Das Schlachtgeschehen auf dem Lechfeld
Der Morgen des 10. August 955
Aufstellung des ottonischen Heeres
„Mit der ersten Dämmerung brachen Ottos Ritter auf. Mit ihren Fahnen und Feldzeichen ritten sie aus dem Lager los. Der König wählte die Fahne mit dem Bild des siegreichen Erzengels Michael gegen den Teufel in Drachengestalt. Dieses zusammengewürfelte Heer bestand aus acht Abteilungen. Zuerst benutzten sie für ihren Aufmarsch zum Lechfeld das hügelige Gelände voller Büsche und Bäume am höher gelegenen Rand der Ebene, damit sie der anwesende Feind nicht sehen konnte, der sie sofort mit Pfeilen beschossen hätte.“ So spannend berichten die Chronisten vom Beginn des Schlachttages.
Ritter
Ritterheer; von Peter of Eboli im 12. Jahrhundert [Public domain oder Public domain], via Wikimedia Commons
Die Ungarn hatten ein Lager bei Gunzenlee?. Sicher setzten sie Späher ein. Außerdem hatte sie Arnulfs Sohn über die Ankunft von Otto I. und seinen Verbündeten informiert. Möglicherweise hatten sich die bayerischen Rebellen gegen Otto mit den Ungarn verbündet, um ihn zu stürzen und ihr Herzogtum wieder zu übernehmen. Allerdings waren Bayern auch in Ottos Heer vertreten.
Die ersten drei Abteilungen seines Heers stellten die dem König ergebenen Bayern unter Führung des Grafen Eberhard von Ebersberg?. Herzog Heinrich, Ottos Bruder, war zum Zeitpunkt der Schlacht krank und konnte nicht an der Seite seines Bruders kämpfen. Das ist einem Schreiben seiner Frau an Otto I. zu entnehmen. Eine alte Kriegswunde hielt ihn im Krankenbett fest.
Die vierte Abteilung bildeten Franken?, die von Konrad dem Roten angeführt wurden. Dieser durfte sich nach dem Aufstand gegen seinen König im Kampf gegen die Ungarn bewähren. Liudolf?, der rebellierende Sohn, der sein schwäbisches Herzogtum? nach dem erfolglosen Aufstand gegen seinen Vater abtreten musste, bekam diese Chance nicht.
Otto I. kommandierte die fünfte und stärkste Abteilung, bestehend aus tausenden bewährten auserlesenen und mutigen jungen Streitern. „Vor ihm der Engel des Sieges, durch einen dichten Haufen gedeckt.“ Dieser Teil des Heeres trug den Namen Legio Regia, es war das unmittelbare Gefolge des Königs, vornehmlich sächsische und fränkische Ritter mit Sankt-Michaels-Banner und Heiliger Lanze.
Herzog Burchard aus Schwaben, der Liudolf? als Herrscher abgelöst hatte, stellte mit seinen Kriegern die sechste und siebte Abteilung.
In der achten kämpften Ritter aus Böhmen, die mit mehr Rüstung als Glück ausgestattet waren. Sie ritten hinten und bei ihnen befand sich der Tross mit der gesamten Ausrüstung.
So schilderte der Augsburger Kaplan und Historiker Gerhard von Augsburg? die Kampfaufstellung der Truppen König Otto I.. Bevor die ottonischen Krieger in den Kampf zogen, versicherten sie sich in einer Heerfriedenszeremonie ihrer gegenseitigen Treue.
Aufstellung und Waffen der Ungarn
Die Ungarn beschreibt Gerhard von Augsburg? so: „Sie hatten braungelbe, wilde Gesichtszüge, tief liegende Augen und ihr Haar war bis auf drei Zöpfe abgeschoren. Ihre heisere Stimme machte ihre Sprache noch unverständlicher. Kleine Männer mit schwarzen Haaren und sehnigen Körpern, diszipliniert und kriegerisch geschult. Ihre Toten verbrannten sie. Ihre Waffen waren nicht schön, aber zweckmäßig. Ihre Hauptwaffe war ein Bogen aus Horn, mit dem sie ihre langen, mit eisernen Spitzen besetzten Pfeile verschossen.
