Opfer der Brüdergemeinde

Gewalt als System-Die Heimerziehung in der Bundesrepublik

Beitragvon Edelknabe » 24. Januar 2012, 19:08

Hallo alle zusammen, ich werde diesen Beitrag beginnen mit mehreren Textauszügen, die Quellen füge ich unten an:

Damals, wenn Besuch kam, erzählt einer, war alles gebohnert und geschmückt, die Kinder hatten ihre Sonntagskleidchen an, führten Reigen auf, und es war so wunderschön und nett. Niemals hätten die Kinder es gewagt, etwas Böses über die Schwestern zu sagen, die doch so nahe bei Gott waren. Nicht nur der Allmächtige, auch die Indoktrination habe eben Wunder bewirkt.

Rund 200000 ehemalige Heimkinder schwiegen jahrzehntelang darüber, was viele von ihnen im Nachkriegsdeutschland in den zumeist konfessionellen Kinder- und Erziehungsheimen erleben mussten. In vielen Einrichtungen wurde geprügelt, mit Lederriemen und Gummischläuchen, es wurden Medikamente ins Essen gemischt, um die Kinder ruhig zu stellen, es gab sexuellen Missbrauch.

So begannen zwei unbarmherzige Lebensjahre, die der erwachsenen Frau noch heute zu schaffen machen. Zwei Jahre lang war das junge Mädchen mitten in Dortmund eine Gefangene, ohnmächtig gegenüber einem perfiden Repressionssystems frommer Schwestern, mit Prügel gezwungen zu Gebet, Arbeit und Schweigen.

Es ist ein Stück verdrängte Geschichte der Bundesrepublik: das Schicksal vieler Heimkinder in den 50er, 60er, und frühen 70er Jahren. Mehr als eine halbe Millionen Kinder waren in den Heimen untergebracht, von denen sich mehr als 80 Prozent in kirchlicher Hand befanden. Was die Kinder erlebten, glich oftmals der Hölle auf Erden. Sie mussten ihr Erbrochenes essen, wurden geschlagen oder landeten aus nichtigen Anlässen in Arrestzellen.

Die meisten Kinder der Heimgruppe St. Bernadette schliefen schon, als die Tür zum Schlafsaal noch einmal aufging. Eine dunkle Gestalt näherte sich im Zwielicht dem Bett der neunjährigen Carola. Es war Schwester Theofridis, sie rüttelte das gerade eingeschlafene Kind wach. Das Mädchen musste mit der Erzieherin in den Garten gehen. „ Die Dienstmagd Jesu“ drückte der Neunjährigen eine Schaufel in die Hand und sagte: „ Du gräbst jetzt dein Grab.“

Die „ Sünde“ bekämpften die Schwestern mit Akkordarbeit. Die Mädchen mussten von früh bis abends in der heimeigenen Wäscherei unter frühkapitalistischen Bedingungen schuften. Gesprochen werden durfte bei der Arbeit nicht, nur Marienlieder singen war erlaubt.


Dabei liegen die letzten dieser Fälle gar nicht so lange zurück. So wurden Kinder im „ St. Joseph- Haus“ in Seligenstadt noch 1992 blutig geschlagen. Und im katholischen Stift zu Eisingen bei Würzburg wurden sie noch im Jahre 1995 beispielsweise zur Strafe in Badewannen mit kaltem Wasser gesteckt.


Die Erzieher waren selten pädagogisch ausgebildet. In einem Heim beaufsichtigten sogar Erzieher mit SS- Tätowierungen die Feldarbeit. „ Wer bisher geglaubt hat, nur im Osten, in der DDR, seien Menschen gequält, misshandelt, gedemütigt, erniedrigt und ihrer Chancen beraubt worden, der kann aus den Opferberichten dieses Buches lernen, das der Westen so viel besser auch nicht mit jenen umgesprungen ist, die sich der verordneten gesellschaftlichen Norm nicht fügen mochten“, schreibt Peter Wensierski.



Quellen: Die Welt 28.11.2008/ Die unbarmherzigen Erzieher der Nachkriegszeit, LVZ vom 19.05.2006/ Unter der Knute, Der Spiegel Nr 21 / 19.05.2003 / Unbarmherzige Schwestern

Eine kleine Erklärung zu den Absätzen. Ich habe es aus einem alten Text kopiert und bin mir jetzt nicht sicher, ob die Quellen noch übereinstimmen. Ich werde es prüfen und wenn nötig berichtigen. Die Überschrift "Gewalt als System" stammt aus "Die Welt vom Dienstag, 17.November 2009 und setzt sich fort mit den Sätzen: Erniedrigung, Prügel und Missbrauch gehörten in vielen Kinderheimen der jungen Bundesrepublik zum Alltag. Nun kommt die Aufarbeitung des Unrechts langsam voran.

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Re: Gewalt als System-Die Heimerziehung in der Bundesrepublik

Beitragvon Luchs » 24. Januar 2012, 19:58

Ja, davon hatte ich schon gehört. Selbst in Kindergärten und Schulen wurden teilweise die Kinder und Jugendlichen, speziell von älteren Lehrkräften und Kindergärtnerinnen, geschlagen. Diese Unfähigen hielten doch althergebrachte Methoden für die Sinnvollsten.

Von Mitschülern weiß ich, dass ihre Eltern teilweise Ochsenziemer oder Gerten benutzten um ihre Kinder zu "erziehen". Begründet wurde es mit dem Satz: "Uns hat es auch nicht geschadet!" oder "Aus uns ist trotz Schläge auch etwas vernünftiges geworden!" Ist das wirklich was vernünftiges?

Bei mir war es ab und zu mal die schwielig, harte Hand meines Vaters oder der Kochlöffel, den meine Mutter mir auf dem Hintern zerkloppt hatte. Eines Tages kam mein Vater mit einem roten, kunststoffummantelten, ca. 1 m langen, leicht biegsamen Stock nach Haus. Mein Vater sagte damals: "Der zieht wie tausend Stecknadeln!" Und das war nicht übertrieben. Allerdings war dieser Stock kein Respektverstärker, eher ein Angsteinflößer.

Schon kurios, mit welchen schwachen Leistungen die Masse aller Eltern, Lehrer, Kindergärtnerinnen damals aufwarteten.
Viele Grüße [hallo]
Micha
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Re: Gewalt als System-Die Heimerziehung in der Bundesrepublik

Beitragvon SkinnyTrucky » 26. Januar 2012, 21:45

Edelknabe hat geschrieben:„ Wer bisher geglaubt hat, nur im Osten, in der DDR, seien Menschen gequält, misshandelt, gedemütigt, erniedrigt und ihrer Chancen beraubt worden, der kann aus den Opferberichten dieses Buches lernen, das der Westen so viel besser auch nicht mit jenen umgesprungen ist, die sich der verordneten gesellschaftlichen Norm nicht fügen mochten“, schreibt Peter Wensierski.


Nee, das glaubt auch keiner, das es solche Sachen nur im Osten gegeben hat....ich bin mir sicher, das noch heute ständig auf der ganzen Welt Grausamkeiten an Kindern begangen werden....so viel besser als manche Wildtiere ist der Mensch garnich....der Mensch kann abgrundtief grausam sein, zum Glück gibt es aber weitaus mehr gute Menschen....

....mir wurde auch so einiges angetan als ich klein war....wenn man regelmässig regelrecht zusammengeschlagen wird und ewig als dat schwarze Schaf betrachtet wurde, dann bleibt dat kleben....ich will aber garnich aus dem Nähkästchen plaudern....

