(Flav. Josephus) Die Zerstörung des Jersualemer Tempels

(Flav. Josephus) Die Zerstörung des Jersualemer Tempels

Beitragvon pentium » 20. Oktober 2023, 15:51

Die Zerstörung [war] ein Zufall, genauer gesagt, ein Unfall: Ein römischer Soldat hatte eine brennende Fackel in den Tempel geworfen, erzeugte einen Brand, Titus hat versucht, den Brand zu löschen, vergeblich. Die Zerstörung des Tempels war beileibe nicht von den Römern beabsichtigt und verdankt sich nur der Wut eines Soldaten.
(Fl. Josephus, De bello Iudaico VI.4.252-266)

So weit also die Darstellung von Josephus.

Flavius Josephus berichtet auch, dass vor dem Angriff auf den Tempelberg eine Kommandeurssitzung stattgefunden habe, in der über das Schicksal des Tempels diskutiert wurde:

236 (3.) Am nächsten Tage befahl Titus einem Theile seiner Truppen an die Löscharbeiten zu gehen und zum Zwecke eines leichteren Aufmarsches der Legionen einen breiten Weg an den Thoren herzustellen. 237 Er selbst versammelte um sich den Stab, bestehend aus den sechs obersten Befehlshabern, nämlich dem Leiter aller Heerestheile, Tiberius Alexander, dem Legaten der fünften Legion, Sextus Cerealis, dem Legaten der zehnten Legion, Larcius Lepidus, dem Legaten der fünfzehnten Legion, Titus Phrygius, 238 und dem Lagerpräfecten der aus den zwei Alexandrinischen Legionen ausgewählten Truppen, Fronto Liternius, wozu noch der damalige Schatzmeister von Judäa, Markus Antonius Julianus, wie auch die anderen kaiserlichen Procuratoren und die Tribunen kamen. Den Gegenstand der Berathung bildete das Schicksal des eigentlichen Tempelgebäudes. Ein Theil der Versammelten hielt es für das beste, einfach nach dem Kriegsrechte vorzugehen, 239 da die Juden ihre Umsturzversuche solange nicht aufgeben würden, als noch der Tempel, dieser Vereinigungspunkt für die Juden der ganzen Welt, fortbestünde. 240 Andere wieder riethen zur Erhaltung des Tempels für den Fall, als die Juden ihn verlassen und nicht zu einem Waffenplatz machen würden: sollten sie dagegen auf ihm zur Vertheidigung Posto nehmen, möge man ihn niederbrennen; denn er sei dann nur eine Festung und kein Tempel mehr, und die Ruchlosigkeit wäre gewiss nicht auf Seite der Römer, sondern nur dort zu suchen, wo man die Gewalt gegen das Gotteshaus erzwungen habe. Dem gegenüber erklärte Titus: 241 „Ich meine, man sollte auch in dem Falle, als die Juden den Tempel zum Bollwerk machen, dem todten Material nicht die Bosheit der Menschen entgelten lassen und nie und nimmer ein so wundervolles Bauwerk den Flammen preisgeben. Den Schaden haben schließlich nur die Römer, die sich umgekehrt in diesem Tempel ein Juwel für ihre Kaiserkrone retten.“ 242 Diese Erklärung war dem Fronto, Alexander und Cerealis, die sich früher nicht recht zu äußern gewagt hatten, wie aus der Seele gesprochen. 243 Damit hob nun Titus die Sitzung auf und gab den Commandanten [458] die Weisung, ihre Truppen einmal gründlich ausrasten zu lassen, um sie dann desto kräftiger in den Kampf werfen zu können, während unterdessen eine Anzahl auserlesener Cohortensoldaten durch die Trümmer einen Zugang schaffen und das Feuer dämpfen musste.​

Juedischer Krieg/Buch VI 4-10 – Wikisource

Ich bin noch in der Wiki auf nachfolgende Aussage gestoßen:

Dass Titus den Tempel habe schonen wollen, zieht sich als Leitmotiv durch das gesamte Werk, während alle anderen antiken Quellen den Schluss nahelegen, dass Titus den Tempel zerstören ließ.[98] Um Titus von der Verantwortung für den Tempelbrand zu entlasten, nahm Josephus in Kauf, die Legionäre beim Vordringen aufs Tempelgelände als undiszipliniert darzustellen. Das wiederum stellte Titus und seinen Kommandeuren kein gutes Zeugnis aus.[99] Die Mehrheit der heutigen Historiker hält wie bereits Jacob Bernays und Theodor Mommsen die Darstellung des Josephus für unplausibel und gibt der Version des Tacitus, die durch Sulpicius Severus überliefert ist, den Vorzug. Dass dies die offizielle Version war, zeigt auch eine beim Triumphzug mitgeführte Schautafel mit Darstellung des Tempelbrands.[100]

Flavius Josephus – Wikipedia
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
Anton Günther

Freundeskreis Schloss Hubertusburg e. V.
http://www.freundeskreis-hubertusburg.de
Benutzeravatar
pentium
 
Beiträge: 45569
Bilder: 133
Registriert: 9. Juli 2012, 16:12
Wohnort: Sachsen/Erzgebirge

Zurück zu Judentum-Israel-Naher Osten

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast