Sturmgewehr 44

Sturmgewehr 44

Beitragvon pentium » 29. Januar 2017, 20:08

Das Sturmgewehr 44 ist eine automatische Waffe, die bei der Wehrmacht im Jahr 1943 eingeführt wurde. Obwohl es ursprünglich als Maschinenpistole bezeichnet wurde, begründete das Sturmgewehr 44 die Waffenkategorie der Sturmgewehre.

Allgemein

Die vom Heereswaffenamt (HWA) in Auftrag gegebene Entwicklung einer neuen Infanteriewaffe begann mit der Entwicklung einer Patrone mit reduzierter Leistung, die bis 1000 Meter wirksam sein sollte. Das HWA richtete seine Aufmerksamkeit auf die Magdeburger Patronenfabrik Polte. Diese hatte 1938 eine Patrone im Kaliber 7,92 × 30 mm entworfen, deren 3,7 Gramm schweres Geschoss eine hohe Mündungsgeschwindigkeit erreichte. Infolge des Vertrages zwischen Polte und der Heeresführung wurden zahlreiche Versuche mit kurzen 7,92-mm-Patronen durchgeführt, die 1941 in der Entwicklung einer Patrone im Kaliber 7,92 × 33 mm mit einem 8,2 g schweren Geschoss und einer Mündungsgeschwindigkeit von 694 m/s endeten.

Die ursprünglichen, schon seit 1923 bestehenden Anforderungen an eine Waffe für derartige Mittelpatronen wurden nach Forschungen von 1935 bis 1937 überarbeitet. So entstand 1938 das Konzept für eine leichte automatische Waffe, die den Karabiner, die Maschinenpistole, sowie teilweise das MG ersetzen sollte.

Geschichte

Wenn auch Selbstladegewehre in anderen Armeen früher eingeführt wurden, so darf beim Sturmgewehr 44 mit Fug und Recht vom ersten Vertreter einer Waffengeneration geschrieben werden, die heute in allen Armeen der Welt zur Standardbewaffnung des Soldaten zählt.

In Bezug auf Handfeuerwaffen wurde der Erste Weltkrieg mit Repetiergewehren und Maschinengewehren ausgetragen, erst gegen dessen Ende tauchten die ersten Maschinenpistolen auf. Das Gewehr war ein manueller Repetierer mit somit beschränkter Feuergeschwindigkeit, wobei er die gleiche starke Patrone wie das Maschinengewehr verschoss; eine Patrone, die im Gewehr eigentlich gar nicht ausgenützt wurde. Mit der Maschinenpistole erhielt man eine Waffe mit hoher Feuergeschwindigkeit, die jedoch durch die schwache Pistolenpatrone nur eine geringe Einsatzweite hatte.

Bereits während des Ersten Weltkrieges tauchten Ideen für neue Patronen und automatische Gewehre auf, stießen jedoch bei den konservativen Militärs auf Ablehnung.

Als der Zweite Weltkrieg begann, war die Situation in Deutschland deshalb weitgehend dieselbe. Zwar hatte man das Gewehr etwas gekürzt (98k), ein vielseitigeres Maschinengewehr (MG 34) eingeführt und die Maschinenpistole modernisiert (MP 38); dem gewöhnlichen Soldaten verblieb jedoch weiterhin ein Repetiergewehr.

Die USA waren mit der Einführung des Selbstladegewehrs M-1 Garand einen großen Schritt weitergegangen!

Kurz vor Kriegsausbruch wurde die Entwicklung eines neuen, vielseitigen Infanteriegewehres mit der Bezeichnung „Maschinenkarabiner“ ausgeschrieben. Die anzustrebende Waffe hatte von einfacher und zuverlässiger Konstruktion zu sein, kürzer und keinesfalls schwerer als der 98k, im Dauerfeuer kontrollierbar und über eine Einsatzschussweite bis 800 m anwendbar.

