Polizeiruf 110 , realitätsnah ?

Re: Polizeiruf 110 , realitätsnah ?

Beitragvon Affi976 » 21. Juni 2011, 09:11

@all,
gehört zwar eher in die Kategorie Programmhinweis! Aber hier ist der Hinweis näher dran. [grins]

Am Donnerstag 23.6. im MDR
Langer Abend:
Der Polizeiruf, eine Erfolgsstory
Auch ein "Verschollener" Polizeiruf wird gezeigt.
VG Affi
Benutzeravatar
Affi976
          
          
 
Beiträge: 1689
Bilder: 492
Registriert: 22. April 2010, 15:39
Wohnort: Weimar - Thüringen

Re: Polizeiruf 110 , realitätsnah ?

Beitragvon Icke46 » 21. Juni 2011, 09:53

Hallo, Affi,

ist aber nett, das Du meinen Hinweis noch mal wiederholst - das ist ja fast wie Fernsehen [laugh] .

Gruss

icke
Benutzeravatar
Icke46
 
Beiträge: 5824
Bilder: 426
Registriert: 25. April 2010, 18:16
Wohnort: Hannover-Peine

Re: Polizeiruf 110 , realitätsnah ?

Beitragvon Affi976 » 21. Juni 2011, 10:04

Haste recht @ icke,

ich habs am oberen Ende übersehen. [peinlich]
Aber DOPPELT hält besser. [wink]
Ansehen, ansehen.....
VG Affi
Benutzeravatar
Affi976
          
          
 
Beiträge: 1689
Bilder: 492
Registriert: 22. April 2010, 15:39
Wohnort: Weimar - Thüringen

Re: Polizeiruf 110 , realitätsnah ?

Beitragvon Luchs » 21. Juni 2011, 16:25

icke46 hat geschrieben:Hallo, Affi,

ist aber nett, das Du meinen Hinweis noch mal wiederholst - das ist ja fast wie Fernsehen [laugh] .

Gruss

icke


Na auf jeden Fall bist du nicht der Einzige, der meint, dass der Hinweis in diesen Thread gehört.
Viele Grüße [hallo]
Micha
Politik ist nicht die Lösung, Politik ist das Problem.
Benutzeravatar
Luchs
Bundesbahn / Bahn AG
Bundesbahn / Bahn AG
 
Beiträge: 1840
Bilder: 6
Registriert: 22. April 2010, 09:48
Wohnort: Bad Bederkesa

Re: Polizeiruf 110 , realitätsnah ?

Beitragvon SanGefr » 21. Juni 2011, 17:52

Wie war das eigentlich mit dem Sondersignal auf Polizeifahrzeugen (Martin(s)horn) geregelt? Gab es da keine konkreten Vorschriften, wie in der Bundesrepublik, wie sich der Klang anzuhören hat. Ich habe fast das Gefühl, dass jede neue Serie an den Polizeiwagen ihre eigenen Sondersignale hatte. Da hört man aus den alten Fahrzeugen das alte "tatüüü tatü tatü tatü" oder das auch bei uns gebräuchliche "tatü - tatü". Weitere Fahrzeuge haben wieder den (amerikanischen) Heulton und neuere Fahrzeuge haben den (amerikanischen) Heulton mit kurzen Unterbrechungen (uii uii uii) oder einfach nur "uiii-uiii-uiii" (besser kann ich es nicht wiedergeben - sorry!) Feuerwehr und SMH der DDR hatten ja auch andere Klänge.
SanGefr
Bundesbahn / Bahn AG
Bundesbahn / Bahn AG
 
Beiträge: 85
Registriert: 24. April 2010, 17:27
Wohnort: 31698 Lindhorst

Re: Polizeiruf 110 , realitätsnah ?

Beitragvon SkinnyTrucky » 21. Juni 2011, 18:52

SanGefr, is doch egal....Hauptsache et macht Krach..... [flash]

groetjes

Mara
Wenn es heute noch Menschen gibt, die die DDR verklären wollen, kann das nur damit zusammenhängen, dass träumen schöner ist als denken.... (Burkhart Veigel) Bild
Benutzeravatar
SkinnyTrucky
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 9270
Bilder: 73
Registriert: 25. April 2010, 20:07
Wohnort: at the dutch mountains

Re: Polizeiruf 110 , realitätsnah ?

