Trauma Hoheneck

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Re: Trauma Hoheneck

Beitragvon Interessierter » 8. Juni 2018, 11:22

Hoheneck war ein dunkler Ort ohne Hoffnung

Plötzlich standen die Russen vor ihrer Tür und holten sie ab. 10. März 1947 - dieses Datum wird Anneliese Gabel nie vergessen. An diesem Tag wurde sie verhaftet. Warum, wusste die damals 20-Jährige nicht.

Anneliese Gabel hatte in Berlin gerade eine Lehre begonnen. Augenoptikerin wollte sie werden, unbedingt. Und nun stand sie vor dem russischen Militärtribunal. Der Vorwurf: "Mitglied einer illegalen Untergrundorganisation". Das Urteil: Todesstrafe. Als eine der ersten Insassinnen kam Anneliese Gabel nach Hohenschönhausen. Der jungen Frau wurden zwei Bekanntschaften zum Verhängnis. Sie hatte Kontakt zu kritischen Studenten der Humboldt-Universität.

Zwangsarbeit in Hoheneck

Teil der Untergrundbewegung war sie nicht. "Für solche Sachen hatte ich keine Zeit und auch kein Interesse daran", sagt Anneliese Gabel heute. Es fällt der 88-Jährigen immer noch schwer, über die Ereignisse zu sprechen. Vieles aus dieser Zeit würde sie gern vergessen. "Aber das vergisst man nicht. Ich wurde behandelt wie der letzte Dreck", sagt Anneliese Gabel.

Über die Lager Bautzen und Sachsenhausen kam die junge Frau schließlich nach Hoheneck. In Viehwaggons wurden 1950 mehr als 1000 Frauen nach Stollberg ins Erzgebirge gebracht. In ein Zuchthaus, das gerade einmal für 600 Häftlinge ausgelegt war. In der alten Burg verbüßten kriminelle Straftäterinnen und politische Häftlinge ihre Strafen - 20 Insassinnen in einem Raum waren keine Seltenheit. Es waren sogar Mütter mit ihren Säuglingen darunter.

Einige Wochen nach ihrer Ankunft in Stollberg durfte sich Anneliese Gabel das erste Mal eine Zahnbürste schicken lassen. Drei Jahre lang hatte sie keine besessen. "Der Alltag in Hoheneck bestand aus Schikane und Arbeit", sagt sie. Ihr Todesurteil war in 25 Jahre Zwangsarbeit umgewandelt worden. Sie musste in der Schneiderei schuften und stach Tag für Tag Knopflöcher.

Hier geht es weiter:
https://www.volksstimme.de/nachrichten/ ... fnung.html
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Re: Trauma Hoheneck

Beitragvon Interessierter » 12. Juni 2018, 12:44

Stasi-Opfer über ihre Erlebnisse im DDR-Frauenzuchthaus Hoheneck

Rottenburg. „Ich kann auf Chorreisen nicht in Stockbetten schlafen. Stockbetten erinnern mich an Hoheneck“, erzählte die 45-jährige Birgit Schlicke am Mittwoch im Gespräch mit Moderatorin Claudia Hofreiter vor 25 Interessierten im Martinshof. Als 19-Jährige war Schlicke 1988 verhaftet worden, weil sie ihrem Vater geholfen hatte, einen Brief an eine westdeutsche Menschenrechtsorganisation zu schreiben. „Ich konnte nicht wissen, dass diese Organisation von der Staatssicherheit (Stasi) unterwandert war.“

Zuvor war Schlicke bereits die Zulassung zum Abitur verweigert worden. „Als bekennende Christin hatte ich in der Schule immer wieder Probleme, ich wurde von den Lehrern gedemütigt und von den Mitschülern ausgelacht“, berichtete sie. In der Schule hätten sie auch Wehrsport machen müssen, etwa mit Handgranatenattrappen werfen. „Da habe ich mich geweigert mitzumachen und musste mich anschließend vor einem Klassentribunal verantworten“, sagte Schlicke.

