Hat die Eroberung Amerikas das Klima gekühlt?
Demnach führte der Zusammenbruch der indianischen Kulturen in Nord- und Südamerika dazu, dass sich das Klima über Jahrhunderte merklich abkühlte. Das Szenario, das die Forscher im Fachblatt Quaternary Science Review aufzeichnen, beginnt mit dem "Großen Sterben" der indianischen Völker. Die Forscher schätzen, dass eingeschleppte Seuchen innerhalb eines Jahrhunderts 90 Prozent der damaligen amerikanischen Bevölkerung dahinrafften.
Anschließend brach die Landwirtschaft zusammen: Weniger Menschen bewirtschafteten Felder, weniger Menschen mussten ernährt werden. Die brachliegenden Ackerflächen eroberten sich Bäume und Sträucher zurück, die Vegetation wurde über das 16. Jahrhundert hinweg immer dichter. Diese neuen Pflanzen nahmen mehr Kohlendioxid aus der Luft auf, sodass der Gehalt des Treibhausgases in der Atmosphäre sank und es auf der Erde kühler wurde.
Die Ereignisse in Amerika würden damit direkt mit der "Kleinen Eiszeit" zusammenhängen, einer Periode relativ kühlen Klimas ab dem 15. Jahrhundert bis zur Industrialisierung. In Europa sind aus dieser Zeit etliche Hungerwinter überliefert, und Jahre, in denen selbst große Flüsse wie die Themse vollständig zufroren.
Messungen im Eis der Antarktis bestätigen, dass der CO2-Gehalt in der Atmosphäre im 16. Jahrhundert tatsächlich sank, vermutlich ausgelöst durch eine verstärkte Pflanzenaktivität - dieser Befund stützt also die These von der Wiederbewaldung Amerikas. Es werden allerdings auch andere Ursachen für die damalige globale Abkühlung diskutiert, etwa Vulkanausbrüche und eine niedrigere Sonneneinstrahlung. Diese Faktoren sehen die Studienautoren jedoch nicht als maßgeblich an. So seien während der Kleinen Eiszeit insgesamt eher wenige große Vulkanausbrüche dokumentiert, und solche Eruptionen würden die Erde im Schnitt nur wenige Jahre abkühlen, aber nicht für so lange Zeiträume. Die Abkühlung sei ohne die Umwälzungen in Amerika nicht zu erklären.
https://www.sueddeutsche.de/wissen/klei ... -1.4319891
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