Da zu diesem Zwecke offensichtlich eine neue Patrone geschaffen werden mußte, erhielt die Firma Polte in Magdeburg den Auftrag, aus der bestehenden Patrone (7,92 x 57 mm) heraus das Gewünschte zu entwickeln. Das Ergebnis war die Patrone 7,92 x 33 (Pistolenpatrone 43 oder Kurzpatrone 43), die erheblich kürzer ist, aber viele Maße (Kaliber, Hülsendurchmesser usw.) der alten Patrone aufweist. Somit konnten zum großen Teil die gleichen Maschinen und Werkzeuge weiterverwendet werden. Ein logistisches Meisterstück!

(Man spricht bei solcher Munition meist von Mittelpatronen, dies vor allem in Bezug auf ihre Leistungen, die zwischen derjenigen einer Pistolen- und der einer konventionellen Gewehrpatrone liegen, für die infanteristische Einsatzdistanz aber absolut genügen.)

Gleichzeitig erging an die Firma Haenel der Auftrag, bis zum Juli 1942 50 Prototypen eines solchen Maschinenkarabiners zu entwickeln und zu liefern. Entwicklungsleiter wurde Hugo Schmeisser, der Vater der MP 18 des Ersten Weltkrieges. Die Arbeit erfolgte unter Mitwirkung einer Spezialfirma zur rationellen Fertigung von Stanzteilen. Die ersten Prototypen waren Ende 1941 fertig, und die geforderte Stückzahl konnte termingemäß geliefert werden.

Um 1940 begann sich die Waffenfabrik Walther ebenfalls für dieses Projekt zu interessieren und entwickelte, basierend auf früheren Versuchen, eine eigene Waffe. 1941 erhielt auch Walther den offiziellen Auftrag, bis August 1942 200 Prototypen abzuliefern, was jedoch stückzahlenmäßig nicht ganz erfüllt werden konnte.

Um weitere Erfahrungen sammeln zu können, erging an beide Firmen der Auftrag, verbesserte Modelle in einer Vorserie zu fertigen. Ungefähr 10.000 MKb 42 (H) = Maschinenkarabiner 1942 von Haenel und maximal 4.000 (?) MKb 42 (W) von Walther wurden hergestellt.

Über eine definitive Einführung hatte Hitler zu entscheiden… und er befahl zweimal, das Projekt zu stoppen!

Da die Truppenversuche jedoch ein positives Echo erbracht hatten, beschloss man, trotzdem weiterzumachen, änderte aber zu Deckzwecken die Bezeichnung des nun definitiven Modells in MP 43 – obschon dies offensichtlich eine falsche Terminologie war. Die Waffe von Haenel hatt sich durchgesetzt, doch gewisse Elemente der Waltherentwicklung, wie beispielsweise das Abzugssystem, wurden in die MP 43 übernommen.

Erst als hohe Militärs auf Aufforderung von Hitler den Wunsch nach dieser Waffe vortrugen, änderte der Gröfaz (Größte Führer aller Zeiten) seine Meinung; ab August 1943 konnte die Produktion wieder voll laufen.

Anfangs 1944 wurde die Waffe in MP 44 umbenannt und erhielt Ende 1944 aus Propagandagründen die berühmte Bezeichnung „Sturmgewehr“ (StG) 44.

Das Sturmgewehr 44 ist ein Gasdrucklader mit nach unten verriegelndem Kippverschluss, d. h. der Verschlusskopf stützt sich gegen einen Einsatz im Verschlussgehäuse ab. Beim Zurückgehen des Verschlussoberteiles, der mit dem Gasgestänge eine Einheit bildet, hebt dieser den Unterteil aus der Verriegelung. Der Großteil der Waffe besteht, auch klar äußerlich erkennbar, aus Blechstanzteilen, die zur Verstärkung viele Rippen aufweisen. Das Abzugssystem ist mit einem Bolzen abklappbar mit dem Gehäuse verbunden. Der teilweise Holzschaft, in welchen die kräftige Verschlussfeder hineinragt, wird von hinten aufgeschoben und mit einem Querbolzen gesichert. Der Lauf ist in einem eingeschweißten Stahlstück des Verschlussgehäuses eingeschraubt. Das Mantelrohr besteht aus einem einfachen Stanzteil. Das Magazin wird von unten eingesteckt.

