Erst Hetze, dann ein Anschlag

Amokläufe und Terroranschläge in Deutschlan

Erst Hetze, dann ein Anschlag

Beitragvon Interessierter » 16. Juli 2020, 13:49

Brandenburger Neonazis haben ein Attentat auf eine Moschee geplant. Jetzt schritt die Polizei ein – Jahre nach dem ersten Hinweis auf die Gesinnung der Gruppe.

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Waffen, die Ermittler bei Durchsuchungen sichergestellt haben © dpa/Jens Kalaene

Eine Hakenkreuz-Armbinde, scharfe Munition, Replikate von Weltkriegswaffen, ein Maschinengewehr und mehrere Handgranaten. Darunter ein rotes Stoffbanner mit der Aufschrift „Freie Kräfte Prignitz“: Anfang Juli präsentierte die Brandenburger Polizei ein plakatives Motiv vor Journalisten, einen Ermittlungserfolg gegen ein militantes Neonazinetzwerk. Die Gegenstände hatten Beamte bei Hausdurchsuchungen sichergestellt.


Sie hatten sechs Objekte in Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern durchsucht. Ermittlungen laufen gegen sieben Personen zwischen 32 und 40 Jahren. Die Freien Kräfte Prignitz sollen einen Anschlag auf eine Moschee in Wittenberge geplant haben, der größten Stadt im brandenburgischen Landstrich Prignitz. Demnach wollten die Rechtsextremisten das Gotteshaus mit Molotowcocktails angreifen.

Rechte Botschaften in der Öffentlichkeit

Der Name der Gruppe ist in Brandenburg durchaus bekannt. Schon seit Jahren hatten ihre Anhänger in aller Öffentlichkeit Belege für ihre Einstellung geliefert – bis auf ihre Hetze nun Taten folgen sollten. Bereits ab 2014 marschierten sie bei flüchtlingsfeindlichen Aufzügen mit und zeigten ein schwarzes Stoffbanner mit der Aufschrift „Massenzuwanderung stoppen“. Unterschrieben war das Spruchband mit dem Gruppennamen. Zusätzlich war eine Moschee abgebildet, der ein symbolisches Stoppschild entgegengehalten wurde.

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Anhänger der Freien Kräfte Prignitz demonstrieren 2015 im brandenburgischen Wittstock. © Hardy Krüger

Im Jahr 2016 bildete ihre Antiasylkampagne laut dem Brandenburger Verfassungsschutz den Schwerpunkt ihrer Aktivitäten. Allein in der kleinen Prignitzer Gemeinde Plattenburg marschierten die Rechtsextremisten dreimal auf. Laut Verfassungsschutz versuchte die Gruppe dort, sexuelle Übergriffe eines jugendlichen Afghanen auf Kinder für ihre Zwecke auszuschlachten.

Systematische Hetze

Diese Hetze hatte System. Die Freien Kräfte Prignitz sind eine explizit neonationalsozialistische Struktur, der Großteil ihrer Aktivisten ist den Verfassungsschützern zufolge seit Jahren tief in der rechtsextremen Szene verwurzelt. Aktuell verfügt die Gruppe über etwa zwölf aktive Mitglieder. Meist treten sie im Landkreis Prignitz auf, dort vor allem in Wittenberge und der Umgebung. Über die Kreisgrenzen hinaus pflegen sie enge Verbindungen zu ähnlich gesinnten Organisationen aus mehreren Bundesländern.

Ihre erste Reise als Gruppe führte die Freien Kräfte Prignitz im Januar 2014 zu einem sogenannten Trauermarsch in die sachsen-anhaltinische Landeshauptstadt Magdeburg, bei dem deutsche Opfermythen über die Bombardements des Zweiten Weltkriegs aufgewärmt wurden. Die Prignitzer zeigten ein Banner mit der Losung „Im Gedenken an die Bombenholocaust-Opfer – kein Vergeben, kein Vergessen“. Ein Vierteljahr später war die Organisation Mitveranstalter eines Aufmarsches in Wittenberge. Das Motto der Versammlung lautete: „Sieh nicht zu, wenn deine Stadt stirbt – wehr dich“ – eine Anlehnung an den Neonazimythos vom Volkstod, nachdem das deutsche Volk vom Aussterben bedroht ist.

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https://blog.zeit.de/stoerungsmelder/20 ... more-29962
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Re: Erst Hetze, dann ein Anschlag

Beitragvon Interessierter » 24. Juli 2020, 09:09

Aus für „Freie Kräfte Prignitz“?

Hinweis auf Dresscode-Uniformierung

Eine erste Sichtung durch die Ermittlungsbehörden brachte ans Tageslicht, dass aus dem Personenkreis offenbar auch Details aus dem Privat- und Familienleben einzelner Polizeibeamter gesammelt wurden. In einem kurzen Statement heißt es seitens der „Freien Kräfte Prignitz“: „Die von einer polizeilichen/staatlichen Maßnahme betroffenen Personen, denen vorgeworfen wird, Mitglieder der ‚Freien Kräfte Prignitz’ zu sein, haben bei einer Zusammenkunft abgestimmt und sind zu dem Ergebnis gekommen, die ‚Freien Kräfte Prignitz’ mit sofortiger Wirkung aufzulösen.“ Und als weitere Botschaft wird den Anhängern und Freunden mitgeteilt: „Das Tragen von Kleidung oder Mitführen anderer Sachen, die im Zusammenhang mit den ‚Freien Kräften Prignitz’ stehen, ist untersagt.“

Allein dieser Hinweis ist ein Fingerzeig, dass es innerhalb der Gruppe eine Dresscode-Uniformierung gab. Die Auflösungserklärung kann in die Richtung gewertet werden, dass man einem möglichen Verbot zuvorkommen wollte. Diese Praxis kennt in Brandenburg bereits ein prominentes Vorläuferbeispiel in Cottbus, wo die weit in die rechte Szene hineinragende und sehr gewaltbereite Hooligangruppe „Inferno Cottbus“ 2017 pro-aktiv die eigene Auflösung bekannt gab und damit ein behördliches Verbot als kriminelle Vereinigung wohl verhindern wollte.

Aktivisten sind gefestigte Neonazis

Die „Freien Kräfte Prignitz“, aktuell bestehend aus einem Kern von bis zu einem Dutzend Aktivisten, traten unter diesem Namen erstmals sichtbar bei einer Demonstration 2014 in Magdeburg in Erscheinung. Der Verfassungsschutz attestierte der Gruppierung in der Vergangenheit eine gute Vernetzung in der rechtsextremen Szene. Diese gab es offenkundig besonders in den Raum Neuruppin. Bei den Aktivisten soll es sich Beobachtungen zufolge um gefestigte Neonazis handeln, die sich in jüngster Zeit auch dem Kampfsport zugewandt haben. Unter anderem hatte man sich auf die Organisation von braunen Liedermacher-Konzerten konzentriert, und das gleich mehrfach in der 100-Seelen-Gemeinde Roddan (Landkreis Prignitz). So traten dort im vergangenen September in der Dorfkneipe beispielsweise „Eidstreu“ (bürgerlich Maik Sundermann), „Fylgien“ (Sebastian Döhring) und „Hermunduren“ auf.

Bei der Razzia Anfang des Juli gegen sieben Männer im Alter von 32 bis 40 Jahren war einer der Zielorte der Polizei auch besagtes Dorf Roddan.

https://www.bnr.de/artikel/aktuelle-mel ... e-prignitz
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