....ich hab selber keine Kinder, seh aber um mich herum die ganzen Sprösslinge meiner Bekannten...ich bin für se die Tante Mara, ich finde es super und achte echt peinlichst drauf, das meinen Bekannten nich mal die Hand ausrutscht....demnäxt im April kricht meine beste Freundin ein kleines Mädchen....sie hat auch echt grausame Dinge erlebt, vom 9ten bis zu ihrem 12ten Lebensjahr wurde sie vom Freund ihrer Mutter regelmässig sexuell missbraucht....sie ist bis heute in Therapie....heut ist sie 22 und damals als ich sie kennenlernte war sie 16, sie erzählte mir alles und ich ihr meine Geschichte und dann sorgten wir dafür, das sie in's betreute Wohnen kommt zusammen mit Therapie und ich muss sagen, das es ihr gut getan hat....

....ich hab übrigens nie Therapie gehabt....ich hätte auch garnich gewusst, wo ich mich hinwenden sollte im Osten damals....mein Vater war Elternbeiratsvorsitzender in meiner Klasse und achtete drauf, das ich nie was erzähle gegenüber Lehrern....als ich in den Westen abgehauen bin, da hab ich es Vertrauten erzählt, was mir alles angetan wurde, das Reden war ein Weg damit fertig zu werden...ich hab's echt vermieden alles in mich reinzufressen....war vielleicht garnichmal so verkehrt....meine Ex, mit der ich 10 Jahre in den 90ern zusammen war hat erlebt wie mein Vater sein kann, sie wollte da auch nie wieder hin, ihr hat es schon beim ersten Mal dort nicht gefallen....achja....heut leb ich ganz zufrieden ohne meine Eltern....mit geht halt nicht....

groetjes uit Bergen Op Zoom

Mara
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Re: Gewalt als System-Die Heimerziehung in der Bundesrepublik

Beitragvon Edelknabe » 27. Januar 2012, 05:52

Mara du ziehst doch die Gestrauchelten des Lebens an wie die Motten das Licht. Warum du nicht so eine gütige Pfarrerin geworden bist denn dann hätte es wenigstens keinen Missbrauch, keine Ausbeutung, keine Prügel und die ganzen restlichen abscheulichen Sachen in den kirchlichen Heimen West gegeben. Denn das Thema ist die Heimerziehung West auch wenn ihr von euren strengen Vätern schreibt so Micha und du.

Bei mir wars die Mutter, die Mutter wars die öfters einmal den Ochsenziemer und Ausklopper schwang bis Kleinmittelgroß Rainer eines schönen Tages die Dinger zerbrochen hatte und die Hand erhob...gegen die eigene Mutter.
Und peng und watsch und der verzweifelte Ruf nach meinem Vater ertönte in ihrer Hilflosigkeit aber da knallte schon die Tür und ich war weg.

Vor kurzem habe ich sie mal wieder besucht in ihrer neuen Wohnung in der Edelseniorenresidenz "Guter Ausblick" in Leipzig und sie steckte mir einen Fuffi zu mein gütiges altes Mütterchen...so, "komm steck weg Junge der ist nur für dich und nicht für Susanne" und ich streichelte sie ganz zärtlich. Ach, ich sage doch, das Leben ist eine Achterbahn und wir sind die Schmiernippel in der Kurve.

Aber wir sind schon voll OT, also wenn jemand sich erleichtern möchte von uns Brüder und Schwestern West...lasst es raus, denn dazu ist der Fred da.

Rainer-Maria und allen einen guten Tag ins Forum
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Re: Gewalt als System-Die Heimerziehung in der Bundesrepublik

Beitragvon SkinnyTrucky » 28. Januar 2012, 08:01

Edelknabe hat geschrieben:Mara du ziehst doch die Gestrauchelten des Lebens an wie die Motten das Licht.


Rainer Maria, ja ich bin da sehr sensibelt, es passiert einfach zu viel....

....schau mal diese Doku, hat zwar nichts mit der westlichen Heimerziehung zu tun aber sie zeigt die Arbeit einer Abteilung der Polizei, die sich mit Gewalt an Kindern zu beschäftigen hat....es gibt dort sehr interessante Aspekte....klar, etwas offtoppic....aber trotzdem....

Grüsse von zu Hause...ja meinem eigenen zu Hause....

Mara
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Kinderheime - West

Beitragvon Affi976 » 28. September 2012, 09:48

Zitat interessierter:...Selbstverständlich bleibt es Dir unbenommen einen Thread über Kinderheime in der alten Bundesrepublik zu eröffnen und das dann vielleicht mit einer glücklicheren Hand bei der Wahl einer aussagekräftigen Webseite.

@interessierter,
ich benutze da dann lieber ein Buch und ein "Spiegelbestseller" noch dazu.
Ich habs mal rasch abfotografiert, so muß man sich nicht unbedingt das Buch kaufen [wink] , nur um eventl. das Vorwort zu lesen, in dem steht, dort, im Westen, ging es nicht nur annähernd so zu wie im Osten, nein, dort ging es genauso, wenn nicht schlimmer zu, da vieles "im Namen des Herrn", aber auch staatlicherseits geschah.
Von völlig grundloser Einweisung über Schläge, Einzelzelle, Essenentzug und Zwangsarbeit ohne jegliche Entlohnung und das 10 Stunden lang, ging es dort genauso zur Sache.
Bevor man immer mit dem Finger auf andere zeigt, sollte man vielleicht lieber erstmal die eigene Geschichte kennen. Dann klappts auch mit der Aufarbeitung.
VG Affi
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Re: Kinderheime - West

Beitragvon Interessierter » 28. September 2012, 10:52

Bevor man immer mit dem Finger auf andere zeigt, sollte man vielleicht lieber erstmal die eigene Geschichte kennen. Dann klappts auch mit der Aufarbeitung.
VG Affi


Wenn Du aufmerksam gelesen hättest, daß ich erst durch die Frage von karnak, warum das MfS immer " munter " wurde, wenn " Wessis " nach Plau am See fuhren, auf das Spezialkinderheim " Berliner Bär " aufmerksam wurde und als einen evtl. Grund anführte, dann könntest Du
Dir eigentlich solche Formulierung wie " mit dem Fingern auf andere zeigen " sparen.

Übrigens gab es zu dem Buch auch einen Film unter dem Titel: " Und alle haben geschwiegen " .

Das Buch behandelt die in großem Ausmaß betriebene Ausbeutung und Misshandlung von Kindern in kirchlichen wie staatlichen Heimen Westdeutschlands zwischen 1945 und 1970 aufmerksam, der erst u.a. die sogenannte „Heimkampagne“ ein Ende setzte.

Das ich diese Verfehlungen genau so verurteile wie die in der DDR, ist für mich selbstverständlich. Jedoch ändert sich an meiner Einschätzung und Aufarbeitung solcher Heime in beiden Staaten gar nichts, nur weil der andere so etwas auch machte . Eine Rechtfertigung für den einen oder anderen Staat kann es aber niemals sein.

Da unterscheiden wir uns sicherlich in der Aufarbeitung. Ich muß nichts schönreden mit dem Hinweis, daß es woanders auch geschah. Übrigens, danke für den Hinweis, daß in der BRD so etwas öffentlich gemacht wurde und auch öffentlich gerügt wurde. Wenn ich mich nicht irre, wurden rd. 120 Mio als Entschädigung reserviert.

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Re: Kinderheime - West

Beitragvon Affi976 » 28. September 2012, 16:15

Zitat interessierter:...Dir eigentlich solche Formulierung wie " mit dem Fingern auf andere zeigen " sparen.

Übrigens gab es zu dem Buch auch einen Film unter dem Titel: " Und alle haben geschwiegen " .