Beitragvon Berliner » 21. Juni 2011, 23:48

Hallo SanGefr, [knuddel]

SanGefr hat geschrieben:Wie war das eigentlich mit dem Sondersignal auf Polizeifahrzeugen (Martin(s)horn) geregelt? Gab es da keine konkreten Vorschriften, wie in der Bundesrepublik, wie sich der Klang anzuhören hat.


Ein aehnliches Thema hatten wir schon hier. Chris (Stabsfaehnrich) hat auch eine tolle Webseite mit einigen Infos dazu.

Berliner [hallo]
Nichts auf dieser Welt kann die Beharrlichkeit ersetzen.
Talent kann es nicht - nichts ist verbreiteter als erfolglose Maenner mit Talent.
Genie kann es nicht - unbelohntes Genie ist nahezu ein Sprichwort.
Ausbildung kann es nicht - Die Welt ist voll von ausgebildeten Obdachlosen.


Beharrlichkeit und Ausdauer alleine sind allmaechtig.


-Calvin Coolidge
Benutzeravatar
Berliner
 
Beiträge: 2908
Bilder: 85
Registriert: 22. April 2010, 07:09
Wohnort: Detroit, Michigan USA

Re: Polizeiruf 110 , realitätsnah ?

Beitragvon SanGefr » 22. Juni 2011, 21:26

Ja, ich habe mir die Klänge der Sondersignale auch schon auf youtube angehört und muss schon sagen, dass mir bei dem Klang die Fussnägel hochklappen. Allem Anschein nach hatte bei der Volkspolizei jede Neuanschaffung von Streifenwagen ein eigenes Sondersignal, was mich doch sehr wundert. Schließlich stammte auch die DDR aus dem alten Preussen und da wurde ja doch jeder Sch....dreck reglementiert.
Zuletzt geändert von SanGefr am 22. Juni 2011, 21:31, insgesamt 1-mal geändert.
SanGefr
Bundesbahn / Bahn AG
Bundesbahn / Bahn AG
 
Beiträge: 85
Registriert: 24. April 2010, 17:27
Wohnort: 31698 Lindhorst

Re: Polizeiruf 110 , realitätsnah ?

Beitragvon SanGefr » 22. Juni 2011, 21:29

@Skinny Trucky
Was heißt hier macht Krach? Wenn ich die Sondersignale, das gequietsche der Streifenwagen höre, fällt mir gar nichts mehr ein.
SanGefr
Bundesbahn / Bahn AG
Bundesbahn / Bahn AG
 
Beiträge: 85
Registriert: 24. April 2010, 17:27
Wohnort: 31698 Lindhorst

Re: Polizeiruf 110 , realitätsnah ?

Beitragvon karl143 » 23. Juni 2011, 00:24

San-Gefreiter,
das Quietschen gehört zur künstlerischen Freiheit des Regisseurs.Die Pol. Wagen quietschen teilweise in den Filmen sogar auf verstaubten Feldwegen wenn sie bei Verbrecherjagd halsbrecherisch um die Kurven fahren [flash] . Wer den Film morgen abend verpassen sollte, kann ihn sich am Wochenende noch einmal bei RBB ansehen. Dort wird er auch gesendet. Warum der MDR das Vorrecht bekam die Folge als erster auszustrahlen, weiß ich nicht. Die Rekonstruktion des Filmes bzw. die Nachvertonung lief unter der Verantwortung des DRA und nicht des MDR. Außerdem gehört der NDR auch noch zu den sog. "Erbenanstalten".
karl143
 

Re: Polizeiruf 110 , realitätsnah ?

Beitragvon karl143 » 24. Juni 2011, 12:21

Mmmhh,
gestern lief nun die die wiederentdeckte und damals verbotene Folge. Als Arbeitstitel damals mit "Am hellerlichten Tag" nun gestern mit dem Titel "Im Alter von.." in der Erstaufführung. Der Film war ja unbearbeitet und ohne Ton im DRA gefunden worden. Nach dem Drehbuch wurde er geschnitten und dann synchronisiert.

