Zahl kritischer Geister "draußen" einzuschüchtern und mundtot zu machen, insbesondere Ausreiseantragsteller.
Die rund 200 auf SED-Linie getrimmten Strafvollzugsbediensteten des DDR-Innenministeriums in Cottbus standen einem relativ geschlossenen Block von Gleichgesinnten gegenüber, deren überwiegendes Ziel nicht eine schnelle Haftentlassung und eine demütige Wiedereingliederung in die Gesellschaft der DDR war, sondern die Ausreise in den Westen. Die Strafgefangenen waren in Gemeinschaftszellen untergebracht und mussten täglich Haftarbeit leisten, das Gefängnis glich einer Fabrik. Der gelernte Zimmermann Yorck Mäcke wurde der gefängniseigenen Schreinerei als Hausarbeiter zugeteilt, in der noch ein vergleichsweise humanes Regime herrschte.
Jedem Gefangenen war ein "Erzieher" zugeteilt, dessen Aufgabe es eigentlich war, seine Schützlinge in regelmäßigen Gesprächen auf den Weg der Reue und Wiedereingliederung zu führen. Bei den meisten Häftlingen standen die Erzieher auf verlorenem Posten. Auch bei Yorck Mäcke.
Über ihn notierte ein "Erzieher" Anfang 1981: "Der Strafgefangene Mäcke besitzt eine negative Grundeinstellung, die gegen die sozialistische Gesellschaftsordnung in der DDR gerichtet ist, woraus auch seine strafbare Handlung resultiert. In geführten Gesprächen und unter seinen Mitgefangenen bringt er seine negative Meinung ständig zum Ausdruck. Sein Ziel ist es, unbedingt in die BRD zu gelangen, womit er sich schon lange beschäftigt. Er ist nicht bereit, positive Schlussfolgerungen aus seiner Straftat zu ziehen, und ist zur Bewährung und Wiedergutmachung nicht bereit. Jegliche Maßnahmen der Wiedereingliederung lehnt er ab und bringt zum Ausdruck, dass eine erneute Straffälligkeit zur Durchsetzung seines Zieles nicht ausgeschlossen ist."
Wie er es genau anstellen könnte, doch noch in den Westen zu gelangen, erfuhr Yorck Mäcke erst in der Haft. Bevor er im Herbst 1980 ins Gefängnis nach Cottbus kam, war ihm unbekannt, dass es so etwas wie Ausreiseanträge überhaupt gab. "Ich wusste bis dahin nur, dass ich in den Westen wollte. Ich wollte nicht in diesem Land leben, es war mir zutiefst zuwider. Das fing schon bei dem herablassenden Umgangston in den Behörden an, aber auch der Umgang der Menschen untereinander. Durch unsere Westverwandtschaft hatten wir öfter Besuch von drüben, sie erschienen mir viel offener und freier. So wollte ich auch leben", sagt er.
Obwohl er nicht aus der Provinz, sondern aus Leipzig, der Messestadt und später der Stadt der Montagsdemonstrationen, kam, war ihm bislang nicht zu Ohren gekommen, dass solche offenen schriftlichen Begehren an die DDR-Staatsmacht erfolgreich sein könnten. Seine Mithäftlinge erzählten ihm außerdem, dass die Bundesrepublik politische Gefangene aus DDR-Haft freikaufe. Auch das war ihm zuvor nicht bekannt. Und auch nicht, dass genau jenes Gefängnis, in dem er saß, Cottbus, der zentrale Umschlagort für diesen Freikauf war, sozusagen ein Sprungbrett in den Westen.
Die Texte wurden gekürzt. Sie finden sich in ausführlicher Fassung im Buch "Ständige Ausreise. Schwierige Wege aus der DDR".
dem Wunsch nach einem Wohnortwechsel innerhalb Deutschlands wie ungehorsame Tiere einzusperren.
Nach 1945 war Schluß mit einem Deutschland.
Davor konnte auch kein BRD Bürger einfach mal so seinen Wohnsitz nach Spanien oder in die Türkei "verlegen.
augenzeuge hat geschrieben:
Du erzählst mal wieder Unsinn. Jährlich wanderten seit den 70er Jahren tausende Deutsche in die USA aus. Wie dir bekannt sein müsste, haben die mit Schengen wenig zu tun.
Also, der West-Deutsche, er durfte.
AZ
Nostalgiker hat geschrieben:Ausreisen und auswandern sind schon ein kleiner Unterschied, den müsstest du eigentlich kennen.
Die "Reisefreiheit" oder das ungehinderte Ausreisen aus dem Heimatland schloss die Rückkehr in selbiges ein, das wird gerne übersehen.
Und das Schengener Abkommen existiert auch erst seit 1985.
Davor konnte auch kein BRD Bürger einfach mal so seinen Wohnsitz nach Spanien oder in die Türkei "verlegen.
Aber das interessiert dich nicht, Hauptsache ohne Sachverstand klagen und falsches in die Welt setzen.
Was du mit "deutscher Nation" meinst ist der deutsche Nationalismus.
augenzeuge hat geschrieben:Was du mit "deutscher Nation" meinst ist der deutsche Nationalismus.
Nein. Es ist viel einfacher.
Deutsche bleiben Deutsche. Egal in welchen Laden du sie steckst, welche Mauer du um sie baust, welche Denkmuster du ihnen auferlegst.
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