Entscheidend für den Entschluss, einen Ausreiseantrag zu stellen, seien bei ihr zwei Faktoren gewesen: „Ich hatte bereits mit 14 Jahren Brieffreunde in Amerika, die ich nicht besuchen konnte.“ Außerdem sei sie in der Kirche engagiert gewesen, „wo man politischer redete.“

Konstanze Koch wurde 1977 als 21-jährige bei einem Fluchtversuch verhaftet. Die Rottenburgerin will im TAGBLATT nur mit ihrem Mädchennamen genannt werden. „Mein Mann leidet noch heute darunter, dass der von ihm geplante Fluchtversuch verraten wurde“, erzählte sie. Weil ihr Vater selbstständiger Handwerker war und sie kritische Fragen stellte, wurde Koch das Abitur und die Zulassung zum Medizinstudium verweigert. Als sie sich im Bulgarienurlaub in einen Rottenburger verliebte, entschloss sie sich zur Flucht.

Als schlimmste Zeit empfanden beide Frauen die Stasi-Untersuchungshaft. Stundenlange Verhöre, enge Zellen, Psycho-Folter. Dann ein Urteil, das bereits vorher feststand: das Stasi-Gefängnis Hoheneck. Eine alte Gefängnisburg mit Backsteinfassade. Ungeheizt auch im Winter. Die Toiletten im Pausenraum ohne Sichtschutz. Gemeinsam mit Kriminellen mussten die politischen Gefangenen im Akkord Bettwäsche für den Export nähen – für Neckermann und Quelle, die sich bis heute nicht zur Zwangsarbeit der politischen Gefangenen geäußert haben. Wer sich weigerte zu arbeiten, kam 21 Tage in eine Dunkelzelle. Das Kommando in den Zellen und bei der Arbeit führten linientreue Langzeitgefangene, die nichts mehr zu verlieren hatten. „Es gab keine Solidarität unter Gefangenen. Da warst du Wolf unter Wölfen“, sagte Schlicke.

Unter den „Wachteln“ – so nannten die Frauen ihre Aufseherinnen – habe teilweise sadistische Willkür geherrscht. „Die haben dich beim Einschluss mal zwei Stunden vor der Zelle stehen lassen oder dir beim Duschen das Wasser abgedreht, solange du noch Schaum in den Haaren hattest.“ Nicht aus eigener Erfahrung, aber aus Erzählungen kennen beide die Wasserzelle, in der Frauen gefoltert wurden, indem man sie stundenlang im kalten Wasser stehen ließ.


Hoffnung machte den Frauen nur die Aussicht, von der Bundesrepublik freigekauft zu werden. Für Konstanze Koch erfüllte sich diese Hoffnung 1979. Birgit Schlicke wurde erst acht Tage nach dem Mauerfall entlassen. Ihre Zuhörer mahnte sie, die Anzeichen für den Beginn einer Diktatur zu erkennen und Einspruch zu erheben. „Denn Freiheit und Demokratie sind keine Selbstverständlichkeit. Das haben wir leider deutlich erfahren.“

https://www.tagblatt.de/Nachrichten/Sta ... 65043.html
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Re: Trauma Hoheneck

Beitragvon Interessierter » 19. Juli 2018, 11:06

"Ich saß im DDR-Frauenknast": Monika Schneider informiert über das Schicksal der politisch Inhaftierten

Berlin. Wie bringt man Schülern nahe, wie es in einer DDR-Frauenhaftanstalt zuging? Zum Beispiel, indem man einen Ausflug nach Stollberg in Sachsen macht. Dort, in der Burg Hoheneck, veranstaltet ein Berliner Verein Führungen.

Mitglieder im Verein sind Frauen, die in der DDR wegen ihrer politischen Einstellung verurteilt wurden und ihre Strafe in Hoheneck absaßen. Eine von ihnen ist Monika Schneider. Im Frauenkreis der ehemaligen Hoheneckerinnen engagiert sie sich als Schriftführerin, Mitglied ist sie seit fast 25 Jahren. Warum? Monika Schneider nennt zwei Gründe: „Uns ist wichtig, dass die Menschen nicht vergessen, was damals geschehen ist.“ Und: „Es tut gut, Kontakt zu haben zu anderen Leuten.“

Aber die rund 50 Mitglieder des Vereins werden älter. Am jährlichen Treffen in diesem Jahr nahmen nur acht ehemalige Hoheneckerinnen teil. Monika Schneider und Regina Labahn, die Vorsitzende des Vereins, sind dennoch zuversichtlich, dass sie ihre Arbeit noch lange fortsetzen können. Denn sie haben einen großen Erfolg zu vermelden: 2018 bekommt der Ort, an dem einst Frauen inhaftiert wurden, den Status „Gedenkstätte“.