Das Sturmgewehr durchlief, wie bereits oben erwähnt, verschiedene Entwicklungsstufen und erhielt verschiedene Bezeichnungen. Die wichtigsten seien hier kurz aufgeführt:

MKb 42 (H): Vorserienmodell von Haenel

MKb 42 (W): Vorserienmodell von Walther

MP 43: Serienwaffe

MP 43/I: Serienwaffe mit anderer Mündung

MP 44: andere Bezeichung für MP 43

StG 44: andere Bezeichnung für MP 43

Eine Anzahl Waffen wurde zudem mit einer Zielfernrohrschiene gefertigt.

Auch für das StG 44 wurde eine Vielzahl von Zubehör angeboten; hier die interessantesten:

● Granatwerfer (2 Typen)

● Zielfernrohr (ZF 4)

● Infrarotzielgerät (ZG 1229; Vampir)

● krummer Lauf (J und P) mit 30° / 90° Ablenkung!

An der Herstellung waren viele Firmen beteiligt, denn die Fertigung der Einzelteile erfolgte bei spezialisierten Unternehmen. Der Zusammenbau geschah dann vor allem bei Haenel, Erma und Mauser.

Das StG 44 beeinflusste die Nachkriegsentwicklung nachhaltig. Alle modernen Armeen der Welt haben seitdem Sturmgewehre eingeführt; man betrachte nur einmal den AK 47 Kalaschnikow, dessen äußere Verwandtschaft mit dem StG 44 offensichtlich ist.

Daten Sturmgewehr 44:

Kaliber: 7,92 x 33 mm
System: Gasdrucklader, Kippverriegelung
V0: 650 m/s
E0: 173 mkg / 1600 Joule
Kadenz: 500 Sch./min.
Lauflänge: 420 mm
Länge: 940 mm
Gewicht: 5,1 kg
Magazinkapazität: 30 Schuss

Quelle:
https://cernunninsel.wordpress.com/2013 ... gewehr-44/
https://de.wikipedia.org/wiki/Sturmgewehr_44

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Re: Sturmgewehr 44

Beitragvon pentium » 29. Januar 2017, 20:13

Sturmgewehr 44

Fortsetzung

Einsatz

Im September 1943 verlief die erste großangelegte Truppenerprobung der MP 43 an der Ostfront bei der 93. Infanterie-Division.[3] Die Waffe erwies sich als adäquater Ersatz für Maschinenpistolen und Repetiergewehre und machte Unterstützung durch Maschinengewehrfeuer weniger notwendig. Einzelfeuer wurde auf Entfernungen bis 400 m geschossen, beim Übergang in den Nahkampf schaltete der Schütze einfach auf Dauerfeuer. Die MP 43 war zuverlässig, leicht zu zerlegen und präzise. Der Rückstoßimpuls war, verglichen mit dem Karabiner 98k, nicht einmal halb so stark. Der Munitionsvorrat von 150 Patronen wog nur 2,5 kg statt 3,9 kg. Das Gewicht der Waffe lag zusammen mit sechs geladenen Magazinen höher als das des Karabiners 98k, jedoch übertrafen die Vorteile bei weitem die Nachteile. Schließlich ließ sich Hitler durch Bitten von Frontsoldaten, unterstützt durch Speer und das HWA, umstimmen und erlaubte die Produktion der MP 43 zur Einführung in die Heeresbewaffnung.

Diese Entscheidung beschleunigte die weitere Entwicklung der Waffe. So entstanden Modifikation wie die MP 43/1, welche eine Halterung an der rechten Seite besaß, auf die ein Zielfernrohr ZF-4 mit vierfacher Vergrößerung montiert werden konnte. Ferner war die Anbringung des Infrarot-Nachtvisiers ZG.1229 („Vampir“) möglich. Diese sollen 1945 beim Kampf um Berlin eingesetzt worden sein. Es gab zwei Schießbecher-Varianten; bei der MP 43 wurde er aufgesteckt, bei der MP 43/1 aufgeschraubt.

