von pentium » 11. Juli 2024, 15:10
Retter des Abendlandes – Teil II: Der polnische König Jan Sobieski
Von SELBERDENKER | Für viele, die sich mit der Befreiung Wiens beschäftigt haben, sind die geflügelten Husaren der Königlichen Republik Polen-Litauen dafür Sinnbild geworden. Es waren gepanzerte Reiter, deren Hauptwaffe eine außergewöhnlich lange, jedoch leicht gebaute Lanze war. An den Sätteln ihrer Pferde waren häufig gefiederte „Flügel“ befestigt, die für eine imposante Erscheinung und für ein beeindruckendes Rauschen beim Angriff sorgten. Es muss auf die Belagerer einen furchterregenden Eindruck gemacht haben, als diese gewaltige polnische Kavallerie von den Hügeln des Kahlenbergs wie Racheengel mit voller Wucht auf sie zukam.
Der polnische König Jan III. Sobieski hatte seinen Bündnispakt erfüllt, ihm war, unter diplomatischer Mitwirkung durch Marco d’Aviano, der Oberbefehl über das Entsatzheer erteilt worden. Sobieski führte den Angriff inmitten seiner Panzerreiter selbst an. Mit ihm ritt sein eigener Sohn.
Der Verlauf der Schlacht vom 12. September 1683 führte zur Flucht der Osmanen. Wien war gerettet und der gewaltsame Vormarsch des Islam zunächst gestoppt. König Jan Sobieski ritt unter dem Jubel der Wiener in die befreite Stadt ein. Das Lager des besiegten Angreifers Kara Mustafa barg ungeheure Schätze, unter denen sich auch seltsame schwarze Bohnen fanden, die heute als Kaffee bekannt sind. Soweit die bekanntere Geschichte.
Weniger bekannt ist das Bemühen Sobieskis, einen Bund gegen den Vormarsch des Islam zu schmieden. Neben Papst Innozenz XI., dem habsburgischen Kaiser Leopold I. und der Seemacht Venedig sollte auch Moskau sich diesem Bund, der „Heiligen Liga“, anschließen.
Moskau war christlich. Auch Russen hatten das Joch islamischer Tataren erdulden und abschütteln müssen. Auch sie hatten Helden und Heilige aus dieser Zeit, die sich tief in die russische Seele eingebrannt hatten. Da wäre der russische Asket und Mystiker Sergius von Radonesch, ein Mönch, der zunächst einsam unter Bären und Wölfen in einer abgeschiedenen Gegend Russlands lebte, dort eine einfache Kirche baute, woraus schließlich ein Kloster entstand. Der heilige Sergius stellte Klosterregeln auf, lebte ein vorbildliches Leben der Askese und Bescheidenheit vor, ist Quelle unzähliger Legen und gilt heute als einer der Wegbereiter des russischen Mönchtums.
Im Jahre 1380 kam der Moskauer Fürst Dimitrij Donskoj zum heiligen Sergius, um seinen Segen für die bevorstehende Schlacht gegen die Tataren zu erbitten. Der Sieg über die Tataren gilt als Schlüsselmoment des damals noch jungen moskowitischen Staates. Die Verehrung des heiligen Sergius überlebte selbst den bolschewikischen Terror Lenins. Seine Klöster werden bis heute gern besucht.
Nach diesem kurzen Exkurs ins russische 14. Jahrhundert wieder zurück ins 17. Jahrhundert, nach Polen. Kurz: Jan III. Sobieski wollte Frieden mit Russland, um die christlichen Nationen in einem Bündnis gegen den gewaltsam eindringenden Islam zu einen. Der „Ewige Friede“ wurde Wirklichkeit. Der Friedensvertrag zwischen Polen-Litauen und dem Zarentum Russland wurde im Jahr 1686 in Moskau geschlossen. Russland trat der Heiligen Liga bei. Doch der Preis für Polen war hoch, was König Sobieski von einigen polnischen Historikern vorgeworfen wird. Er bedeutete den polnischen Verzicht auf weite Teile der Ukraine und auf Kiew.
Wer Politik heute verstehen will, sollte auch die Geschichte betrachten. König Jan III. Sobieski wird als der Retter Wiens in Erinnerung bleiben. Ganz sicher hat er maßgeblich dazu beigetragen, dass Europa nicht schon im 17. Jahrhundert an den Islam gefallen ist. In dem Bewusstsein gemeinsamer christlicher Identität hat er ein Friedensbündnis nationalen Interessen vorgezogen.
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