Von Matthias Schmidt; Vít Polácek
(Ursendung)
Sie lebten jahrhundertelang als Nachbarn friedlich zusammen: Tschechen und Sudetendeutsche. Doch die deutsche Gewaltherrschaft, der zweite Weltkrieg und die Vertreibung - auf Tschechisch Odsun/Abzug - zerstörten die Welt, wie sie sie kannten, für immer. Rund drei Millionen Sudetendeutsche mussten nach 1945 ihre Heimat verlassen.
Tschechen und Deutsche schauen nun erstmals gemeinsam zurück, in einer Koproduktion des MDR mit dem öffentlich-rechtlichen tschechischen TV Sender CT in Zusammenarbeit mit Arte. Wie steht es um die Versöhnung von Tschechen und Deutschen? Wie normal kann das Verhältnis zwischen den europäischen Nachbarn Tschechien und Deutschland angesichts der Vertreibung und ihrer Vorgeschichte sein? Lange Zeit hatte jedes Land sein eignes Narrativ der Geschichte - eine "getrennte" Erinnerung auf die Ereignisse von 1918 bis heute. Die Dokumentation bemüht sich erstmals um eine gemeinsame Aufarbeitung im Sinne einer europäischen Erinnerungskultur.
Tschechen und Slowaken haben sich dem Thema Vertreibung, dem Odsun, erst spät gestellt. Lange Zeit war es ein Tabu. Bis heute sind die Bedeutung des ehemaligen Präsidenten Edvard Benes und der sogenannten Benes -Dekrete, die die Deutschen 1945 enteigneten und entrechteten, umstritten. Erst jetzt wagt eine junge Generation von Tschechen, wie die Gruppe "Antikomplex", eine kritische Reflexion der tschechischen Nachkriegsgeschichte. Sie thematisierten, dass auch die tschechische Seite mit der Vertreibung etwas verloren hat. Mehr als 1.000 verschwundene Siedlungen in den ehemaligen Sudetengebieten, vor allem im Erzgebirge, zeugen davon.
Die deutsch-tschechisch-österreichische Koproduktion beleuchtet das Verhältnis von Tschechen und Deutschen von 1918 bis heute und bemüht sich um eine gemeinsame Aufarbeitung. Es geht um Gewaltherrschaft, Vertreibung und schließlich Versöhnung. Die zweiteilige Dokumentation ist am 24. November und am 1. Dezember jeweils um 22.10 Uhr im MDR-Fernsehen zu sehen. In der ARD Mediathek sind beide Teile bereits ab 24. November abrufbar.
https://www.mdr.de/presse/fernsehen/pre ... d-100.html