@interessierter,

für mich erschliesst sich eben nicht, warum, wenn Du denn auch die andere Seite kanntest, Du nicht einfach mal einen Hinweis oder einen Deiner so reichhaltigen Links dazu gesetzt hast.
Bis jetzt ging es doch immer nur um die "böse DDR" und die haben die Kinder eingesperrt, mißhandelt und......in "Spezialkinderheimen" eingesperrt. Man hätte, mit dem Hinweis, doch vielleicht Parallelen hüben und drüben erschliessen können und wäre der Sache näher gekommen, Wirtschaftswunder West - ungeliebte Kinder und soz. Staat Ost - nicht linientreue Kinder. Wobei ich da nichts dazu sagen kann, wie ein Kind linientreu sein konnte.
Hier noch ein weiteres Buch zu diesem Thema.

Rabenliebe von Peter Wawerzinek
Neu Rabenliebe von Peter Wawerzinek
Bestell-Nr.: 9783442742653
10,99 €

Preis inkl. MwSt.
»Ein tolles Buch: unerträglich und laut, leise und liebevoll, geduldig und unduldsam, sprachmächtig und sprachlos zugleich. Es geht an die Nieren und zu Herzen, es macht bescheiden und sehr, sehr still.« (NDR )

"Dieser Text ist wirklich ein Geschenk für den Leser!" (Meike Feßmann, Laudatio Ingeborg-Bachmann-Preis )

»Wawerzineks Text ist eine behutsame, aber dennoch vor Bildern sprudelnde Rekonstruktion von Erinnerungen, der man sich kaum entziehen konnte.« (taz )

Über fünfzig Jahre quälte sich Peter Wawerzinek mit der Frage, warum seine Mutter ihn allein in der DDR zurückgelassen hatte.

Dann fand und besuchte er seine Mutter. Das Ergebnis ist ein literarischer Sprengsatz, wie ihn die deutsche Literatur noch nicht zu bieten hatte. »›Rabenliebe‹ ist ein tolles Buch: unerträglich und laut, leise und liebevoll, geduldig und unduldsam, sprachmächtig und sprachlos zugleich. Es geht an die Nieren und zu Herzen, es macht bescheiden und sehr, sehr still.« NDR
=Klappentext Ende=


In diesem Buch werden die Umstände und die Erziehungsmethoden geschildert, die in Kinderheimen der DDR herrschten. Diese, in diesem Buch geschilderten Zustände, decken sich genau mit den Erzählungen meines Schulkameraden, der, durch die Flucht seiner Mutter in den Westen, schon mit 3 Monaten in die Königsheide gekommen ist. Der nicht adoptiert wurde.
Aus dem ein wunderbarer Mensch und ein toller Lehrer geworden ist.

Ein weiteres Buch:
Weinen in der Dunkelheit von Ursula Burkowski von Bastei Lübbe GmbH & Co.KG (Bastei Verlag) (Taschenbuch - 17. Mai 2005)
Auch eine ehem.Königsheider.
Ich denke, wir müssen sehr differenzieren in dem Begriff "HEIM". Auch wer und unter welchen Umständen er/Sie solche Bücher schreibt oder geschrieben werden.
Es gab normale Kinderheime und bestimmt auch welche für sog. "schwererziehbare Kinder", ich rede nicht von Jugendwerkhöfen. Und in dieser Mitte wird die Wahrheit liegen.
Ich bin def. Deiner Meinung, wenn es darum geht, was Kindern, nicht nur in Heimen angetan wurde und immer noch wird. Es ist eine Schande für Deutschland!
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Re: Kinderheime - West

Beitragvon Edelknabe » 28. September 2012, 18:15

Das schrieb ich ja schon öfters Affi, uns Interessierter ist sinngemäß der Typ Antikommunist der sehr einseitig die Aufarbeitung per ostlastiger Links sucht. Kommt dann Einer mit Kritik an seiner Vorgehensweise kommt sofort der Hinweis, das Unzulänglichkeiten im System West doch damals "auch in der Bildzeitung standen" und Jeder, aber auch Jeder gebildete Normalo darüber informiert war.

Das wars dann, somit geschah die Aufarbeitung West zum damaligen Zeitpunkt sofort öffentlich und genügte, sie genügte somit vollkommen zur Zufriedenheit aller westdeutschen Zeitgenossen und Normalbürger, um heute einfach nicht mehr behandelt zu werden. Aber so ist er mein älterer Freund aus Goslar und nein, der Rainer fand das Treffen sehr gut und auch alle anderen werden diese Eindrücke mit Nachhause genommen haben, unsere fruchtbaren ungezwungenen Unterhaltungen bedürfen unbedingt der späteren Fortsetzung, sie dienen einfach der Aufarbeitung Ost/West.

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Re: Kinderheime - West

Beitragvon Interessierter » 28. September 2012, 19:05

Beitragvon Edelknabe » 28. September 2012, 18:15
Das schrieb ich ja schon öfters Affi, uns Interessierter ist sinngemäß der Typ Antikommunist der sehr einseitig die Aufarbeitung per ostlastiger Links sucht. Kommt dann Einer mit Kritik an seiner Vorgehensweise kommt sofort der Hinweis, das Unzulänglichkeiten im System West doch damals "auch in der Bildzeitung standen" und Jeder, aber auch Jeder gebildete Normalo darüber informiert war.


Du kannst ja gerne Geschichten erzählen, aber Unterstellungen solltest Du gefälligst unterlassen. Ich habe klar und deutlich sinngemäß geschrieben, daß mich die Zustände in Kinderheimen in der alten BRD beschämen und ich diese schrecklich finde.
Solche klare Aussage zu Fehlverhalten im eigenen Staat scheinst Du ja nicht gewohnt zu sein oder warum meinst Du, mein klares und ehrliches Statement miesreden zu müssen ?

Miesreden und schönreden sind auch Ausdruck einer gewissen Hilflosigkeit .

Ich finde es schon besonders dreist von einem ehemaligen Bürger der DDR, sich negativ darüber zu äußern, daß Mißstände in der BRD öffentlich gemacht wurden und darüber mit Empörung und Wut im Herzen diuskutiert wurde, während so etwas in seiner DDR überhaupt nicht stattfand und viel schlimmer noch, heute bestritten und schöngeredet wird.

Als " Kassenwart " des Wosch-Clubs zitiere ich sein Worte: Pfui Deibel.

[hallo]
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Re: Kinderheime - West

Beitragvon Edelknabe » 28. September 2012, 19:16

Deswegen hatte ja Affi sinngemäß geschrieben: "Dann bring sie auch Interessierter, die Links mit dem Übel der alten Zeiten im Westen." Nein, gerade das machst du nicht obwohl du doch darauf bestehst, es auch zu sehen, es zu beachten, es zu verurteilen. Unterstellen wollte ich nichts, sollte das so herüber gekommen sein, dann entschuldige, dann war es falsch.

