Überwachtes Deutschland von Josef Foschepoth

Hier können Bücher vorgestellt und besprochen werden, die in den Bereich politische Systeme gehören.

Re: Überwachtes Deutschland von Josef Foschepoth

Beitragvon augenzeuge » 22. Juni 2019, 15:38

Merkur hat geschrieben:
augenzeuge hat geschrieben:Auch da tut man so, als ob das 1985 passiert ist. Das ist falsch.

AZ


Es spielt keine Rolle wann es passiert ist. Wichtig ist der Fakt, dass es passiert ist.


Seh ich anders. Ein System wie die BRD entwickelte sich. Und wenn man erkannte, dass gewisse Dinge nicht notwendig sind, hatte man die Kraft, diese abzustellen.

Daher ist es ein riesiger Unterschied, ob wir hier von 1960 oder 1985 reden.

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Re: Überwachtes Deutschland von Josef Foschepoth

Beitragvon Transitfahrer » 22. Juni 2019, 16:10

Danny_1000 hat geschrieben:Passt ganz gut hier zu Thema: Ein SPIEGEL - Artikel von 1990 (Den Relotius gab's damals ja noch nicht !):

Der Bundesnachrichtendienst (BND) hat in bisher ungeahntem Ausmaß Privatbriefe aus der DDR abgefangen, geöffnet und ausgewertet. Täglich mehr als 10 000 Briefe, so ein Postbeamter, seien allein in eine jetzt enttarnte BND-Villa im Hamburger Stadtteil Winterhude geliefert worden. Der dortige Schnüffel-Stützpunkt der "Stasi-West" (FDP-MdB Burkhard Hirsch) wurde vom Hamburger Postamt 3 zweimal täglich mit Briefen versorgt, die "aus dem Ostblock, vor allem aus der DDR" (ein BND-Mann) kamen.

https://m.spiegel.de/spiegel/print/d-13496979.html


Da haben also täglich mehr als 10000 Personen aus dem Ostblock, vor allem aus der DDR, Privatbriefe nach Hamburg oder Norddeutschland gesandt? Nie im Leben!
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Re: Überwachtes Deutschland von Josef Foschepoth

Beitragvon augenzeuge » 22. Juni 2019, 16:20

Also doch relotiusiert. Stimmt, die Zahl passt nicht.
Merkur könnte ja mal prüfen, wieviel Briefe die Abtg M am Tag filzte.....
AZ
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Re: Überwachtes Deutschland von Josef Foschepoth

Beitragvon Merkur » 22. Juni 2019, 16:30

augenzeuge hat geschrieben:Merkur könnte ja mal prüfen, wieviel Briefe die Abtg M am Tag filzte.....
AZ


Das ist für mich derzeit überhaupt nicht wichtig. Für relevant halte ich, dass auf beiden Seiten Post in nicht unwesentlicher Größenordnung kontrolliert worden ist. Kalter Krieg eben.
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
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Re: Überwachtes Deutschland von Josef Foschepoth

Beitragvon augenzeuge » 22. Juni 2019, 16:36

Interessant wäre schon zu erfahren, wie viele Leute wie viele Sendungen in welchem Zeitraum prüften. Ich habe da ein Buch "Offenes Geheimnis"... ich schau mal nach.

AZ
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Re: Überwachtes Deutschland von Josef Foschepoth

Beitragvon Merkur » 22. Juni 2019, 16:39

augenzeuge hat geschrieben:ich schau mal nach.
AZ


Das ändert nichts an der Tatsache, dass im Westen in erheblichem Maße die Post kontrolliert worden ist.
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
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Re: Überwachtes Deutschland von Josef Foschepoth

Beitragvon Transitfahrer » 22. Juni 2019, 16:58

Merkur hat geschrieben:
augenzeuge hat geschrieben:ich schau mal nach.
AZ


Das ändert nichts an der Tatsache, dass im Westen in erheblichem Maße die Post kontrolliert worden ist.



