Nikolai Sergejewitsch Leonow gewährt tiefen Einblick in die Funktionsweisen des KGB, von den 1960er Jahren an bis zu seinem offiziellen Ende nach 1991, und beschreibt seinen persönlichen Werdegang im Dienst. Aufgrund seiner guten Sprachkenntnisse lernte er in den 1960er Jahren Fidel Castro bei dessen Besuchen in der Sowjetunion kennen und wurde sein persönlicher Dolmetscher. Später nahm er an etlichen Operationen in Lateinamerika teil, unter anderem war er in Panama bei Staatschef Manuel Noriega zu Gast, als dieser von den USA gestürzt und in die Vereinigten Staaten gebracht wurde. Im KGB selbst stieg Leonow beständig auf und bekleidete lange und bis zum Ende des Dienstes das einflussreiche Amt des Chefs des Analyse- und Lagezentrums. Als solcher hatte er in den letzten Jahren des KGB privilegierten Einblick in dessen Vorhaben und Aktionen und berichtet davon mit dem Wissen des Insiders. Doch nicht nur geheimdienstliche Operationen präsentiert Leonow: Immer wieder betrachtet er kritisch das Handeln beziehungsweise Unterlassen der politisch Verantwortlichen in Moskau. Eindrucksvoll beschreibt er die Agonie der Niedergangsphase und wie die Verbündeten, so auch die DDR, politisch »verkauft« wurden.
Nikolai Sergejewitsch Leonow, geboren 1928, ist habilitierter Historiker und war Mitglied der Akademie der Naturwissenschaften. Sein erstes Arbeitsgebiet im Geheimdienst waren die Länder Lateinamerikas. Später befasste er sich mit dem Wirken von US-Spezialkräften gegen die Interessen der Sowjetunion, aber auch mit dem Einsatz eigener Spezialdienste. Er leitete viele Jahre das Analyse- und Lagezentrum des KGB, ehe er zum stellvertretenden Direktor der sowjetischen Aufklärung aufstieg.
Besonders interessant ist Leonows Sichtweise auf das Ende der DDR. Er war Ende 1989 in Karlshorst, um die Lage zu eruieren. Er schreibt:
"Nowikow (Leiter des Karlshorster KGB-Apparates) und ich teilten der Zentrale mit, dass es keine Chance auf den Verbleib der DDR als selbstständiger und souveräner Staat und als Mitglied des Warschauer Vertrages gibt, genau wie praktisch auch keine Chance mehr für eine sozialistische Gesellschaftsordnung in der DDR existiert. Nationalistische Gefühle haben das Land voll erfasst. Die politische Führung, die aus neuen Leuten besteht, kann die Lage nicht beherrschen. Wir empfahlen, und von jeglichen Illusionen zu verabschieden."