Es war ein langer Kampf. Ein Investor hatte vor gut zehn Jahren angemeldet, ein Erlebnishotel aus dem früheren Frauenknast machen zu wollen. Monika Schneider und ihre Mitstreiterinnen gingen auf die Barrikaden. Doch nicht einmal die Stadt Stollberg war den Frauen eine Hilfe, im Gegenteil: Noch heute scheint es Menschen zu geben, die die Gräueltaten aus DDR-Zeiten möglichst vertuschen wollen. Referenten, die im Auftrag des Vereins unterwegs sind, werden manchmal beschimpft. Gäste, die die Gedenkstätte besuchen wollen, von Stollbergern mit Absicht (!) in die falsche Richtung geschickt.

Und der Gipfel an Absurdität: Vor vier Jahren, erzählt Monika Schneider, habe es eine Erste Vorsitzende gegeben, die am Tag nach ihrer Wahl eine Zusatzversammlung einberufen hat, um den Verein aufzulösen. Dagegen konnten Vereinsmitglieder zwar klagen, aber das Vereinsvermögen war erst einmal weg. Und trotzdem hörte Monika Schneider nicht auf. „Es ist für mich mittlerweile eine Genugtuung, dass ich jetzt selbst bestimme, wann ich da rein- und rausgehe“, sagt sie.

Zwischen dem 17. April 1983 und dem 2. Januar 1985 war das nicht so. Die Daten kommen wie aus der Pistole geschossen. Am 7. Januar 1983 wurde Monika Schneider verhaftet und wegen versuchter Republikflucht verurteilt. So kam sie nach Hoheneck. Dort musste sie von Montag bis Sonnabend arbeiten, sonntags gab es Sonderschichten: Bettwäsche und Strumpfhosen herstellen, Knöpfe an Uniformen nähen. Mit zwölf Leuten teilte sie sich eine Zelle. Da waren auch Kriminelle dabei, die das Sagen hatten. „Man durfte bloß nicht so viel von sich preisgeben, sonst war man angreifbar.“

Heute befindet sich an jener Stelle, wo früher der Speisesaal war, der Empfang und die Anmeldung. Menschen sammeln sich dort für die Führungen, die Monika Schneider und ihre Kolleginnen geben. Als Monika Schneider 1993 damit angefangen hat, war das auch für sie noch ein mulmiges Gefühl. Inzwischen kann sie damit besser umgehen, weil sie weiß, wie wichtig ihr Engagement ist.

https://www.berliner-woche.de/charlotte ... en_a135067
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Re: Trauma Hoheneck

Beitragvon karnak » 19. Juli 2018, 11:42

Interessierter hat geschrieben:die die Gedenkstätte besuchen wollen, von Stollbergern mit Absicht (!) in die falsche Richtung geschickt.[/b]

U

[flash] Einfach nur eine Vollmeise und Verfolgungswahn. Wie erkennt man denn, dass jemand so viel Stollberger ist , dass er mit Absicht in die falsche Richtung schickt?
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Re: Trauma Hoheneck

Beitragvon Interessierter » 19. Juli 2018, 12:15

Vielleicht daran, dass er gerade in seinem Vorgarten arbeitet, dass er die Post austrägt, dass er vor seinem Geschäft/Lokal Schilder oder Stühle aufstellt usw.! Wenn man Fremde fragt, erhält man meistens die Auskunft, dass man es nicht wisse.
Auf jeden Fall kann man Einheimische leichter erkennen als damals die an der Grenze als AGT kostümierten Angehörigen der Stasi [laugh]

Wenn du nicht mal Einheimische erkennen kannst, scheinst du dann bezüglich Erkenntnisse an der GÜST evtl. überfordert gewesen zu sein? [denken]

Wie wäre es denn, wenn du in deinem Wahn sich an Nebensächlichkeiten in eingestellten Beiträgen " hochzuziehen ", statt dessen vermehrt Beiträge aus deinem DDR - Leben als Stasimitarbeiter und Privatperson einstellst?
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Re: Trauma Hoheneck

Beitragvon karnak » 19. Juli 2018, 13:03

Interessierter hat geschrieben:
Wie wäre es denn, wenn du in deinem Wahn sich an Nebensächlichkeiten in eingestellten Beiträgen " hochzuziehen ", statt dessen vermehrt Beiträge aus deinem DDR - Leben als Stasimitarbeiter und Privatperson einstellst?

