„Das ist richtig viel Arbeit“
Peter Zingler, früher Einbrecher, über den Raub in Dresden, gierige Hehler und den Weg der Beute
Herr Zingler, Sie waren früher selbst Einbrecher, danach haben Sie Ihr Wissen genutzt, um Bücher und Drehbücher für den „Tatort“ zu schreiben. Als Sie von dem Einbruch in Dresdens Schatz-kammer Grünes Gewölbe gehört haben, spürten Sie da auch Anerkennung?Ja klar, als Erstes sogar! Mein lieber Mann, das ist aber ein Ding, und das ha-ben die geschafft, dachte ich mir. Was soll ich denn sonst fühlen – Empörung? Der Schmuck gehört mir ja nicht. Der Fall zeigt, dass nichts zu schützen ist, wenn man einen Gegner hat, der sich Zeit nimmt, genau aufpasst und den Mut hat, in der Nische zuzuschlagen. Das ist aller Achtung wert.
Viele Bürger in Dresden sind darüber weniger erfreut, sondern wütend auf die Täter. Anfänger waren das nicht, oder?
Nein, wahrscheinlich nicht. Zumindest derjenige, der bestimmt, wie alles zu laufen hat, war keiner. Und die Ausführen-den vermutlich auch nicht. Das war schon gekonnt. Wenn Sie draußen ein Gitter durchsägen, ist der Ausschnitt nicht so groß, dass man aufrecht durchgehen kann. Da muss man reinrutschen,
Ich glaube, dass es schon noch Einzeltäter gibt, die sich aber auch mal zusammentun, wenn etwas Größeres geplant ist. Wenn man früher einen Teppichladen leer gemacht hat, brauchte man drei Mann zum Schleppen. Aber es gibt kein Geld mehr für Teppiche, also bricht keiner mehr in Teppichhäuser ein.
Wie viel Planung steckt hinter so einem Diebstahl?
Allerhand! Man muss nicht nur überle-gen und planen, sondern tatsächlich be-obachten, hingehen, fühlen, sich anschau-en, wo die Alarmauslöser sind. Die kann man sehen. Man kann alles sehen, wenn man Erfahrung hat. Auch die Tatzeit, morgens um kurz vor halb fünf: Warum nicht um halb drei oder um zwei Uhr? Die werden ihre Gründe gehabt haben.
Ist für so einen Raub ein organisiertes Netzwerk nötig?Ich glaube, dass es schon noch Einzeltäter gibt, die sich aber auch mal zusammen-tun, wenn etwas Größeres geplant ist. Wenn man früher einen Teppichladen leer gemacht hat, brauchte man drei Mann zum Schleppen. Aber es gibt kein Geld mehr für Teppiche, also bricht keiner mehr in Teppichhäuser ein.
Was stellen die Diebe jetzt mit den Stücken an?Was das Verkaufen angeht, bin ich nicht so pessimistisch, wie in der Zeitung geschrieben wird. Natürlich kann man das als Ganzes kaum verkaufen. Es sei denn, es gibt einen Auftraggeber. Ich glaube, wenn die Täter genug Zeit haben, basteln sie alles auseinander. Einen einzelnen Stein später wiederzuerkennen ist fast un-möglich. Und da drin sind Hunderte Steine in Größen unter einem Karat gewesen. Da ist es kaum noch möglich, die vonein-ander zu unterscheiden. Das einzige Problem ist: Das ist alles Diamant-Altschliff und kein moderner Brillantschliff.
Also muss man sie zu jemandem bringen, der das weiß – und der den Schliff ändert.