Kerngeschäft. Das Leben des Atomspions Dr. Johannes Koppe

Hier können Bücher vorgestellt und besprochen werden, die in den Bereich politische Systeme gehören.

Kerngeschäft. Das Leben des Atomspions Dr. Johannes Koppe

Beitragvon Merkur » 2. August 2019, 17:51

Uwe Markus brachte das lesenswerte Buch Kerngeschäft - Das Leben des Atomspions Dr. Johannes Koppe heraus. Zum Hintergrund von Johannes Koppe:
Dr. Johannes Koppe ist ein intimer Kenner der deutschen Nuklearwirtschaft. Als Referent Planung Kernenergie der 'Hamburgischen Electricitäts-Werke AG war er mit allen in der Bundesrepublik existierenden Strukturen der Atomlobby bestens vernetzt. Die von ihm verfasste Informationsbroschüre 'Zum besseren Verständnis der Kernenergie' gilt bis heute sowohl unter Fachleuten, als auch bei Anhängern der Anti-AKW-Bewegung als Bibel der deutschen Nuklearindustrie. Doch der Atomlobbyist führte ein Doppelleben: Bis 1979 lieferte er seine Erkenntnisse über den Aufbau des neuen Wirtschaftszweiges in der Bundesrepublik an die Hauptverwaltung Aufklärung der DDR. Was Johannes Koppe an Informationen zu vielen naturwissenschaftlich-technologischen Themen nach Ostberlin lieferte, bescherte der DDR einen wirtschaftlichen Nutzen von etwa 3 Milliarden D-Mark. Nach seiner Rückkehr in die DDR arbeitete er am Aufbau der DDR-Kernkraftwerke mit. Der Top-Spion und Nuklear-Experte beschreibt vor dem Hintergrund dieser Erfahrungen u. a. seine Position in der aktuellen Debatte über die Energiewende.
An einigen Stellen des Buches geht Koppe mit der DDR hart ins Gericht. Er schreibt u.a.:
"Das Ende der 70-er, Anfang der 80-er Jahre in der DDR vieles schon nicht mehr so funktionierte, wie es sollte, bekam ich natürlich schnell mit. Bis zu meiner Enttarnung kannte ich die DDR nur von wenigen kurzen konspirativ organisierten Besuchen. Nun erlebte ich den Alltag. Das war in gewissem Maße ein Kulturschock. (...) Es herrschte kollektive Verantwortungslosigkeit."
Die Frage, ob sich seine Tätigkeit gelohnt hat, beantwortet Koppe wie folgt:
"Was heißt denn: >>Es hat sich gelohnt<<? Ich weiß nur, und das ist wahrscheinlich auch die Voraussetzung für jede Arbeit, dass das, was ich gemacht habe, richtig war und einer Gesellschaft diente, die ich gut fand und auch für notwendig hielt. Das hatte für mich einen durchaus persönlichen Bezug, weil ja meine Eltern in der DDR lebten. Die Menschen in diesem Teil Deutschlands hatten meiner Meinung nach eine Chance für die Schaffung einer humanistischen gesellschaftspolitischen Alternative zum Kapitalismus verdient."
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
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Re: Kerngeschäft. Das Leben des Atomspions Dr. Johannes Koppe

Beitragvon augenzeuge » 2. August 2019, 18:20

Das passt nicht:

Nach seiner Rückkehr? in die DDR arbeitete er am Aufbau der DDR-Kernkraftwerke mit.


Er kannte die DDR gar nicht:

Bis zu meiner Enttarnung kannte ich die DDR nur von wenigen kurzen konspirativ organisierten Besuchen.


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Re: Kerngeschäft. Das Leben des Atomspions Dr. Johannes Koppe

Beitragvon Merkur » 2. August 2019, 18:23

Er ging im Sommer 1952 von der DDR in die BRD, also ist er 1979 zurückgekehrt.
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
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Re: Kerngeschäft. Das Leben des Atomspions Dr. Johannes Koppe

Beitragvon augenzeuge » 2. August 2019, 18:24

Die Menschen in diesem Teil Deutschlands hatten meiner Meinung nach eine Chance für die Schaffung einer humanistischen gesellschaftspolitischen Alternative zum Kapitalismus verdient."


