Oberhof: Meister im Abkassieren und SchuldenmachenHier fanden schon zu Kaiser Wilhelms Zeiten große Ski- und Rodelrennen statt. Doch Oberhof bleibt das, was es schon in der DDR war: ein Ort der Geldverschwendung.
Nach der Gründung der DDR 1949 entwickelte sich Oberhof Schritt für Schritt zu einem sozialistischen Erholungs- und Wintersportzentrum der Werktätigen. Mehr als fünfzig bürgerliche Familien wurden zwangsausgesiedelt, Häuser enteignet, Jugendstilvillen abgerissen und durch hässliche Zweckbauten aus Beton ersetzt. Mehrere Ferienheime für Angehörige der Armee, Polizei und Stasi entstanden.
Mitverantwortlich war Walter Ulbricht, der 1960 Staatsratsvorsitzender der DDR wurde und den Ausbau von Oberhof stark forcierte. Nachdem Ulbricht die Grenze zu Westdeutschland am 13. August 1961 abriegelte und der Zugang zu den Alpen für die Menschen aus der Ost-Zone nicht mehr möglich war, wurden die Wintersporturlauber in die schneesicheren Mittelgebirge nach Oberhof oder Oberwiesenthal im Erzgebirge gelotst.
Der gebürtige Leipziger Ulbricht hatte ein Faible für den Thüringer Wald und war ein begeisterter Wintersportler, wenngleich ihm augenscheinlich die Motorik fehlte. Mit seiner zweiten Frau Lotte pirschte der Spitzbart, so sein Spottname im Volk, des öfteren auf Skiern durch das Oberhofer Revier, getreu dem Motto des SED-Chefideologen: Jedermann an jedem Ort, einmal in der Woche Sport!
Im Volksmund: WaltershausenEntsprechend bevorzugt flossen die Mittel für neue Bauten und beste Straßen nach Oberhof und die engere Umgebung. Ulbricht hatte ein eigenes Urlaubsdomizil, das unter seiner Ägide und danach bis zum Mauerfall 1989 stets gut bewachte Ferienheim des DDR-Ministerrates, im Volksmund als Waltershausen bezeichnet. Es liegt versteckt im Wald, nahe der Bob- und Rodelbahn und war für damalige Verhältnisse sehr luxuriös ausgestattet. Selbst ein eigenes Wasserwerk und eine monströse Stromerzeugungsanlage gehörten zur Ausstattung.
Das vier Stockwerke umfassende Objekt ist allerdings seit Jahren verkommen, keine einzige Fensterscheibe ist ganz geblieben. Eine durch Vandalen verwüstete Ruine, für die sich kein Käufer findet. In Stasi-Unterlagen sind präzise Vermerke zu finden, dass sich einst auch attraktive Damen unter den Angestellten des Ferienheimes befanden, die dem Ministerium für Staatssicherheit bei ihren Überwachungen vor der Einstellung, als "hwG" (Personen mit häufig wechselndem Geschlechtsverkehr") bekannt geworden waren.
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