Der Spiegel - 18/1957 - KARDINAL MINDSZENTY Das Kreuz des MärtyrersIn Budapest sind zwischen dem katholischen Episkopat (Amt und Würde eines Bischofs-W.T.) und dem Kader-
Regime seit vierzehn Tagen Verhandlungen im Gange, um eine Frage zu klären, die in mehr als einer Hinsicht
heikel ist. Es handelt sich um die Frage, in welcher Form das "Problem Mindszenty" gelöst werden soll.
Der Primas von Ungarn, den die Gläubigen als Märtyrer-Kardinal verehren, wurde von den Freiheitskämpfern
am 26. Oktober vergangenen Jahres befreit. Er mußte jedoch bereits an dem blutigen 4. November, als
Sowjet-Panzer die Revolution niederschlugen, in der amerikanischen Gesandtschaft Zuflucht suchen. Dort
genießt er seit nunmehr einem halben Jahr Asylrecht.
Die Situation, die dadurch entstanden ist, daß der Kardinal mitten in Budapest von der roten Geheimpolizei
nicht ergriffen werden kann, wird für alle Beteiligten immer lästiger, je mehr sich die Sowjets bemühen, die
Entspannungsoffensive wieder aufzunehmen, die durch die Bartholomäusnacht von Budapest unterbrochen wurde.
Für das Kadar-Regime ist die Lage sogar nahezu lächerlich.
Auch im amerikanischen State Department scheint man der Ansicht zuzuneigen, daß das Asyl des Primas von
Ungarn kaum so lange dauern kann, bis das kommunistische System in dem unterjochten Ungarn beseitigt ist:
Bereits vor einem Vierteljahr wurde im amerikanischen Kongress ein Appell an Präsident Eisenhower gerichtet,
er solle dem Kirchenfürsten Exil in den Vereinigten Staaten gewähren.
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