[grin] Ich denke mal davon kann man hier mehr lesen als von den meisten Anderen, wenn es vielleicht auch nicht in das Schema gewisser Rumspinnerein passt.
Und Einheimische die im Vorgarten buddeln können auch erst zwei Jahre dort wohnen. Aber egal wie lange wer wo wohnt, in keinem Fall ist festzumachen ob einem der Betreffende mit Absicht in die falsche Richtung schickt. Und solche " Nebensächlichkeiten " zu erwähnen sind einfach ein beredes Beispiel dafür , dass Leute in einem eifernden Fanatismus einfach nicht mehr zu Nüchternheit und Realismus fähig sind, um der Welt und sehr wahrscheinlich auch sich selbst etwas noch eindrücklicher beweisen zu können spinnen sie einfach was rum und oder dazu, es ist schlichtweg psychotisch was aus solchen " Nebensächlichkeiten " deutlich wird.
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Re: Trauma Hoheneck

Beitragvon pentium » 19. Juli 2018, 14:57

Woher weiß man eigentlich, das man absichtlich in die falsche Richtung geschickt wird? Mal davon abgesehen, wer schon mal nach Stollberg/Erzgeb. gefahren ist, egal ob mit dem PKW oder ÖPNV, erblickt Hoheneck oben auf dem Berg und erkennt somit die Richtung in die man grob muss und Stollberg ein etwas übersichtliches Städtchen ist, dürfte es nicht schwer fallen das ehemalige Gefängnis zu finden.

Anbei noch ein paar Aktuelle Links bzw. Informationen:
http://frauengefaengnis-hoheneck.de/
http://www.schloss-hoheneck.de/historie ... -hoheneck/
https://phaenomenia.business.site/

...
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Re: Trauma Hoheneck

Beitragvon augenzeuge » 19. Juli 2018, 15:34

karnak hat geschrieben:
Interessierter hat geschrieben:die die Gedenkstätte besuchen wollen, von Stollbergern mit Absicht (!) in die falsche Richtung geschickt.[/b]


Wie erkennt man denn, dass jemand so viel Stollberger ist , dass er mit Absicht in die falsche Richtung schickt?


Z.B. wenn man in den Ort fährt und Menschen vor ihren Einfamilienhäusern nach dem Weg fragt, oder an einer Tankstelle, oder diversen Geschäften.... [denken]

AZ
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Re: Trauma Hoheneck

Beitragvon Grenzwolf62 » 19. Juli 2018, 15:39

Ich hab ja auch von 1980 bis 2008 in Stollberg gewohnt, finde das mit dem in die falsche Richtung schicken auch sonderbar, welchen Sinn das haben sollte erschließt sich mir nicht.
Den meisten Stollbergern war/ist der alte Knast wohl relativ egal, ob zu DDR-Zeiten oder danach.
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Re: Trauma Hoheneck

Beitragvon karnak » 19. Juli 2018, 15:41

Wenn wir einfach mal von absichtlich in die falsche Richtung schicken ausgehen, gehört natürlich auch was dazu sich dazu verleiten zu lassen.
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
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Re: Trauma Hoheneck

Beitragvon augenzeuge » 19. Juli 2018, 15:42

Grenzwolf62 hat geschrieben: welchen Sinn das haben sollte erschließt sich mir nicht.

Diesen dokumentierten Sachverhalt einfach zu erfinden erschließt sich mir auch nicht.
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Re: Trauma Hoheneck

Beitragvon karnak » 19. Juli 2018, 15:44

Grenzwolf62 hat geschrieben:Ich hab ja auch von 1980 bis 2008 in Stollberg gewohnt, finde das mit dem in die falsche Richtung schicken auch sonderbar, welchen Sinn das haben sollte erschließt sich mir nicht.
Den meisten Stollbergern war/ist der alte Knast wohl relativ egal, ob zu DDR-Zeiten oder danach.

