2.2. 1943 Sieg der Sowjetarmee bei Stalingrad (jetzt Wolgograd)

2.2. 1943 Sieg der Sowjetarmee bei Stalingrad (jetzt Wolgograd)

Beitragvon Edelknabe » 2. Februar 2011, 07:20

Guten Morgen zusammen und wieder ohne große Einleitung.
Textauszug aus dem Buch „ Namen für Rossoschka“, Schicksale aus Stalingrad, so das des Albrecht Appelt (Überlebender)

Und niemand weinte!

Die ersten Tage in Gefangenschaft
Wer die Angriffs- und Häuserkämpfe, die Durchbruchsversuche zur Wolga, wer die Kesselfront bis zum 10.Januar 1943, danach die Verzweiflungskämpfe gegen die Rote Armee und die misslungenen Ausbruchsversuche überlebt hatte, der fiel nun bis auf wenige Ausnahmen dem Tod mühelos in die Hände. Von den über 100000 in Gefangenschaft geratenen Soldaten der 6. Armee sollten nur fünf, allerhöchstens sechs Prozent überleben, vereinfacht und noch gut vorstellbar: Von 20 Mann starben 19, nur einer überlebte. Sie starben auf irrsinnigen Märschen, weil die Rote Armee gerade für die später Gefangenen keine Unterkünfte mehr fand; sie starben an Hungerfolgen, völliger Entkräftung, an schweren Erfrierungen und Verwundungen. Ohne Widerstandskraft machten sich Seuchen breit, allen voran das Fleckfieber.

Während ich am 29. Januar noch eine gute Grützesuppe empfing, war es am nächsten Tag nur noch ein Süppchen, denn immer wieder strömten Gefangene in das Sammellager Krasnoarmejsk. Die erste Nacht hatte ich noch in einem festen Haus mit ganzen Fensterscheiben zugebracht, ein wahres Gottesgeschenk! Am nächsten Morgen hieß es: „Alle Leutnante heraus!“ Man steckte uns in einen Rohbau ohne Fenster und Türen. Nun verbringe mal nur eine einzige lange Winternacht stehend in dieser Zugluft bei mindestens 30 Grad Kälte! Als am nächsten Tag im Strom neuer Gefangener ein mir Bekannter ankam, winkte ich ihn zu mir. Er schlotterte vor Kälte, weil sein linker Arm von sieben Geschossen einer Maschinenpistole durchlöchert war und er daher seine Uniformjacke und seinen Anorak nur lose über der Schulter hängen hatte. „Du wirst auch in diesen Bau müssen, das ist Dein Tod“, sagte ich zu ihm. Es kam zum Glück anders, denn man steckte uns in eine der benachbarten Baracken. Dort organisierte ich für Stempel einen Pritschenplatz, auf dem er sich für die nächste Zeit etwas erholen konnte. Ich wollte wenigstens in seiner Nähe bleiben und fand direkt über einen Gang im Dachstuhl einen äußerst engen aber zumindest ungestörten Verschlag. In diesem Unterschlupf unter der Decke – einer Art hölzernem Schwalbennest- konnte ich zwar nur liegen, sparte dadurch jedoch meine Kräfte für den nun folgenden Hungermonat.

Im Untergeschoss lagen zahlreiche Gefangene mit schweren Erfrierungen. Leider hatte man unseren Ärzten sämtliche Medikamente, Sanitätsmaterialien und Operationsbestecke abgenommen. Vor allem wären Amputationen notwendig gewesen, die auch von deutschen Ärzten hätten durchgeführt werden können. So aber faulten die erfrorenen Glieder dahin, bis es zu spät war.

Jeden Morgen wurden die Toten der Nacht aus den Unterkünften von eingeteilten Männern nicht heraus getragen, sondern herausgeschleift. Ein Mann einen Toten. Ich sehe es heute noch: Mit den Händen an den nackten Füßen ziehen sie den Toten wie einen Schlitten hinter sich her über den hart getrampelten Schnee des Hofes zu einer Sammelstelle. Und niemand weinte! Als die noch „Gesunden“ Anfang März in entfernte „normale“ Gefangenenlager transportiert wurden, fuhr der Tod mit ihnen weiter.