Er erschien in der amtlichen Polizeirufstatistik des Deutschen Fernsehfunks, bzw. später des Fernsehens der DDR nie als Folge der Serie. Die Folge 29 lief am 15.12.1074 unter dem Titel "Nachttaxi" im DDR-Fernsehen. Am 23.03.1975 folgte der Film "Der Mann" offiziell als Folge 30. Daher wurde der Film "Am hellerlichten Tag" einfach als E - Folge später in die Statistik aufgenommen. Es handelt sich hier um Einzelfilme. Die anderen hatten inhaltlich keinen direkten Bezug auf die Serie. Das zu den Statistiken.

Inhaltlich hat mich gestern der Film enttäuscht. Leider ist es wie bei vielen Sachen, solange man sie nicht sieht oder greifen kann, leben sie von Mythen und in der Wahrheit ist es alles doch nicht so toll. Endlose unnütze Längen, sachliche Ungereimtheiten, und dazu noch die holprige Vertonung, all das verschlägt diesen Polizeiruf auf einen Platz unter den letzten 10 (der DDR-Folgen). Mit dem Fall Hagedorn hatte nur das Tatmotiv im Grunde was zu tun. Der Kellner, großzügig noch einen Bezug auf Mitropa hergestellt, schied dann ja als Täter aus.

Warum dieser Film dann verboten wurde erschließt sich mir nicht ganz. Allein der im Vorspann gezeigte Satz...> das MdI distanzierte sich von dem Film<... bringt einen eigentlich zum lachen. Der Film wurde ganz einfach verboten, und man untersagte dem Filmteam die weitere Arbeit.

Dem Film wurde zunächst die normale Unterstützung zugesagt. Der Regisseur Heinz Seibert schildert, wie er die Zeit der Dreharbeiten in Erinnerung hatte, in einem Bericht an die den Verband der "Film- und Fernsehschaffenden" im Jahre 1990:

Zunehmend und mit beängstigender Schärfe wurden vom MdI unsere Dreharbeiten behindert. Am ehemals mit Beifall aufgenommenen Buch wurden Details beanstandet, aus Sicherheitsgründen wurden uns Drehorte verboten, Mannschaften und Techniker abgezogen. Am späten Nachmittag des 13.11.1974 (es war der letzte Drehtag) wurden der Kameramann ich ich per Eilboten zum Bereichsleiter (Manfred Engehlhardt) gerufen. Mit verärgerter Stimme wurde uns knapp und eisig die Weisung erteilt, die Dreharbeiten sofort abzubrechen. Im Dezember 1974 bekam ich erneut eine Weisung, das der Film bis zu einer weiteren Entscheidung ins Archiv in Wilhelmshagen zu überführen sei, die Drehbücher müßten abgegeben werden.

Der Regisseur und viele Fachleute vermuten, das der Sinneswandel des MdI damit zusammenhängt, das im Westen Friedhelm Werremeier, ein bekannter Kriminalschriftsteller und Tatort-Drehbuchschreiber, den Fall Hagedorn aufgreift und in seinem Buch "Der Fall Heckenrose" beschreibt. Als dies bekannt wird, stellt das MdI den Film in Frage.

Übrigens, der Film wurde in der Zeit vom 10.09.1974 bis 13.11.1974 in Berlin Oberspree (NARVA-Sportplatz, Terrassencafe) Potsdam (Kaufhalle, Wohnung) und Prieros (Schleusenwärterhäuschen) gedreht. Die Erstausstrahlung war für den 23.02.1975 vorgesehen.
karl143
 

Re: Polizeiruf 110 , realitätsnah ?

Beitragvon Merkur » 24. Juni 2011, 15:04

Karl,

stimme Dir bzgl. Deiner Meinung zum Film zu. Auch ich war enttäuscht, irgendwie passten Stimmen, Personen und Handlung nicht zueinander. Mit dem Fall Hagedorn hatte der Film bis auf ein paar Kleinigkeiten nichts zu tun. Meine Erwartungshaltung dahingehend war größer. Auch fachlich war einiges nicht der damaligen Zeit angepasst, beispielsweise wurde vom "Phantombild" gesprochen, obwohl dieser Begriff in der soz. Kriminalistik nicht vorkam. In der DDR hieß es grundsätzlich subjektives Porträt (dieser Begriff beschreibt das Gemeinte auch wesentlich treffender).
Gut fand ich allerdings die Szenen zur Suche nach dem Kind.
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
Merkur
 
Beiträge: 4645
Registriert: 15. Juni 2010, 17:21

Re: Polizeiruf 110 , realitätsnah ?

