Alle Jahre wieder: Brauner „ Trauermarsch“ in Demmin

Alle Jahre wieder: Brauner „ Trauermarsch“ in Demmin

Beitragvon Interessierter » 11. Mai 2019, 09:37

Erneut rief der NPD-Landesverband Mecklenburg-Vorpommern zu seinem alljährlichen Trauermarsch in Demmin auf. Mit Konfettikanonen und Musik wurde der rechte Marsch von feiernden Gegendemonstranten entlang der Route empfangen.

An dem diesjährigen Pflichttermin der Neonazis in Demmin in Mecklenburg-Vorpommern nahmen rund 200 NPD-Anhänger teil. Damit ist die Teilnehmerzahl seit Jahren stabil. Jährlich instrumentalisieren die Neonazis den selbst gewählten Freitod zahlreicher Demminer Bürger. Als 1945 die Rote Armee vor den Toren Demmins standen, wählten mehrere Hundert Einwohner mit einem Sprung in die Peene den Freitod. Anlässlich dieses Ereignisses veranstaltet die NPD seit Jahren einen Trauermarsch mit Trauerstunde und anschließender Kranzniederlegung.

https://www.bnr.de/artikel/aktuelle-mel ... -in-demmin
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Re: Alle Jahre wieder: Brauner „ Trauermarsch“ in Demmin

Beitragvon Volker Zottmann » 11. Mai 2019, 09:46

Wikipedia sagt Folgendes:

Als die Rote Armee auf Demmin vorrückte, war die Stadt – abgesehen von den Einwohnern – voll mit Flüchtlingen aus Hinterpommern, Ost- und Westpreußen belegt. Nachdem die als Lazarett dienende Rote Schule von der Wehrmacht geräumt worden war, verließen Soldaten, Polizisten und Parteispitzen fluchtartig die Stadt. Als Nachhut sprengten Pioniere der Wehrmacht unter Aufsicht der SS die Kahldenbrücke und die Meyenkrebsbrücke über die Peene hinter sich. Damit war der Fluchtweg nach Westen abgeschnitten. Von Osten und Südosten her rückte die 65. Armee Batows[1] der 2. Weißrussischen Front nach Demmin vor. Die 30. Panzerbrigade erreichte am Vormittag des 30. April über Vorwerk die Tollensebrücke am südlichen Stadtrand von Demmin, die offenbar erst am Morgen gesprengt worden war. Aus dem Stadtgebiet wurden sie von drei deutschen Panzern und einer Flakstellung beschossen. Es kam zu einem etwa einstündigen Schusswechsel. Die beiden Eisenbahnbrücken der Berliner Nordbahn über Peene und Tollense und die kleine Brücke der Demminer Bahnen über die Tollense wurden ebenfalls erst bei Annäherung der Roten Armee an die Stadt durch eine Nachhut der Wehrmacht gesprengt. Die russischen Panzer kamen daher zunächst nicht über die Tollense. Jedoch gelang ihren begleitenden Infanteristen bald die Überquerung des Flusses und der Vormarsch in die Stadt. Parallel dazu stieß nördlich der Tollense die 38. Panzerbrigade nach Demmin vor und erreichte die Stadt gegen 11:00 Uhr. Bei geringem Widerstand drang die Brigade zusammen mit zwei Infanterieregimentern gegen Mittag in die Stadt ein. Am Luisentor kam es zu einem kurzen Schusswechsel mit einer Gruppe von 15 bis 20 Hitlerjungen. Gegen 15:00 Uhr erreichte die 38. Panzerbrigade die gesprengte Meyenkrebsbrücke. Am Nachmittag gelang es der 30. Panzerbrigade, über eine Behelfsbrücke die Tollense zu überqueren. Gegen 17:00 Uhr war Demmin von der Roten Armee eingenommen.[2][3] 21 Demminer töteten sich noch an diesem Tage. Andere hofften zunächst noch, davonzukommen. Die ersten Rotarmisten nahmen den Einwohnern Demmins Uhren und andere Wertgegenstände ab.[4]

