Räume voller Erinnerungen

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Räume voller Erinnerungen

Beitragvon Interessierter » 30. November 2020, 10:36

Das DDR-Geschichtsmuseum im Dokumentationszentrum in der brandenburgischen Kleinstadt Perleberg

Das Pfarrerehepaar Gisela und Hans-Peter Freimark begann bereits in den 1980er-Jahren damit, Objekte zu sammeln, die das politische System aber auch den Alltag der DDR dokumentieren sollen. Insbesondere das oppositionelle Engagement der Freimarks, die sich als Pfarrer und Gemeindehelferin in der DDR entschieden für Frieden und Abrüstung einsetzten und sich somit der SED widersetzten, ist mit zahlreichen Fotos und Gegenständen in der Ausstellung dargestellt.

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Dreh-Abschluss Gruppenfoto mit Hans-Peter Freimark, v.l.n.r.: Josephine Eckert, Freya Zieglitz, Mathis Giebeler und Malte Blum. Foto: © Malte Blum.

Bereits als Kind empfand Hans-Peter Freimark die Besatzung durch die Rote Armee als Einschränkung seines individuellen Lebensraums. Sowohl in der Schule als auch während seiner ersten Ausbildung konnte er sich nicht in die sozialistische Erziehung in der DDR einfinden, sodass er bereits in jungen Jahren begann, sich in den Kirchengemeinden der Prignitz und in der kirchlichen Oppositionsbewegung zu engagieren. Während seiner Tätigkeit als Pfarrer nutzte Freimark seine Netzwerke in Brandenburg und Umgebung, um oppositionelle Aktivitäten zu organisieren. Bis in den Ruhestand beschäftigten die freiheitlichen Einschränkungen in der DDR das Ehepaar Freimark sehr, weshalb sie 2005 gemeinsam den Gebäudekomplex des späteren DDR-Dokumentationszentrums in Perleberg erwarben.

Die Erfahrungen, die die Familie Freimark vierzig Jahre lang in der DDR und besonders mit der Staatssicherheit gemacht hat, prägen sämtliche Familienmitglieder bis heute. Nach eigener Aussage gab Hans-Peter Freimark während eines Verhörs in dem Untersuchungsgefängnis Lindenstraße in Potsdam den Beamten des MfS ein Versprechen: Bis ans Ende seines Lebens würde er die staatssozialistische Diktatur der DDR aufarbeiten und den Menschen näherbringen. Freiheit, Freundschaft und Gerechtigkeit für ein wiedervereintes Deutschland würden in seiner Arbeit eine zentrale Rolle spielen.

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Der erste Eindruck, Eingangesbereich von Raum 1. Foto: © Thomas Köhler.

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Thomas Köhler im nachgebauten Konsum. Foto: © Thomas Köhler

Das Dokumentationszentrum ist der individuellen Lebensgeschichte der Familie Freimark und ihrer Auseinandersetzung mit der DDR-Geschichte gewidmet, was Hans-Peter Freimark auch immer wieder betont. Dabei werden die unterschiedlichsten Seiten der Geschichte des sozialistischen Staats beleuchtet, von Politik-, Konsum, Repressions- und Medizingeschichte finden sich die unterschiedlichsten Aspekte im Dokumentationszentrum Perleberg. Manche Räume beziehen sich konkret auf wichtige Ereignisse in der Biographie des Ehepaars. Vorrangig sei hier die Darstellung der Proteste gegen die Atomschlagübung Dosse 83[2] zu nennen, welche maßgeblich von den Freimarks organisiert wurden. Den Protesten und der daraus folgenden Repressionen ist ein ganzer Raum gewidmet.


Den vollständigen Beitrag mit weiteren Fotos findet man hier:
https://zeitgeschichte-online.de/node/58241
Interessierter
 

Re: Räume voller Erinnerungen

Beitragvon Volker Zottmann » 30. November 2020, 10:52

Mir ist es oft schon zu viel des Erinnerns.
In jeder Klitsche gibt es bald ein DDR-Museum.
Selbst neben der Schosskirche in Wittenberg.
In Wustrow an der Ostsee oder in Thale, Steinbachstraße.
Überall die selbe Aufmachung. Geht auch kaum anders, denn die DDR war ja nun mal ein Einheitsstaat, selbst alle Mängel waren die selben.
In der DDR gabs mal den Kinderfilm "Der neue Fimmel". Da gings um ein Dorf. Nachdem der Sportplatzt fertig war brauchte man das eigene Schwimmbad....
Nach der Wende hier ebenso. Erst die Einkaufstempel (Gott sei Dank). Dann Bäder, Freizeitparks, Kletterparcours, dann Baumwipfelpfade und letzlich die DDR-Museen.
Etwas inflationär, zu viel des "Guten"!