Beitragvon Merkur » 24. Juni 2011, 15:06

karl143 hat geschrieben: Endlose unnütze Längen, sachliche Ungereimtheiten, und dazu noch die holprige Vertonung, all das verschlägt diesen Polizeiruf auf einen Platz unter den letzten 10 (der DDR-Folgen).


Was ist Dir dazu aufgefallen ?
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
Merkur
 
Beiträge: 4645
Registriert: 15. Juni 2010, 17:21

Re: Polizeiruf 110 , realitätsnah ?

Beitragvon karl143 » 24. Juni 2011, 15:24

Zu den Ungereimtheiten fällt mir ein: Fuchs erzählt später der Frau seines Freundes, er sei damals woanders hin versetzt worden. Auf dem Parkplatz macht er Pause, weil er "mal raus wollte". Also ist sein Wohnort diesen Darstellungen nach woanders. Als das Kind vermißt wird, und die erste Nachsuche beginnt, wird ihm von VoPo Meldung erstattet. Wenn dort eine gesamte Hundertschaft sucht, hätten die in der Realität auch sicher ihren Polizeiführer dabeigehabt. Dann kommen J. Hübner und V. Arndt ins Spiel. Die gehören räumlich wohl in dieses Gebiet. Die gehen aber miteinander um, als wären sie Kollegen.

Eine weitere "komische" Sache. Wohl eher dem Drehbuch geschuldet: Auf dem Parkplatz stehen die Autos von den beiden vielleicht 50m voneinander entferrnt. Sie erkennt den besten Freund ihres Mannes aber erst, nachdem er direkt neben ihr steht.

Nachdem sich der Kellner vom Terrassencafe so in Widersprüche verwickelt hat, bzw. sein Alibi von vorn bis hinten erlogen war, hätte man den sicher bei VPKA verhört, und nicht nur ein 2. und 3. Mal V. Arndt vorbeigeschickt. Ebenso verhält es sich beim geplatzten Alibi vom Fischer, den Täter.

Es ist aber nicht exemplarisch für diesen Film, das "unrealistisches" gezeigt wurde. Das wird in den Tatortfolgen genauso praktiziert. Wenn man sich sehr intensiv mit der Serie beschäftigt gibt es immer wieder mal Szenen, über die man sich amüsieren kann. Trotz allem ist die PR Serie schon Kult. Die Ermittler sind sympatisch.

@ Merkur: Zu deiner Bemerkung zu den Szenen von der Suche nach dem Kind: Sie erinnerten mich an den Tatort "Jagdrevier" (13.045.1972) mit PHK Finke und "Nachtfrost" (20.01.1974) ebenfalls mit Finke (Klaus Schwarzkopf). Ich meine damit aber nicht, das man hier nachgedreht hat. Es erinnerte mich nur inhaltlich.
karl143
 

Re: Polizeiruf 110 , realitätsnah ?

Beitragvon Thomas 1948 » 24. Juni 2011, 16:39

Etwas aus dem wahren Leben!
In den Jahren 1966-1968 wurde ein kleiner junge in einem Schwimmbad in einem Dorf bei Eisenach sexuell belästigt und ermordet. Vor der Tat wollte der
Mörder erst mit einem anderen Kind dasselbe machen.
Der Junge beschrieb der Polizei den Täter sehr gut, vor allem die vielen Tätowierungen.
Am selben Tag kurz vor 16.00 erschien die Kriminalpolizei in der Druckerei ,,Phillip Kühner,, in Eisenach und bat um Hilfe.
Es wurde schnell ein Flugblatt mit allen Merkmalen des Täters gedruckt und an allen Helfern verteilt. Die Setzer waren Heinz Schenk, Th. Li. und die Druckerin
Möller.
Laut Buschfunk wurde der Täter am Abend im Waldlokal ,,Waldschänke,, verhaftet.

Thomas
Thomas 1948
 

Re: Polizeiruf 110 , realitätsnah ?

Beitragvon EDGE-Henning » 24. Juni 2011, 18:35

Gibts dass etwas ausführlicher?
EDGE-Henning
 

Re: Polizeiruf 110 , realitätsnah ?