„Weil die sowjetischen Einheiten nicht wie geplant weiterziehen konnten, waren sie am Vorabend des 1. Mai immer noch in Demmin – und nun in gefährlich wütender Feierlaune. ‚Hunderte von Soldaten schwärmten aus auf der Suche nach Uhren, nach Schmuck, nach Schnaps, nach Frauen, nach Spaß und Lust und Gewalt‘, schreibt Huber. Häuser wurden angesteckt, bald brannten große Teile der Altstadt, und die Schreie von vergewaltigten Frauen drangen durch die Nacht. Am 2. Mai erreichte die Selbstmordwelle ihren Gipfel.“

– Sybille Marx: Evangelische Zeitung[5]

Die genaue Anzahl der Selbsttötungen und mit in den Tod genommenen Kinder ist nicht bekannt. Ein im November 1945 vom Landrat des Kreises Demmin herausgegebener Tätigkeitsbericht nannte eine Zahl von 700 durch Selbstmord zu Tode gekommener Einwohner. Zeitzeugen nannten in späteren Schätzungen, die einzig auf Eindrücken und Hörensagen beruhten, immer neue und teilweise deutlich höhere Zahlen. Der Zeitzeuge, der spätere Pfarrer Norbert Buske, der 1995 einige dieser Berichte in seinem Buch Das Kriegsende in Demmin 1945 sammelte, geht von mindestens 1000 Selbsttötungen aus. Auch die Dauerausstellung in der Stadtkirche St. Bartholomaei nennt diese Größenordnung: „Die Zahl der Toten addiert sich auf weit über eintausend“[6] „Das Demminer Regionalmuseum kam schließlich 2013 auf Basis der damaligen Sterbebücher und Aufzeichnungen des Demminer Friedhofs zu einer vorsichtigen Schätzung von 500 gesicherten Todesfällen im Zuge des Massensuizids in Demmin und verwies auf eine erhebliche Dunkelziffer.“[7]



Gruß Volker
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Re: Alle Jahre wieder: Brauner „ Trauermarsch“ in Demmin

Beitragvon Grenzwolf62 » 11. Mai 2019, 13:10

Da kann man schon mal mit Konfetti-Kanonen etwas lustig feiern.
Alles wird, vielleicht, gut.
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Re: Alle Jahre wieder: Brauner „ Trauermarsch“ in Demmin

Beitragvon Zicke » 11. Mai 2019, 13:15

ja die Antifanten feiern Vergewaltigungen und Selbstmorde,
Menschen, die keinen Arsch in der Hose haben, müssen nicht zwangsläufig schlank sein.

Meine Rechtschreibfehler könnt Ihr Samstags ab 17 Uhr bei Rewe gegen eine lecker Senfgurke tauschen.
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Re: Alle Jahre wieder: Brauner „ Trauermarsch“ in Demmin

Beitragvon Dr. 213 » 11. Mai 2019, 14:08

Vor der NPD muß man eigentlich keine Angst haben, bei denen ist doch mindestens die Hälfte im Staatsauftrag dabei.
Vor trauernden und mahnenden Menschen muß man ebenfalls keine Angst haben.

Angst habe ich vor Normalbürgern, die bei erstbester Gelegenheit zum Schaufensterzerwerfer, Blockwart, IM
oder gar hauptberuflicher Diener einer Diktatur werden, wenn nur die eigenen Vorteile winken.
Und auch vor den Dummen, den Mitläufern muß man Angst haben, die können in Diktaturen zu wahren Monstern mutieren.

Diese Vorgänge in Demmin gehören, wie auch die Bombardierung von Dresden, nicht unter den Tisch gekehrt.
Deutsche haben sich dazu verleiten lassen, in fremde Länder einzudringen und haben dafür Dresche bezogen.
Da soll man ruhig zur Abschreckung öfter mal daran erinnern. Weiß ja kaum noch einer, was Krieg wirklich bedeutet.

