Hochdeutsch durchs Vogtland? Warum in der neuen ZDF-Serie der Dialekt fehlt
Nach der Ausstrahlung der ersten Doppelfolge „Mandat für Mai“ im ZDF kocht die Debatte in den sozialen Netzwerken hoch. Vielen stößt auf, dass keiner im Vogtland-Dorf Dialekt spricht. Das hat Gründe.
Netzschkau.
In der Debatte um die Darstellung der Vogtländer in den ersten beiden Episoden der ZDF-Serie „Mandat für Mai“ stößt ein Punkt in der Diskussion in den sozialen Netzwerken besonders vielen Einheimischen auf: fehlender Dialekt der Protagonisten auf der Mattscheibe. Dabei wuchs Schauspieler Kai Schumann sogar im Vogtland auf. Er spielt aber einen Arzt aus Berlin. Im ersten Moment habe auch er das als schade empfunden, in der Heimat keinen Vogtländer spielen zu können, sagte Schumann noch während der Dreharbeiten vorigen Sommer im Gespräch mit „Freie Presse“.
Grünen-Kreisrat Olaf Horlbeck erhebt den fehlenden Dialekt in der Serie sogar zum Politikum: „Der fehlende vogtländische Dialekt ist bezeichnend für den nicht vorhandenen Respekt vor den hier lebenden Menschen“, meint er. „Es verweigert ihnen die Wertschätzung, die anderen wie selbstverständlich zugestanden wird. Das ist für mich ein völlig unterschätzter Aspekt bei Fragen (...) zum Selbstwertgefühl der hier lebenden Menschen.“
Zur Kino-Premiere der Serie, die im rappelvollen Kinosaal in Plauen gut angekommen war, hatten die ersten Zuschauer bereits den Wunsch nach mehr Dialekt im Falle einer zweiten Staffel an Produzent Jakob Krebs von Real Film Berlin gerichtet. Seitens des Produktionsteams hieß es während der Dreharbeiten am Set, dass das Team lange diskutiert und abgewogen habe, ob die Protagonisten Dialekt sprechen sollten. Sächsisch zu imitieren könne aber schnell ins Gegenteil umschlagen und als karikierend falsch verstanden werden, hieß es als Gegenargument.
Julia Hartmann hat familiäre Bande nach Sachsen. Ihr Vater stammt aus Leipzig, ihre Mutter kommt aus Torgau. Vogtländisch hat aber nur Schauspieler Kai Schumann richtig drauf, der scherzhaft am Set sagte, dass er das während der Dreharbeiten seinen Kollegen noch beibringen wolle.
Letztlich habe sich das Produktionsteam für Hochdeutsch entschieden, da die Serie deutschlandweit ausgestrahlt wird und möglichst viele Zuschauer erreichen soll. Donnerstagabend schalteten mehr als dreieinhalb Millionen Zuschauer an den TV-Geräten ein.
Freie Presse