Zwangsarbeit bei Bahlsen: Scharfe Kritik an Erbin
Die Erbin des Gebäck-Unternehmens Bahlsen, Verena Bahlsen, hat mit Äußerungen zur Situation von Zwangarbeitern, die während des Zweiten Weltkrieges für Bahlsen arbeiten mussten, eine heftige Kontroverse ausgelöst. Die 26-Jährige hatte behauptet, dass Zwangsarbeiter in dem hannoverschen Unternehmen gut behandelt und genauso wie die deutschen Mitarbeiter bezahlt worden seien. Bahlsen galt im Zweiten Weltkrieg als "kriegswichtiger Betrieb" und produzierte im Bahlsen-Werk im hannoverschen Stadtteil List unter anderem Notverpflegungen für deutsche Soldaten. Die Zwangsarbeiter, vorwiegend Frauen aus dem besetzten Polen und der Ukraine, waren in einem Barackenlager untergebracht.
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Auch der Historiker Michael Wolffsohn, der von 1981 bis 2012 an der Universität der Bundeswehr in München lehrte, kritisiert die Aussagen von Verena Bahlsen. Er bezeichnete diese als "Stammtisch-Schnoddrigkeit", die "geschichts- und geschäftsmoralisch unerträglich" und "eines bundesdeutschen Unternehmens unwürdig" sei. Der in Hildesheim geborene amerikanische Literaturwissenschaftler Guy Stern riet dem Gebäck-Hersteller, überlebende Zeitzeugen zu Wort kommen zu lassen, die als Zwangsarbeiter bei Bahlsen gearbeitet hatten. Stern: "Die kamen zumeist aus Polen, die haben kein Loblied zu singen." Selbst wenn Zwangsarbeiter nicht unbedingt wie Sklaven gehalten oder nicht oft geschlagen wurden, ist sich der US-Wissenschaftler sicher: "Es ist eine Vergewaltigung eines Menschen."
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