Ach und die abgenutzte Nazikeule ist auch sehr bedenklich, die wird viel zu schnell und bei falschem Anlass rausgeholt.
Das Problem ist, bei echten Nazis wirkt die dann leider nicht mehr so gut.

Herzlichst
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Re: Alle Jahre wieder: Brauner „ Trauermarsch“ in Demmin

Beitragvon SkinnyTrucky » 12. Mai 2019, 09:34

Wenn sie wirklich Solidarität mit den damaligen Feiglingen zeigen wollen, sollten die heutigen braunen Vollpfosten besser auch in die Peene springen....

groetjes

Mara
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Re: Alle Jahre wieder: Brauner „ Trauermarsch“ in Demmin

Beitragvon karnak » 12. Mai 2019, 10:01

Erinnern und Trauern ob dieses Kriegsverbrechens soll und muss man.NUR, und das Problem ist, dass man unterschwellig und hinterhältig gewisse historische Abläufe auf der Zeitschiene damit vergessen macht, dass sehr wahrscheinlich auch will. Die Aggression und das Einfallen begann und wurde nicht von dieser roten Arnee ausgelöst und praktiziert, mit all dem was in Demmin passierte 100 fach in der UdSSR vollzogen und zwar gefördert bis hin zu geduldet weil man meinte nur minderwertiges Untermenschentum vor sich zu haben. Im Gegensatz zu den Verbrechen die durch Angehörige der roten Armee im Anschluss begangen wurden, nach Jahren der Verrohung in einem mörderischen Befreiungskrieg macht das einen erheblichen Unterschied, sicher nicht für die Opfer aber für eine historische Bewertung. Und diese immer mal wieder auszublenden und hinterfotzig nicht mit in die Betrachtung von Geschichte einzubeziehen ist der Skandal.
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Re: Alle Jahre wieder: Brauner „ Trauermarsch“ in Demmin

Beitragvon Spartacus » 12. Mai 2019, 13:48

Im Gegensatz zu den Verbrechen die durch Angehörige der roten Armee im Anschluss begangen wurden, nach Jahren der Verrohung in einem mörderischen Befreiungskrieg macht das einen erheblichen Unterschied, sicher nicht für die Opfer aber für eine historische Bewertung.


Die historische Bewertung lautet mittlerweile aber, dass auch die Amerikaner, Engländer, Franzosen und vor allem die Russen fürchterliche Kriegsverbrechen begangen haben. Diesen Fakt
damit zu begründen, dass sie ja nicht angefangen haben, ist mehr als nur billig.

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Re: Alle Jahre wieder: Brauner „ Trauermarsch“ in Demmin

Beitragvon Interessierter » 12. Mai 2019, 14:19

Zitat karnak:
Und diese immer mal wieder auszublenden und hinterfotzig nicht mit in die Betrachtung von Geschichte einzubeziehen ist der Skandal.


Das sehe ich auch so. Nur was sind das für Personen und welche Gesinnung haben Menschen, die meinen, dass es billig wäre, bei der Betrachtung russischer Greueltaten die Verbrechen der Braunen Horden aus Nazideutschland auch zu berücksichtigen?
In großen Teilen erkennt man schnell, welches Gedankengut sie auch heute noch in sich tragen.Das ist nicht nur billig sondern einfach widerlich.

Besonders aber dann wenn es von Menschen kommt, die früher selber einmal gegen Bezahlung durch eine fremde Nation Menschen getötet haben. Pfui Deibel
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Re: Alle Jahre wieder: Brauner „ Trauermarsch“ in Demmin

Beitragvon karnak » 12. Mai 2019, 14:32

Spartacus hat geschrieben:
Die historische Bewertung lautet mittlerweile aber, dass auch die Amerikaner, Engländer, Franzosen und vor allem die Russen fürchterliche Kriegsverbrechen begangen haben. Diesen Fakt
damit zu begründen, dass sie ja nicht angefangen haben, ist mehr als nur billig.