Beitragvon karl143 » 24. Juni 2011, 21:28

thomas lindner hat geschrieben:Etwas aus dem wahren Leben!
In den Jahren 1966-1968 wurde ein kleiner junge in einem Schwimmbad in einem Dorf bei Eisenach sexuell belästigt und ermordet. Vor der Tat wollte der
Mörder erst mit einem anderen Kind dasselbe machen.
Der Junge beschrieb der Polizei den Täter sehr gut, vor allem die vielen Tätowierungen.
Am selben Tag kurz vor 16.00 erschien die Kriminalpolizei in der Druckerei ,,Phillip Kühner,, in Eisenach und bat um Hilfe.
Es wurde schnell ein Flugblatt mit allen Merkmalen des Täters gedruckt und an allen Helfern verteilt. Die Setzer waren Heinz Schenk, Th. Li. und die Druckerin
Möller.
Laut Buschfunk wurde der Täter am Abend im Waldlokal ,,Waldschänke,, verhaftet.

Thomas


Das war dadurch aber keine Fahndung unter Mithilfe der Bevölkerung wenn die Zettel nur an Helfer verteilt wurden. Du schreibst auch von "Buschfunk". Stand kein Artikel darüber in der örtlichen Zeitung ?
karl143
 

Re: Polizeiruf 110 , realitätsnah ?

Beitragvon augenzeuge » 25. Juni 2011, 13:36

karl143 hat geschrieben:Der Regisseur und viele Fachleute vermuten, das der Sinneswandel des MdI damit zusammenhängt, das im Westen Friedhelm Werremeier, ein bekannter Kriminalschriftsteller und Tatort-Drehbuchschreiber, den Fall Hagedorn aufgreift und in seinem Buch "Der Fall Heckenrose" beschreibt. Als dies bekannt wird, stellt das MdI den Film in Frage.


Dazu aus der taz:
Im Herbst 1974 nämlich erhält die Staatssicherheit Hinweise, dass der westdeutsche Journalist Friedhelm Werremeier zum Fall Hagedorn recherchiert. Zu dem Zeitpunkt ist im Westen nicht bekannt, dass Hagedorn hingerichtet wurde. "Die SED-Spitze ging davon aus, dass diese Nachricht einen Skandal auslösen würde - zumal die Frage nach Hagedorns Schuldfähigkeit während des Prozesses ebenso wenig eine Rolle spielte wie die Tatsache, dass Hagedorn bei den ersten beiden Morden nicht volljährig war", sagt Urlaß.

Ich kann mir gut vorstellen, dass eine Hinrichtung eines zur Tat Minderjährigen nicht nur einen kleinen Skandal verursacht hätte..denn es widersprach doch auch dem DDR-Recht. Also musste der Fehler vertuscht werden.
AZ
"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
„Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten“.
Benutzeravatar
augenzeuge
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 84408
Bilder: 6
Registriert: 22. April 2010, 07:29
Wohnort: Nordrhein-Westfalen

Re: Polizeiruf 110 , realitätsnah ?

Beitragvon karl143 » 25. Juni 2011, 17:45

Über den Fall Hagedorn wurde ein Film mit E. Hagedorn in eigenen Rolle gedreht. Er sollte als Lehrfilm der Ausbildung von Polizeimitarbeitern dienen. Ich meine mal gelesen zu haben, das die Kinder (Opfer) in dem Film die wahren Kinder von einem Kripoermittler waren. Vor der Hinrichtung von Hagedorn wurde der Fall E. Honecker vorgetragen, um eine mögliche Umwandlung der Todesstrafe in eine Freiheitsstrafe von Honecker prüfen zu lassen. Honecker ließ sich den Film zeigen. Nach diesem war er wohl so erschüttert, das er darauf bestand, das die Todesstrafe vollstreckt wurde.

---

Am Abend der Polizeiruf Austrahlung von "Im Alter von.." strahlte der MDR noch eine Dokumentation zum Fall Hagedorn aus. Sie lief dann gegen 01.20 Uhr des nächsten Tages. Statt jedoch die Dokumentation "Tod einer Bestie - Der Fall Hagedorn" zu zeigen (vom MDR 2001 produziert) wird jedoch eine 20 minütige Sendung des Hechel-Anwalts Escher gebracht. Schade. In dem angesprochenen Original wird nämlich auch auf den Journalisten Werremeier eingegangen. DieARD schreibt dazu auf ihrer Seite zu dem Film:

Der bundesdeutsche Journalist Friedhelm Werremeier, der sich mit Erfolg für den "Kirmesmörder" Bartsch eingesetzt hatte, wurde aufmerksam auf den Fall Hagedorn. Im gleichen Jahrzehnt waren da in beiden Teilen Deutschlands offensichtlich zwei jugendliche Mörder herangewachsen, die in Veranlagung und Charakter fast absolut identisch waren.

Das war nämlich auch der Beweggrund des W. bei den Recherchen zum Fall H. Die beiden Fälle - jeweils im Osten und Westen fast zur gleichen Zeit.
Mehr dazu auch im großen Polizeirufbuch von Peter Hoff (die PR-Bibel).
karl143
 

Re: Polizeiruf 110 , realitätsnah ?

Beitragvon ex-maja64 » 25. Juni 2011, 19:22

karl143 hat geschrieben: Vor der Hinrichtung von Hagedorn wurde der Fall E. Honecker vorgetragen, um eine mögliche Umwandlung der Todesstrafe in eine Freiheitsstrafe von Honecker prüfen zu lassen. Honecker ließ sich den Film zeigen. Nach diesem war er wohl so erschüttert, das er darauf bestand, das die Todesstrafe vollstreckt wurde.


karl, Walter Ulbricht wars, denn er war bis zu seinem Tod(1973) Staatsratsvorsitzender und als solcher konnte er über Gnadegesuche entscheiden. [wink]


http://de.wikipedia.org/wiki/Erwin_Hagedorn


Mario
ex-maja64
 

Re: Polizeiruf 110 , realitätsnah ?

Beitragvon karl143 » 25. Juni 2011, 21:20

Ja siehst du, ich kenne mich mit euren Staatsratsvorsitzenden nicht so genau aus [flash] . Aber ich wußte, das es um einen ging. Danke für die Aufklärung.
karl143
 

Re: Polizeiruf 110 , realitätsnah ?

Beitragvon karl143 » 26. Juni 2011, 22:37

Bei dem Schriftsteller Friedhelm Werremeier, der in der Bundesrepublik das Buch "Der Fall Heckerose" schrieb, handelte es sich um einen Menschen mit ausgeprägtem Gerechtigkeitssinn. Er erlebte den Prozess gegen den Kindermörder Jürgen Bartsch mit, der im ersten Prozess nur weggesperrt wurde, Werremeiers Meinung nach aber in eine Anstalt gehört hätte, da er ihn für krank hielt. Dieselben Gründe vermutete er im Fall Hagedorn, bzw. wollte er mehr darüber wissen. Am 16. Mai wurde die Meldung über das Urteil gegen Hagedorn veröffentlicht, aber nur im Lokalteil für Eberswalde (Zeitung "Neuer Tag"). Lediglich ein paar Sätze genügten dem Staat, um die Bevölkerung zu informieren. Einige Tage später verbreitete dpa in der Bundesrepublik die Meldung, das in der Mark Brandenburg ein mehrfacher Kindermörder gefasst wurde. Daraufhin versuchte Werremeier auch Kontakt zu DDR Dienststellen und Personen aufzunehmen, u. a. Rechtsanwalt Kaul, und Prof. Szewcziyk von der Charite. Zur gleichen Zeit recherchierte in der DDR die Autorin Dorothea Kleine für einen Film mit dem Thema Homosexualität und Triebverbrechen. Als das Buch von Werremeier erschien vermutete die DDR aufgrund der Details Verrat durch irgendwelche Personen in der DDR an den Autor. Das Buch wurde in der DDR als Geheimsache behandelt. An die Chefredaktion Forum der Kriminalistik erging die Anweisung keine Fallbeispiele mehr zu veröffentlichen. Anschließend wurden die Dreharbeiten zum PR Film in einem ganz anderen Licht gesehen. Verantwortlich für das Verbot war nach Intervention der Fernsehchef Heinz Adameck.

Aus dem Buch "Tatzeit" des DDR Ermittlers Wolfgang Mittmann: [..] .. Im Vergleich beider deutscher Rechtssysteme hatte die DDR Justiz im Fall Hagedorn bewiesen,daß sie unfähig war, mit jugendlichen Triebtätern umzugehen.....

