Lasst uns über Polizei-Populismus & Seehofers geistige Brandstiftung redenNein, wir werden hier nicht über den Inhalt der taz-Kolumne sprechen (das hat der Kollege in unserem Podcast schon gemacht), sondern über Horst Seehofer.
Den Bundesinnenminister also, der sich „bis zur letzten Patrone!“ gegen Zuwanderung in die deutschen Sozialsysteme wehren wollte und 69 Abschiebungen nach Afghanistan als Geburtstagsgeschenk zu seinem Neunundsechzigsten feierte.Ausgerechnet einer der Väter des Populismus also, der „Die Migrationsfrage“ als „Mutter aller politischen Probleme in diesem Land“ bezeichnet hatte, bittet nun Journalist*innen zum Rapport, weil er sich über ihre „entwürdigende und menschenverachtende Sprache“ echauffiert (Quelle).
HANAU, HALLE, HORSTBei der Bundespressekonferenz (LINK) am 21. Februar 2020 fand Horst Seehofer noch deutliche Worte.
„Die Tat in Hanau ist eindeutig ein rassistisch motivierter Terroranschlag“, so Seehofer. Es sei nach dem Mord am Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke und dem Anschlag auf eine Synagoge in Halle der „dritte rechtsterroristische Anschlag in wenigen Monaten“.
Vier Monate und eine doch nicht durch Horst Seehofer persönlich gegen die taz erstattete Strafanzeige später hat der Autor und Journalist Mohamed Amjahid am Mittwoch das Protokoll der letzten Sitzung des Innenausschusses getwittert.
Tweets im LinkNachdem sich AfD und Union demnach in schärfster Verurteilung des taz-Artikels zu überbieten versuchen und Horst Seehofer von „Uns (sic!) Vernunftgeleiteten“ spricht, konstruiert dieser einen derart absurden Zusammenhang, der nicht nur an seiner Vernunft massive Zweifel aufkommen lässtEine „Satire“ der taz dient Seehofer also als Beispiel für jene Art geistiger Brandstiftung, die einen rassistischen Fanatiker dazu „ermuntern“ könnte, neun Menschen mit sogenanntem „Migrationshintergrund“ zu ermorden und sechs weitere zu verletzen.https://www.volksverpetzer.de/kommentar ... inalitaet/Natürlich kann man über den wenig " geschmackvollen " Artikel der taz streiten; aber deswegen zu glauben er könne die Pressefreiheit aushöhlen, muss schon im Ansatz unterbunden werden. Ein seriöser Innenminister hätte einen derartigen Schnellschuss auch nicht getätigt.
Interessant und lesenswert finde ich auch den nachstehenden Beitrag aus dem gleichen Link über:COPS UND WASSERPFEIFENDer Täter von Hanau mordete in und vor zwei Shisha-Bars und auf der Fahrt zwischen beiden Orten. Migrantische Mitmenschen in Shisha-Bars waren somit das erklärte Ziel des Rechtsterroristen – ein Ziel, das wohl kaum die taz markiert hat, sondern eher die Polizei und einige Innenminister der Länder mit einer öffentlichkeitswirksamen Kriminalisierung von Shisha-Bars.
Das politisch offenbar gewünschte Bild von Shisha-Bars als Hotspots sogenannter „Clankriminalität“ wird leider von weiten Teilen der Presse bedient – in einer wahren Flut reißerischer Artikel, die sich zumeist ausschließlich auf die jeweiligen Pressemitteilungen der Polizei stützen. Ein Armutszeugnis!
In Nordrhein-Westfalen lässt sich Innenminister Herbert Reul (CDU) als „Clan-Jäger“ feiern. Bei einer Neonazi-Demo im September 2018 in Dortmund wurden antisemitische Parolen gerufen und Pyrotechnik gezündet. Es waren aber wohl zu wenige Beamte vor Ort, um einzuschreiten – rund 100 Kollegen waren gerade damit beschäftigt, in einem anderen Stadtteil Shisha-Bars zu kontrollieren. Reul trat dabei öffentlichkeitswirksam selbst in Erscheinung, „Der Westen“ hatte darüber berichtet. (Quelle)
Im Landtag von NRW nannten CDU und FDP Zahlen zur „Bekämpfung von Clankriminalität“: Demnach waren innerhalb von etwa eineinhalb Jahren 1.100 Razzien in Shisha-Bars durchgeführt worden. (Quelle)
Das Ergebnis einer kurzen Google-Recherche: Solche Razzien in Shisha-Bars gibt es in allen Bundesländern, stets in Begleitung von Zollbeamten. Aber der Zoll sucht nicht nach „Clankriminellen“. Sondern nach Tabak.Weiter im Link.