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Re: 2.2. 1943 Sieg der Sowjetarmee bei Stalingrad (jetzt Wolgograd)

Beitragvon Edelknabe » 2. Februar 2011, 18:04

Auszüge aus Feldpostbriefen von Heinz Becker, geboren am 5. Mai 1910 in Essen -Borbeck, Angehöriger der Luftnachrichten-Betriebskompanie der Nahaufklärungsgruppe 16 an seine Ehefrau. Seit dem 20. Januar 1943 ist der Familienvater, er hat drei Kinder, vermisst in Stalingrad

23. April 1942: Deine Befürchtungen betreffend Meckerei lassen mich kalt, denn wenn man alle die Personen einsperren wollte die schimpfen, und zwar in den drastischen Tönen, dann bliebe kein Soldat mehr hier, sondern alle würden eingesperrt. Also keine Angst, und wenn der Krieg mal vorüber ist, dann räumen wir sowieso mit den Herren auf, die jetzt Zuhause sitzen und deren einzige Aufgabe darin besteht, den Angehörigen daheim wegen alles Sachen zu drohen und sie im Auge zu behalten.

21. Juli 1942: Man jagte sogar die Hühner in die Ställe und schlachtete sie ab und das keineswegs für die Truppe, nein, die einzelnen Leute für sich….Wenn ich Russe wäre und man verführe so mit mir, ich wäre auch Partisan oder - auf Deutsch – Freiheitskämpfer.

1. August 1942: Da soll Adolf seine Bonzen aus der Heimat hierhin schicken, uns ablösen, denn wir haben die Nase gestrichen voll.

9. August 1942: Adolf hat sich einen Krieg vom Zaun gebrochen, der uns viel zu schaffen macht.

13. August 1942: Man schimpft jeden Tag mehr über den Krieg und die Regierung, die diesen systematisch vorbereitet und uns endlich hineingetrieben hat…Der Feind hat starke Kräfte zusammengezogen und kämpft zäh. Stalingrad hat starke Befestigungen.

16. August 1942. Im vorigen Jahr hieß es, die letzten voll kampfkräftigen Truppen sind in den Kesseln von Brjansk und Wjasma eingeschlossen (gemeint sind sowjetische Truppen, so der Einsteller) Ich möchte nur wissen, was das für Truppen sind, die sich hier so zäh verteidigen und uns nicht weiter voran lassen. Wir haben hier in Stalingrad sicher noch 14 Tage Arbeit, und dabei stehen wir schon 14 Tage davor.

30. August 1942: Wir haben einen großen Fehler gemacht, indem man – besonders die SS – im vergangenen Jahr keine Gefangenen gemacht hat. So sagt sich der Russe, vor mir ist der Tod, und kämpft verzweifelt bis zum Letzten.

18. Oktober 1942: Ich hatte heute mit dem Fall der Stadt gerechnet.

Quelle, aus dem Buch „Namen für Rossoschka“, Schicksale aus Stalingrad

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Re: 2.2. 1943 Sieg der Sowjetarmee bei Stalingrad (jetzt Wolgograd)

Beitragvon augenzeuge » 2. Februar 2011, 19:00

Edelknabe hat geschrieben:16. August 1942. Wir haben hier in Stalingrad sicher noch 14 Tage Arbeit, und dabei stehen wir schon 14 Tage davor.

18. Oktober 1942: Ich hatte heute mit dem Fall der Stadt gerechnet.

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Sehr interessant, Rainer. Zeigt es doch, dass man die Lage nie richtig einschätzte....aus 14 Tagen bis zum Sieg wurden 90 Tage bis zur totalen Einkesselung und 160 Tage bis zur Aufgabe.....
Ein Wahnsinn.....
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Re: 2.2. 1943 Sieg der Sowjetarmee bei Stalingrad (jetzt Wolgograd)

Beitragvon Edelknabe » 4. Februar 2012, 19:16

Es ist zwar schon etwas zu spät für den Jahrestag aber trotzdem einmal einen Text wert. Bruno gab mir zum Forumtreffen in Weimar freundlicher und leihweise die fünf Teile (DVD)von diesem sowjetischen Film Befreiung und immer, wenn ich Zeit habe und meine Frau weit weg ist (sie mag überhaupt keine Kriegsfilme), dann ziehe ich mir in aller Ruhe und einem Bier einen Teil herein.