Im April 1944 wurde die Bezeichnung in MP 44 geändert, ohne dass technische Änderungen an der Waffe vorgenommen wurden. Noch im selben Jahr wurde der Name nochmals geändert. Die neue und diesmal endgültige Bezeichnung lautete „Sturmgewehr 44“ (StG 44). Von wem genau der Name stammt – ob von Hitler oder General Erich Jaschke – ist nicht eindeutig geklärt. Obwohl ursprünglich reine Propaganda, beschrieb die Bezeichnung „Sturmgewehr“ die taktische Einsatznische weitaus präziser als „Maschinenpistole“, und so wurde der Name nach dem Krieg zum Überbegriff der gesamten Waffengattung.

Kriegsende


Insgesamt wurden bis zum Kriegsende etwa 424.000 Exemplare der Waffe hergestellt. Das StG 44 war auch nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges im Einsatz; so wurde es bei der Volkspolizei der DDR und jugoslawischen Fallschirmtruppen eingeführt. Entgegen dem weit verbreiteten Irrglauben ist das Sturmgewehr 44 nicht mit der sowjetischen Kalaschnikow verwandt; es diente den Entwicklern in der damaligen Sowjetunion jedoch als Anstoß und Vorbild, eine vergleichbare Waffe zu entwickeln. Auch das Konzept der Mittelpatrone wurde in vielen Ländern aufgenommen und weiterverfolgt.

Im August 1945 wurden 50 Sturmgewehre 44 aus vorhandenen Montageteilen zusammengebaut und der Roten Armee zur technischen Auswertung in der Sowjetunion übergeben, gleichzeitig mit 10.785 Blatt technischer Zeichnungen zur Fertigung von Militärwaffen. Im Oktober 1945 wurde Hugo Schmeisser zur Arbeit in einer „Technischen Kommission“ der Roten Armee zwangsverpflichtet. Diese Kommissionen hatten die Aufgabe, den neuesten Stand der deutschen Waffentechnik festzustellen, um die Ergebnisse in eigene sowjetische Entwicklungen einfließen zu lassen.

Bis heute ist die Waffe noch in einigen Drittweltländern sowie dem Libanon im Einsatz, auch wird die Munition Kaliber 7,92 × 33 mm Kurz weiterhin von der Fabrik Prvi Partizan in Užice (Serbien) hergestellt.[4][5]

Museale und mediale Rezeption

Im Heeresgeschichtlichen Museum in Wien ist im Saal „Republik und Diktatur“ ein Sturmgewehr 44 im Kontext der Schlacht um Wien ausgestellt.[6]

In der Waffensammlung des Heimatmuseums „Trillarium“ in Cleebronn wird unter anderem auch ein Sturmgewehr 44 gezeigt. Ebenfalls kann man jeweils eines in der Waffensammlung im Panzermuseum Munster sowie im Auto- und Technikmuseum Sinsheim finden. Ferner wird ein Exemplar im Deutsch-Russischen Museum in Berlin-Karlshorst ausgestellt.

In der Schweiz sind neben diversen Waffen der Weltkriege auch Sturmgewehre 44 im Schweizerischen Militärmuseum Full-Reuenthal Teil der Ausstellung.

Zwei Sturmgewehre 44 werden im Militärhistorischen Museum der Bundeswehr in Dresden gezeigt. Auch in der Wehrtechnischen Studiensammlung der Bundeswehr in Koblenz finden sich einige Exemplare des Sturmgewehrs 44.

Ein Exemplar eines Sturmgewehres 44 befindet sich im Altenburger Schloss in Ostthüringen.

In Riga zeigt das Lettische Okkupationsmuseum ebenfalls ein StG44, das von den Waldbrüdern verwendet wurde.

Quelle: Wiki

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