von pentium » 29. Februar 2016, 16:25
Die Schlacht von Verdun.
Vorbereitung
Die Frage ‘Was werden die Deutschen tun?’ bewegte Anfang 1916 die französischen und britischen militärischen Führungsstellen. Die Deutschen hatten einen erstaunlichen Handlungsspielraum gewonnen, denn Russland schien am Ende seiner Kraft. Im Westen war den Franzosen und Briten kein Durchbruch gelungen. Im Nahen Osten und im Osmanischen Reich sah die Lage gut aus. Serbien war niedergeschlagen und besetzt, Bulgarien auf Seite der Mittelmächte in den Krieg eingetreten, der Weg in den Orient war wieder offen. Rumänien hat sich bisher nicht der Entente angeschlossen und die Alpenfront gegenüber Italien war unbezwingbar.
Das methodische Vorgehen des deutschen Generalstabschefs v. Falkenhayn schien sich zu bewähren. Die Sektion IIIb West des deutschen Generalstabes – der für die Westfront zuständige Geheime Nachrichtendienst -ließ Gerüchte kursieren und dem Gegner irreführende Meldungen über die deutschen Absichten zuspielen: Generalfeldmarschall August von Mackensen stünde mit 300.000 Mann bei Mülhausen. Aber auch bei Dünkirchen, Amiens und Belfort, so hieß es, bereiteten die Deutschen den Angriff vor.
Tatsächlich gelang es, die Vorbereitungen für den Angriff auf Verdun zu verschleiern. Die weiten Wälder nördlich und östlich der Festung verbargen den stärksten Aufmarsch deutscher Artillerie, den es bisher gegeben hatte, vor den Beobachtern der französischen Aufklärungsflugzeuge. Der Beginn des Unternehmens ‘Waldfest’ war für den 12. Februar 1916 angesetzt, mußte aber wegen Nebel und Regen verschoben werden. In dieser Zeit des Wartens entdeckten zwar die Franzosen die deutsche Bereitstellung; sie wurde jedoch für eine Finte gehalten.
Angriff
In der Morgenfrühe des 21. Februar endlich donnerten 1.500 deutsche Geschütze, auf engem Raum konzentriert, und deckten die französischen Stellungen mit einem bis dahin noch nicht erlebten Feuer ein. Um 17 Uhr begann der Vorangriff. Leutnant Scblömer vom Infanterieregiment 159 kritzelte in sein Tagebuch: ‘Ohne Verluste erreichten die erste und zweite Welle die feindlichen Grabenstellungen und drangen in das dichte Unterholz des Haimontwaldes ein … Die zweite Stellung wurde von der Besatzung noch mit verzweifelter Anstrengung gehalten. Nach 20 bis 30 Minuten hatten wir uns so dicht an sie herangearbeitet, daß wir sie mit Handgranaten belegen konnten … Der Musketier Heimich Eggenkämper aus Rheine warf einem Franzosen, der gerade stehend auf mich anlegen wollte, einen Erdklumpen in das Gesicht. . . Erstaunt ließ der Franzmann sein Gewehr fallen.’
Am nächsten Tag stürmten 4 Armeekorps und kamen verhältnismäßig gut vorwärts. Am 25. Februar nahmen Teile des brandenburgischen Infanterieregiment 24 im Handstreich das Fort Douaumont. Doch am folgenden Tag versteifte sich der französische Widerstand. Der deutsche Angriff hatte sich festgefressen. Etwa acht Kilometer weit waren die französischen Linien auf die Festung zurückgedrängt worden. Nun kam es zur mörderischsten Schlacht der Weltgeschichte, die ein dreiviertel Jahr, bis in den Dezember hinein, andauern sollte. Es war eine Schlacht der Artillerie. Wenn im Krieg 1870/71 statistisch noch auf 350 Soldaten ein Geschütz gerechnet wurde, so kam nun ein viel wirksameres Geschütz auf 60 Soldaten. Theoretisch konnten die 36 Geschütze eines Feldartillerieregiments innerhalb von drei Monaten ebenso viele Granaten verfeuern wie die gesamte deutsche Artillerie im Krieg 1870/71 verschossen hatte: 670.000 Stück. In den 30 schlimmsten Kampfwochen hagelten 1,35 Millionen Stahl – 135.000 Waggonladungen voll Granaten – auf das Schlachtfeld nieder. Auf jeden Hektar des 260 Quadratkilometer großen Kampfgebietes schlugen im Durchschnitt 50 Tonnen Stahl. In den ersten drei Angriffsmonaten verschoß die Artillerie der Heeresgruppe ‘Deutscher Kronprinz’ 8,2 Millionen Granaten.
Der Plan
Falkenhayn wollte den Stier bei den Hörnern packen: Bei Verdun, der stärksten Festung Frankreichs, sollte das französische Heer ausbluten. Im Dezember 1915 hatte er seine Gedanken in einer Studie niedergelegt: Die Entscheidung könne nur im Westen fallen, so stellte er fest. Doch Deutschland war schwächer als Frankreich und England zusammen. England galt dem deutschen Generalstabschef als der gefährlichere Gegner. Doch ihn erfolgreich anzugreifen, hieße 30 zusätzliche Divisionen einsetzen, die indessen nicht vorhanden waren. Frankreich sei bereits am Rande der Erschöpfung angelangt – so urteilte Falkenhayn, und er täuschte sich dabei -; seine Armee müsse sich aufreiben lassen. Geschehe das, dann könnte Deutschland auch mit England fertig werden. Falkenhayn schrieb: ‘Hinter dem französischen Abschnitt der Westfront gibt es in Reichweite Ziele, für deren Behauptung die französische Führung gezwungen ist, den letzten Mann einzusetzen. Tut sie es, so werden sich Frankreichs Kräfte verbluten … Tut sie es nicht und fällt das Ziel in unsere Hand, dann wird die moralische Wirkung in Frankreich ungeheuer sein.’
Falenhayns Ziele waren Belfort oder Verdun. Er entschied sich für Verdun. Allerdings, so wünschte es Falkenhayn, gehörte zur Operation ‘Waldfest’ gegen Verdun auch der uneingeschränkte U-Boot-Krieg gegen England als strategische Ergänzung.
Verdun – Eckpfeiler der französischen Front – war zu einem Dreiviertel von deutschen Truppen umgeben. Zwei Bahnlinien, eine davon eine Schmalspurstrecke, führten in die Festung. Dazu kamen einige Straßen, vor allem der ‘Voie Sacree’ (‘Heiliger’ oder auch ‘Verfluchter Weg’ genannt), auf dem bald Tag und Nacht ein ununterbrochener Lastwagenverkehr rollte.
Verdun war die modernste und stärkste Festung Frankreichs, umgeben von zwei Fortgürteln, davon vier Verteidigungsstellungen mit betonierten Bunkern, MG-Stellungen, Drahtverhauen und Beobachtungsanlagen.
quelle: 1.weltkrieg.net
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