Es fiel mir dabei auf und bis jetzt habe ich den dritten Teil gesehen das der Wendepunkt an der Ostfront von sowjetischer Seite her nicht auf Stalingrad lag, gelegt wurde sondern in der Panzerschlacht am Kursker Bogen, so wird es zumindest im Film dargestellt. Gibt es Geschichtsfans ...II.Weltkrieg, die hier einmal beitragen könnten?

Rainer-Maria der den Film heute mit völlig anderen Augen sieht, denn als junger Kerl bin ich einmal mit Frau aus dem Kino getürmt, wo wir Seite an Seite mit den Genossen saßen (der Besuch erfolgte damals im betrieblichen Rahmen mit der Parteigruppe).
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Re: 2.2. 1943 Sieg der Sowjetarmee bei Stalingrad (jetzt Wolgograd)

Beitragvon Zicke » 4. Februar 2012, 20:32

Edelknabe hat geschrieben:Es fiel mir dabei auf und bis jetzt habe ich den dritten Teil gesehen das der Wendepunkt an der Ostfront von sowjetischer Seite her nicht auf Stalingrad lag, gelegt wurde sondern in der Panzerschlacht am Kursker Bogen, so wird es zumindest im Film dargestellt. Gibt es Geschichtsfans ...II.Weltkrieg, die hier einmal beitragen könnten?

Rainer ,hier kannst du das "Unternehmen Zitadelle" nachlesen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Unternehmen_Zitadelle
Menschen, die keinen Arsch in der Hose haben, müssen nicht zwangsläufig schlank sein.

Meine Rechtschreibfehler könnt Ihr Samstags ab 17 Uhr bei Rewe gegen eine lecker Senfgurke tauschen.
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Re: 2.2. 1943 Sieg der Sowjetarmee bei Stalingrad (jetzt Wolgograd)

Beitragvon Edelknabe » 4. Februar 2012, 21:08

Danke Jörg und ich bin noch am lesen, werde mir das genau wie den Film noch in Ruhe hereinziehen.

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Re: 2.2. 1943 Sieg der Sowjetarmee bei Stalingrad (jetzt Wolgograd)

Beitragvon Nostalgiker » 4. Februar 2012, 21:09

@Edelknabe,

der Sieg bei Stalingrad war nicht der Punkt im Krieg wo von einer Wende zu Gunsten der SU gesprochen werden konnte.
Es war eine Abwehrschlacht welche mit der Kapitulation der Reste der 6. Armee endete.
Insgesamt brachte der Kriegsverlauf in der zweiten Hälfte des Jahres 1942 die ersten Niederlagen der Wehrmacht an allen Fronten (Afrika im Oktober 1942 zum Beispiel)

Auf dem östlichen Kriegsschauplatz konnte sich die deutsche Front trotz der Katastrophe von Stalingrad stabilisieren und im Februar bei Charkov erfolgreich zum Gegenangriff übergehen. Eine weitere Offensive im Raum Kursk, Operation ZITADELLE genannt, war geplant

Die Schlacht bei Kursk, Unternehmen "Zitadelle" im Sommer 1943, hatte von Deutscher Seite das Ziel 2 Armeen; einmal die der "Zentral Front" und die der "Woronesher Front" einzukesseln und zu vernichten.
Mit dem Unternehmen ZITADELLE wollte Hitler in einem Angriff sowjetische Kräfte einkesseln und vernichten, die sich zu Beginn 1943 bei Kursk in einem weit nach Westen vorspringenden Frontbogen festgesetzt hatten. Hitlers Absicht war es, so
    · die deutsche Überlegenheit zu demonstrieren
    · das Desaster von Stalingrad und die Pattsituation an der Front umzukehren und
    · den Gegner derart zu schwächen, daß er zu einem entscheidungssuchenden Sommerfeldzug nicht mehr in der Lage sein würde.

Die Sowjets hatten diesen Angriff an dieser Stelle erwartet, durch einen Spionagering(„Lucy“) genauestens aufgeklärt und sich wie nie zuvor durch ein tiefgestaffeltes,ungemein vielfältiges Abwehrsystem vorbereitet: 7 Verteidigungslinien, eingegrabene Panzer, Panzerhindernisgräben, Sperren, Millionen von Minen und eine strategische Reserve 100 km rückwärts („Steppenfront“, aus mehreren Armeen bestehend) warteten auf die Deutschen.

