Invalidenfriedhof in Berlin

Invalidenfriedhof in Berlin

Beitragvon pentium » 18. November 2020, 18:16

Der Invalidenfriedhof ist ein historischer Friedhof und eine Gedenkstätte im Ortsteil Mitte des Berliner Bezirks Mitte. Er liegt zwischen Scharnhorststraße und Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal, nördlich des Bundeswirtschaftsministeriums. Die Anlage gehört zu den ältesten Friedhöfen in Berlin und wird als Zeugnis der preußischen und deutschen Militärgeschichte wie als Erinnerungsstätte an die deutschen Befreiungskriege der Jahre 1813 bis 1815 angesehen.

Zerstörungen gegen Ende des Zweiten Weltkriegs und in der DDR-Zeit, als durch den Friedhof ein Teil der Berliner Mauer lief, haben dazu geführt, dass auf dem 2,54 Hektar großen Gelände nur etwa 230 Gräber erhalten sind. Ein Förderverein des Friedhofs bemüht sich seit 1992 um Bewahrung und Restaurierung der Anlage und Grabstätten.

Wegen der historischen und kulturellen Bedeutung der Gesamtanlage und einzelner Grabdenkmale ist der Invalidenfriedhof als Gartendenkmal gelistet.
https://de.wikipedia.org/wiki/Invaliden ... _Mauerbaus
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
Anton Günther

Freundeskreis Schloss Hubertusburg e. V.
http://www.freundeskreis-hubertusburg.de
Benutzeravatar
pentium
 
Beiträge: 45531
Bilder: 133
Registriert: 9. Juli 2012, 16:12
Wohnort: Sachsen/Erzgebirge

Re: Invalidenfriedhof in Berlin

Beitragvon pentium » 19. November 2020, 09:38

Zerstörungen infolge des Mauerbaus

Die eigentliche Zerstörung des Invalidenfriedhofs begann mit dem Bau der Berliner Mauer durch die DDR 1961. Am Westufer des Berlin-Spandauer Schifffahrtskanals verlief die Grenze zwischen Ost- und West-Berlin. Ab November 1961 galten daher Einschränkungen für das Betreten des Friedhofs; Besucher mussten bei der Friedhofsverwaltung Berechtigungsmarken beantragen.[57]

Je weiter die Grenzanlagen ausgebaut wurden, desto mehr nahmen die Zerstörungen auf dem Invalidenfriedhof zu. Als vordere Grenzmauer diente hier die aus Ziegelsteinen bestehende alte Friedhofsmauer aus dem Jahr 1902, auf die ein Zaun aufgesetzt wurde. Die Lücke in der Mitte der Mauer wurde beseitigt, die dort stehende „Königslinde“ (benannt nach König Friedrich II., der bei Invalidenhausbesuchen an der betreffenden Stelle gerastet haben soll), wurde gefällt. Im davor gelegenen Bereich bewachten Boote den zu Ost-Berlin gehörenden Schifffahrtskanal. Auf den Grabfeldern E, F und G wurde ein Todesstreifen mit Wachtürmen, Kontrollstreifen, Lichttrasse und einer Laufanlage für Wachhunde sowie einer Betontrasse („Kolonnenweg“) angelegt. Störende Grabsteine auf dem Grenzstreifen wurden abgeräumt und zunächst auf anderen Teilen des Friedhofs abgelegt, später ganz beseitigt. Zu den wenigen sachgemäß versetzten Grabmalen gehörte das von Max Hoffmann (1869–1927), das von Grabfeld E in Grabfeld C verlegt wurde. Der Grenzstreifen wurde vom restlichen Friedhof durch eine erst aus Stacheldrahtzaun, ab 1975 aus Betonplatten bestehende „Hinterlandsicherung“ abgetrennt.

