Hoheneck: Bewegender Auftritt einer Grand DameZu einem Aktionstag unter dem Titel "Vier Jahrzehnte Hoheneck" haben ehemalige Insassinnen in die einstige Frauenhaftanstalt eingeladen. Die Berichte der Betroffenen haben gezeigt, wie wenig vergleichbar die Erfahrungen sind. Stollberg. Hoheneck ist nicht gleich Hoheneck. Mehr noch als die etwa 60 Zuhörer hat das eine der Zeitzeuginnen empfunden. Nachdem die drei ehemaligen Insassen bereits über eine Stunde ihre ganz persönlichen Erinnerungen an die Haftanstalt hatten aufleben lassen, bekannte Annerose Matz-Donath: "Ich sitze hier am falschen Tisch. Über das, was ihr hier erzählt, könnte ich fast lachen." Die alte, zierliche Dame, aus der diese Worte herausplatzen, ist keineswegs auf Krawall gebürstet. Die 93-Jährige war 1948 verhaftet und wegen "Spionagetätigkeit" zu 25 Jahren Arbeitserziehungslager verurteilt worden.
Rund zwölf Jahre hat sie anschließend in Gefängnissen verbracht. Sie war während dieser Zeit in Halle, im Speziallager Sachsenhausen, in Bautzen und in Brandenburg-Görden eingesperrt. Von Sommer 1950 bis Oktober 1953 war sie in Hohen-eck. Eine Zeit, die mit jener der anderen Zeitzeugen kaum zu vergleichen ist: Edith Fiedler ist 1976 verhaftet worden, Monika Schneider 1983. "Ich will nicht kleinreden, was meine Kameradinnen hier erlebt haben, aber im Vergleich gesehen, hat das für mich die Qualität von einem strengen Nonnenkloster. Während meiner Zeit wurde noch auf bloßen Verdacht hin erschossen." Sie war unter Verdacht geraten, weil jemand sie damals als junge Journalistin weiterempfohlen hatte. Unter Folter und Misshandlung wurden völlig haltlose Vermutungen dann zur Tatsache:
"Ich habe Männer erlebt, die nicht einmal mehr in der Lage waren auf allen Vieren aus dem Vernehmungszimmer in ihre Zelle zu kriechen. So sind Akten mit gerichtsschwerem Charakter entstanden."
Aus ihren Erinnerungen an Hoheneck erzählt Annerose Matz-Donath unfassbare Details.
Eine ihrer Mithäftlinge hat aus Hunger die Maden gegessen, die ihre Kameradinnen vorher aus der dünnen Graupensuppe gefischt hatte. Selbst bei akuten Erkrankungen mussten Häftlinge auf die Krankenhausfahrt warten, die einmal im Monat durchgeführt wurde. Dass sie mitgenommen wurden, war nicht sicher. Manch eine kam aus purer Willkür auch in den Karzer, statt zum Doktor.
Die Zustände im Gefängnis konnten sich die Besucher unter Führung ehemaliger Insassen anschauen. Über 30 Interessenten folgten Inge Naumann zum ersten Rundgang, der vom Arrestbereich über alle Etagen bis in den Keller führte. Neben der Tristesse sind es vor allem die Details des persönlichen Erlebens, die dem Zuhörer das Unfassbare nahebringen. Die Arrestzelle, in der die Gefangenen den ganzen Tag stehen mussten, weil morgens 5 Uhr das Bett hochgeklappt wurde. Die Dunkelzelle, in welcher die Gefangene nicht wusste, ob sie einen Tag, zwei Tage oder erst vier Stunden in völliger Finsternis verharrte. Inge Naumann, die zwischen 1983 und 1986 exakt 1168 Tage in Hoheneck einsaß, berichtet das aus persönlichem Erleben.
Und so wollen die Hoheneckerinnen, dass dieses Grauen nicht in Vergessenheit gerät. Annerose Matz-Donath ist eigens dafür aus Bonn angereist, wo sie inzwischen in einem Pflegeheim wohnt. "Von meinen Haftkolleginnen sind fast alle tot. Ich war ja damals eine der Jüngsten." Bei den Besuchern stoßen die Zeitzeuginnen auf offene Ohren. So bekennt Tilo Gebhardt aus Leipzig:
"Ich befürchte, dass diese Schicksale vergessen werden. Hier müssten eigentlich 1000 Menschen stehen." Auf Einsichten ihrer einstigen Aufseher hoffen die Hoheneckerinnen hingegen zumeist umsonst. So hatte über Jahre eine ehemalige Wärterin, die den Rang eines Oberstleutnants trug, die Gedenkfeiern aus einiger Entfernung beobachtet. "Als ich sie angesprochen habe, hat sie getan, als ob sie nicht weiß, worum es geht.
Ich finde es einfach ekelhaft, dass sie nicht sagen: Damals ist etwas falsch gelaufen", erregt sich Inge Naumann.Der vollständige Beitrag hier:
http://www.freiepresse.de/LOKALES/ERZGE ... 572386.phpDamit diese Dinge nicht in Vergessenheit geraten, werde ich nicht aufhören Artikel zu verlinken, in denen Journalisten, Historiker oder - wie hier - Zeitzeugen über Menschenrechtsverletzungen oder Verbrechen das SED - Regimes berichten. Das wird sicher den Usern nicht gefallen, die meinen, ich solle derartiges nicht einstellen, weil das Forum " Deutsche Einheit " heißt. Sicher auch denjenigen " Ehemaligen " nicht, die meinen " Ja es gab Unrecht in der DDR; aber so schlimm war es nun auch nicht ".
Für mich ist das Verpflichtung und mein klitzekleiner, bescheidener Beitrag nachfolgenden Generationen aufzuzeigen, wie die Sozialisten/Kommunisten keine Skrupel hatten nach der Nazi - Diktatur, gleich darauf ihre Diktatur des Proletariats zu errichten.