Das ist sicherlich auch richtig. Aber wurden auch Briefe in die DDR (Ostblock) kontrolliert? Die DDR ja in beide Richtungen kontrolliert.
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Re: Überwachtes Deutschland von Josef Foschepoth

Beitragvon HPA » 22. Juni 2019, 17:09

Nun, das Buch ist ja bereits 2012 erschienen. Und das eine oder ander konnte man dazu auch bereits lesen. so auch hier:

https://www.faz.net/frankfurter-allgeme ... 41714.html

Wenigstens in der Bundesrepublik „endete die gesetzlose und verfassungswidrige Zeit 1968“


In dem anderem deutschen Staat namens DDR endete diese gesetzlose und verfassungswidrige Zeit erst im Herbst 1989.
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Re: Überwachtes Deutschland von Josef Foschepoth

Beitragvon Danny_1000 » 22. Juni 2019, 19:14

Transitfahrer hat geschrieben:
Danny_1000 hat geschrieben:Passt ganz gut hier zu Thema: Ein SPIEGEL - Artikel von 1990 (Den Relotius gab's damals ja noch nicht !):

Der Bundesnachrichtendienst (BND) hat in bisher ungeahntem Ausmaß Privatbriefe aus der DDR abgefangen, geöffnet und ausgewertet. Täglich mehr als 10 000 Briefe, so ein Postbeamter, seien allein in eine jetzt enttarnte BND-Villa im Hamburger Stadtteil Winterhude geliefert worden. Der dortige Schnüffel-Stützpunkt der "Stasi-West" (FDP-MdB Burkhard Hirsch) wurde vom Hamburger Postamt 3 zweimal täglich mit Briefen versorgt, die "aus dem Ostblock, vor allem aus der DDR" (ein BND-Mann) kamen.

https://m.spiegel.de/spiegel/print/d-13496979.html


Da haben also täglich mehr als 10000 Personen aus dem Ostblock, vor allem aus der DDR, Privatbriefe nach Hamburg oder Norddeutschland gesandt? Nie im Leben!
Absolut unglaubwürdig.

Hamburg war damals eines von mehreren Briefverteilzentren, was z.B. heißen könnte: Die Briefe aus der DDR wurden ins Zentrum nach Hamburg geliefert und von dort verteilt. Für den BND recht praktisch !
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dafür einsetzen, dass du es sagen darfst !
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Re: Überwachtes Deutschland von Josef Foschepoth

Beitragvon andr.k » 22. Juni 2019, 21:17

augenzeuge hat geschrieben:Seh ich anders. Ein System wie die BRD entwickelte sich. Und wenn man erkannte, dass gewisse Dinge nicht notwendig sind, hatte man die Kraft, diese abzustellen.

Daher ist es ein riesiger Unterschied, ob wir hier von 1960 oder 1985 reden.

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Deine Sichtweise sei Dir unbenommen. Nur mit dem "Abzustellen" klappte es nicht wirklich.

Die Siebzigerjahre waren ein Jahrzehnt geheimdienstlicher Affären und deren Enthüllung durch die Medien. Erst aufgrund der Kenntnis bislang geheim gehaltener Akten der Bundesregierung wird deutlich, wie die Abhöraffären jener Jahre Stück für Stück ans Licht brachten, was durch das G 10-Gesetz von 1968 verschleiert werden sollte. Die der Sicherheit der alliierten Truppen, des Bestandes der Bundesrepublik und der Verhinderung eines Krieges dienenden Zwecke nachrichtendienstlicher Überwachung waren keineswegs Begrenzungs- oder Ausschließungsgründe, um Überwachungen des Post- und Fernmeldeverkehrs so gering wie möglich zu halten, sondern Generalklauseln, die den westdeutschen Geheimdiensten uneingeschränkte Überwachungsmöglichkeiten einräumten.

