Klima-Leugner entdecken Corona: Dieselben TrickserWer den Klimawandel leugnet, wittert oft auch bei Corona eine Verschwörung. Jetzt zeigt ein Dossier, wie die Szenen zusammenhängen. Das Thema ist ganz anders, aber die Vorwürfe sind dieselben: Die Besorgnis sei übertrieben und hysterisch; die Daten und die Modelle der Wissenschaft zweifelhaft; die Regierungen versuchten nur, die Freiheit der Menschen einzuschränken, alles sei nicht so schlimm, ein Schwindel oder eine große Verschwörung.
Diese „Argumente“ der Klimawandelleugner, die seit Jahrzehnten durch die Welt geistern, erhalten derzeit neuen Schwung: als Beiträge in der globalen Corona-Debatte – vorgebracht zum großen Teil von denselben Leuten, die auch gegen die Klimawissenschaften polemisieren. Gerade wenden sich in einem offenen weltweiten Brief Hunderte von MedizinerInnen und Pflegekräfte gegen diese „Infodemie auf Social Media“, die durch Falschmeldungen „auf der ganzen Welt Menschenleben gefährdet“. Sie fordern von Firmen wie Facebook und Twitter, „sofort und systematisch“ dagegen vorzugehen.
Wie Klima- und Corona-Verleugnung zusammenhängen, ist jetzt zum ersten Mal dokumentiert worden.
Die US-Rechercheplattform „Desmogblog.com“ hat in einem „COVIDeniers Report“ zusammengestellt, wie Argumentationsmuster, Akteure, Finanziers und politische Absichten bei Klima- und Corona-Skeptikern vor allem in den USA Hand in Hand arbeiten. „Ein Fluss falscher Informationen zum Coronavirus ist von Thinktanks, Experten (einige davon selbsternannt), Akademikern und rechten Aktivisten zusammengeflossen, die auch die Klimawissenschaften verächtlich gemacht haben und als Ziel haben, das Handeln gegen die Klimakrise zu bremsen“, heißt es in der Analyse.
„Desmog“ ist eine Plattform, die seit 2006 Verbindungen der Klima-“Skeptiker“ zu Energiekonzernen und konservativen Geldgebern recherchiert und deren Taktiken und Falschmeldungen entlarvt. Seit März 2020 hat das Desmog-Team Äußerungen, Tweets und Artikel zusammengetragen, die zeigen: Bei der Diskussion über die wissenschaftlichen Grundlagen und die Reaktion auf die Coronapandemie mischen viele US-Thinktanks wie das Heartland Institute, „Americans for Prosperity“ oder „Competitive Enterprise Institute“ mit, die teilweise von der US-Ölindustrie finanziert werden. „Dabei nutzen sie Taktiken, die sie seit den 90er Jahren perfektioniert haben, um Zweifel an den Klimawissenschaften zu säen“, schreiben die Autoren.
Fünf übliche StrategienAuch die deutsche Webseite „klimafakten.de“ hat gerade eine neue Grafik zu den Methoden der Leugner erstellt: Sie beschreibt darin die fünf üblichen Strategien namens “PLURV“: Pseudo-Experten, Logikfehler, unerfüllbare Erwartungen, Rosinenpickerei und Verschwörungsmythen.Hier geht es weiter:
https://taz.de/Klima-Leugner-entdecken-Corona/!5681653/