AfD jetzt pseudoseriös
Sie ist nur noch die kleinste der fünf Fraktionen im neuen Landtag. Tonangebende AfD-KrawallmacherInnen wie Heinrich Fiechtner und Christina Baum sind nicht mehr dabei. Jetzt will sich die Rechtsaußen-Opposition professionalisieren. Das klingt wie eine Drohung.
Bernhard Eisenhut sitzt im Plenarsaal – coronabedingt – in der letzten Reihe. Er ist Zahntechniker, verfügt über ein Bodenseeschifferpatent, war Immobilienmakler, hat Erfahrung gesammelt in Afrika, Israel und im Libanon als Aufkäufer oder Vermittler für Rohdiamanten und Waschgold, betreibt ein Schmuckgeschäft. Sein Internet-Auftritt ist zweisprachig. Бернхард Айзенхут kommuniziert auf Russisch und auf Deutsch. Er könnte gut ein weltgewandter, interessanter Gesprächspartner werden in der eben begonnenen 17.Legislaturperiode des baden-württembergischen Landtags, wäre da nicht dieser Satz, der Rechtsnationalisten bis Rechtsradikale verbindet in vielen europäischen Parlamenten. Er springt auf Eisenhuts Homepage sogleich ins Auge: "Holen wir uns unser Land zurück!"
Das verlangte in Österreich H.C. Strache, lange Zeit die Nummer eins der rechtsradikalen FPÖ, der ein Ibiza-Video lang seine undemokratischen Machtphantasien für immer dokumentierte. Das verlangen in Italien Matteo Salvini oder in Frankreich Marine Le Pen. Sie alle geben damit zu Protokoll, dass sie noch ganz andere Träume träumen als nur die von schönen Wahlergebnissen. Eisenhut, der im Singener Wahlkreis seines Vorgängers Wolfgang Gedeon überdurchschnittliche 11,3 Prozent einfuhr, verbindet damit die Idee, das Wahljahr 2021 als "unsere letzte Gelegenheit" zu nutzen. "Sind wir wachsam genug, um diesen Niedergang mit staatsdienlicher Pflicht zu hinterfragen und auch zu korrigieren?", will er wissen und hat einen Appell parat: "Legen wir diesen Staat wieder an die Leine!"
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