Hass auf der Bühne

regionale Themen aus Thüringen

Hass auf der Bühne

Beitragvon Interessierter » 22. März 2019, 14:46

Rechtsrock hat Konjunktur: In Thüringen stiegen im vergangenen Jahr über 70 Neonazikonzerte – weit mehr als in früheren Jahren. Rechtsextreme kaufen Immobilien, um ungestört zu feiern.

Rechtsrockkonzerte ziehen immer wieder Hunderte Neonazis an. Auf größeren Festivals kommen sie alle zusammen: Musikliebhaber, Holocaustleugner, Vertreter rechtsextremer Parteien. Im Schatten der Bühne, wo die Hasslieder gesungen werden, vernetzen sich die Rechtsextremen – und spülen Geld in die Taschen der Veranstalter.

Die Veranstaltungen scheinen sich zu lohnen, wie das Beispiel Thüringen belegt: Fanden dort 2014 noch 27 Konzerte statt, waren es 2018 schon mehr als 70. Das geht aus der jährlichen Statistik zu Rechtsrockveranstaltungen hervor, die die Thüringer Beratungsstelle gegen Rechtsextremismus Mobit am Freitag vorgelegt hat.

Häufig steigen Konzerte und Liederabende auf Arealen, die sich im Besitz von Rechtsextremen befinden. Auffällig etwa die Orte Themar, Kloster Veßra, Eisenach, Kirchheim, Erfurt und Guthmannshausen – in ihnen gibt es Immobilien mit rechtsextremen Eigentümern und gefestigte Strukturen. Und dadurch auch die meisten Konzerte.


Treffen auf dem Thingplatz

Vor allem Themar spielt eine wichtige Rolle. Seit mehreren Jahren treffen sich Neonazis und Holocaustleugner an ihrem Thingplatz, einer Art nationalsozialistischem Freilichttheater. Der Liedermacher Axel Schlimper tritt regelmäßig bei den Events auf, vor einem Publikum aus der Holocaustleugner-Szene. Schlimper ist ehemaliger Gebietsleiter der Europäischen Aktion, einer internationalen Holocaustleugner-Vereinigung, die 2017 ihre Auflösung bekannt gab. Hinzu kam 2018 ein Neonazifestival mit 2.200 Teilnehmern. Insgesamt zählte Mobit im abgelaufenen Jahr zwölf Veranstaltungen in Themar – mehr als in jedem anderen Thüringer Ort.

Mobit stützt sich für die Rechtsrockstatistik auf offizielle Zahlen von Behörden, Veröffentlichungen rechtsextremer Musikgruppen und Medienberichte. Nach eigenen Angaben fasst Mobit sämtliche rechten Musikveranstaltungen, also auch Liederabende, unter den Oberbegriff Rechtsrock. Dazu zähle man alle musikalischen Veranstaltungen, durch die „menschenverachtende, antidemokratische Inhalte vermittelt werden“ und die der Ideologievermittlung dienten, schreibt die Beratungsstelle.

Liederabende in der NPD-Zentrale

In Kloster Veßra, wo zehn Konzerte stattfanden, ist vor allem der Szenegasthof Goldener Löwe Anlaufstelle für ewiggestrige Musikfreunde. Betreiber ist der rechtsextreme Versandhändler und Koch Tommy Frenck. Zuletzt versuchte Frenck, eine weitere Immobilie im Ort zu erwerben – doch ein Gericht erklärte den Kauf für ungültig. Auch im Goldenen Löwen trat mehrfach Axel Schlimper auf. Rechtsrockbands wie Die Lunikoff Verschwörung von Ex-Landser-Sänger Michael Regener kamen ebenfalls nach Kloster Veßra. Als im gut 100 Kilometer entfernten Mattstedt im August 2018 ein Großevent der Neonaziszene verhindert wurde, diente der Gasthof als Ausweichort. Über 500 Neonazis reisten an.

