„Julmarkt“ in Wienrode

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„Julmarkt“ in Wienrode

Beitragvon Interessierter » 25. Dezember 2019, 13:40



Die rechte „Anastasia“-Sekte scheint im Harz gut verankert. An einer Veranstaltung am Samstag beteiligten sich nicht nur viele Einheimische, sondern auch ein Redner der rechtsextremen „Identitären Bewegung Harz“. In der Nacht vor dem Fest wurden bei Kritikern im Ort die Reifen zerstochen.


Die Neusiedler luden zum etwas anderen Weihnachtsmarkt nach Wienrode in den Ostharz. „Jul- und Kunsthandwerkermarkt“ stand auf dem Eingangsschild des mit Bauzäunen abgesperrten und mit Tannengrün verzierten Geländes mitten im Ort. Männer und Frauen liefen altmodisch gekleidet umher. Kleine Verkaufsstände aus Holz waren errichtet worden, Verkäuferinnen nahmen ihre Position ein. Nach und nach rückten zahlreiche Familien an. Die meisten Besucher schienen sich untereinander gut zu kennen.

Verschwörungsideologisches Weltbild

Nicht wenige Wienröder sind begeistert, dass sich die Zugezogenen in ihren kleinen Ort engagieren und die seit Jahren leerstehenden Gebäude wiederbeleben. Nach außen wirken sie ökologisch, heimatverbunden und hilfsbereit. Sie bieten auch im Dorf Volkstanzlehrgänge an oder lesen Kindern Märchen vor. Zu so genannten „Helfertagen“ reisen Unterstützer aus ganz Deutschland an. Im April 2019 berichtete die Journalisten Silvio Duwe und Lisa Wandt beim RBB über die politischen Hintergründe von Anastasia und dem Projekt „Weda Elysia“ in Wienrode. Seitdem steht der Ort vor einer Zerreißprobe.

Tatsächlich gelten das umtriebige Harzer Ehepaar Aruna und Maik S. sowie deren Anhängerschaft nicht nur gut etabliert in der Region, sondern auch als bestens vernetzt in die extrem rechte Szene. So wird in Teilen der „Anastasia“-Bewegung nicht nur ein esoterisches, sondern auch ein verschwörungsideologisches Weltbild gepflegt. Es gibt Verbindungen in die so genannte „Reichsbürger“-Bewegung. Ähnlich wie das brandenburgische Anastasia-Siedlungsprojekt „Goldenes Grabow“ greift auch „Weda Elysia“ auf Unterstützung bei Volkstanz, Ideologie und Brauchtum völkischer Aktivisten zurück. Als sich Anhänger von NPD, AfD, „Identitärer Bewegung“ mit ehemaligen Akteuren aus den Reihen von „Wiking-Jugend“, „Heimattreuer Deutscher Jugend“, „Sturmvogel – Deutscher Jugendbund“ und weiteren rechten Bünden zur Wilhelm Tell-Aufführung im sächsischen Bischofswerda trafen, fehlten auch die S.s nicht.

„Zwei erkennbare Gegner des Vereins“ getroffen


In der Nacht vor dem „Julmarkt“ wurden auf den Grundstücken von zwei Kritikern in Wienrode sämtliche Reifen von sechs Autos und zwei Fahrzeuganhängern zerstochen. Oliver Meißner ist einer der Betroffenen, dessen Privat-Bus und auch Gemeinde-Bus von Unbekannten angegriffen wurde. „Das ist schon ein erheblicher Schaden, der da entstanden ist“, so der Pfarrer. Die Räume der evangelischen Gemeinde liegen schräg gegenüber dem „Haus Lindenquell“. Er vermutet, dass die nächtliche Aktion der Einschüchterung dienen sollte, da ausschließlich mit ihm und einer Ortschaftsrätin zwei „erkennbare Gegner des Vereins“ getroffen wurden. Es könne, so Meißner, auch als „erste Warnung“ verstanden werden. Mitbürger sagt er, sehen darin eine Tat eines „dummen“ Mitläufers, der seine Wut ausleben oder etwas „Gutes“ für den „Weda Elysia“-Verein tun wollte. Ein Sprecher des Polizeireviers Harz schließt laut der „Volksstimme“ einen Zusammenhang mit einer Veranstaltung des in Wienrode ansässigen Vereins „Weda Elysia“ nicht aus. Deutlich wird auf jeden Fall, wie verankert die Anhänger von „Anastasia“ bereits im Ort zu sein scheinen. Doch Gewalt bestürzt viele in Wienrode und so nach und nach interessiert man sich für die Argumente der Kritiker.

https://www.bnr.de/artikel/hintergrund/ ... n-wienrode
Interessierter
 

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