Im Kreisarchiv Eberswalde fehlen im ansonsten akkurat geführten Zeitungsbestand noch heute die Unterlagen aus dem Zeitraum Mitte Mai 1969 - Oktober 1972.

Der Autor von "Heckenrose" Werremeier lebt heute 81jährig bei Bad Bevensen bei Uelzen. Sein größter Erfolg war die Erschaffung der Figur Hauptkommissar Trimmel, der erste Fernsehkommissar der Serie Tatort. Und er wollte mit seinem Buch nur die Gerechtigkeit.....
karl143
 

Re: Polizeiruf 110 , realitätsnah ?

Beitragvon Merkur » 27. Juni 2011, 06:04

augenzeuge hat geschrieben: Ich kann mir gut vorstellen, dass eine Hinrichtung eines zur Tat Minderjährigen nicht nur einen kleinen Skandal verursacht hätte..denn es widersprach doch auch dem DDR-Recht. Also musste der Fehler vertuscht werden.
AZ


Hagedorn, am 30.01.1952 geboren, war bei seiner letzten Tat, dem Mord an Ronald W., am 09.10.1971 minderjährig ?
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
Merkur
 
Beiträge: 4645
Registriert: 15. Juni 2010, 17:21

Re: Polizeiruf 110 , realitätsnah ?

Beitragvon Edelknabe » 27. Juni 2011, 06:30

Gerechtigkeit ist auch dem Kindermörder Hagedorn widerfahren indem man ihn damals vom Leben zum Tode befördert hatte. Völlig zu Recht. So einfach sehe ich das als Normalbürger in der damaligen DDR und im heutigen Deutschland.

Rainer-Maria
Benutzeravatar
Edelknabe
Grenztruppen
Grenztruppen
 
Beiträge: 16633
Bilder: 57
Registriert: 2. Mai 2010, 09:07

Re: Polizeiruf 110 , realitätsnah ?

Beitragvon karl143 » 27. Juni 2011, 06:36

@ Merkur,
zumindest bei den Tötungen von Mario Luois und Henry Specht am 31.05.1969 war Hagedorn noch Jugendlicher. Bei dem Mord an Ronald Winkler am 09.10.1971 war Hagedorn 19 Jahre alt. Viele andere Staaten hätten bei diesem Alter mit dem Jugendstrafrecht geurteilt.
karl143
 

Re: Polizeiruf 110 , realitätsnah ?

Beitragvon karl143 » 27. Juni 2011, 06:40

Edelknabe hat geschrieben:Gerechtigkeit ist auch dem Kindermörder Hagedorn widerfahren indem man ihn damals vom Leben zum Tode befördert hatte. Völlig zu Recht. So einfach sehe ich das als Normalbürger in der damaligen DDR und im heutigen Deutschland.

Rainer-Maria


Rainer,
nach dem Rechtssystem in der DDR mag das ja auch so gewollt gewesen sein. Unser Rechtssystem, dem die DDR beigetreten ist, basiert aber nicht auf Rache sondern Bestrafung. Ich bin mit manchen Urteilen heute auch nicht einverstanden, sie sind aber Ergebnisse unabhängiger Gerichte, denen kein Urteil vorgegeben wurde. Hier urteilen Menschen über Menschen. Wenn das Strafmaß besser ausgenutzt würde, wären auch die Strafen höher. Hagedorn würde heute auch in eine Anstalt gehören. Das hat man im ersten Bartsch Prozess auch noch anders gesehen. Die Todesstrafe hat bisher in keinem Land jemanden vor Verbrechen abgeschreckt.
karl143
 

Re: Polizeiruf 110 , realitätsnah ?

Beitragvon Merkur » 27. Juni 2011, 06:43

karl143 hat geschrieben:@ Merkur,
zumindest bei den Tötungen von Mario Luois und Henry Specht am 31.05.1969 war Hagedorn noch Jugendlicher. Bei dem Mord an Ronald Winkler am 09.10.1971 war Hagedorn 19 Jahre alt. Viele andere Staaten hätten bei diesem Alter mit dem Jugendstrafrecht geurteilt.