Ich gehe mal davon aus die alten Wächter lungern mit Hass im Bauch an den Kreuzungen rum und warten auf die Besucher. [flash]
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Re: Trauma Hoheneck

Beitragvon karnak » 19. Juli 2018, 15:46

augenzeuge hat geschrieben:
Grenzwolf62 hat geschrieben: welchen Sinn das haben sollte erschließt sich mir nicht.

Diesen dokumentierten Sachverhalt einfach zu erfinden erschließt sich mir auch nicht.
AZ

Mir erschließen sich manche Schilderungen EIGENTLICH auch nicht, aber nur EIGENTLICH. [flash]
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Re: Trauma Hoheneck

Beitragvon augenzeuge » 19. Juli 2018, 15:47

karnak hat geschrieben:
Grenzwolf62 hat geschrieben:Ich hab ja auch von 1980 bis 2008 in Stollberg gewohnt, finde das mit dem in die falsche Richtung schicken auch sonderbar, welchen Sinn das haben sollte erschließt sich mir nicht.
Den meisten Stollbergern war/ist der alte Knast wohl relativ egal, ob zu DDR-Zeiten oder danach.

Ich gehe mal davon aus die alten Wächter lungern mit Hass im Bauch an den Kreuzungen rum und warten auf die Besucher. [flash]


Ich kann mir das gut vorstellen. Manche regionalen Bewohner entwickeln schon einen Hass, wenn sie dessen KFZ-Kennzeichen sehen. Hab ich schon einmal selbst unerkannt miterleben müssen. [angst]
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Re: Trauma Hoheneck

Beitragvon pentium » 19. Juli 2018, 15:51

augenzeuge hat geschrieben:
Grenzwolf62 hat geschrieben: welchen Sinn das haben sollte erschließt sich mir nicht.

Diesen dokumentierten Sachverhalt einfach zu erfinden erschließt sich mir auch nicht.
AZ


Welche dokumentierten Sachverhalt? Es ist ein Zeitungsbericht, geschrieben in einer Redaktion....
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Re: Trauma Hoheneck

Beitragvon karnak » 19. Juli 2018, 15:51

Na gut , wegen mir, diese Art Klapperköppe sind eigentlich gleichmäßig über den Planeten verteilt [flash] , aber ob es sich nun lohnt, die in so einem Beitrag zu erwähnen und dann noch, und das ist ja das eigentliche Ärgernis, mit der unterschwelligen Vermutung es sind ganz bestimmte Leute mit entsprechem Hintergrund und Ansinnen.
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Re: Trauma Hoheneck

Beitragvon pentium » 19. Juli 2018, 15:56

Jedenfalls habe ich noch keine alten Wächter/in in Stollberg an irgendwelchen Kreuzungen herumlungern sehen, was die Kennzeichen betrifft, an fremde Kennzeichen sind die Stollberger gewöhnt, durch die Autobahn...so viele Kreuzungen gibt es nicht, zum rumlungern...
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Re: Trauma Hoheneck

Beitragvon Spartacus » 19. Juli 2018, 17:11

Hach war das wieder schön zu lesen.... in die falsche Richtung geschickt, klar kein Navi und Genickstarre, da kann das schon mal passieren. [hallo] [flash]

Herrlich...

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Re: Trauma Hoheneck

Beitragvon Grenzwolf62 » 19. Juli 2018, 18:02

Wer von Richtung Chemnitz in Stollberg einfährt hat bis zum ehemaligen Knast genau 2 Kreuzungen an denen niemand rumlungert und wer von dort aus kommend den Knast ohne zu fragen nicht findet sollte seine Fleppen abgeben weil er blind ist.
Wer von Richtung Zwickau aus sich in die falsche Richtung schicken lässt sollte auch seine Fleppen abgeben weil er da permanent Einbahnstraßen in falscher Fahrtrichtung befährt.
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Re: Trauma Hoheneck

Beitragvon Interessierter » 19. Juli 2018, 18:32

Grenzwolf62 » 19. Jul 2018, 16:39
Ich hab ja auch von 1980 bis 2008 in Stollberg gewohnt, finde das mit dem in die falsche Richtung schicken auch sonderbar, welchen Sinn das haben sollte erschließt sich mir nicht.
Den meisten Stollbergern war/ist der alte Knast wohl relativ egal, ob zu DDR-Zeiten oder danach.