Und dieser schlaue Mensch glaubte tatsächlich, dass dies möglich wird? Er kannte doch DDR Bürger, sagten die ihm nicht, dass man davon Lichtjahre entfernt ist?
Die westdeutsche Gesellschaft war Ende der 70er Jahre so nah an einer humanistischen Gesellschaft, wie nie zuvor. Erkannte er das nicht?

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Re: Kerngeschäft. Das Leben des Atomspions Dr. Johannes Koppe

Beitragvon augenzeuge » 2. August 2019, 18:30

Merkur hat geschrieben:Er ging im Sommer 1952 von der DDR in die BRD, also ist er 1979 zurückgekehrt.


Ok, er ist weg, obwohl er die DDR nicht kannte? Mindestens durch seine Eltern muss er sie doch gekannt haben.... [denken]


„Ohne Atomstrom gehen in Hamburg im Winter die Lichter aus.“ Gebetsmühlenartig wiederholte Johannes Koppe in den 70er Jahren dieses Statement. Der Manager der Hamburgischen Electricitäts-Werke (HEW) war ein Hardliner, das ideale Feindbild aller Atomkraftgegner. Es war die perfekte Tarnung: Der Physiker war 26 Jahre der Spion Nummer eins der Stasi in der Hansestadt. Die MOPO am Sonntag traf den 80-jährigen Rentner in seiner Wohnung in einem Plattenbau in Berlin-Lichtenberg.

„Ich war Mitarbeiter des erfolgreichsten Nachrichtendienstes der Welt“, sagt Koppe stolz und kramt in der Original-DDR-Schrankwand. Ein Haufen Orden fällt klimpernd zu Boden. Darunter eine schlichte Medaille mit der Aufschrift „Verdienter Mitarbeiter der Staatssicherheit“. Den höchsten Stasi-Orden bekamen jährlich kaum ein Dutzend Leute.


Interessant: In der DDR konnte er nicht studieren. Die BRD ermöglichte es ihm. Und wie er es ihr dankte (bis Stiller in den Westen kam), kann man hier lesen:
Ein Beitrag von 2012:
https://www.mopo.de/hamburg/atom-expert ... te-7202300

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Re: Kerngeschäft. Das Leben des Atomspions Dr. Johannes Koppe

Beitragvon augenzeuge » 3. August 2019, 13:11

Hast du aus dem Buch etwas zu berichten, Merkur?

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Re: Kerngeschäft. Das Leben des Atomspions Dr. Johannes Koppe

Beitragvon Merkur » 3. August 2019, 13:15

augenzeuge hat geschrieben:Hast du aus dem Buch etwas zu berichten, Merkur?

AZ


Nein, ich fand es lediglich interessant zu lesen.
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
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Re: Kerngeschäft. Das Leben des Atomspions Dr. Johannes Koppe

Beitragvon augenzeuge » 3. August 2019, 13:18

Das ist es. Interessant ist auch, wie man den Spion nach dem Verrat von Stiller aus der sowj. Botschaft nach Ostberlin schaffte. Umgekehrt gabs sowas m.E. nicht, oder?

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Re: Kerngeschäft. Das Leben des Atomspions Dr. Johannes Koppe

Beitragvon Nostalgiker » 3. August 2019, 13:25

Vielleicht oder auch nicht ....
Wenn man die spärlich freigegeben Quellen der freiheitlichen Geheimdienste so liest war es für die angeheuerten Ostspione einfach Pech wenn sie verhaftet, gefoltert und anschließend erschossen wurden ....
rien ne va plus .....
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, dass man nichts zu verlieren hat. Janis Joplin

Psychologen haben herausgefunden, dass Menschen, die immer bei anderen auf die Rechtschreibfehler hinweisen, eine Persönlichkeitsstörung haben und unzufrieden mit ihrem Leben sind. Netzfund
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