In Eisenach dient die NPD-Zentrale als Ort für Liederabende. In Kirchheim nutzten Anhänger des Neonaziverbunds Hammerskins und die Turonen-Kameradschaft den ehemaligen Gasthof Erfurter Kreuz als Veranstaltungsstätte. Insgesamt sechsmal kamen Neonazis zu Rechtsrockkonzerten in das kleine Dorf. Und in Guthmannshausen betreibt der geschichtsrevisionistische Verein Gedächtnisstätte e.V. ein Rittergut als Tagungsstätte, die regelmäßig Neonazis anzieht. Gedenkveranstaltungen werden dort mit Liederabenden kombiniert, bei denen der ehemalige Jugendführer der verbotenen Wiking-Jugend, Frank Rennicke, häufig das Musikprogramm stellt.

Ausschreitungen bei Polizeikontrolle

Eine Sonderstellung nimmt der Erfurter Club From Hell ein, Mobit nennt ihn seit mehreren Jahren als Veranstaltungsort für rechte und rechtsoffene Konzerte. Vor allem Bands der Musikrichtung National Socialist Black Metal sind dort 2018 mehrfach aufgetreten. Größtenteils finden in dem Club Rock- und Metalkonzerte international anerkannter Bands statt. Damit schafft der Club eine Schnittstelle zu eher unpolitischen Fans härterer Rockmusik. Im vergangenen Jahr verzeichnete Mobit drei Konzerte mit rechtsextremen Szenebands wie Höllensturm oder Sargeist.

Doch nicht immer gehen die Konzerte für die Rechtsextremen reibungslos über die Bühne: Sechs Veranstaltungen verhinderten die Thüringer Behörden im Vorfeld. Ein geplantes Großevent im Ostthüringischen Magdala musste in die Kleinstadt Apolda ausweichen. Dort kam es zu schweren Ausschreitungen, als sich Neonazis Polizeikontrollen widersetzen wollten.

https://blog.zeit.de/stoerungsmelder/20 ... more-28248

Braunes Kulturwochenende

In den Räumlichkeiten der „Gedächtnisstätte“ im thüringischen Guthmannshausen findet am morgigen Samstag und am Sonntag erneut eine geschichtsrevisionistische Tagung statt.

https://www.bnr.de/artikel/aktuelle-mel ... wochenende
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Re: Hass auf der Bühne

Beitragvon Interessierter » 26. März 2019, 10:49

Rekordstand brauner Hassmusik

Die Zahl extrem rechter Musikveranstaltungen in Thüringen ist 2018 erneut angestiegen. Damit hat sie den höchsten Wert seit zwölf Jahren erreicht.

Bild
Immer mehr rechtsextreme Musikveranstaltungen in Thüringen; Photo (Archiv): K.B.

Die „Mobile Beratung in Thüringen“ (Mobit) zählte im vergangenen Jahr 71 extrem rechte Musikveranstaltungen. Damit fand 2018 in jeder Woche mehr als ein braunes Event mit musikalischer Begleitung landesweit statt. Dies ist die höchste Zahl seit Beginn der Messung durch Mobit im Jahr 2007.

Mobit führt den erneuten Anstieg auf die Vielzahl von „Liederabenden“ im Freistaat zurück, die mehr als die Hälfte der Gesamtzahl ausmachen. Die Zahl der Liederabende ist so groß, wie es im Jahr 2015 noch das Gesamtaufkommen an Rechtsrock-Konzerten war. Zudem beobachtet Mobit, dass die extrem rechten Organisatoren von Großveranstaltungen diese deutlich vergrößern und teilweise auf zwei Tage ausweiten wie beispielsweise die „Tage der nationalen Bewegung“ im Juni 2018 in Themar. Hinzu kämen Kampfsportwettbewerbe während der rechtsextremen Veranstaltungen, die zusätzliche Besucher/innen anlockten.