Rainer-Maria und gute Nacht allen, meine Nachtschicht ruft.
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Re: Kinderheime - West

Beitragvon Affi976 » 30. September 2012, 09:56

@all,
Nun möchte ich mal ein paar Methoden bringen, mit denen nicht nur die Jugendlichen, sondern auch Kinder in westlichen Heimen traktiert wurden.
Neben täglicher Arbeit, die die Kleinen, wie auch die größeren Kinder/Jugendlichen leisten mußten, für die sie im Monat zwischen 0,50 -2,00 DM Taschengeld erhielten, gab es auch Bestrafungen übelster Art.
Die Arbeit ging von Kugelschreiberherstellung für die kleinen, 4000 Stück am Tag, bis zum Moorstechen für die großen Kinder/Jugendlichen. Für die weiblichen Heimkinder ging es um Wäsche waschen,bügeln, mangeln und ausbessern. Natürlich haben die Einrichtungen dafür von den Hotels und den anderen Auftraggebern Geld bekommen. Wo dieses Geld verblieb??? Keiner kann`s/will`s sagen.
Für die Bestrafungen gab es natürlich auch den Karzer, der Klabause genannt wurde. Die "Erzieher" nannten diesen Raum, "Raum der Besinnungg"! 3 Tage und Nächte mussten die Kinder in der Regel dort ALLEIN verbleiben. Für die Notdurft stand ein Eimer zur Verfügung. Wenn es ein Bett gab, war dort eine mehr als verschmutzte Matratze drauf. Wenn es kein Bett gab, war der Fußboden die Schlafstätte.
Selbstmorde, wie vom Balkon springen, sich vor den Zug legen, Pulsadern aufschneiden waren an der Tagesordung.
Viele der Heiminsassen leiden noch Heute unter posttraumatischen Erlebnissstörungen und Depressionen und sind latent suizidgefährdet. Viele dieser Kinder sind mit Ende 40 erwerbsunfähig und in psychischer Dauerbehandlung.
3000 solcher Heime gab es in der ehem. BRD. In vielen dieser Heime wurden die Kinder, wenn sie nicht "gehorchten", zur "Abkühlung" in die kalte Badewanne gesetzt und immer wieder mit dem Kopf untergetaucht.
Wer auf Grund des schlechten und minderwertigen Essen kotzen mußte, wurde mit dem Kopf in die Kloschlüssel gedrückt und die "Erzieherin" drückte gleichzeitig das Wasser ab.
Wenn Mädchen Schmerzen zwischen den Beinen hatten, wurden sie von den Schwestern/Diakonissen mit Kernseife und Lappen an diesen Stellen gewaschen.
Erbrochenes auf Tellern mußte aufgegessen werden, egal, wielange man vor dem Teller saß.
Eiskalt duschen und nass, frierend und nackt stillstehen müssen -bisweilen über eine Stunde.
Mädchen mit Kindern, das Stillen verbieten.
Kartoffelsack über den Kopf und im Keller einsperren.
Die Kinder waren in Schlafsälen zu 50-st untergebracht und wurden mit "Prügelpädagogik" und Spaziergängen in Marschkolonnen traktiert.
Eines dieser Kinder, war der Vierfachkindermörder Jürgen Bartsch. Er litt an den Folgen tiefer Demütigung, Vernichtung der Würde, Entmachtung und Angstigung als kleiner Junge, der er einst gewesen war und endete mit dem Mißbrauch des Jungen dirch den Pater!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Alles im Namen des Herrn.
Um für die Nacht Ruhe zu bekommen, wurde den Kindern, groß und klein, Valium verpasst. Heute besser bekannt unter dem Namen - Truxal. Damit waren die Kinder Tablettensüchtig.
Die Einahme, über längere Zeit, kann von Gewichtszunahme und Dämpfung des Bewußtseins über parkinsonähnliche Störungen bis hin zum malignen neuroleptischen Syndrom mit Zittern und Muskelstarre führen.
Selbst wenn hier vorgebracht wird, die Zustände wurden schon lange aufgedeckt, wurden die Peiniger wohl nur, wenn überhaupt, nicht zur Verantwortung gezogen. Nein im Gegenteil. die kirchlichen Einrichtungen haben über Jahrzehnte Kasse mit den Kindern gemacht und die möglichen Entschädigungen für das erlittene Unrecht, für die man Beweise erbringen muß, zahlt der Steuerzahler.
Das nenn ich doch mal Gerechtigkeit. Tja, vielleicht auch im Namen des Herrn???
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Re: Kinderheime - West

Beitragvon augenzeuge » 30. September 2012, 11:31

Affi, einerseits würd ich gern die Quelle deiner Infos kennen, andererseits bezweifle ich stark, dass dies alles der "Normalität" in den Heimen entsprach.
Das es dies aber gab, bezweifle ich nicht.
AZ
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„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
„Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten“.
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Re: Kinderheime - West

Beitragvon Affi976 » 30. September 2012, 11:42

@AZ,
schau mal in o.g. Bücher und ff.
http://heimkinderopfer.blogspot.de/2010 ... n-brd.html
und:

QUERVERWEIS: »TODESFÄLLE in der „Heimerziehung“ in der Bundesrepublik Deutschland ! – Auch auf die „Zwangsarbeit“ zurückzuführende TODESFÄLLE in der „Heimerziehung“« ( bezüglich diesbetreffenden „wissenschaftlichen Forschungen“ in Niedersachsen ) @ http://heimkinderopfer2.blogspot.com/20 ... n-der.html

Wenn Du bei Google "Kinderheime in der BRD" eingibst, Dich speziell auf die Jahre vor der "Wende" orientierst, kommt jede Menge.
Ja, Jörg, es ist einfach nicht zu fassen, aber da waren sich wohl beide deutsche Staaten sehr ähnlich.
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Re: Kinderheime - West

Beitragvon Transitfahrer » 30. September 2012, 12:00

Wenn ich diese Diskussion lese wird das Dilemma in diesem Forum sehr deutlich.

Sobald die DDR in irgendeinerweise kritisiert wird kommt sogleich der BRD Gegenschlag. Nach dem Motto "das habt ihr auch gemacht, das gab es bei euch auch"

Wenn man aber die beiden deutschen Staaten vergleicht so ist es doch die DDR gewesen die immer von sich behauptet hat der "bessere, menschlichere, friedlichere" Staat zu sein. Und genau hier in vielen Beiträgen wird deutlich, das dies nicht so war.

Während Sudel-Ede (oder heißt es hier schon Sudel-Edel? [mundzu] ) immer den gehobenen Zeigefinger gen Westen gezeigt hatte, war die DDR kein deut besser oder anders als die böse BRD.
Das fängt mit der angeblichen Naziaufarbeitung an und hört mit der Ware Mensch noch lange nicht auf.

Es wurde doch den DDR Bürgern eingehämmert wie unmenschlich, pervers und kriegstreibend die BRD ist. Die ihre Bürger auch noch zum Hass auf Kommunisten erzieht. Daher wird klar wie hier einige User sich bei Kritik an der DDR nur mit den erhobenen Zeigefinger wehren können anstatt sich mal zu hinterfragen, ob diese DDR nicht doch ein Unrechtsstaat war. Nicht pauschal aber in vielen Bereichen.
Die Information ist wegen Quellengefährdung nur zur persönlichen Kenntnisnahme bestimmt.
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Re: Kinderheime - West

Beitragvon Zicke » 30. September 2012, 12:09

Hallo Transitfahrer

Bevor du hier Kritik an den Beiträgen übst, lies doch bitte mal die Überschrift des Unterforums.
Politische Systeme
Wie waren die politischen Systeme der beiden deutschen Staaten zur Zeit des Kalten Krieges? Wo waren die Unterschiede? Gab es Gemeinsamkeiten?Wie wurde die Politik auf beiden Seiten vermittelt?
Menschen, die keinen Arsch in der Hose haben, müssen nicht zwangsläufig schlank sein.

Meine Rechtschreibfehler könnt Ihr Samstags ab 17 Uhr bei Rewe gegen eine lecker Senfgurke tauschen.
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Re: Kinderheime - West

Beitragvon Interessierter » 30. September 2012, 13:54

Beitragvon Affi976 » 28. September 2012, 09:48
Zitat interessierter:...Selbstverständlich bleibt es Dir unbenommen einen Thread über Kinderheime in der alten Bundesrepublik zu eröffnen und das dann vielleicht mit einer glücklicheren Hand bei der Wahl einer aussagekräftigen Webseite.

