Die Kommission wurde zu einer jenseits der Rechtsstaatlichkeit agierenden geheimen Polizei neben und über der eigentlichen Kriminalpolizei. Die Kommission kam immer dann zum Einsatz, wenn Verbrechen in den Augen der Stasi als staatsgefährdend galten.
Detlef Schulze führte das Erstverhör in der Polizeidienststelle von Oranienburg. Nach vier, fünf Stunden gestand der aus Berlin stammende Martin S. Der 26-jährige Leutnant der DDR-Armee gab sogar noch weitere, in Mecklenburg geschehene Morde zu, für die schon ein Anderer verurteilt war. Die Spezialkommission nahm sich des Mannes umgehend an. Er wurde zu lebenslanger Haft verurteilt, der fälschlich Inhaftierte wurde geräuschlos entlassen. Über die Taten aber und über den Justizirrtum wurde der Mantel des Schweigens gehüllt.
Der Titel des Dokumentarfilms lautet „Die Spezialkommission – geheime Mordermittlung in der DDR", so lautet der Titel der Dokumentation von Gabi Schlag, die für das ZDF und Arte produziert wurde. Der 52 Minuten lange Film wird am 31. Januar um 21.45 Uhr erstmals ausgestrahlt auf Arte.
Ein Doppelmord an zwei Kindern, begangen von einem Leutnant der NVA, Serienmorde, getötete Polizisten, schwere Sexualverbrechen, abgründige Täterprofile – all das gab es in der DDR genauso wie anderswo. Aber sie passten nicht in das Bild vom neuen Menschen in der sozialistischen Gesellschaft. Und so trat seit Mitte der 1960er-Jahre die mit allen – auch illegalen – Befugnissen der Stasi ausgestattete Spezialkommission auf den Plan, wenn – nach Lesart der Geheimpolizisten – ein besonders abscheuliches Verbrechen die entwickelte sozialistische Gesellschaft in Misskredit zu bringen drohte. „Es ging schon darum, die Fälle aufzuklären“, sagt Gabi Schlag. „Und gleichzeitig sollten sie aber auch vor der Öffentlichkeit und auch vor den Angehörigen der Opfer weitestgehend vertuscht werden.“
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AZ