Das finde nun wiederum ich, mehr als sonderbar.
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Re: Trauma Hoheneck

Beitragvon Grenzwolf62 » 19. Juli 2018, 18:41

Interessierter hat geschrieben:
Grenzwolf62 » 19. Jul 2018, 16:39
Ich hab ja auch von 1980 bis 2008 in Stollberg gewohnt, finde das mit dem in die falsche Richtung schicken auch sonderbar, welchen Sinn das haben sollte erschließt sich mir nicht.
Den meisten Stollbergern war/ist der alte Knast wohl relativ egal, ob zu DDR-Zeiten oder danach.


Das finde nun wiederum ich, mehr als sonderbar.


Und warum?
Die Kiste die auf dem Berg über der Stadt thronte hast du jeden Tag gesehen und es war halt ein Gefängnis, zu DDR-Zeiten hast du dir darüber garantiert nicht den Kopf zerbrochen, da hattest du andere Sorgen und nachwendlich, okay, aber mit Samthandschuhen wurde im DDR-Strafvollzug niemand angefasst, hat man auch vorher schon gewusst.
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Re: Trauma Hoheneck

Beitragvon Merkur » 19. Juli 2018, 19:40

Interessierter hat geschrieben: Gäste, die die Gedenkstätte besuchen wollen, von Stollbergern mit Absicht (!) in die falsche Richtung geschickt.


In Hohenschönhausen sollen schon ganze Reisebusgesellschaften dem gleichen Phänomen zum Opfer gefallen sein. Ja, ja die listigen SED-Rentner. [flash]
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
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Re: Trauma Hoheneck

Beitragvon pentium » 19. Juli 2018, 19:49

Grenzwolf62 hat geschrieben:Und warum?
Die Kiste die auf dem Berg über der Stadt thronte hast du jeden Tag gesehen


Seit 1862...
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Re: Trauma Hoheneck

Beitragvon steffen52 » 19. Juli 2018, 20:22

Warum und weshalb gerade Besucher des Frauenknastes in eine falsche Richtung geschickt wurden, erschließt mich nicht? Klingt ja so als wenn jeder Einwohner von Stollberg
Ex-Mitarbeiter des damaligen Frauenknastes gewesen wäre. Klar der User der das eingestellt hat, der schreibt es einfach ab b.z.w. den Link. Was da ablief ist ja soweit richtig, halt nur das mit der in falscher Richtung schicken einfach Nonsens. Das er nun alles für echt hält was da so steht ist
immer wieder sehr erstaunlich, das schlimme ist das er nicht mal Usern glaubt welche in der Umgebung wohnen oder regelmäßig da vorbei kommen! Was er damit sagen will
ist natürlich sein großen DDR-Wissen zu zuordnen!!! [flash]
Gruß steffen52
"Die Großen hören auf zu herrschen, wenn die Kleinen aufhören zu kriechen!"
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Re: Trauma Hoheneck

Beitragvon augenzeuge » 19. Juli 2018, 21:39

Vielleicht gibt es ja Gründe, warum die Anwohner sauer sind, wenn sich Leute nach Hoheneck erkundigen.
Ich halte es für wahrscheinlich, wenn man folgende Infos kennt.
https://www.freiepresse.de/chemnitz/bau ... el10245915
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Re: Trauma Hoheneck

Beitragvon pentium » 19. Juli 2018, 21:53

Der Zeitungsartikel ist aus 2017... jedenfalls sehe ich da keine Zusammenhänge.
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Re: Trauma Hoheneck

Beitragvon Grenzwolf62 » 19. Juli 2018, 22:05

Also zumindest Investoren sollten mittlerweile, sogar im Osten, über adäquate Navigationstechnik verfügen wenn sie ihr potentielles Baufeld begutachten möchten, sie könnten damit traumatisierende Begegnungen an Kreuzungen mit Erzgebirgshillbillys die Sorge um ihren Talblick umtreibt vermeiden.
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Re: Trauma Hoheneck