Weiter:

In einem Spiegel-Interview gab Kanzleramtschef Manfred Schüler Ende 1978 dies erstmals öffentlich zu. Auf die Frage, wie sich eine jährliche Kontrolle von 1,6 Millionen Briefen aus der DDR durch den BND verantworten ließe, obwohl es doch, wie vom Gesetz gefordert, keinerlei Anzeichen für eine Kriegsgefahr gäbe, antwortete der Staatssekretär: »Darum geht es hier nicht. Jeder Staat von der Größenordnung der Bundesrepublik Deutschland muss sich jederzeit Kenntnis darüber verschaffen, wie die Lage um ihn herum ist, und zwar rechtzeitig. Wir sind eine geteilte Nation und liegen an der Grenze zweier Blocksysteme.«

Quelle: Der Spiegel, Gefahr für das Gemeinwesen? Interview mit Kanzleramtschef Manfred Schüler

Der Kriegsfall als Ausnahmefall war also der Normalfall, auch in Zeiten der Entspannungspolitik. Auch wenn es keinerlei tatsächliche Anhaltspunkte für eine Bedrohung des Bestandes der Bundesrepublik oder eine kriegerische Bedrohung durch die DDR gab, war eine extensive individuelle und allgemeine nachrichtendienstliche Überwachung durch den Text des G 10-Gesetzes gedeckt. Die strategische Überwachung des Post- und Fernmeldeverkehrs gehörten zu den Aufgaben des BND.
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Re: Überwachtes Deutschland von Josef Foschepoth

Beitragvon andr.k » 22. Juni 2019, 21:27

Danny_1000 hat geschrieben:
Transitfahrer hat geschrieben:
Danny_1000 hat geschrieben:Passt ganz gut hier zu Thema: Ein SPIEGEL - Artikel von 1990 (Den Relotius gab's damals ja noch nicht !):

Der Bundesnachrichtendienst (BND) hat in bisher ungeahntem Ausmaß Privatbriefe aus der DDR abgefangen, geöffnet und ausgewertet. Täglich mehr als 10 000 Briefe, so ein Postbeamter, seien allein in eine jetzt enttarnte BND-Villa im Hamburger Stadtteil Winterhude geliefert worden. Der dortige Schnüffel-Stützpunkt der "Stasi-West" (FDP-MdB Burkhard Hirsch) wurde vom Hamburger Postamt 3 zweimal täglich mit Briefen versorgt, die "aus dem Ostblock, vor allem aus der DDR" (ein BND-Mann) kamen.

https://m.spiegel.de/spiegel/print/d-13496979.html


Da haben also täglich mehr als 10000 Personen aus dem Ostblock, vor allem aus der DDR, Privatbriefe nach Hamburg oder Norddeutschland gesandt? Nie im Leben!
Absolut unglaubwürdig.

Hamburg war damals eines von mehreren Briefverteilzentren, was z.B. heißen könnte: Die Briefe aus der DDR wurden ins Zentrum nach Hamburg geliefert und von dort verteilt. Für den BND recht praktisch !


Vom 1. März 1965 an galt folgende Regelung: Sämtliche aus der DDR eingehende Post wurde künftig über vier zentrale Aussonderungsstellen in Hamburg, Hannover, Bad Hersfeld und Hof, die von der Post- und Zollverwaltung gemeinsam betrieben wurden, überwacht und kontrolliert.

Auch die an anderer Stelle gemachten Erfahrungen zeigten, dass eine Zentralisierung und enge Zusammenarbeit von Post, Zoll und Justiz vor Ort zu einer erheblichen Steigerung der Erfolgsquote führte. So stieg in Frankfurt nach Einrichtung zentraler Aussonderungsstellen im Jahre 1960 die Menge der zurückgehaltenen DDR-Post sprunghaft auf 3,6 Millionen Sendungen an. Die Reorganisation führte nach verschiedenen Vorüberlegungen dazu, dass insgesamt nur vier »zentrale« Aussonderungsstellen in Grenznähe eingerichtet werden sollten und zwar bei den Postämtern Hamburg, Hannover, Bad Hersfeld und Hof. Die geplanten Maßnahmen wurden mit den zuständigen Ressorts abgestimmt, im Innenausschuss des Deutschen Bundestages erörtert und gebilligt.
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