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Re: Alle Jahre wieder: Brauner „ Trauermarsch“ in Demmin

Beitragvon pentium » 12. Mai 2019, 14:40

karnak hat geschrieben:
Spartacus hat geschrieben:
Die historische Bewertung lautet mittlerweile aber, dass auch die Amerikaner, Engländer, Franzosen und vor allem die Russen fürchterliche Kriegsverbrechen begangen haben. Diesen Fakt
damit zu begründen, dass sie ja nicht angefangen haben, ist mehr als nur billig.

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Das ist mir zu einfach, es geht mir nicht weit genug in der Bewertung dieses NPD-Aufmarsches in Demmin. Vielleicht sollte man sich erst einmal etwas tiefer mit den damaligen Ereignissen (1945) in Demmin beschäftigen, bevor man über mongolische Horden nachdenkt und ja Kriegsverbrechen gab es auf beiden Seiten, nur gibt es keine Rechtfertigung für solche, nach dem Motto: Zahn um Zahn....das würde meiner Meinung nach diese Verbrechen auf einer Seite relativieren...egal von welcher Seite man es betrachtet.
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Re: Alle Jahre wieder: Brauner „ Trauermarsch“ in Demmin

Beitragvon Spartacus » 12. Mai 2019, 14:57

karnak hat geschrieben:
Spartacus hat geschrieben:
Die historische Bewertung lautet mittlerweile aber, dass auch die Amerikaner, Engländer, Franzosen und vor allem die Russen fürchterliche Kriegsverbrechen begangen haben. Diesen Fakt
damit zu begründen, dass sie ja nicht angefangen haben, ist mehr als nur billig.

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In jedem Krieg dürfte es solche Verbrechen geben und die soll man benennen, bestrafen und wegen derer mahnen. "Unschön " wird es wenn der Eindruck vermittelt wird, dass ist ein Alleinstellungsmerkmal der mongolischen Horden.


Ich kann mich nicht erinnern, dass jemals ein Soldat der Alliierten nach dem II.WK wegen Kriegsverbrechen angeklagt, geschweige denn verurteilt wurde. [mundzu]

Für ewig gestrige Dummköpfe wie den Interessierten gibt es noch ein paar Links.

https://www.welt.de/geschichte/zweiter- ... r-GIs.html

https://www.deutschlandfunk.de/zweiter- ... _id=318892

https://www.spiegel.de/einestages/d-day-a-948868.html

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Re: Alle Jahre wieder: Brauner „ Trauermarsch“ in Demmin

Beitragvon augenzeuge » 12. Mai 2019, 15:47

Dann zitiere ich mal aus Spartas Link:
Für Ewiggestrige freilich geben die neuen Erkenntnisse keinen Grund zum Triumphieren. Mag auch der Umfang alliierter Kriegsverbrechen größer sein als bislang bekannt, sie sind nicht vergleichbar mit dem Ausmaß deutscher Vergehen an Zivilisten. Das Erschießen von unschuldigen Geiseln war Teil der deutschen Strategie, die französischen Partisanen zu bekämpfen, die nach dem D-Day losschlugen. Bis zu 16.000 Franzosen - Männer, Frauen, Kinder - fielen dem Terror von Wehrmacht und SS zum Opfer.


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Re: Alle Jahre wieder: Brauner „ Trauermarsch“ in Demmin

Beitragvon pentium » 12. Mai 2019, 16:00

Sozialistische Sicht auf Demmin 1945
Eine Dissertation zu den Massenselbstmorden wurde 1990 an der Uni verteidigt.
https://www.ostsee-zeitung.de/Vorpommer ... emmin-1945

Demmin
Vor 70 Jahren, zum Ende des Zweiten Weltkriegs, fand in Demmin der größte Massenselbstmord der deutschen Geschichte statt: Hunderte ertränkten, erschossen, erhängten oder vergifteten sich. Florian Hubers Buch „Kind, versprich mir, dass du dich erschießt“ von 2015 schildert diese Ereignisse eindrucksvoll (die OZ berichtete). Dokumentiert sind sie aber auch schon in der 1995 erschienenen Schrift „Das Kriegsende in Demmin 1945“ von Norbert Buske.