@interessierter,
ich benutze da dann lieber ein Buch und ein "Spiegelbestseller" noch dazu.


Affi, das es so etwas gegeben hat bestreitet wohl niemand, war ja auch ausgiebig in der Presse zu lesen. Mit dem oben Zitierten hast Du diesen Thread eröffnet und wolltest wohl meiner Kritik an dem Herrn Martin Mitchell Rechnung tragen.( Die Gründe sind im Thread über Plau am See und das Spezialkinderheim " Berliner Bär " zu lesen ) Deine Ausführungen aus dem Spiegelbestseller waren ja auch erschütternd genug.

Wenn Du nun aber zur Stimmungsmache dann doch und auch wieder den wenig seriösen und glaubhaften Herrn Mitchel zitierst und Formulierungen benutzt wie " davon gab es 3.000 Heime in der BRD und somit klammheimlich versuchst den Eindruck zu erwecken als wenn in 3.000 Heimen der BRD solche Praktiken an der Tagesordnung waren, dann widersprichst Du Dir selber mit Deiner an mich adressierten Aussage: " ich benutze lieber ein Buch und einen " Spiegelbestseller " dazu.

Man findet - wenn man will - genügend seriöse Quellen, die über fürchterlich Mißstände in Heimen der BRD berichten, da gibt es leider nichts zu bestreiten oder schönzureden. Manchem scheinen sie wohl nicht " reißerisch " genug aufgemacht zu sein?

Ich könnte Dir aus meiner Kindheit und Schulzeit noch anbieten, daß es in der Grundschule und weiterbildenden Schulen, noch etwas mit dem Rohrstock auf den Hintern oder mit dem Lineal auf die Finger gab. Später gabs dann für uns " Größere " gelegentlich noch mal eine Ohrfeige.


" Der Interessierte "
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Re: Kinderheime - West

Beitragvon Affi976 » 30. September 2012, 15:14

Zitat interessierter:...Wenn Du nun aber zur Stimmungsmache dann doch und auch wieder den wenig seriösen und glaubhaften Herrn Mitchel zitierst und Formulierungen benutzt wie " davon gab es 3.000 Heime in der BRD und somit klammheimlich versuchst den Eindruck zu erwecken als wenn in 3.000 Heimen der BRD solche Praktiken an der Tagesordnung waren, dann widersprichst Du Dir selber mit Deiner an mich adressierten Aussage: " ich benutze lieber ein Buch und einen " Spiegelbestseller " dazu.

@interessierter
@all,
nirgendwo habe ich einen Herrn Mitchel zitiiert, auch habe ich die 3000 Heime nicht von ihm, sondern aus meinem "Spiegelbestseller" und der ist von einem Peter Wensierski.Und der hat die Recherchen von mehreren Pädagogen mitverwandt. Vielleicht findest Du ja auch noch eine Verbindung zum Mitchel und wir können die Erkenntnisse des Wensierski auch in Deine Tonne kloppen. Ob es nun 3000 Heime und 1000 Selbstmorde waren oder "nur" 2000 Heime und 500 Selbstmorde, die es in in der Heimgeschichte der BRD gab, dürfte doch wohl egal sein, wenn es um eine ehrliche Aufklärung gehen sollte. Da es von Deiner Seite anscheinend nicht so ist, zeigt mir doch, dass es Dir nur um den Fingerzeig in Richtung verbrecherische DDR geht und nicht um Aufklärung/Aufarbeitung.
In keiner meiner Aussagen wiederspreche ich mir. Alles ist so, wie in diesem Buch und den angegebenen Links, zu lesen ist.
Offenbar scheint es nicht in Dein Weltbild zu passen, dass so etwas eben auch in der ach so demokratisch/menschenfreundlichen BRD vorgekommen ist.Oder sogar noch in den menschfreundlichen kirchlichen Einrichtungen, die auch "nur" Geld verdienen müssen. Würde mir sicherlich nicht anders gehen, wenn ich mein Leben lang dies so eingetrichtert bekommen hätte.
Es gibt so`n schönen Spruch: Mit dem ZWEITEN sieht man besser!
Ich sage: Mit beiden Augen sieht man noch besser.
Vielleicht ziehst Du Dir mal die von mir eingestellten Links rein. Vielleicht findest Du ja bei Deinen Suchaktionen noch bessere, als ich fand. Ich bin jedenfalls schon gespannt auf Deine Aussage zu den Zuständen in Kinderheimen in Ost und West. Und warum eine Richtung West nicht erwünscht ist.
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Re: Kinderheime - West

Beitragvon Edelknabe » 30. September 2012, 17:59

Peter/Transitfahrer der "Sudel Edel" war richtig gut. Wir zwei und schon der alte Eröffnungsfred bei Angelo im alten Forum drüben (hieß der nicht "Diskussion BRD-DDR) da ging es immer hoch her, der brachte so richtig Quote bei Angelo.

Ich denke gern an die alten hitzigen Zeiten zurück, habe auch noch irgendwo die Texte gespeichert, das war wie Staatsbürgerkunde in Erweiterung mit 68er mal richtig das Maul aufreisen um Dampf abzulassen.

Nun hier die Kritik am Westen oh oh, die kommt so garnicht gut an und wird sofort mit Gegenkritik bekämpft. Und Recht hast du natürlich auch, insofern, das die DDR immer glänzen wollte nur eben nicht immer glänzen konnte.

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Re: Kinderheime - West

Beitragvon manudave » 30. September 2012, 19:12

Da ich ja nun einen Teil meines Lebens auch in einer Art Kinderheim verbracht habe, bekam man auch oft genug die Begebenheiten aus früheren Zeiten mit.
Wenn ältere ehemalige Bewohner ihre Erlebnisse aus vergangenen Zeiten berichten, lief es einem eiskalt den Rücken runter. Dazu muss man erwähnen, dass dies ein Heim unter kirchlicher Obhut mir Ordensschwestern war.
Mich würde nur interessieren, warum für diese Kinder und Jugendlichen das Leben zur Hölle gemacht wurde. Schließlich mussten die ja nicht wie in der DDR systemkonform gedrillt werden...
Wer für alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein!
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Re: Kinderheime - West

Beitragvon Interessierter » 30. September 2012, 20:48

Zitat Affi:
Offenbar scheint es nicht in Dein Weltbild zu passen, dass so etwas eben auch in der ach so demokratisch/menschenfreundlichen BRD vorgekommen ist.

Vielleicht ziehst Du Dir mal die von mir eingestellten Links rein. Vielleicht findest Du ja bei Deinen Suchaktionen noch bessere, als ich fand. Ich bin jedenfalls schon gespannt auf Deine Aussage zu den Zuständen in Kinderheimen in Ost und West. Und warum eine Richtung West nicht erwünscht ist.


Entweder ist es Deiner Aufmerksamkeit entgangen, daß ich mich eindeutig zu den schrecklichen Dingen in BRD Kinderheimen geäußert habe oder Du trägst hier wider besseres Wissen vor. Da mußt Du gar nicht mehr gespannt sein. Unterstellungen, daß Kritk an " Westheimen " nicht gewünscht wäre, kannst Du Dir daher gerne schenken, weil auch das falsch ist. Über derartig fürchterliche Zustande wurde schon geschrieben und diskutiert, da war in Deiner DDR mangels Presse und Meinungsfreiheit so etwas überhaupt nicht möglich.

Deine eingestellten Links solltest Du Dir lieber selber erst einmal durchlesen. Dann würdest Du nicht so unwissend und naiv fragen, wo denn da irgendetwas von dem besagten Herrn Mitchell steht.
Oder Du erklärst mir einfach mal, was Dir nicht daran gefällt, daß ich die von Dir erwähnten Zustände in BRD Kinderheimen als schrecklich und fürchterlich bezeichnet habe.

Egal in welchen Staaten so etwas passiert, es ist immer und überall zu verurteilen. Das lasse ich mir von niemandem bestreiten und erst recht nicht von jemandem, der kleingeistig versucht das Unrecht seines Staates mit dem begangenem Unrecht anderer Staaten zu rechtfertigen.
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Re: Kinderheime - West

Beitragvon Affi976 » 30. September 2012, 21:22

Zitat interessierter:...Das lasse ich mir von niemandem bestreiten und erst recht nicht von jemandem, der kleingeistig versucht das Unrecht seines Staates mit dem begangenem Unrecht anderer Staaten zu rechtfertigen.

@interessierter,
ich glaube, Du verfährst Dich da ein wenig.
Ersteinmal verbitte ich mir von wem auch immer derartighe Beleidigungen. Da sich in diesem Forum viele, wenn nicht sogar die meisten der Themen nur um/gegen die DDR drehen und hier der Zeitgeist bedient wird, ist es doch wohl mehr recht als billig, einen gleichgelagerten Thread aufzumachen, der annähernd dieselbe Stuatione von Heiminsassen nur im anderen Teil Deutschlands aufzumachen.
Ich denke auch nicht, jemals etwas gerechtfertigt zu haben, was Unrecht ist und schon garnicht Unrecht, was in der DDR geschehen ist. Dir wird sicher nicht entgangen sein, aus was für eine Familie ich stamme.
Niemand hat hier irgendetwas bestritten, was sollte man auch bestreiten, Du hast ja noch nicht wirklich was zur Sache beigetragen, außer Anschuldigungen.
Ich hatte ebenfalls schon geschrieben, wenn Aufarbeitung, dann auf beiden Seiten. Falls Dir diese Forderung nicht gefällt, lass einfach den Thread links liegen, er wird schon wie gewünscht in der Versenkung verschwinden.
In diesem Sinne
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Re: Kinderheime - West

Beitragvon Interessierter » 30. September 2012, 22:38

Sag mal Affi was willst Du eigentlich von mir ?

1. Habe ich vorgeschlagen einen Thread wie diesen zu eröffnen

2. Habe ich nun bereits mehrfach geschrieben wie schrecklich und fürchterlich auch diese Zustände in der BRD fand oder finde

3. Habe ich Dich nicht beleidigt, sondern Du hast Dir einfach den Schuh angezogen

4. Aus welcher Familie Du oder überhaupt ein User stammt ist mir völlig " wurscht ". Für mich sind alle User gleich und es zählt für mich nur die Meinungen oder Ansichten, die sie hier äußern.

5. Habe ich keine Lust Dir das alles noch ein weiteres Mal zu schreiben

6. Wünsche ich Dir trotzdem eine " Gute Nacht ", was mir trotz anscheinend bestehender und nicht zu überbrückender Meinungsunterschiede
nicht schwerfällt.

[hallo]
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Re: Kinderheime - West

Beitragvon vs1400 » 30. September 2012, 23:01

manudave hat geschrieben:Da ich ja nun einen Teil meines Lebens auch in einer Art Kinderheim verbracht habe, bekam man auch oft genug die Begebenheiten aus früheren Zeiten mit.
Wenn ältere ehemalige Bewohner ihre Erlebnisse aus vergangenen Zeiten berichten, lief es einem eiskalt den Rücken runter. Dazu muss man erwähnen, dass dies ein Heim unter kirchlicher Obhut mir Ordensschwestern war.
Mich würde nur interessieren, warum für diese Kinder und Jugendlichen das Leben zur Hölle gemacht wurde. Schließlich mussten die ja nicht wie in der DDR systemkonform gedrillt werden...


genau David,
darum geht es mir bei diesem thema nämlich auch.
ein staat gibt die obhutspflicht an eine kirche ab, ohne wirklich interesse zu zeigen was dort läuft und zahlt später entschädigungen, obwohl sie von der katholischen kirche gezahlt werden sollten. für mich jedoch fast noch beschämender, die kinder oder jugendlichen sollten ja nicht politisch und ideologisch auf kurs gebracht werden.
diese katholische kirche deckt noch immer ihre jünger, statt sie zu entlassen und dem gesetz zu zuführen, staat schaut dabei auch noch zu. [sick]

gruß vs
vs1400
 

Re: Kinderheime - West

Beitragvon Edelknabe » 1. Oktober 2012, 06:07

Wusst ichs doch und wie eingangs schon von mir geschrieben, wir hatten schon einen Fred übers Thema.Ich habe ihn einmal in Teilen herüber geholt.

Gewalt als System-Die Heimerziehung in der Bundesrepublik

Beitragvon Edelknabe » 24. Januar 2012, 20:08
Hallo alle zusammen, ich werde diesen Beitrag beginnen mit mehreren Textauszügen, die Quellen füge ich unten an:

Damals, wenn Besuch kam, erzählt einer, war alles gebohnert und geschmückt, die Kinder hatten ihre Sonntagskleidchen an, führten Reigen auf, und es war so wunderschön und nett. Niemals hätten die Kinder es gewagt, etwas Böses über die Schwestern zu sagen, die doch so nahe bei Gott waren. Nicht nur der Allmächtige, auch die Indoktrination habe eben Wunder bewirkt.

Rund 200000 ehemalige Heimkinder schwiegen jahrzehntelang darüber, was viele von ihnen im Nachkriegsdeutschland in den zumeist konfessionellen Kinder- und Erziehungsheimen erleben mussten. In vielen Einrichtungen wurde geprügelt, mit Lederriemen und Gummischläuchen, es wurden Medikamente ins Essen gemischt, um die Kinder ruhig zu stellen, es gab sexuellen Missbrauch.

So begannen zwei unbarmherzige Lebensjahre, die der erwachsenen Frau noch heute zu schaffen machen. Zwei Jahre lang war das junge Mädchen mitten in Dortmund eine Gefangene, ohnmächtig gegenüber einem perfiden Repressionssystems frommer Schwestern, mit Prügel gezwungen zu Gebet, Arbeit und Schweigen.

Es ist ein Stück verdrängte Geschichte der Bundesrepublik: das Schicksal vieler Heimkinder in den 50er, 60er, und frühen 70er Jahren. Mehr als eine halbe Millionen Kinder waren in den Heimen untergebracht, von denen sich mehr als 80 Prozent in kirchlicher Hand befanden. Was die Kinder erlebten, glich oftmals der Hölle auf Erden. Sie mussten ihr Erbrochenes essen, wurden geschlagen oder landeten aus nichtigen Anlässen in Arrestzellen.

Die meisten Kinder der Heimgruppe St. Bernadette schliefen schon, als die Tür zum Schlafsaal noch einmal aufging. Eine dunkle Gestalt näherte sich im Zwielicht dem Bett der neunjährigen Carola. Es war Schwester Theofridis, sie rüttelte das gerade eingeschlafene Kind wach. Das Mädchen musste mit der Erzieherin in den Garten gehen. „ Die Dienstmagd Jesu“ drückte der Neunjährigen eine Schaufel in die Hand und sagte: „ Du gräbst jetzt dein Grab.“

Die „ Sünde“ bekämpften die Schwestern mit Akkordarbeit. Die Mädchen mussten von früh bis abends in der heimeigenen Wäscherei unter frühkapitalistischen Bedingungen schuften. Gesprochen werden durfte bei der Arbeit nicht, nur Marienlieder singen war erlaubt.


Dabei liegen die letzten dieser Fälle gar nicht so lange zurück. So wurden Kinder im „ St. Joseph- Haus“ in Seligenstadt noch 1992 blutig geschlagen. Und im katholischen Stift zu Eisingen bei Würzburg wurden sie noch im Jahre 1995 beispielsweise zur Strafe in Badewannen mit kaltem Wasser gesteckt.


Die Erzieher waren selten pädagogisch ausgebildet. In einem Heim beaufsichtigten sogar Erzieher mit SS- Tätowierungen die Feldarbeit. „ Wer bisher geglaubt hat, nur im Osten, in der DDR, seien Menschen gequält, misshandelt, gedemütigt, erniedrigt und ihrer Chancen beraubt worden, der kann aus den Opferberichten dieses Buches lernen, das der Westen so viel besser auch nicht mit jenen umgesprungen ist, die sich der verordneten gesellschaftlichen Norm nicht fügen mochten“, schreibt Peter Wensierski.



Quellen: Die Welt 28.11.2008/ Die unbarmherzigen Erzieher der Nachkriegszeit, LVZ vom 19.05.2006/ Unter der Knute, Der Spiegel Nr 21 / 19.05.2003 / Unbarmherzige Schwestern

Eine kleine Erklärung zu den Absätzen. Ich habe es aus einem alten Text kopiert und bin mir jetzt nicht sicher, ob die Quellen noch übereinstimmen. Ich werde es prüfen und wenn nötig berichtigen. Die Überschrift "Gewalt als System" stammt aus "Die Welt vom Dienstag, 17.November 2009 und setzt sich fort mit den Sätzen: Erniedrigung, Prügel und Missbrauch gehörten in vielen Kinderheimen der jungen Bundesrepublik zum Alltag. Nun kommt die Aufarbeitung des Unrechts langsam voran.

Rainer-Maria hast du gelesen David, die Sünde wars im Westen die mit Akkordarbeit und wohl " noch bis weit in die Neunziger Jahre" mit Schlägen bis es blutete und kaltem Wasser bekämpft wurde
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Re: Kinderheime - West

Beitragvon Affi976 » 1. Oktober 2012, 08:32

Zitat:... Erniedrigung, Prügel und Missbrauch gehörten in vielen Kinderheimen der jungen Bundesrepublik zum Alltag.

schlagen bis zur Bewußtlosigkeit, Mißbrauch durch das Personal über Jahre hinweg, denn viele der Kinder waren von klein an in diesen Heimen eingesperrt und kannten nicht einmal ihre direkte Umgebung. Von einer Schulbildung ganz zu schweigen. Die endete meist mit der 8.Klasse im Heim. Wenn es ehemalige Heimkinder zu einer höheren Schul/Ausbildung gebracht haben, dann erst, nachdem sie das Heim mit 21, später mit 18, bei Erreichung der Volljährigkeit verlassen konnten.
In einem Heim in Idstein/Taunus wurde den Kindern bei der Ankunft erstmal die Haare mit einer Maschine "geschnitten", bevor sie ihre Namen verloren und mit Nummern versehen wurden, wie z.B.: "K71 E - "K". K - Bedeutet Kalmenhof, E - Eigentum und die Nummer war das Kind. Diese Nummer mußte von den Kindern immer und immer wieder aufgesagt werden, wenn nicht......
Die Kröhnung, die ich lesen mußte, war eine Nonne aus dem Heim der "Armen Dienstmägden Jesu Christi" aus dem rheinischen Eschweiler, die die Neuankömmlinge zur Nacht, mit einem Spaten bewaffnet in den Garten führte und die Kinder ihr eigenes Grab schaufeln mußten. Wenn mich nicht alles täuscht, nennt man so etwas "Scheinhinrichtung"!
Im Heim in Idstein mußte der kleine Volker sich als "Tatortreiniger" verdingen. Wenn die "Erzieher" wieder Kinder krankenhausreif geschlagen hatten, mußte er mit Eimer und Lappen bewaffnet die Blutspuren beseitigen.
Postkontrolle ein- u. ausgangsmäßig war in allen Heimen standard. Viele der ehem. Heiminsassen, bekamen die Briefe der Eltern oder Verwandten erst nach Jahrzehnten, beim Erhalt ihrer Akten, so sie noch vorhanden waren. Kinderbilder sind bis auf wenige Ausnahmen - Fehlanzeige. Darausfolgend ist eine Entschädigung schwerlich möglich. Die Beweise müssen von den ehem. Insassen selbst erbracht werden. Die Patres und Nonnen können sich natürlich an nichts erinnern und ein Klaps hat noch niemandem geschadet.
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Re: Kinderheime - West

Beitragvon Transitfahrer » 1. Oktober 2012, 15:51

Im übrigen ist das ganze Thema weder ein West noch Ost und weder ein Staatsformproblem. Sondern auf der ganzen Welt werden Kinder in Heimen gequält und mißbraucht. Das scheint Methode zu haben.

Siehe auch http://de.wikipedia.org/wiki/Heimerziehung
Die Information ist wegen Quellengefährdung nur zur persönlichen Kenntnisnahme bestimmt.
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Re: Kinderheime - West

Beitragvon Edelknabe » 1. Oktober 2012, 17:15

Peter mein Freund jetzt müsste eigentlich in schöner Regelmäßigkeit der Einwand von Interessierter kommen denn "auf der ganzen Welt wurden Kinder geprügelt" ist ja nun der absolute Rundumschlag oder besser Fingerzeig..."seht her, bei uns wars doch nicht alleine in der BRD, nein, es wurde überall...

Habt ihr schonmal gemerkt...mal so in die Runde gesprochen wie sprichwörtlich dünnhäutig wir doch werden, wenn über unser gelebtes Leben in der DDR oder BRD und das Leben was wohl so nebenbei (neben uns und wohl von uns nicht bemerkt)im Verborgenen ablief auch mit Recht kritisiert wird? Ein Jeder verteidigt doch sein Land, seine Heimat, das finde ich wirklich interessant zeigt es doch das wir sehr sensibel sind, daß wir also das jeweilige gelebte Gesellschaftssystem irgendwie in Schutz nehmen obwohl es doch über unsere Köpfe hinweg Unrecht geschehen ließ.

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Re: Kinderheime - West

Beitragvon Affi976 » 2. Oktober 2012, 16:31

Quelle Wikipedia:
Die Heimerziehung in Deutschland entstand aus der Armenfürsorge im Mittelalter. Neben Kindern und Jugendlichen wurden in Armenhäusern Alte, Kranke und geistig Verwirrte versorgt. Armenhäuser waren z. T. geschlossene Anstalten. In der Neuzeit wurden zunehmend Waisenhäuser gegründet, die neben der reinen Versorgung auf die Erziehung verwaister und verwahrloster Kinder und Jugendlichen abzielten bspw. das „Rauhe Haus“ in Hamburg von Wichern.

Diese beiden Entwicklungslinien der Heimerziehung sind in der alten Bundesrepublik bis in die 1970er Jahre erkennbar: Aus der Armenfürsorge entwickelten sich Fürsorgeerziehungsheime, in denen bis zu mehrere hundert Zöglinge unter strafvollzugsähnlichen Bedingungen getrennt nach Geschlechtern lebten. Hier wurden straffällige, sozial auffällige, geistig oder körperlich behinderte oder psychisch kranke Kinder und Jugendliche diszipliniert und aus dem öffentlichen Leben verbannt. In den Waisenhäusern entwickelten sich z. T. ambitionierte Konzepte zur Erziehung alleinstehender Kinder und Jugendlicher in alters- und geschlechtsgemischten familienähnlichen Gruppen. Die Zweiteilung fand schließlich in den 1920er Jahren ihren Niederschlag im Reichsjugendwohlfahrtsgesetz (vgl. Jugendwohlfahrtsgesetz), wo zwischen Fürsorgeerziehung und Hilfe zur Erziehung unterschieden wurde.

