Operationsgebiet DDR - Spione aus dem Westen

Operationsgebiet DDR - Spione aus dem Westen

Beitragvon Berliner » 20. Juli 2010, 16:12

Operationsgebiet DDR - Spione aus dem Westen

Ein Film von Wolf-Michael Eimler und Jan N. Lorenzen

22. März 1984: Ein Mercedes der französischen Militärmission in der DDR nähert sich auf Umwegen der NVA-Kaserne "Otto Brosowski" in Halle. Kurz vor dem Haupttor der Kaserne merkt der Fahrer Phillippe Mariotti, dass ihnen ein Militär-Lkw folgt. Mariotti beschleunigt - plötzlich kommt aus einer rechts einmündenden Straße ein weiterer Lkw und prallt frontal mit dem französischen Fahrzeug zusammen.

Der Unfall war kein Zufall, sondern geplant: Die Aufgabe der Lkw-Besatzung war es, die Fahrt von Phillippe Mariotti zu verhindern - auch um den Preis eines tödlichen Unfalls. Phillippe Mariotti ist sofort tot, sein Beifahrer, Offizier Staub, überlebt schwer verletzt. Beide waren stationiert in Potsdam bei den alliierten Militärmissionen, die seit Kriegsende hinter dem Eisernen Vorhang für eine reibungslose Kommunikation zwischen den Westalliierten und den Vertretern der Sowjetunion sorgen sollten.

Doch die Missionen hatten in den Zeiten des Kalten Krieges einen wichtigeren, geheimen Auftrag. Amerikaner, Briten und Franzosen hatten damit tief im Feindesland eine Handvoll ihrer besten Männer im Einsatz, deren einzige Aufgabe die militärische Aufklärung war. Wenn diese Männer heute von ihrer damaligen "Arbeit" erzählen, erfährt man Geschichten von neuen Waffensystemen, Verfolgungsjagden, modernen Spionagetechniken, von Verrat und Tod. Obwohl die Militärmissionen einen legalen Status hatten - die DDR durfte offiziell nichts gegen ihre Aktivitäten unternehmen - versuchte die Nationale Volksarmee alles, diese zu stören und zu verhindern. Dabei wurde auch der Tod alliierter Soldaten in Kauf genommen.

Die Geschichte der Missionen ist eine bis heute nicht erzählte Geschichte des Kalten Krieges. Im ständigen Katz- und Mausspiel zwischen den Missionen und den Diensten der DDR starben Mitglieder der westlichen Militärs bei mysteriösen Unfällen - öffentlich ist davon nichts geworden. Geschwiegen haben beide Seiten bis heute.

Für die Dokumentation werden erstmals Veteranen von ihren Einsätzen in der DDR berichten. Bisher unveröffentlichtes Bildmaterial von der gefährlichen Arbeit hinter dem Eisernen Vorhang verspricht ein spannendes Stück Zeitgeschichte.



Quelle: Operationsgebiet DDR - Spione aus dem Westen - mdr
Nichts auf dieser Welt kann die Beharrlichkeit ersetzen.
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Beharrlichkeit und Ausdauer alleine sind allmaechtig.


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Re: Operationsgebiet DDR - Spione aus dem Westen

Beitragvon CaptnDelta » 21. Juli 2010, 01:21

Hier ein Video, ohne Ton, gedreht auf einer solchen Spionagefahrt ca. 1968:

(quelle)

Ich habe schon seit laengerer Zeit das folgende Buch in meinem Lese-Stapel:
Bild
ist mir zum Thema empfohlen worden. Werde mich mal im Urlaub dranmachen, und dann die interessanteren Passagen hier reinstellen. Hat das Buch vielleicht schon wer gelesen?

-Th
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Re: Operationsgebiet DDR - Spione aus dem Westen

Beitragvon CaptnDelta » 27. Juli 2010, 10:00

Auf dieser Seite kann man die (anscheinend) kompletten Jahrgaenge der USMLM-unit-history - mit Vorkommnissen und "Spionage-Beute" - runterladen. Hier z.B. mal das Jahr 1983 (grosse Datei, 85 MB, dauert etwas). Recht interessanter Lesestoff.

