von pentium » 24. April 2025, 11:56
Die internationale Presseschau
Heute mit Kommentaren zum Druck auf US-Verteidigungsminister Hegseth und zu den EU-Strafen für die Konzerne Meta und Apple. Im Mittelpunkt stehen aber der US-Vorschlag zur Beendigung des russischen Angriffskrieges und die Ukraine-Gespräche in London.
Dazu schreibt die norwegische Zeitung VERDENS GANG: „Es gab vorsichtige Hoffnungen auf einen diplomatischen Durchbruch in London. Aber dann sagte Außenminister Rubio seine Reise nach London ab, und Vizepräsident Vance drohte mit einem Abbruch der Gespräche. Offenbar sind die USA bereit, Putin fast alles zu geben, was er sich wünscht, während die Ukraine auf große Gebiete verzichten muss. Was die USA vorschlagen, führt weder zu einem gerechten noch zu einem dauerhaften Frieden. Das Ergebnis könnte ein eingefrorener Kontlikt sein, bei dem Russland zu einem späteren Zeitpunkt wieder angreift“, konstatiert VERDENS GANG aus Oslo.
Die IRISH INDEPENDENT schreibt zum amerikanischen Vorschlag für einen Frieden zwischen Russland und der Ukraine: „US-Vizepräsident Vance sprach von einem, wie er es nannte, ‚sehr fairen Vorschlag‘, der ‚die territorialen Grenzen auf einem Niveau einfrieren würde, das in etwa dem heutigen Stand entspricht‘. Aber ‚der heutige Stand‘ ist das Ergebnis davon, dass Russland sich genommen hat, was ihm nicht gehört; und anstatt gezwungen zu werden, Rückgabe zu leisten, wird es belohnt. Das Weiße Haus hat nicht nur Verständnis für Moskaus Forderungen, es garantiert sie praktisch. Kaum jemand zweifelt daran, dass Russland, wenn es nicht kontrolliert wird, seine territorialen Ambitionen weiter ausbauen wird“, vermerkt der IRISH INDEPENENT aus Dublin.
Die finnische Zeitung ILTA-SANOMAT fragt: „Kann man der Ukraine wirklich empfehlen, die harten Friedensbedingungen der USA zu akzeptieren? Demnach würde die Annexion der Krim rechtlich anerkannt, und die meisten anderen besetzten Gebiete blieben in russischer Hand. Nun wird ein vollständiges Ende der US-Hilfen befürchtet. Eigentlich wünscht sich niemand einen Rückzug der USA aus den Verhandlungen. Für Kiew ist Washington nach wie vor der wichtigste Verbündete, und man hofft, dass die USA zu ihrer alten Rolle zurückfinden. Aus russischer Sicht übertreffen die USA unter Trump alle Hoffnungen, während die Europäer befürchten, von Washington mit dem gesamten Chaos allein gelassen zu werden“, erklärt ILTA-SANOMAT aus Helsinki.
Der österreichische STANDARD befindet: „Wladimir Putin dürfte dieser Tage aus dem Lachen gar nicht mehr herauskommen. Dass man so viel Spaß mit Donald Trump haben würde, dürften selbst die größten Optimisten hinter den Kreml-Mauern nicht auf dem Schirm gehabt haben. Wäre die Situation für die Ukraine nicht so tragisch, könnte man die jüngsten Vorschläge des US-Präsidenten zur Beendigung des Ukraine-Kriegs tatsächlich für grotesk halten, so offen schlägt Trump sich darin auf die Seite Putins. Vieles spricht dafür, dass Trump schon bald nicht nur aus den Verhandlungen aussteigt, sondern danach auch gleich die Unterstützung für die Ukraine als Ganzes einstellt. Das Land läge dann für Putin auf dem Serviertablett“, befürchtet der STANDARD aus Wien.
Die QATAR TRIBUNE aus Doha stellt fest: „Bei der Auseinandersetzung mit der zweiten Amtszeit von Präsident Donald Trump haben viele von uns den Fehler gemacht, anzunehmen — oder eher zu hoffen? – dass er die unverschämten Dinge, die er sagte, nicht wirklich meinte. Sobald er den Wahlkampfmodus verlassen hätte, würde er Amerikas Nachkriegsrolle als Führer und Stabilisator des internationalen Systems nicht wirklich aufgeben. Er würde die USA niemals von einem wohlwollenden in einen nachlässigen, geschweige denn einen böswilligen Akteur in der Welt verwandeln. Oder würde er doch? Ja, das würde er, und ja, als Präsident ist er in vollem Gange, all diese Dinge und noch mehr zu tun. Und so bricht die Weltordnung zusammen, zuerst allmählich, dann plötzlich. Die Pax Americana, die Welt, in der große und kleine Länder zumindest hoffen konnten, unter dem großmütigen Blick einer wohlwollenden Supermacht und eines Hegemons zu gedeihen: All das ist im Grunde verschwunden“, zeigt sich die QATAR TRIBUNE aus Doha resigniert.