Einen Überblick der in der Schlacht um Kursk eingesetzten Kräfte gibt folgende
Aufstellung:
    Deutsche Wehrmacht
    900.000 Soldaten
    10.000 Geschütze, Werfer, Granatwerfer
    2.700 Panzer und Sturmgeschütze
    2.000 Kampfflugzeuge
    Rote Armee
    1.337.000 Soldaten
    19.300 Geschütze, Werfer, Grantwerfer
    3.300 Panzer und Sturmgeschütze
    2.600 kampfflugzeuge
    Weitere Armeen Strategische Reserve

Am 13. Juli 1943 wurde unter anderem wegen der am 10. Juli 1943 erfolgten Landung der Alliierten auf Sizilien eine deutsche Truppenverlegung von der Ostfront nach Italien erforderlich.
Hitler befiehlt deshalb, die Operation ZITADELLE abzubrechen und alle Angriffe einzustellen.

Zur Schlacht ist ingesamt festzustellen:
· Die Schlacht von Kursk erwies sich als letzte deutsche Offensive an der Ostfront. Strategisch gesehen endete sie mit einer Niederlage der Deutschen.
· Die Panzerschlacht von Prochorowka wurde weder von den Deutschen noch von den Sowjets gewonnen. Einerseits scheiterte hier der Gegenangriff der Roten Armee schon im Ansatz unter heftigsten
Verlusten, andererseits waren die deutschen Verbände, die sich in der Offensive befanden, vorübergehend in die Defensive gedrängt.
· Nach den hier erlittenen Verlusten war der deutschen Panzerwaffe unwiederbringlich die Fähigkeit zu operativem Handeln entzogen, so daß die Wehrmacht von nun an nie mehr zu Gegenangriffen fähig war.
· Das Deutsche Reich war von jetzt an dauerhaft gezwungen, von der strategischen Offensive zur Defensive überzugehen, die Rote Armee hatte endgültig die Initiative gewonnen.

Es gibt über die Schlacht um Kursk phantasievolle Schilderungen, besonders von betroffenen Befehlshabern der Roten Armee, die das nationale Pathos widerspiegeln und die man als propagandistische Verherrlichung der Roten Armee im „Großen Vaterländischen Krieg“ verstehen mag. Seit 1990 hat die Geschichtsschreibung ein anderes Bild: authentische deutsche und sowjetische Quellen wurden in einem gemeinsamen deutsch – sowjetischen Seminar von Historikern unter der Leitung des Deutschen Militärgeschichtlichen Forschungsamtes ausgewertet („.kein grandioser Sieg für die Rote Armee…“; Oberst a.D. Koltunow, sowjetischer Chefhistoriker für die Schlacht um Kursk, 1996 in Prochorowka:„die Ablaufschilderung entspricht nicht der ganzen Wahrheit, die Zahlen waren auf Befehl „bereinigt“).

- Zusammenfassung nach "Schlachten des 2. Weltkrieg" und "Schlachten der Weltgeschichte“

In der sowjetischen Propaganda wurde die Schlacht bei Kursk nicht nur als Beleg dafür gefeiert das es der Roten Armee gelingen könne das noch annektierte Territorium der UdSSR im Verlauf weiterer Kampfhandlungen zu Befreien, sondern die Deutsche Wehrmacht vernichtend zu schlagen.
Auch aus diesem propagandistischen "Grund" beginnt der Film "Befreiung" mit der Schlacht von Kursk und nicht mit der Schlacht um Stalingrad.

Ein Film über Stalingrad wurde, abgesehen von einem Dokumentarfilm aus dem Jahr 1949, erst 1989 als Zweiteiler in der SU realisiert. Es ist eine Co-Produktion zwischen der SU, DDR, CSSR, USA(letzteres verwundert mich, steht aber in einschlägigen Filmdatenbanken und wird als erste russisch/amerikanische Produktion bezeichnet).
Dieser Film ist nicht in Deutschland erhältlich........