-Th
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Re: Operationsgebiet DDR - Spione aus dem Westen

Beitragvon karl143 » 27. Juli 2010, 10:27

Das ist ja ein toller Clip von früher. Vielleicht erkennt ja jemand hier wieder, um welche Stadt es sich bei der Durchfahrt gehandelt hat. Auch das Objekt am Ende der Brücke kann es in der DDR ja nicht allzuoft gegeben haben. Wäre schön, wenn jemand was dazu schreiben könnte.
karl143
 

Re: Operationsgebiet DDR - Spione aus dem Westen

Beitragvon exgakl » 27. Juli 2010, 10:59

karl143 hat geschrieben:Das ist ja ein toller Clip von früher. Vielleicht erkennt ja jemand hier wieder, um welche Stadt es sich bei der Durchfahrt gehandelt hat. Auch das Objekt am Ende der Brücke kann es in der DDR ja nicht allzuoft gegeben haben. Wäre schön, wenn jemand was dazu schreiben könnte.



Hallo Karl, [hallo]

bei der Stadt handelt es sich um Potsdam, das Tor ist das Nauener Stadtor siehe http://media.live2.tipsbytrips.de/img/u ... 030c23.jpg die Brücke ist die Glienicker Brücke auf östlicher Seeseite ist das Babelsberger Schloß zu erkennen.

VG exgakl
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Re: Operationsgebiet DDR - Spione aus dem Westen

Beitragvon exgakl » 27. Juli 2010, 11:08

Hier noch ein weiteres Video zum Thema.... ich hoffe es klappt mit dem einstellen [flash]

VG exgakl

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Re: Operationsgebiet DDR - Spione aus dem Westen

Beitragvon karl143 » 27. Juli 2010, 11:52

Hallo Ex-Gakl,

an die hatte ich zwar auch erst gedacht, dann nahm ich aber an, das es sich um ein Objekt inmitten der DDR handelt.
Vielen Dank für die Aufklärung
karl143
 

Re: Operationsgebiet DDR - Spione aus dem Westen

Beitragvon CaptnDelta » 1. August 2010, 23:06

CaptnDelta hat geschrieben:Ich habe schon seit laengerer Zeit das folgende Buch in meinem Lese-Stapel:
Bild
ist mir zum Thema empfohlen worden. Werde mich mal im Urlaub dranmachen, und dann die interessanteren Passagen hier reinstellen.


Hab' das Buch gestern fertiggelesen. Sehr interessant geschrieben. Man muss dazu sagen das es in dem Buch nicht nur um die USMLM geht, sondern das es zum grossen Teil eine Autobiografie von Lieut. Col. Holbrook ist, inclusive Vietnam und Ausbildung, Einsatz in Potsdamer USMLM (Project Sanddune) und Operation "Cervine Twist" in Heidelberg und Grafenwoehr. Recht detailiert beschrieben ist seine Ausbildung fuer seine Taetigkeiten in "Military Intelligence" (also Militaerspionage), sein Einsatz in den 60er Jahren auf dem Teufelsberg, und natuerlich die Touren in der DDR. Er berichtet von durchaus kollegialen Verbindungen zwischen den USMLM-Angehoerigen und den Sowjet-Liasion (SERB), die Beziehungen sind von gegenseitigem Respekt gepraegt, es gibt gegenseitige Grillparties und Volleyballturniere (welche die Sowjets immer gewinnen). Dabei faellt auch auf wie wenig weder die Ami's noch die Sowjets fuer die MfS-"Beschatter" uebrig hatten. Er berichtet, das mehr als einmal die Sowjets einen schiefgegangenen Einsatz der Ostdeutschen diplomatisch "geraderuecken" mussten.
Holbrook-page19.jpg


Waere interessant, wenn es ein aehnliches Buch ueber die sowjetische Mission (SOXMIS) in Frankfurt oder Baden-Baden geben wuerde.