Auch in der DDR hatte man sich mit diesen schicksalsschweren Tagen befasst — nach den damaligen Vorgaben. 1990 reichte Erla Vensky an der Universität Greifswald ihre Dissertation ein: „Die antifaschistisch-demokratische Umwälzung in der Stadt und im Kreis Demmin“. Darin schildert sie die Ereignisse Ende April/Anfang Mai 1945 mit vielen Details, die sich auch bei Buske und Huber finden, und bringt dabei die damalige Geschichtsauffassung zur Geltung.

Vensky schreibt, dass „fanatische Hitleranhänger die Stadt in ein Chaos (stürzten), indem sie einen Schusswechsel mit Angehörigen der Roten Armee provozierten“. Vom Luisentorgebäude hätten sie auf die vorbeiziehenden Truppen gezielt und 17 Soldaten erschossen. Wie eine Apothekerhelferin 1988 berichtete, seiden zudem sowjetische Offiziere in der Wohnung eines Apothekers gestorben. Sie hätten von dem Wein getrunken, mit dessen Hilfe sich die Apothekerfamilie das Leben nahm.

Die Rote Armee habe dann einen Vergeltungsschlag ausgeübt und Demmin in Flammen aufgehen lasen, schreibt Vensky. „Die Sowjetarmee verhängte ein Löschverbot.“ 365 Häuser wurden zerstört. Grundsätzlich habe jeder, der sich loyal verhielt, „volle Unterstützung“ erwarten können, meint Erla Vensky. Sie räumt ein, dass es „Ausschreitungen gegenüber der weiblichen Bevölkerung“ durch Soldaten gegeben habe. Die hätten die Ängste der Demminer genährt und mit Gerüchten über gezielte Tötungen die Selbstmordwelle in der Stadt mit ausgelöst.

Die Rote Armee habe viele Menschen mit Waffengewalt zurückgehalten. „Die Rettungsaktion sowjetischer Soldaten und Offiziere trug in Demmin Massencharakter“, schreibt Vensky. Wegen der Ausschreitungen gegen die Bevölkerung seien zwei Dutzend Armeeangehörige exekutiert worden. Insgesamt seien am Kriegsende 22 Rotarmisten und etwa 700 Demminer gestorben.

....
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Re: Alle Jahre wieder: Brauner „ Trauermarsch“ in Demmin

Beitragvon Spartacus » 12. Mai 2019, 16:50

augenzeuge hat geschrieben:Dann zitiere ich mal aus Spartas Link:
Für Ewiggestrige freilich geben die neuen Erkenntnisse keinen Grund zum Triumphieren. Mag auch der Umfang alliierter Kriegsverbrechen größer sein als bislang bekannt, sie sind nicht vergleichbar mit dem Ausmaß deutscher Vergehen an Zivilisten. Das Erschießen von unschuldigen Geiseln war Teil der deutschen Strategie, die französischen Partisanen zu bekämpfen, die nach dem D-Day losschlugen. Bis zu 16.000 Franzosen - Männer, Frauen, Kinder - fielen dem Terror von Wehrmacht und SS zum Opfer.


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Habe nichts anderes geschrieben, aber es gibt heute - Gott sei Dank - auch andere Ansichten, die so etwas verständlich machen.

Neitzel und Welzer haben darauf verzichtet, sich mit der Deklaration moralischen Abscheus zu schützen, jener Rüstung, die man hierzulande bei einem solchen Thema anzulegen pflegt. Das tut der hiesigen Debatte gut, wo man sich durch Moral vor unbequemen Einsichten zu schützen pflegt. Und damit geht ihre Analyse weit über ihr spezielles Objekt hinaus. Was sie sagen, gilt für (fast) jeden Krieg und (fast) jede Gesellschaft, die glaubt, sie habe Gewalt auf immer gebannt.

