Wem gehört der Osten? Der Harz

Wem gehört der Osten? Der Harz

Beitragvon pentium » 25. September 2018, 21:20

Der Harz - einst geteiltes deutsches Mittelgebirge, war zu DDR Zeiten geliebtes Erholungsgebiet und Ferienziel. Die innerdeutsche Grenze prägte die Region lange Zeit, verlief sie doch über Berggipfel und selbst mitten durch Talsperren. Nach der Wende stellte sich auch hier auf der östlichen Gebirgsseite die Frage: Wem gehört eigentlich was und wem soll es in Zukunft gehören? Wald, Wasser, Natur und liebliches Fachwerk - wie in anderen Teilen der ehemaligen DDR führt der Privatisierungsprozess noch bis ins Heute zu Begehrlichkeiten, bietet aber auch neue Möglichkeiten.

Zum Harz gehören gewaltige Waldflächen, Naturschutzflachen wie der Hochwald, aber auch viel ehemaliger DDR Staatsforst. Einer der größten Waldbesitzer im Harz ist heute Clemens Ritter von Kempski. Der Ritter hat familiäre Wurzeln im Harz und kaufte 1994 das größte zusammenhängende Waldstück in Ostdeutschland. Heute besitzt er in der Gegend noch ein paar Hotels und setzt auf sanften Tourismus.

Uwe und Susann Thielke, zwei studierte Landwirte aus Sachsen-Anhalt haben nach der Wende den Harz für sich als Lebensaufgabe entdeckt. Sie haben inzwischen 50 Hektar Land erworben und einiges dazu gepachtet und züchten Rinder, und zwar eine ganz spezielle Rasse: das rote Harzer Höhenvieh, das sogar in den hohen Lagen des Harzes, wo sonst keine Landwirtschaft mehr möglich, gedeiht. Für sie bietet der Harz besonders gute Bedingungen, da die Hochflächen fast alle Nationalparkflächen sind, die sie mit ihren Rindern jedoch nutzen dürfen.

Anders als an der Ostsee fanden sich für zahlreiche Objekte im Harz bis heute keine Käufer. Viele einst ehrwürdige Objekte rotten lange vor sich hin, bevor sie einen Interessenten finden – vor allem die alten Sanatorien. Jahrzehntelang war der Harz auch als Luftkurort bekannt, mit beinahe der höchsten Dichte an Lungenheilzentren in ganz Deutschland. Viele der Objekte wurden zu DDR Zeiten vom FDGB Feriendienst genutzt und standen nach der Wende lange leer. Für Bernd Rühl eine neue Chance. Vor ein paar Jahren kaufte er gemeinsam mit ein paar Gleichgesinnten eine der ehemaligen Lungenheilkliniken. Nun soll das Objekt als Selbstversorgergemeinschaft genutzt werden - nur mittels privater Darlehen, ohne Bankenbeteiligung und mit viel Enthusiasmus.

https://www.mdr.de/tv/programm/sendung8 ... 383ea.html

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*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
Anton Günther

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Re: Wem gehört der Osten? Der Harz

Beitragvon Volker Zottmann » 25. September 2018, 21:50

Brockenbauer Thielecke nennt sich das Familienunternehmen mit dem Harzer Höhenvieh. Nicht Thielke!
Ansässig ist die hochmoderne Bauernwirtschaft in Tanne im Hochharz. Kann man googlen.

Neben dem Ritter gibt es noch so einige Adelige, die alten oder neuen Besitz erwarben/wiedererwarben. Sogar ein Graf Felix de la Roseé aus Wang an der Isar im schönen Bayern sicherte sich Wald. Kurz nach dem Kauf wurden immense Flächen abgeholzt. Ich denke, dessen Kaufkosten mussten schnell wieder eingespielt werden. Wie der Wald heute aussieht, spielt keine Rolle! Am zweitältesten Kunstteich des Harzes, dem Gräfingründerteich, wurde ein Verwalterhaus errichtet, fast 10 Jahre erst nach Erteilung der Baugenehmigung. Und auf das eingetragene Technische Denkmal, dieses Teiches des Unterharzer Wasserregals, wurde keinerlei Rücksicht genommen. So wurde quer über den Damm ein gewaltiger Erdwall geschüttet, der das Betreten wohl verhindern soll. Sämtliche Bäume der bisherigen Liegewiese wurden gefällt und alles eingezäunt. Keine Naturschutzbehörde hat sich aufgelehnt. Weder die Untere noch die Obere.

Was nun die neuen Besitzer nicht schafften, vollbrachte zwischenzeitlich mehrere Stürme. Um den Ostharz ist es vieler Orten schlimm bestellt.

Zu neu einverleibten Ferienheimen äußere ich mich nicht schon wieder.

Alte Sanatorien schlossen und verrotten seitdem, oft mit krimineller Nachhilfe. So bei Sorge die einstigen Johanniter-Heilstätten, die in der DDR zuerst Frauen-TBC-Heim. Als dann das Sperrgebiet errichtet wurde, verleibte sich diese Immobilie die NVA als Erholungsheim ein. Heute wieder in Privatbesitz, sehe ich trotzdem nur Verfall. Wer hat schon viele Millionen....
Das Albrechtshaus nahe Stiege, ein gewaltiges Sanatorium ist nach Brandstiftung verrottet. Eine norwegische Stabkirche wird von einem Verein versucht in den nächsten Jahren zum Bahnhof Stiege umzusetzen. Es fehlen derzeit "nur" noch 450000 €.

So gibt es hunderte verlassene Objekte im Harz, die dahinrotten.
Ich empfehle www.VergessenImHarz.de

Gruß Volker
Volker Zottmann
 


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