1967 war etwa ein Drittel des Friedhofs eingeebnet, darunter auch Grabmale, die hinter der eigentlichen Sperrzone lagen. Wertvolle Grabgitter wurden abgebaut und anderorts wieder verwendet. Sporadische Einwände der Denkmalschützer konnten sich gegen die Forderungen der Grenzsicherungstruppen nach Übersichtlichkeit des Geländes und nach Schussfreiheit nicht durchsetzen. 1971 entstand im nördlich der Grabfelder A und B gelegenen Grabfeld I auf Beschluss des Ministerrats der DDR eine Garage mit 40 Stellplätzen und eine Waschhalle. Das Grabfeld wurde komplett eingeebnet; es gehört heute nicht mehr zum Friedhofsgelände. In den Jahren 1972–1975 wurden weitere Grabstellen niedergelegt oder anonym verlagert. Zerstört wurde so auch das von den Architekten Wilhelm Böckmann und Hermann Ende errichtete spätklassizistische Mausoleum des Bautechnikers Carl Rabitz in Feld E. Auch das benachbarte Grab von Manfred von Richthofen wurde beseitigt, dessen sterbliche Überreste auf Antrag seiner Familie nach Wiesbaden umgebettet. Die verbliebene Vegetation im Grenzstreifen wurde entfernt.[59]

Journalisten der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, die den Invalidenfriedhof 1978 besuchten, machten folgende Beobachtungen:

„Der Friedhof wirkt vernachlässigt, dürres Gras überwuchert Grabplatten, nur einige Gräber sind noch erhalten, ganz wenige werden gepflegt. Mehr Sorgfalt als den Gräbern hat man den ‚Grenzsicherungsanlagen‘ gewidmet. Quer durch den jetzt noch vorhandenen Teil des Friedhofs zieht sich eine Linie hin, an der Tafeln verkünden: ‚Grenzgebiet / Betreten und Befahren verboten!‘ Hinter dieser Linie – für uns unerreichbar, wenn wir uns nicht Ärger einhandeln wollen – eine Reihe beachtlicher Grabdenkmäler. Dahinter eine Plattenmauer. Vor der Mauer eine sogenannte Hundelaufanlage. [...] Einen Steinwurf von uns entfernt, aber unerreichbar im Sperrgebiet gelegen, Scharnhorsts mächtiges Grabmal, umfriedet mit einem Metallzaun. [...] Von der Grabanlage des Feldmarschalls Hermann von Boyen (1771–1848) ist nur noch eine Rückmauer erhalten. Das große Eisengußdenkmal, das Schinkel dem Vertrauten Friedrich Wilhelms III., dem Generalleutnant Job von Witzleben (1783–1837), schuf, rostet vor sich hin.“

– FAZ: „Das Scharnhorst-Grab im Niemandsland“, 25. November 1978[60]

Nur die Gräber von Repräsentanten der Freiheitskriege wie Scharnhorst, in dessen Nachfolge die Nationale Volksarmee der DDR sich sah, und Friesen verhinderten vermutlich die völlige Zerstörung des Invalidenfriedhofs. So erklärt sich auch der Widerstand der Ost-Berliner Denkmalschützer gegen den seit den 1960er-Jahren mehrfach vorgebrachten Vorschlag, das Scharnhorst-Grabmal vom Invalidenfriedhof auf einen öffentlichen Platz zu verlegen. Nach dem Erlass eines neuen Denkmalpflegegesetzes 1975 und dem Einsturz des Witzleben-Denkmals im Jahr 1984 gab es zwar erneute Bemühungen, verbliebene Grabstätten zu schützen; erstmals wurden so die entstandenen Schäden fotografisch dokumentiert. Dennoch verhinderte der Widerstand der Grenzsicherungstruppen bis 1989, dass umfassende Maßnahmen zum Schutz des Bestandes ergriffen wurden.[61]

Von den 3000 Grabstellen, die 1961 noch existierten, waren 1989 nur etwa 230 übrig geblieben.