Der von der Wehrmacht geführte Zweite Weltkrieg ist so normal, wie die Männer normal waren, die ihn geführt haben. Wer glaubt, in dieser Erkenntnis eine Entlastung der Deutschen wahrnehmen zu können, irrt. Sie räumt lediglich mit der Illusion auf, die Gegenseite hätte einen "guten Krieg" geführt, dessen Brutalität durch die Bösartigkeit des Feindes gerechtfertigt gewesen sei. Die Umstände jedenfalls, die aus "normalen Männern" Menschen mit Freude am Töten machen, sind nicht exklusiv und den Deutschen vorbehalten.


https://www.welt.de/kultur/history/arti ... ndere.html

Das Buch zum Artikel sollte man unbedingt lesen, wenn man sich für so etwas interessiert. [hallo]

https://www.buecher.de/shop/wehrmacht/s ... /32208949/

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Re: Alle Jahre wieder: Brauner „ Trauermarsch“ in Demmin

Beitragvon augenzeuge » 12. Mai 2019, 16:59

Wer sich wie verhielt, sah man auch im Film: Inglourious Basterds [angst]

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Re: Alle Jahre wieder: Brauner „ Trauermarsch“ in Demmin

Beitragvon pentium » 12. Mai 2019, 17:02

augenzeuge hat geschrieben:Wer sich wie verhielt, sah man auch im Film: Inglourious Basterds [angst]

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Gut und wie verhindert man nun diese jährlichen "Trauer Märsche" der NPD in Demmin?
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
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Re: Alle Jahre wieder: Brauner „ Trauermarsch“ in Demmin

Beitragvon augenzeuge » 12. Mai 2019, 17:11

pentium hat geschrieben:
augenzeuge hat geschrieben:Wer sich wie verhielt, sah man auch im Film: Inglourious Basterds [angst]

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Gut und wie verhindert man nun diese jährlichen "Trauer Märsche" der NPD in Demmin?


Man könnte doch gleichzeitig eine Parteitagung der CDU dort durchführen. Oder die russischen Nachtwölfe zu einer Gegendemo einladen.... [grins]
https://www.n-tv.de/panorama/Russische- ... 15839.html

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Re: Alle Jahre wieder: Brauner „ Trauermarsch“ in Demmin

Beitragvon Spartacus » 12. Mai 2019, 17:16

augenzeuge hat geschrieben:Wer sich wie verhielt, sah man auch im Film: Inglourious Basterds [angst]

AZ


Das war nur ein Film und ein schlechter noch dazu, der mit den üblichen Klischees aufwarten konnte, sollte, durfte.... [muede]

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Re: Alle Jahre wieder: Brauner „ Trauermarsch“ in Demmin

Beitragvon pentium » 12. Mai 2019, 17:19

augenzeuge hat geschrieben:
Man könnte doch gleichzeitig eine Parteitagung der CDU dort durchführen. Oder die russischen Nachtwölfe zu einer Gegendemo einladen.... [grins]
https://www.n-tv.de/panorama/Russische- ... 15839.html

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Massensuizid in Demmin - Mai 1945

Beitragvon Werner Thal » 24. März 2021, 17:26

Wer einen Rechtschreibfehler findet, darf ihn behalten.
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Re: Massensuizid in Demmin - Mai 1945

Beitragvon augenzeuge » 25. März 2021, 19:10



„Weil die sowjetischen Einheiten nicht wie geplant weiterziehen konnten, waren sie am Vorabend des 1. Mai immer noch in Demmin – und nun in gefährlich wütender Feierlaune. ‚Hunderte von Soldaten schwärmten aus auf der Suche nach Uhren, nach Schmuck, nach Schnaps, nach Frauen, nach Spaß und Lust und Gewalt‘, schreibt Huber. Häuser wurden angesteckt, bald brannten große Teile der Altstadt, und die Schreie von vergewaltigten Frauen drangen durch die Nacht. Am 2. Mai erreichte die Selbstmordwelle ihren Gipfel.“

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