Gruß
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Re: 2.2. 1943 Sieg der Sowjetarmee bei Stalingrad (jetzt Wolgograd)

Beitragvon Nostalgiker » 4. Februar 2012, 22:00

Nachtrag

was die Verfilmung betrifft.
Es gab bereits einen 1950 entstandenen zweiteiligen Film aus der UdSSR mit dem Titel "Die Stalingrader Schlacht".
Allerdings hat er einen "Nachteil", die Laufzeit von 181 Minuten wird mit gefühlten 200 Minuten einer huldvollen Darstellung Stalins gefüllt.....
.... und deshalb verschwand er in der DDR nach 1956 von der Leinwand......

Diesen Film gibt es übrigens auf 2 DVDs zu kaufen. In der damaligen deutschen Synchronisation durch die DEFA.

Gruß
Nostalgiker
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Re: 2.2. 1943 Sieg der Sowjetarmee bei Stalingrad (jetzt Wolgograd)

Beitragvon manudave » 6. Februar 2012, 19:44

Damit es aber überhaupt erst zur Wende kommen konnte, will ich hier nochmal deutlich die Hilfe der USA darstellen.

Zusagen des Moskauer Protokolls für den Zeitraum Okt41 bis Juni 1942, also für 9 Monate (bis zum erforderlichen Anschlußprotokoll):

1,5 Mio. Tonnen Weizen sowie Waren für 1 Milliarde $, darunter:
1.800 Flugzeuge (Gesamtbestand der Roten Armee 1.1.42: etwa 12.000 Kampfflugzeeuge)
2.250 Panzer (Gesamtbestand der Roten Armee 1.1.42: 7.700)
1.000 Flugabwehrgeschütze, darunter 152 90mm und 756 37mm ((Gesamtbestand der Roten Armee 1.1.42: : 7.900)
5.000 Jeeps
85.000 Lastkraftwagen (die Gesamtproduktion der SU 1941-45 betrug 205.000 LKW, davon 150.000 für das Militär) (Gesamtbestand der Roten Armee an Fahrzeugen aller Art 1.1.42: 318.000)
108.000 Feldtelefone
562.000 Meilen Feld-Telefonkabel
9.000 Tonnen Panzerplatten (Gegenwert etwa 300 T-34)
30.000 Tonnen Sprengstoff Toluol und TNT
15.000 Tonnen Chemikalien
max. mögliche Anzahl Werkzeugmaschinen (industrielle Dreh-, Fräs-, Bohr- Pressmaschinen etc.), geliefert: 3.253 Stück
1.6 Mio. Paar Militärstiefel (für die Mobilisierung und den Neuaufbau der Roten Armee)
1 Mio. yards. Militärstoff
dazu kamen noch unvereinbart:
624 PSW,
rd. 100.000 MPi, (Gesamtbestand der Roten Armee 1.1.42: 173.000)
rd. 1000 Traktoren,
45.000 Tonnen Stacheldraht etc.

Die vereinbarten Waren wurden in den 9 Monaten fast sämtlich geliefert, abzüglich einiger Kriegsverluste auf dem Transport.

In einigen Tagebüchern von Wehrmachtsoldaten ist zu lesen, dass sie sich sehr wunderten amerikanische Panzer abgeschossen zu haben. Grund: Es wurde sich nicht immer die Mühe gemacht, die Dinger vorher umzupinseln.
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Re: 2.2. 1943 Sieg der Sowjetarmee bei Stalingrad (jetzt Wolgograd)

Beitragvon manudave » 6. Februar 2012, 19:52

Erfahrungsgemäß wird aber in der "Jungen Welt" etc. diese Hilfe gern als maßlos übertrieben dargestellt.

Hätte - Wenn - und Aber ändert aber nichts an den Tatsachen: Sachhilfe aus dem Ausland und der Einsatz von Millionen Russen - diese Kombination konnte zur Wende im Krieg führen - wobei die Reihenfolge im Satzgefüge keine Aussagekraft haben soll.
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Re: 2.2. 1943 Sieg der Sowjetarmee bei Stalingrad (jetzt Wolgograd)

Beitragvon Edelknabe » 6. Februar 2012, 20:10

Richtig David, das sollte man schon anerkennen, die enorme Hilfe der USA an die UdSSR in Form von Sachlieferungen. Ohne das ganze Zeugs hätte es wohl nicht so positiv ausgesehen. Zu den Tagebucheintragungen der Wehrmacht mit den amerikanischen Panzern...hättest du da ein/zwei Textauszüge?

Auch Nostalgiker Danke für die Texte zum Unternehmen Zitadelle...ich muss mir mal die Zeit nehmen, nochmal bei Shukow nachzuschlagen,um zu vergleichen denn auch der beschreibt das ganz gut und in dem Rahmen, der ihm wohl blieb, um sich zu artikulieren.Der muss auch Tagebuch geführt haben, so exakt sind seine Erinnerungen.

Rainer-Maria der da auch persönliche Recherchegründe hat, denn mein Vater steckte damals voll mit drin in dem Ostfront hin und her im Südabschnitt.
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Re: 2.2. 1943 Sieg der Sowjetarmee bei Stalingrad (jetzt Wolgograd)

Beitragvon manudave » 6. Februar 2012, 20:16

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Re: 2.2. 1943 Sieg der Sowjetarmee bei Stalingrad (jetzt Wolgograd)

Beitragvon manudave » 6. Februar 2012, 20:24

Panzer, die an die Russen geliefert wurden:

http://www.theeasternfront.co.uk/vehicl ... etanks.htm

Und hier noch etwas detaillierter:

http://www.armchairgeneral.com/rkkaww2/ ... neral1.htm

Rainer-Maria,
ich find den Tagebucheintrag aktuell nicht mehr. Die Erinnerung dazu kommt wahrscheinlich - wie so oft - am WC... [flash]
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Re: 2.2. 1943 Sieg der Sowjetarmee bei Stalingrad (jetzt Wolgograd)

Beitragvon Wosch » 6. Februar 2012, 22:57

Nicht zu vergessen die Hilfe durch den General "Winter" unter denen die Russen zwar auch zu leiden hatten, jedoch mit ihm besser umgehen konnten wie die Wehrmacht. Der Deutsche hatte mit Eisennägel beschlagene Stiefel die genau paßten und in denen kein Platz für Zeitungen, Stroh und anderen Utensielien zur Linderung der Eiseskälte (teilweise bis 50 Grad minus) war, die Russen dagegen hatten in weiser Vorraussicht in der Regel Stiefel zwei Nummern zu groß und auch bei den Kopfbedeckungen hatten die Russen einen Vorteil, konnten sie doch nach Herrausnahme des Innenfutters ihr Schapka drunter tragen, Bei den Deutschen gab es in den Winterschlachten mehr Opfer an Erfrierungen als durch Kampfhandlungen. Man muß sich mal vorstellen daß durch die mangelnde Winterbekleidung die Zehen und Fersen an den Füßen, Ohren und Nasen er- und abfroren und sogar in großem Umfang die Gehirnflüssigkeit einfror, was natürlich den Tod bedeutete.
Die Hilfslieferungen der Amerikaner und der Engländer waren natürlich auch ein Grund dafür, daß der Russe immer wieder mit neuem Gerät in die Schlachten gehen konnte, der Deutsche hatte es nicht geschafft den einzigen (selbst bei strengsten Frost) eisfreien Hafen "Murmansk" für diese "Hilslieferungen "dichtzumachen" wogegen es die deutsche Führung nicht bewerkstelligen konnte den nötigen Nachschub an Divisionen, Winterkleidung, Proviant, Waffen und Munition zu garantieren. Das war nicht nur für die Niederlage in Stalingrad ausschlaggebend sondern galt auch schon vorher und erst recht danach. Wenn seinerzeit die oberste Heeresführung den Generälen Guderian, Hoeppner, Kleist und Mannstein gefolgt wäre Leningrad und Moskau zu nehmen, hätte der Sieg gegen Rußland schon in Reichweite gelegen. Ich bin mir sicher, daß der Krieg für das Deutsche Reich in dem Moment praktisch schon nicht mehr gewonnen werden konnte, als der Amerikaner sich auf die Seite Rußlands stellte und bei der Nachbetrachtung muß kann man nur noch darüber mit dem Kopf schütteln, daß der "eingebürgerte" Österreicher meinte, den USA den Krieg zu erklären. Ich denke aber die USA hätten sich etwas später eh am "Geschehen" beteiligt. Ich bin hier im Thread etwas von Stalingrad abgedriftet, man möge mir verzeihen, auch dafür daß ich immer nur von den "Russen" sprach, so hatte ich es eben von meinem Vater mitbekommen: entweder sprach er vom "Russen" oder vom "Iwan".
Schönen Gruß aus Kassel. [hallo]
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