...
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
Anton Günther

Freundeskreis Schloss Hubertusburg e. V.
http://www.freundeskreis-hubertusburg.de
Benutzeravatar
pentium
 
Beiträge: 45531
Bilder: 133
Registriert: 9. Juli 2012, 16:12
Wohnort: Sachsen/Erzgebirge

Re: Invalidenfriedhof in Berlin

Beitragvon Nostalgiker » 19. November 2020, 10:12

Das alles hindert aber in der Gegenwart Die Grünen nicht die "Entmilitarisierung" der Stadt Berlin zu betreiben.
Seit einiger Zeit haben sie die "Preußisch-Monarchistischen" Kriegstreiber der Befreiungskriege von 1812/13 auf dem Schirm und unternehmen vielfältige Anstrengungen diese aus dem Strassenbild; Umbenennung von Straßen [am besten in unbekannte People of Color welche zur Hochzeit des Sklavenhandels ihre eigenen Landsleute an den Meistbietenden verkauft haben] und der Schleifung von Denkmalen dieser historischen Personen im Berliner Stadtbild.

In diese Denke passt auch hervorragend die Aktion der Bezirksverordnetenversammlung von Kreuzberg-Friedrichshain welche kürzlich den Einsatz von Bundeswehrsoldaten im Rahmen der Hilfe bei der Corona Pandemie betrifft.
Da die Soldaten ihren dienst in Uniform versehen weigerte sich das Bezirksamt die Hilfe anzunehmen mit der Begründung das Soldaten in Uniform im Bürgeramt eine unzulässiger Militarisierung der Gesellschaft sei und das die Bürger dieses ablehnen.
Zum Glück behielt das Verwaltungsgericht seinen Sachverstand und schmetterte den Antrag ab.
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, dass man nichts zu verlieren hat. Janis Joplin

Psychologen haben herausgefunden, dass Menschen, die immer bei anderen auf die Rechtschreibfehler hinweisen, eine Persönlichkeitsstörung haben und unzufrieden mit ihrem Leben sind. Netzfund
Benutzeravatar
Nostalgiker
 
Beiträge: 13708
Registriert: 28. August 2012, 12:36

Re: Invalidenfriedhof in Berlin

Beitragvon Nostalgiker » 19. November 2020, 10:31

Wo bleibt übrigens die Empörung darüber das die Nationalsozialisten nach 1933 die Gedenkstätte der Sozialisten auf dem Zentralfriedhofs Friedrichsfelde zerstört wurde und die Gräber geschliffen worden?
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, dass man nichts zu verlieren hat. Janis Joplin

Psychologen haben herausgefunden, dass Menschen, die immer bei anderen auf die Rechtschreibfehler hinweisen, eine Persönlichkeitsstörung haben und unzufrieden mit ihrem Leben sind. Netzfund
Benutzeravatar
Nostalgiker
 
Beiträge: 13708
Registriert: 28. August 2012, 12:36

Re: Invalidenfriedhof in Berlin

Beitragvon HPA » 19. November 2020, 17:34

pentium hat geschrieben:Der Invalidenfriedhof ist ein historischer Friedhof und eine Gedenkstätte im Ortsteil Mitte des Berliner Bezirks Mitte. Er liegt zwischen Scharnhorststraße und Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal, nördlich des Bundeswirtschaftsministeriums. Die Anlage gehört zu den ältesten Friedhöfen in Berlin und wird als Zeugnis der preußischen und deutschen Militärgeschichte wie als Erinnerungsstätte an die deutschen Befreiungskriege der Jahre 1813 bis 1815 angesehen.

Zerstörungen gegen Ende des Zweiten Weltkriegs und in der DDR-Zeit, als durch den Friedhof ein Teil der Berliner Mauer lief, haben dazu geführt, dass auf dem 2,54 Hektar großen Gelände nur etwa 230 Gräber erhalten sind. Ein Förderverein des Friedhofs bemüht sich seit 1992 um Bewahrung und Restaurierung der Anlage und Grabstätten.

Wegen der historischen und kulturellen Bedeutung der Gesamtanlage und einzelner Grabdenkmale ist der Invalidenfriedhof als Gartendenkmal gelistet.
https://de.wikipedia.org/wiki/Invaliden ... _Mauerbaus


Ist auch nur ein sehr prominentes Beispiel wie in Berlin für den Todestreifen Denkmäler und Friedhöfe geschliffen wurden.

In der aktuellen "Monumente" der Deutschen Stiftung Denkmalschutz ist ein Artikel zum Sophienfriedhof II an der Bernauer Straße erschienen.
HPA
 


Zurück zu andere militärgeschichtliche Themen

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast