DER SPIEGEL - 1/1964 - ALLIIERTE - Schlichter Abschied
Mit Heimatgepäck bestiegen Oberleutnant Charles Schneider und Leutnant William Hala in Frankfurt/Main
die Maschine nach den USA. Sie hinterließen 50 deutsche Autobesitzer mit ausgeraubten Wagen und
vermittelten der hessischen Justiz die Erkenntnis, dass straffällige US-Offiziere ihren Richtern auf legale
Weise entkommen können.
Am 14. Juli vergangen Jahres beobachteten Bewohner des Taunus-Ortes Schmitten, wie Schneider, 25, und
Hala, 23, einen geparkten Wagen aufbrachen und ihn nach Mitnehmenswerten durchwühlten. Die
Schmittener notierten die Nummer vom roten Volkswagen des Diebes-Duos und alarmierten die Polizei.
Noch am selben Abend fingen die Landgendarmen im benachbarten Singen den Wagen ab.
Leugnen schien für Schneider und Hala sinnlos. Die Beute des letzten Raubzuges fand sich noch in ihrem
Volkswagen. Den Lohn vergangener Streifzüge - Kameras, Handtaschen, Radios und Textilien - sichtete die
Polizei in den Spinden der beiden Offiziere. Sie gestanden denn auch bald, "aus Langeweile" mindestens
50 Autos ausgeraubt zu haben.
Nach dem Ermittlungsergebnis mußten Schneider und Hala damit rechnen, vor ein US-Kriegsgericht
gestellt zu werden. Die deutschen Behörden unterließen es deshalb, aufgrund des Nato-Truppenstatuts
(Artikel 19 des Zusatzabkommens) die Aburteilung der beiden durch ein deutsches Gericht zu fordern.
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W. T.