Ein autobiografisches Romanprojekt.
Wenn das Schreiben einer Autobiografie, wie romanhaft auch immer, dazu dient, sich über das eigene Leben Klarheit zu verschaffen, dann ist die Aktivität für die DKP der erklärungsbedürftigste Abschnitt im Lebensweg der Autorin.
Hilla ist «dat Kenk von nem Prolete», wie es im heimisch-rheinischen Tonfall heisst. Tochter des Hilfsarbeiters Josef Palm, aufgewachsen in Dondorf am Rhein, in finanziell, geistig und emotional äusserst engen Verhältnissen. In den vergangenen Bänden konnte man verfolgen, wie sie sich durchbiss, dem prügelnden Vater und der neidischen Mutter den weiteren Schulbesuch abtrotzte, nach Köln zum Studieren ging und sich am Ende des dritten Bandes mit Hugo verlobte, einem Sohn aus wohlhabendem Hause: Finale und Happy End.
Aber da war ja noch was. Ein Fremdkörper in der Biografie einer Frau, die heute zum gehobenen Hamburger Bürgertum gehört, verheiratet mit Klaus von Dohnanyi, einst Bürgermeister von Hamburg.
1975 fährt sie mit einer Delegation auf Einladung des Kulturbundes der DDR nach Ostberlin und Dresden: ein weiteres Glanzstück des Buches. Hilla bekommt die heile Funktionärswelt vorgeführt – mit Reden aus vorgestanztem Blech, Solidaritäts-Besäufnissen und Lesungen gut gemeinter Parteilyrik, trifft aber auch auf Leute, die von Zensur, Druck, Verfolgung erzählen. Auch in der DDR haben nicht die Arbeiter das Sagen, begreift sie, sondern die dortigen Bonzen.
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AZ