-Th
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Re: Operationsgebiet DDR - Spione aus dem Westen

Beitragvon CaptnDelta » 2. August 2010, 00:17

Berliner hat geschrieben:22. März 1984: Ein Mercedes der französischen Militärmission in der DDR nähert sich auf Umwegen der NVA-Kaserne "Otto Brosowski" in Halle. Kurz vor dem Haupttor der Kaserne merkt der Fahrer Phillippe Mariotti, dass ihnen ein Militär-Lkw folgt. Mariotti beschleunigt - plötzlich kommt aus einer rechts einmündenden Straße ein weiterer Lkw und prallt frontal mit dem französischen Fahrzeug zusammen.

Dazu der Bericht der HA IX des MfS:
http://kms2.isn.ethz.ch/serviceengine/Files/PHP/18660/ipublicationdocument_singledocument/853d2e47-5ef4-4476-ba0d-2f05af31d8da/de/840323_report.pdf

Interessant auch der letzte Abschnitt des Dokumentes. Frage an ABV: Wie wurde solche "Faelschungen" des Polizeiberichtes konkret realisiert?

-Th
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Re: Operationsgebiet DDR - Spione aus dem Westen

Beitragvon S51 » 2. August 2010, 22:50

CaptnDelta hat geschrieben:...
Interessant auch der letzte Abschnitt des Dokumentes. Frage an ABV: Wie wurde solche "Faelschungen" des Polizeiberichtes konkret realisiert?

-Th


Dazu war keine "Fälschung" notwendig. Verfasser des Polizeiberichtes war in der Regel der Streifenführer der Fustrw-Besatzung beziehungsweise der Unfallaufnahme. Vor Ort wurden eine Skizze angefertigt und Notizen gemacht. Nach Schichtende hat er diese in ein Tätigkeitsbuch übernommen.
Bei der Unfallaufnahme hat der Polizist einfach nur die gewünschten Hintergründe erhalten. Kam ihm etwas komisch vor, war bis zum Eintreffen im Revier in der Regel schon der Schichtleiter vorab "informiert" worden, was im Bericht zu erscheinen hat und was wegzulassen ist. Darüber hat man sich dann in der Schichtnachbereitung im Revier verständigt. Dies alles geschah mündlich, ist nirgendwo dokumentiert. Einzige Dokumente sind die Unfallskizze, Notizen - die ggf. entsorgt wurden - und eben das Tätigkeitsbuch, welches erst am Schichtende seine Eintragungen erhielt. Der offizielle Bericht, falls notwendig, und die Unfallanzeige wurden auf deren Grundlage gefertigt.
S51
 

Re: Operationsgebiet DDR - Spione aus dem Westen

Beitragvon CaptnDelta » 3. August 2010, 02:27

S51 hat geschrieben:
CaptnDelta hat geschrieben:...
Interessant auch der letzte Abschnitt des Dokumentes. Frage an ABV: Wie wurde solche "Faelschungen" des Polizeiberichtes konkret realisiert?

-Th


Dazu war keine "Fälschung" notwendig. Verfasser des Polizeiberichtes war in der Regel der Streifenführer der Fustrw-Besatzung beziehungsweise der Unfallaufnahme. Vor Ort wurden eine Skizze angefertigt und Notizen gemacht. Nach Schichtende hat er diese in ein Tätigkeitsbuch übernommen.
Bei der Unfallaufnahme hat der Polizist einfach nur die gewünschten Hintergründe erhalten. Kam ihm etwas komisch vor, war bis zum Eintreffen im Revier in der Regel schon der Schichtleiter vorab "informiert" worden, was im Bericht zu erscheinen hat und was wegzulassen ist. Darüber hat man sich dann in der Schichtnachbereitung im Revier verständigt. Dies alles geschah mündlich, ist nirgendwo dokumentiert. Einzige Dokumente sind die Unfallskizze, Notizen - die ggf. entsorgt wurden - und eben das Tätigkeitsbuch, welches erst am Schichtende seine Eintragungen erhielt. Der offizielle Bericht, falls notwendig, und die Unfallanzeige wurden auf deren Grundlage gefertigt.


Danke, S51,

ich haette dazu noch ein paar Fragen:
* wie war die Weisungsbefugniss des MfS gegenueber dem Schichtleiter der DVP organisiert? War der Dienstgrad des mitteilenden "Informanten" immer hoeher als der des Dienstleiters? Oder war das MfS automatisch weisungsbefugt gegenueber der Polizei (d.h. der "Informierende MfS'ler" konnte auch einen geringeren Dienstgrad haben)?
* Wurden diese Informationen/Anweisungen des MfS an die Polizeidienststelle normalerweise in Person ueberbracht, oder telefonisch?
* Auf welcher Ebene des MfS (KD, BV, HV) wurde im oben genannten Fall entschieden, welche der Informationen zu erscheinen hatten, und welche wegzulassen waren? Gab es da Staffelungen je nach Schadenspotential? Wenn es die gab, wie wurde dies festgelegt?

Danke,
-Th
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Re: Operationsgebiet DDR - Spione aus dem Westen

Beitragvon S51 » 3. August 2010, 03:28

CaptnDelta hat geschrieben:[...
* wie war die Weisungsbefugniss des MfS gegenueber dem Schichtleiter der DVP organisiert? ...
* Wurden diese Informationen/Anweisungen des MfS an die Polizeidienststelle normalerweise in Person ueberbracht, oder telefonisch?
* Auf welcher Ebene des MfS (KD, BV, HV) wurde im oben genannten Fall entschieden, welche der Informationen zu erscheinen hatten, und welche wegzulassen waren? ...
Danke,
-Th


Für diese Fragen war mein Licht leider nicht hoch genug angebunden. Auch war so etwas sehr selten, kam in manchen Bereichen wohl nie vor. Berlin-Karlshorst war diesbezüglich sicher ein Ausnahmebereich.
- Dienstgrade des MfS-Mitarbeiters hat man nicht unbedingt beachtet. Er hat sich natürlich vorgestellt. Vorlage des Dienstausweises (dort stand wohl auch der Dienstgrad drinnen) und Detailwissen zum Sachverhalt genügte zur Autorisierung. Bei Zweifeln wurde bei der Bereitschaft gegengefragt. Da er entweder vom Bereitschaftsdienst der KD oder BV war oder Sachbearbeiter war, würde ich von einem analogen Dienstgrad zum Schichtführer ausgehen. Also Offizier.
- Oft geschah es wohl telefonisch aber was den Bereich der Revierzweigstelle in Karlshorst betraf, geschah so etwas immer durch persönliche Information, da die zuständige MfS-Dienststelle sich im gleichen Haus, eine Etage höher befand. Hier kannte man sich vom Sehen und wusste die Kompetenzen einzuschätzen.
- Solche Details waren weit über der Ebene des Fustrw., des Schichtführers oder auch des Dauerdienstes der K zu entscheiden. Wir erfuhren nur, dass dies eben so zu sein hatte. Auch nicht unbedingt warum oder sogar falsche Gründe um feindlichen Diensten die Arbeit zu erschweren. Dass es sich hier zum Beispiel um eine gezielte Aktion handelte, hätten wir nie erfahren. Nicht, dass da ein HIM bei war. Nur den Fakt der Schlängellinien/der Geschwindigkeit und des dadurch verursachten Unfalls. Auch nicht unbedingt, dass dabei Dokumente in unseren Besitz kamen.
S51
 

Re: Operationsgebiet DDR - Spione aus dem Westen

Beitragvon Alfred » 3. August 2010, 07:14

S51,

der Diebstgrad und Name war im Ausweis des MfS NICHT ersichtlich. Mir ist auch nicht bekannt, dass sich auf Dienststellen der VP mit Dienstgrad vorgestellt wurde. Aber dies war sicher von Fall zu Fall verschieden.
Schade das Nostalgiker gesperrt wurde ..... Meine Texte dürfen nur mit meiner schriftlichen Genehmigung weitere Verwendung finden
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