Beitragvon Grenzwolf62 » 19. Juli 2018, 22:43

Aber nun noch mal ohne den Quatsch mit dem angeblichem Umleiten der Besucherströme zum eigentlichen Thema.
Der Klotz steht dort oben und Stollberg hat ihn wohl weiter im Besitz.
So eine kleine Kommune, was soll sie denn mit so einer Gedenkstätte anfangen?
Das Ding muss unterhalten werden und es ist ja schon ein altehrwürdiges Gemäuer.
Ich fand als Stollberger damals die Idee gut mit der teilweisen Nutzung als Hotel und trotzdem auch in Teilen zur Erinnerung an geschehenes Unrecht.
Wäre eine Verquickung gewesen von Gegenwart und Vergangenheit, so in die Richtung das die Zeit weiterschreitet, aber man trotzdem nicht vergisst.
Eine Symbiose halt.
Der damalige Investor hatte auch ein Konzept vorgestellt wo das mit Fingerspitzengefühl hätte verwirklicht werden sollen, aber dieser Opferverein hatte die besseren Karten.
Ganz schlecht läuft das wohl momentan mit dem Kassberggefängnis in Chemnitz, wird scheinbar für einen Immobilienstandort einfach abgerissen demnächst.
Das damalige Stollberger Modell hätte da besser gepasst, aber in ein paar Jahren werden dort auch die Abrissbirnen ihr Werk beginnen, ist einfach so.
Ich war als Geringstrafler in Regis in einfachen Baracken untergebracht in Nähe zum Tagebau wegen der Arbeit dort, die Dinger sind sicherlich schon lange weg, interessiert mich auch nicht mehr nach über 30 Jahren.
Die Zeit hat halt große Füße mit denen sie voranschreitet.
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Re: Trauma Hoheneck

Beitragvon pentium » 20. Juli 2018, 07:12

Erschienen am 17.11.2017

Phänomenia im Schloss Hoheneck greift nach den Sternen

Vor sechs Monaten öffnete die interaktive Schau rund um naturwissenschaftliche Phänomene in Stollberg. Die Resonanz übersteigt die Erwartungen. Die Betreiber haben schon das nächste Eisen im Feuer.
https://www.freiepresse.de/erzgebirge/s ... el10055492

In den vergangenen sechs Monaten lockte die Phänomenia, die im sanierten Nordflügel des Schlosses Hoheneck mit mehr als 350 Exponaten Naturwissenschaft zum Anfassen bietet, 12.800 Besucher an. "Das ist Wahnsinn", freut sich Bradler. Träger der Phänomenia ist das Integrationswerk Westsachsen, das aber mittlerweile für die inhaltliche Ausgestaltung die Saxony International School mit ins Boot geholt hat.


Etwa ein Viertel der Gäste sind Familien, der Rest Schulklassen. "Das ist das, was wir wollen: Unterstützung für die Bildung sein, für den Unterricht", so Bradler. Dafür kommen die Klassen aus Chemnitz, dem Erzgebirge und Westsachsen sowie gar aus Thüringen nach Stollberg.


Zu Phänomenia wird der Weg aufs Schloss gefunden....

...
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
Anton Günther

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Re: Trauma Hoheneck

Beitragvon Interessierter » 28. August 2019, 14:23

Interview mit Birgit Schlicke, einer ehemaligen politischen Gefangenen in der DDR

IGFM: Sie waren in der DDR als politische Gefangene fast zwei Jahre u.a. im berüchtigten Frauenzuchthaus Hoheneck inhaftiert. Wie kam es dazu? Gab es schon vor der Verhaftung Repressalien?

Birgit Schlicke: 1985 hatte meine Familie einen Ausreiseantrag gestellt, auf Grund dessen wurde unsere gesamte Familie massiv diskriminiert. Nachdem ich mich geweigert hatte, mich von meiner Familie loszusagen, wurde ich nach der 11. Klasse von der Schule geworfen. Die Begründung lautete, dass es “für die DDR nicht mehr ökonomisch sei”, mich weiterhin auszubilden. Ich hatte also Bildungsverbot, gleichzeitig wurde mir eine Lehrstelle verweigert, so dass ich arbeitslos war. Arbeitslose gab es aber offiziell in der DDR nicht. Wenn wir uns in Beschwerdebriefen an die Regierung und die zuständigen Behörden entsprechend äußerten, verwarnte man uns sofort mit Hinweis auf den Paragraphen 106 (“Staatsfeindliche Hetze”) und es wurde Inhaftierung angedroht.