Das mag sein aber der § 112 StGB der DDR besagte, dass bei heimtükischer bzw. besonders brutaler Tatbegehung auf Todesstrafe erkannt werden konnte.
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
Merkur
 
Beiträge: 4645
Registriert: 15. Juni 2010, 17:21

Re: Polizeiruf 110 , realitätsnah ?

Beitragvon augenzeuge » 27. Juni 2011, 07:12

Merkur hat geschrieben:
augenzeuge hat geschrieben: Ich kann mir gut vorstellen, dass eine Hinrichtung eines zur Tat Minderjährigen nicht nur einen kleinen Skandal verursacht hätte..denn es widersprach doch auch dem DDR-Recht. Also musste der Fehler vertuscht werden.
AZ


Hagedorn, am 30.01.1952 geboren, war bei seiner letzten Tat, dem Mord an Ronald W., am 09.10.1971 minderjährig ?


In der BRD (wie zuvor in Deutschland seit langem) war man bis 1975 noch minderjährig, in der DDR nicht mehr. Das hatte ich wohl verwechselt.
Warum, Merkur, wurde der Fall dann vertuscht, man hätte doch so sicher argumentieren können. Oder gab es da noch andere Vorbehalte?
AZ
"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
„Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten“.
Benutzeravatar
augenzeuge
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 84408
Bilder: 6
Registriert: 22. April 2010, 07:29
Wohnort: Nordrhein-Westfalen

Re: Polizeiruf 110 , realitätsnah ?

Beitragvon Edelknabe » 27. Juni 2011, 07:13

Karl und da du so ein Fan der Polizeiruffolgen bist. Ich erinnere an den "Kreuzworträtselfall", an diesen Kindermord damals in der DDR.
"Der Kerl, der damalige Täter lebt heute irgendwo im Westen unseres schönen Landes, bestimmt unter geändertem Namen, der lebt da Tür an Tür mit Familien und ihren Kindern." Das Thema hatten wir hier schon einmal.
In Anbetracht des Kindermordes an dem kleinen Mädchen gestern in Zella-Mehlis vielleicht ganz interessant, das ich da mal daran erinnere.

Rainer-Maria
Benutzeravatar
Edelknabe
Grenztruppen
Grenztruppen
 
Beiträge: 16633
Bilder: 57
Registriert: 2. Mai 2010, 09:07

Re: Polizeiruf 110 , realitätsnah ?

Beitragvon karl143 » 27. Juni 2011, 10:08

Rainer,
wir sollten dann aber in den Thread zurückkehren, wo es darum ging. Ich schrieb auch, nicht immer bin ich mit den Urteilen einverstanden. Ich weiß auch nicht, wie ich reagieren würde, wenn es mein Kind wäre. Es ist nun aber mal so in einer unabhängigen Rechtsprechung - das Gericht muß das Urteil fällen und hat damit auch die Verantwortung. Zu dem Täter im Kreuzworträtselfall: Der war in der DDR auch nach Erwachsenenstrafrecht verurteilt worden. Da er nach dem bundesrepublikanischen Strafrecht als 18jähriger aber nach dem Jugendstrafrecht hätte behandelt werden müssen, wurde ja von der Staatsanwaltschaft eine erneute Verhandlung beantragt. Er bekam dort auch wieder die Höchststrafe - aber nach dem Jugendrecht, und die lag bei 10 Jahren.

Und wenn man den Fall Hagedorn mal ganz objektiv betrachtet, muß doch auch einem Laien klar sein, das er psychische Probleme hatte. Die wurden aber nie berücksichtigt, obwohl er auch von Ärzten untersucht wurde. Ich kenne mich in den DDR Fällen nicht aus, aber vielleicht kann Merkur mal was dazu schreiben. Wurde in der DDR generell psychische Krankheiten auch bei anderen Straftaten, nicht berücksichtigt, oder wurde es hier mit Absicht nicht herangezogen ? Ich bin mir aber sicher, wenn jemand betrunken einen Verkehrsunfall verursachte, und dabei z. B. ein Mensch ums Leben kam, das dann die Trunkenheit strafmildernd berücksichtigt wurde. Sollte ich mich irren, klärt mich mal auf.
karl143
 

VorherigeNächste

Zurück zu TV- Fernsehfilme & Serien

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast