Die Taktik der Militärverbindungsmissionen (MVM)
Verfasst: 22. Mai 2011, 11:36
Die Gründung der Missionen geht zurück auf Artikel 2 des Londoner Abkommens vom 14. November 1944. Die Endniederlage der Deutschen in Sichtweite, beschlossen die künftigen Siegermächte, in jeder Besatzungszone Verbindungsmilitärs bei den Oberkommandierenden zu akkreditieren. So sollte die militärische Kommunikation sichergestellt werden.
Auszug:
"Neunzig Prozent der Arbeit waren Routine. In zehn Prozent der Einsätze war gehörig Adrenalin im Körper", erinnert sich Geoff Greaves, heute 58 Jahre alt und Geschäftsführer einer Firma, die Kreuzfahrtschiffe vor Entführung schützt. Von 1974 bis 1976 tourte er im Auftrag der britischen Mission durch die DDR. 1984 kehrte er für drei Jahre als Hauptmann zur sogenannten Brixmis zurück. Wie alle westlichen Missionsmilitärs war Greaves in West-Berlin stationiert. Hier wurden die Touren geplant und wurde nach der Rückkehr das Material ausgewertet. Die Potsdamer Missionsgebäude am Heiligen See dienten eher repräsentativen Zwecken.
Jede der ein- bis dreitägigen Erkundungsfahrten führte über die Glienicker Brücke. Dort lauerten bereits die Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit. Die erste Aufgabe des Fahrers war es, diese abzuhängen. "In 80 Prozent der Fälle gelang das. Vor allem dank überlegener Motorisierung", erinnert sich Greaves. Trabis und Lada Nivas hatten gegen die Mercedes vom Typ G kaum eine Chance, zumal die westlichen Militärwerkstätten praktische Extras eingebaut hatten, die ein wenig an James Bond erinnern. Zusatztanks waren Standard, die Stasi musste immer früher tanken. Bei Dunkelheit konnten die Missionswagen ihre von ferne leicht erkennbaren Westscheinwerfer aus- und ein flackerndes Trabi-Funzellicht einschalten. Und wenn es im Gelände hart auf hart kam, knipste der US-Fahrer auch die Trabi-Imitationsleuchten aus, setzte ein Nachtsichtgerät auf und schaltete auf Infrarotscheinwerfer um.
Die ostdeutschen Verfolger losgeworden, suchten die Spione in Uniform dann nach allem, was Rückschlüsse auf die militärischen Fähigkeiten und Absichten der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland, GSSD, zuließ. "In den fünfziger und sechziger Jahren bestand die Hauptaufgabe der Missionsleute darin, einen potenziellen Überraschungsangriff der Sowjets rechtzeitig zu erkennen", weiß Bernd von Kostka, Historiker im Berliner Alliiertenmuseum, das den Verbindungsmissionen eine eigene Abteilung widmet. Systematisch überwachte man Straßen- und Gleisverbindungen zwischen den militärischen Sperrgebieten – die zwischenzeitlich bis zu einem Drittel des DDR-Territoriums ausmachten –, um eventuelle Truppenverlegungen zu melden. Wann immer ein Konvoi der GSSD oder der Nationalen Volksarmee losfuhr, wurde aus Verstecken heraus fotografiert, was die Kameras hergaben. "Wichtig war es, die Registrierungsnummern zu erwischen", erinnert sich Veteran Greaves. Einmal filmte er drei Tage lang von seinem Tarnzelt aus dreizehn Züge. Am Ende hatte er die gesamte 9. Division der NVA im Kasten – und auf der Rückfahrt "a wonderful time".
Noch viel mehr über die MVM, auch über die Todesumstände des US-Militäraufklärers Arthur D. Nicholson 1985 erfährt man hier:
http://www.thomasramge.de/texte1/feind.html
AZ
Auszug:
"Neunzig Prozent der Arbeit waren Routine. In zehn Prozent der Einsätze war gehörig Adrenalin im Körper", erinnert sich Geoff Greaves, heute 58 Jahre alt und Geschäftsführer einer Firma, die Kreuzfahrtschiffe vor Entführung schützt. Von 1974 bis 1976 tourte er im Auftrag der britischen Mission durch die DDR. 1984 kehrte er für drei Jahre als Hauptmann zur sogenannten Brixmis zurück. Wie alle westlichen Missionsmilitärs war Greaves in West-Berlin stationiert. Hier wurden die Touren geplant und wurde nach der Rückkehr das Material ausgewertet. Die Potsdamer Missionsgebäude am Heiligen See dienten eher repräsentativen Zwecken.
Jede der ein- bis dreitägigen Erkundungsfahrten führte über die Glienicker Brücke. Dort lauerten bereits die Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit. Die erste Aufgabe des Fahrers war es, diese abzuhängen. "In 80 Prozent der Fälle gelang das. Vor allem dank überlegener Motorisierung", erinnert sich Greaves. Trabis und Lada Nivas hatten gegen die Mercedes vom Typ G kaum eine Chance, zumal die westlichen Militärwerkstätten praktische Extras eingebaut hatten, die ein wenig an James Bond erinnern. Zusatztanks waren Standard, die Stasi musste immer früher tanken. Bei Dunkelheit konnten die Missionswagen ihre von ferne leicht erkennbaren Westscheinwerfer aus- und ein flackerndes Trabi-Funzellicht einschalten. Und wenn es im Gelände hart auf hart kam, knipste der US-Fahrer auch die Trabi-Imitationsleuchten aus, setzte ein Nachtsichtgerät auf und schaltete auf Infrarotscheinwerfer um.
Die ostdeutschen Verfolger losgeworden, suchten die Spione in Uniform dann nach allem, was Rückschlüsse auf die militärischen Fähigkeiten und Absichten der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland, GSSD, zuließ. "In den fünfziger und sechziger Jahren bestand die Hauptaufgabe der Missionsleute darin, einen potenziellen Überraschungsangriff der Sowjets rechtzeitig zu erkennen", weiß Bernd von Kostka, Historiker im Berliner Alliiertenmuseum, das den Verbindungsmissionen eine eigene Abteilung widmet. Systematisch überwachte man Straßen- und Gleisverbindungen zwischen den militärischen Sperrgebieten – die zwischenzeitlich bis zu einem Drittel des DDR-Territoriums ausmachten –, um eventuelle Truppenverlegungen zu melden. Wann immer ein Konvoi der GSSD oder der Nationalen Volksarmee losfuhr, wurde aus Verstecken heraus fotografiert, was die Kameras hergaben. "Wichtig war es, die Registrierungsnummern zu erwischen", erinnert sich Veteran Greaves. Einmal filmte er drei Tage lang von seinem Tarnzelt aus dreizehn Züge. Am Ende hatte er die gesamte 9. Division der NVA im Kasten – und auf der Rückfahrt "a wonderful time".
Noch viel mehr über die MVM, auch über die Todesumstände des US-Militäraufklärers Arthur D. Nicholson 1985 erfährt man hier:
http://www.thomasramge.de/texte1/feind.html
AZ