Mit 17 Jahren erlebte ich dann meine erste so genannte “Befragung” durch Vernehmer des Ministeriums für Staatssicherheit. Mein Vater hatte eine Gruppe von Ausreisewilligen gegründet, die am Samstag eine Art friedlichen Schweigemarsch auf dem örtlichen Marktplatz durchführten. Bereits beim zweiten Treffen war die Stasi präsent, fotografierte uns heimlich aus Autos und Telefonzellen und hatte wohl auch Spitzel in die Gruppe eingeschleust. Beim dritten Treffen wurden wir auf dem Platz von Polizei eingekreist und vernommen. Am nächsten Tag landeten alle Teilnehmer dieses Treffens bei der Stasi zum Einzelverhör. Wieder drohte man uns mit Inhaftierung, und wir mussten unterschreiben, dass wir uns nicht mehr auf dem Marktplatz treffen würden, da laut Paragraph 217 StGB “Zusammenrottung” ungesetzlich sei.

1987 spitzte sich die Lage für unsere Familie zu, und so schrieben mein Vater und ich einen ersten Brief an die IGFM mit der Bitte um Unterstützung für unser Ausreiseanliegen. Im Prinzip wussten wir von der Gefährlichkeit dieser Briefe, aber unsere Situation in der DDR wurde immer auswegloser. Also schickten wir Briefe, die ich mit der Schreibmaschine abgetippt hatte, per zuverlässigem Kurier in die Bundesrepublik. Allerdings hatte die Stasi ihre Spitzel überall und so gelangten Kopien dieser Briefe in kürzester Zeit in die Hände des Ministeriums für Staatssicherheit. Im Februar bzw. März 1988 wurden mein Vater und ich verhaftet.

IGFM: Sie wurden wegen eines Briefes verhaftet, den Sie nur mit der Schreibmaschine abgetippt hatten? Was stand in diesem Brief?

Birgit Schlicke: Das ist richtig. Laut Paragraph 99 StGB der DDR hatten wir uns damit der “landesverräterischen Nachrichtenübermittlung von nicht geheim zu haltenden Nachrichten an eine Feindorganisation” strafbar gemacht. Die Mindeststrafe betrug zwei Jahre, Höchststrafe waren zehn Jahre. Bewährungsstrafen waren nicht vorgesehen und sogar der Versuch einer solchen Straftat war strafbar! Man musste also noch nicht einmal einen Brief verschickt haben, um bereits zwei Jahre hinter Gitter zu wandern. Diese in der DDR üblichen „Gummiparagraphen“ sprechen allein schon Bände über dieses Regime!

Im Brief standen lediglich die Tatsachen, zum Beispiel, wie wir aufgrund des Ausreiseantrages diskriminiert wurden. Wir berichteten über meinen Schulrausschmiss, die Schikanen, denen mein Vater in der Firma ausgesetzt war, die Tatsache, dass meine Geschwister wie ich trotz Bestnoten keine Lehrstelle finden konnten, dass man uns die Ausreise verweigerte usw. Alles entsprach der Wahrheit, nichts war übertrieben. Doch die Wahrheit auszusprechen, war in der DDR unerwünscht, und oft endete es damit, dass man ein paar Jahre hinter Schloss und Riegel verschwand. Dieser eine Brief, den ich als „Mittäterin“ wohlgemerkt nur abgetippt hatte, führte dazu, dass ich zu zwei Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt wurde. Mein Vater als “Haupttäter” wurde sogar mit vier Jahren und sechs Monaten Freiheitsentzug bestraft.

Das Interview geht hier weiter:
https://www.igfm.de/ddr-aufarbeitung-bi ... interview/

Das nannte man in der SED - Diktatur " Demokratie " und viele glaubten sogar, diesen Terror gegen eigene Bürger bei den bewaffneten Organen freiwillig verteidigen zu müssen.

[denken]
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