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Das Leid der Verschickungskinder

BeitragVerfasst: 5. April 2021, 11:37
von pentium
Das Leid der Verschickungskinder - Was geschah in den Kurheimen?

Bis in die 1980er Jahre wurden Millionen Kinder in sogenannte Erholungskuren geschickt, ein gigantisches staatliches Gesundheitsprogramm. Doch viele von ihnen wurden systematisch gequält und misshandelt - und leiden noch heute. Werden die Geschehnisse endlich aufgearbeitet?
https://www.swrfernsehen.de/betrifft/da ... n-100.html

Gertrud Reusing am 30.10.2020 um 9:11 Uhr
Jede Nacht weinen - Nie wieder Heimterror!

Auch für mich war es die Hölle. Ich wurde mit meiner Schwester (7+9) nach St.Peter Ording 1963 zur Kur verschickt. Unsere Eltern glaubten, sie täten uns etwas Gutes, wenn sie uns Arbeiterkinder für 6 Wochen von Frankfurt an die Nordsee schicken würden. Urlaub konnten wir uns damals mit einem Facharbeiterlohn nicht leisten. Meine Mutter arbeitete zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Ich erinnere mich nur bruchstückhaft an die Gemeinheiten, die uns dort widerfahren sind. Wir bekamen mit Sicherheit Medikamente; denn der ganze Tagesablauf war getaktet: Das galt nicht nur für die Massenabspeisung,sondern auch für den gemeinsamen Stuhlgang und die Durchfallattacken, die uns Kinder beim Strandspaziergang zeitgleich heimsuchten. Ich machte immer wieder in die Hose und musste selbst die Unterhose auswaschen. Nachts im kalten Waschsaal stundenlang stehen, musste meine Schwester öfter als ich. Zensur der Post und Verbote, Briefe mit Klagen abzuschicken, waren üblich. Es gab kein Entkommen.

https://www.daserste.de/information/rep ... t-100.html

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Re: Das Leid der Verschickungskinder

BeitragVerfasst: 5. April 2021, 12:31
von Interessierter
Also ich wurde Anfang der 50ziger Jahre nach Wyk auf Föhr " verschickt " und mir ist dort nichts Negatives widerfahren.

Re: Das Leid der Verschickungskinder

BeitragVerfasst: 5. April 2021, 12:42
von Zicke
Millionen von Kindern wurden von 1950 bis in die 80er oder gar 90er Jahre in sogenannte „Verschickungsheime“ gebracht. Vier bis acht Wochen lang sollten zu dünne oder kranke Kinder hier aufgepäppelt werden, dicke Kinder abnehmen.

1977 wurde Petra zum ersten Mal von ihren Eltern zu so einer „Kur“ an die Nordsee geschickt. Da war sie gerade mal sechs Jahre alt.
Was die „Verschickungskinder“ erleben mussten
„Wir sind damals vom Bahnhof Bad Schönborn zu hunderten Kindern in den Zug gesteckt worden, ein Schild um den Hals, Kleider mit Beschriftung und sind dann nach Kiel transportiert worden mit dem Zug. Und von dort aus mit der Fähre in einer Nacht- und Nebelaktion nach Wyk auf Föhr.“

Verordnet war das alles von einem Arzt, da Petra „zu schmächtig“ gewesen sei und oft an Bronchitis litt. Sechs Wochen allein, ohne Eltern, in einem Kinderheim weit weg von allem vertrauten.

Strafe, Schikane, Misshandlung
Das war aber nicht das Schlimmste. Disziplin sollte herrschen, ein Mittel dafür waren offenbar öffentliche Demütigen. Betroffene berichten von Strafen, Schikanen, sogar Misshandlungen.

Einige berichten sogar, dass sie ihr eigenes Erbrochenes essen mussten.

Petra selbst erzählt von einer furchtbaren Nacht, in der sie auf dem Boden sitzen musste, mit einer Decke über dem Kopf.

„Und immer, wenn ich eingeschlafen bin oder auf die Toilette musste, hat die Betreuerin mit ihrem Stock auf die Decke geschlagen und gesagt: „Wirst du wohl gehorchen.“
Den Opfern wurde nicht geglaubt: „Sind ja nur Kinder“
In der „Initiative Verschickungskinder“ werden online Berichte von Menschen gesammelt, die in den Verschickungsheimen waren.

Petras Eltern haben ihr damals nicht geglaubt – so ging es wohl vielen Kindern. Ihren zaghaften Hilferufen in Briefen wurde meist nicht nachgegangen.

https://www.swr.de/heimat/karlsruhe/av- ... 0-100.html

Re: Das Leid der Verschickungskinder

BeitragVerfasst: 5. April 2021, 19:41
von Ari@D187
pentium hat geschrieben:Das Leid der Verschickungskinder - Was geschah in den Kurheimen?

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Meine Mutter war damals im Adolfinenheim auf Borkum und denkt daran nur mit Schrecken zurück. Hier ein Beispiel:
-> Link

Ari