Eine Geschichte der rechtsextremen Kultur

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Eine Geschichte der rechtsextremen Kultur

Beitragvon Interessierter » 31. Juli 2020, 07:46

Das Beispiel des Rechtsrocks im Land Brandenburg

Nehmen wir das Ansinnen ernst, eine zeitgeschichtliche Forschung zum bundesdeutschen Rechtsextremismus zu entwickeln, dann sollte diese ihren Gegenstand in seinem Facettenreichtum würdigen. Dies bedeutet unter anderem, dass eine zeitgeschichtliche Forschung zum Thema einen Bereich benötigt der rechtsextreme Kulturarbeit und -erscheinungen untersucht. Denn Rechtsextremismus ist nicht allein ein politisches Phänomen und darum nicht vollständig über die Untersuchung von Organisationen, Ideologien, Strategien, Gewalttaten oder über Wahlergebnisse erfassbar.

Vielmehr ist Rechtsextremismus in seiner Entwicklung in Deutschland seit 1945 auch als sozialer und eben kultureller Zusammenhang in den Blick zu nehmen. Die rechtsextreme Kulturarbeit dürfte bedeutende Beiträge zur Reproduktionsfähigkeit, für die Vernetzung, für die Sinnvermittlung und Traditionsvermittlung und für die Herstellung von Identität geleistet haben und stellt so einen Austragungsort für strategische, ästhetische und in zweiter Linie auch inhaltliche Debatten in ihrem Lager bereit.

Hammerschlag: Rechtsrock in der DDR

In der DDR hatte sich ab den frühen 1980er Jahren ein jugendlicher Neonazismus herausgebildet, der – etwas zeitversetzt aber prinzipiell ähnlich zur Entwicklung in der Bundesrepublik – aus der Punkszene entstanden war, dieser nun jedoch feindlich gegenübertrat und vor allem als Skinheadkultur erschien.


Während in der Literatur davon ausgegangen wird, dass es in der DDR bis in ihre unmittelbare Endphase hinein keine Rechtsrock-Bands gegeben hat, existierten vereinzelt durchaus solche Gruppen. Aus Frankfurt (Oder) ist etwa die Geschichte einer Band überliefert die zwischen 1985 und 1986 aktiv war. Ein junger Skinhead, zuvor der Heavy-Metal- und dann der Punkszene verbunden, mietete im Sommer 1985 eine Wohnung an, die bald als Proberaum für die Skinhead-Band fungierte, die er gründete und die den Namen Hammerschlag erhielt.

Bald etablierten sich regelmäßige Bandproben, die laut MfS-Akten an fast jedem Wochenende stattfanden. Diese Proben wurden von anderen Skinheads besucht und waren regelrechte Szenepartys. Bei späteren Durchsuchungen werden Kassetten mit Alben von westdeutschen Bands wie Kraft durch Froide und Böhse Onkelz beschlagnahmt. Noch 1985 berichtete ein IM von der „Nazi-Punk-Musikgruppe“ Hammerschlag. Ein regelmäßiger Probenraumgast wurde daraufhin vom MfS angeworben. Im Juli 1986 erfolgten Festnahmen und Wohnungsdurchsuchungen, bei denen unter anderem NS-Devotionalien und Skinhead-Bekleidung beschlagnahmt wurden. Gegen den Bandgründer sowie gegen den Texter wurden schließlich Haftstrafen in Höhe von 20 und fünf Monaten verhängt.

Die neonazistische Jugendszene in der DDR war Vorläufer der boomenden rechten Skinheadkultur ab 1990 und diente vielen Protagonist*innen als Inspiration. Ein weiterhin aktiver Potsdamer Rechtsrock-Musiker schilderte, wie seine biographische Annäherung an den Neonazismus nicht erst in den 1990er Jahren begann, sondern bereits in der DDR:

„(...) 1987 (ich war 13) im Sommer, ich und ein Paar Freunde waren auf dem Weg nach Hause und wir liefen an einer Kneipe vorbei, plötzlich flogen Flaschen und Stühle durch die Gegend und eine üble Schlägerei ging ab. Das war der Moment an dem ich zum ersten mal Skinheads sah, innerhalb von 5 min. war die Kneipe und alle die darin waren zerstört und die Skins waren wieder weg. 1989 lernte ich dann Skinheads persönlich kennen und ich war von Anfang an von ihrer Weltanschauung beeindruckt. Es war als ob mir jemand die Augen geöffnet hatte.“[3]


Eine zufällige Begegnung konfrontierte den späteren Neonazi mit der Aura der Gewalt und männlichen Durchsetzungsstärke der Skinheads – sein initiales Interesse war also nicht primär politisch. Die frühen Akteur*innen faszinierten ihn schlichtweg. Ihre Ideologie lernte er erst in einem zweiten Schritt kennen und war dann gewillt, sich „die Augen öffnen“ zu lassen.

Der vollständige Beitrag hier:
https://zeitgeschichte-online.de/node/57986
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