Eine wichtige Waffe war ihr Wurfspieß mit eiserner Klinge. Unter dieser befand sich ein kleines Fähnchen, angeblich um die Pferde des Gegners scheu zu machen. Nur wenige Ungarn besaßen ein Schwert. Sie kämpften lieber mit ihren Fokoschen, das sind spitze oder stumpfe Streithämmer. Sie schützten sich durch einen Lederhelm. Nacken und Leib wurden durch einen Schuppenharnisch geschützt.“ Diese Harnischart engte die Bewegungen des Körpers nicht ein und konnte sich den Kampfhandlungen besser anpassen als ein fester Eisenpanzer. „Ihre Fürsten trugen einen Plattenharnisch. Ihre Beine waren von unten bis ans Knie durch Lederstiefel geschützt.“
Um die Reiterhorden der Magyaren furchterregend darzustellen, beschrieben Chronisten deren Verhalten in dieser Weise: "Als die Ungarn das Blut der geschlachteten Tiere getrunken hatten, nahmen sie sich die abgeschnittenen Schulterstücke und die übrigen Teile der Schlachttiere halb roh vor, die sie ohne Messer, mit den Zähnen zerfleischend, verschlangen. Dann bewarfen sie sich zum Scherz mit den abgenagten Knochen. Nachdem sie aber durch den ungemischten Wein warm geworden waren, schrien sie alle in entsetzlicher Weise zu ihren Göttern. Einen Priester, den sie als Gefangenen mitschleppten, zwangen sie das gleiche zu tun."
Wie unkritisch dieses Ungarnbild noch heute übernommen wird, zeigt ein Heimatbuch aus dem Markt Mering am Lech. Darin ist zu lesen: "Die Ungarn hatten sich in zügellosen Horden von Osten herangewälzt. Flammen und Blut zeichneten ihre Bahn. Schrecken und Furcht waren ihre Vorboten. Entsetzliche Rohheit, Plünderung und Gewalttat ihre Begleiter. Not, Elend, Schutt und Asche ihre Nachhut. Zum Sturm auf Augsburg schlug ihr Führer das Lager auf dem rechten Ufer des Lechs auf. Beim `Hügel am Wasser´. In wilder Gier durchschwammen dann die Ungarn den Strom und stürzten sich auf die Deutschen. Da sprengte der Eidam des Kaisers, der kühne Konrad, mit seinen Franken hervor. Er rettete durch seinen Todesmut dem König Leben und Sieg. Zum Ruhme des Helden und seiner Ehre türmten die Seinen eine gewaltige Höhe auf, den Konradshügel, den wir heute Gunzenlee? nennen, der Nachwelt zum steten Gedenken."
Überfall der Ungarn und Gegenstoß
Möglich, dass sich das ottonische Heer durch den Rauen Forst?, westlich von Augsburg, den Ungarn näherte. Allerdings mussten die Ungarn davon erfahren haben, jedenfalls schafften es die ungarischen Kämpfer den ottonischen Heerzug zu umgehen und von hinten aufzurollen. Sie schlugen die Böhmen und Schwaben in die Flucht und eroberten den Tross. Danach begingen die Ungarn einen schwerwiegenden Fehler: Sie gingen nach ihrem Erfolg zum Plündern über. Deshal konnte Konrad der Rote mit den jungen Kriegern aus dem fünften Haufen seinerseits die Ungarn zurückschlagen.
"Der deutsche Gegenstoß zertrümmerte auf dem schwäbischen Lechfeld, wohl etwa in der Gegend des heutigen Königsbrunn, nach verlustreichem Ringen die ungarische Front", schreibt der Augsburg-Historiker Wolfgang Zorn?. Viel kämpferischer schildert ein anderer Schriftsteller das Geschehen. Wie ein Kriegsberichterstatter, der das blutige Geschehen hautnah erlebte: "Die Ungarn warteten in ihrer Siegesgewissheit den gegnerischen Kampfbeginn nicht ab, sondern umschwärmten in den frühen Morgenstunden die geschlossene Schlachtordnung der Deutschen, um, wie sich bald zeigte, einen wohlgeplanten Zangenangriff einzuleiten. Ihre Krieger waren mit großem Geheul und unter einem ständigen Pfeilregen im Flankensturm in die Wagenburg eingebrochen."
quelle: augsburgwiki.de
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