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Räume voller Erinnerungen

Beitragvon Interessierter » 30. November 2020, 11:03

Deine Meinung sei dir völlig unbenommen. Diese Erinnerungsorte sind mMn nicht zu häufig und schon gar nicht für dich oder extra für ehemalige DDR - Bürger gedacht, sondern hauptsächlich für nachfolgende Generationen, welche diese widerliche Diktatur glücklicherweise nicht erlebt haben.

Diese unendlich viele Arbeit und Zeit, die das Ehepaar Freimark in die Ausstattung aller Räume gesteckt hat, kann man nur bewundern!

Meine Generation wäre damals glücklich gewesen, wenn die Nazi - Diktatur so aufgearbeitet worden wäre und eine große Anzahl von derartigen Objekten wie in Perleberg errichtet worden wären.
Interessierter
 

Re: Räume voller Erinnerungen

Beitragvon Sperrbrecher » 30. November 2020, 11:28

Interessierter hat geschrieben:Meine Generation wäre damals glücklich gewesen, wenn die Nazi - Diktatur so aufgearbeitet worden wäre und eine große Anzahl von derartigen Objekten wie in Perleberg errichtet worden wären.

Natürlich haben sich viele Naziverbrecher einer gerechten Strafe entziehen können,
stattdessen sind etliche Unschuldige in Stalins NKWD-Lagern Buchenwald, Sachsenhausen
und in der Sowjetunion jämmerlich verreckt.

Es ist mir allerdings nicht bekannt geworden, dass auch nur einer der Stasi-Schergen
für seine Vergehen zur Verantwortung gezogen und angemessen bestraft wurde.
In der DDR wussten 90% der Bevölkerung, dass sie verarscht werden.
In der Bundesrepublik haben es 90% der Wähler immer noch nicht gemerkt.
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Re: Räume voller Erinnerungen

Beitragvon Volker Zottmann » 30. November 2020, 12:52

Wilfried, diese "DDR-Museen" befriedigen zu allererst die Nostalgiebegeisterten der Untergegangenen.
Wenn man mal durchs Museum streift, ist weniger Kritik an irgendwas zu vernehmen, als eher: "Schau mal, der Speekarton, die Fitflasche..."
Wenn dann noch Honecker oder der Krenz einen anlächeln, ist das schlimmer, als die olle DDR-Schwartensülze.
Der westdeutsche Besucher hat doch zu den Alltagsartikeln, die ausgestellt werden keinen direkten Bezug. Das Einzige was er bemerkt, dass die Verpackung schlichter war.
Zu den Wohnungseinrichtungen, da ist einfach der damalige Zeitgeist gespiegelt, der dem westlichen kaum hinterherhinkte.

Gruß Volker
Zuletzt geändert von Volker Zottmann am 30. November 2020, 13:00, insgesamt 1-mal geändert.
Volker Zottmann
 

Re: Räume voller Erinnerungen

Beitragvon Kumpel » 30. November 2020, 12:55

Na klar hat das eine Heidenarbeit gemacht. Aber so ein ''Ramschladen'' ist kaum dafür geeignet etwas aufzuarbeiten.
Kumpel
 

Re: Räume voller Erinnerungen

Beitragvon Werner Thal » 30. November 2020, 13:19

So einen aufgemotzten Laden hatten wir uns mal in Tangermünde von innen angeschaut. Sogar ein
FDJler Hemd (Jler = Jodler [grins]) war damals dabei. Von einer Organisation, die seit den 1950er
Jahren in der Bundesrepublik und in Berlin-West verboten - zumindest nicht erwünscht - war.

W. T.
Wer einen Rechtschreibfehler findet, darf ihn behalten.
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Re: Räume voller Erinnerungen

Beitragvon Sperrbrecher » 30. November 2020, 13:38

Volker Zottmann hat geschrieben:Zu den Wohnungseinrichtungen, da ist einfach der damalige Zeitgeist gespiegelt,
der dem westlichen kaum hinterherhinkte.

Deren Erwerb allerdings, im Gegensatz zur Bundesrepublik, mit erheblichen Wartezeiten
verbunden war. Wenn man seine Wünsche zudem auf höherwertige Wohnungsausstattung,
wie z.B. der "Hellerauer Werkstätten" fokussiert hatte, bedurfte es schon äußerst guter
Beziehungen, um an diese Möbel zu kommen. Westgeld konnte da, wie in der DDR bei
vielen Dingen nicht selten üblich, sehr hilfreich sein.
In der DDR wussten 90% der Bevölkerung, dass sie verarscht werden.
In der Bundesrepublik haben es 90% der Wähler immer noch nicht gemerkt.
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