Immobilien im Besitz von Neonazis


Ein Blick auf die erhobenen Zahlen zeigt, welch große Bedeutung Szene-eigene Häuser für die Organisation von extrem rechten Musikveranstaltungen haben. Von den 71 Veranstaltungen fanden 67 Konzerte in geschlossenen Räumen statt. Ein Großteil davon waren Immobilien im Besitz von Neonazis wie der „Gasthof Goldener Löwe“ von Tommy Frenck oder Anwesen, auf die Neonazis problemlos Zugriff haben, wie das „Veranstaltungszentrum Erfurter Kreuz“ in Kirchheim. Sollte Rechtsrock in seinen verschiedenen Facetten nicht breit gesellschaftlich geächtet werden, könnte er als „normaler Bestandteil eines regionalen Musikangebots wahrgenommen“, werden, heißt es in der Mitteilung von Mobit. Deshalb sei es begrüßenswert, dass sechs Konzerte im vergangenen Jahr verhindert wurden und auch der Strafverfolgungswille der eingesetzten Polizeibeamten offensichtlich gestiegen sei. Dies wirke einer Normalisierung ebenso entgegen wie die Gegenproteste vor Ort.

https://www.bnr.de/artikel/aktuelle-mel ... -hassmusik
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Re: Hass auf der Bühne

Beitragvon Grenzwolf62 » 26. März 2019, 10:57

Diese mobile Beratung, fährt die auch in den Westen?
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Re: Hass auf der Bühne

Beitragvon augenzeuge » 26. März 2019, 12:30

Grenzwolf62 hat geschrieben:Diese mobile Beratung, fährt die auch in den Westen?


Ne, da haben die nicht viele Fans. [hallo]

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Re: Hass auf der Bühne

Beitragvon Grenzwolf62 » 26. März 2019, 12:39

augenzeuge hat geschrieben:
Grenzwolf62 hat geschrieben:Diese mobile Beratung, fährt die auch in den Westen?


Ne, da haben die nicht viele Fans. [hallo]

AZ


Aber beraten kann man doch vorsichtshalber trotzdem.
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Re: Hass auf der Bühne

Beitragvon pentium » 26. März 2019, 13:58

augenzeuge hat geschrieben:
Grenzwolf62 hat geschrieben:Diese mobile Beratung, fährt die auch in den Westen?


Ne, da haben die nicht viele Fans. [hallo]

AZ


Dann solltest du mal ein solches Konzert besuchen und sehen wo die Fans so herkommen....
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Re: Hass auf der Bühne

Beitragvon augenzeuge » 26. März 2019, 15:27

pentium hat geschrieben:
augenzeuge hat geschrieben:
Grenzwolf62 hat geschrieben:Diese mobile Beratung, fährt die auch in den Westen?


Ne, da haben die nicht viele Fans. [hallo]

AZ


Dann solltest du mal ein solches Konzert besuchen und sehen wo die Fans so herkommen....


Gehst du etwa auf solche Hass Musik Konzerte? [angst]

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Re: Hass auf der Bühne

Beitragvon Zicke » 26. März 2019, 16:37

Gehst du etwa auf solche Hass Musik Konzerte?

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Dort haben doch nicht die toten Sahne Fische gespielt.
Menschen, die keinen Arsch in der Hose haben, müssen nicht zwangsläufig schlank sein.

Meine Rechtschreibfehler könnt Ihr Samstags ab 17 Uhr bei Rewe gegen eine lecker Senfgurke tauschen.
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Re: Hass auf der Bühne

Beitragvon augenzeuge » 26. März 2019, 19:13

Zicke hat geschrieben:
Gehst du etwa auf solche Hass Musik Konzerte?

AZ



Dort haben doch nicht die toten Sahne Fische gespielt.


Beides hör ich mir nicht an. [angst]

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Re: Hass auf der Bühne

Beitragvon pentium » 26. März 2019, 19:15

augenzeuge hat geschrieben:Beides hör ich mir nicht an. [angst]

AZ


Musst du doch auch nicht...
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Re: Hass auf der Bühne

Beitragvon Grenzwolf62 » 26. März 2019, 23:07

Bei Oi-Skin-Konzerten würden unserere überdämonisierten West- und Hilfswestkollegen sicherlich auch gleich von allen Seiten Nazis aus den Büschen springen sehen.
Da war ich so vor 25/30 Jahren noch gerne zum Pogen ich verrückter Hund, war einfach infernalischer Krach den man ungefiltert durchaus für so fünf Stunden mal genießen kann.
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