Bundesrepublik Deutschland
Ein evangelisches Kinderheim 1957 in Frankfurt

In der Zeit nach dem Krieg beschäftigten die ca. 3000 Heime und Anstalten häufig noch dasselbe Personal, das bereits während der Zeit des Nationalsozialismus dessen Erziehungskonzepte umgesetzt hatte. Immer wieder kam es zu willkürlichen und entwürdigenden Bestrafungen oder die Fürsorgezöglinge wurden eingesperrt. Sie waren rechtlos. Oft mussten sie gewerbliche Tätigkeiten ausüben, ohne dafür vergütet zu werden und ohne rentenversichert zu sein. Viele Jugendliche wurden auch an Bauern verliehen, um dort zu arbeiten. Den Bauern wurde dabei oft die Pflegschaft über die Kinder und Jugendlichen übertragen. Die Behandlung war oft menschenunwürdig. Die Jugendlichen wurden als billige Arbeitskraft gebraucht, da ein Pflegschaftsverhältnis kein Arbeitsverhältnis sein kann, weil es sich gegenseitig ausschließt. Eine berufliche Bildung kam ihnen dabei nicht zu Teil.[6] Viele der Missstände wurden dadurch möglich, dass die Heimaufsicht in dieser Zeit praktisch auf ganzer Linie versagte. Dies hatte strukturelle Gründe, denn Leistungserbringung und die Aufsicht darüber lagen in einer Hand bei ein und derselben Behörde.

1953 wurde das RJGW durch das Jugendwohlfahrtsgesetz (JWG) abgelöst und 1961 novelliert. Die Zuständigkeit für die Heimaufsicht wechselte vom Bund auf die Länder. Obwohl verbesserte rechtliche Bedingungen geschaffen wurden, änderte sich die Lage der Kinder und Jugendlichen in der Fürsorge zunächst kaum. Das neue Recht verpflichtete Fürsorgeeinrichtungen und Pflegestellen auf das Kindeswohl. Pflegekinder durften nur noch zu häuslichen und familiären Arbeiten herangezogen werden, die ihren Kräften entsprachen und ihre körperliche, geistige und sittliche Entwicklung nicht beeinträchtigten.

Die Kritik an den ungeeigneten, herabwürdigenden und willkürlichen Erziehungsmethoden (vgl. Schwarze Pädagogik) wurde immer stärker. Durch Skandale, wie z. B. den sexuellen Missbrauch durch Erziehungspersonen, wurden die Missstände immer bekannter. Einer größeren Öffentlichkeit wurden die skandalösen Zustände in der Heimerziehung durch die „Heimkampagne“ der Studentenbewegung der 1960er-Jahre zugänglich gemacht. Hier engagierten sich auch Andreas Baader und Ulrike Meinhof, die das Drehbuch für den Film Bambule schrieb, in dem die Missstände in den Heimen thematisiert wurden. In der so genannten „Heimrevolte“ flohen viele Jugendliche aus den Heimen und wurden von Studenten-Wohngemeinschaften aufgenommen oder sie wurden Trebegänger. Die Revolte führte zur Veränderung der Konzepte in der Heimerziehung und zur Entwicklung eines erweiterten Kanons der Hilfen zur Erziehung. Entsprechend benannte sich die „Internationale Gesellschaft für Heimerziehung“ in „Internationale Gesellschaft für Erzieherische Hilfen“ um[7][8].

Literatur

1972 erschien der Jugendroman „Orte außerhalb“ des Schriftstellers Wolfgang Gabel, der das Schicksal eines Heimkindes behandelt.

Der 2004 erschienene, nicht autobiografische Jugendroman „Heim“ der heimerfahrenen Kölner Schriftstellerin Mirijam Günter beschreibt die vergebliche Flucht einiger Heimkinder. Günter kritisiert drastisch die Heimerziehung in Deutschland (ISBN 3-920110-27-7).

2001 erschien die autobiografische Erzählung „Misshandelte Zukunft“ von Harry Graeber. Graebers Schilderungen der eigentümlichen Heimwelt der Nachkriegsjahre und ihrer fragwürdigen Erziehungsmethoden sollen jedoch nicht als Anklage verstanden werden, sondern lediglich die autobiographische Situation wiedergeben. Neuauflage 2006 unter dem Titel „Misshandelte Zukunft – Erschütternder Erlebnisbericht eines Heimkindes im Nachkriegsdeutschland“ (ISBN 3-937624-60-0)

2006 ist das Buch „Schläge im Namen des Herrn“ von Peter Wensierski erschienen. In diesem Buch geht es um die bisher wenig öffentlichen Lebensbedingungen von Heimkindern in Deutschland in den Jahren 1950 bis 1970. Systematische Kinderarbeit sowie Prügel und Erniedrigungen bei geringsten Anlässen scheinen nach Aussagen des Buches eher die Regel als die Ausnahme gewesen zu sein. Das Buch besteht zu großen Teilen aus Reportagen von ehemaligen Heimkindern, die mittlerweile 40 bis 60 Jahre alt sind (Deutschen Verlags-Anstalt, ISBN 3-421-05892-X).

2006 erschien auch das Buch „Heimerziehung. Lebenshilfe oder Beugehaft?“ von Alexander Markus Homes in einer Neuauflage mit dem Untertitel „Gewalt und Lust im Namen Gottes“, in dem er auch aktuelle Fälle von Missständen in kirchlichen Einrichtungen schildert (ISBN 3-8334-4780-X).

2009 erschien der Kriminalroman Kleine Aster von Moritz Wulf Lange, der unter anderem durch eine Rezension von Wensierskis Buch inspiriert wurde[25] und, neben anderen, auch das Motiv der Misshandlungen in Kinderheimen aufgreift. (Bloomsbury Berlin, ISBN 978-3-8270-0793-3).

2010 erschien das Buch Die ungeliebten Kinder. Endstation Heim? von Dagmar Wortham. Dieses Buch erzählt von den Zuständen in österreichischen Heimen, es schildert Schicksale von Heimkindern, den emotionalen Auswirkungen erlebter Traumata und der Hilflosigkeit der Betreuer auf Grund mangelnder Ausbildung und mangelnder Mittel hier speziell gegensteuern zu können und der daraus resultierenden Resignation auf beiden Seiten. [26] (Goldegg Verlag, Wien, ISBN 978-3-902729-03-3).

2012 erschienen im Auftrag der Bundesregierung die Expertisen "Aufarbeitung der Heimerziehung in der DDR" von Ruth Ebbinghaus, Karsten Laudien, Christian Sachse, Martin Sack und Frederike Wapler (http://www.agj.de/Detail.132.0.html?&tx_ttnews[tt_news]=732&cHash=c6b56f99b09e16add4f50ef36f298e5b). Es ist die wohl solideste Darstellung der Heimproblematik der DDR.

Andreas Völker: Stromzeit - Erinnerungen an das Kinderheim Schloss Beuggen. 2011, ISBN 978-3-942066-03-7.
Volker Rhein (Hrsg.): Moderne Heimerziehung heute - Beispiele aus der Praxis. 3 Bände; Frischtexte Verlag, Herne 2009/11, ISBN 978-3-933059-40-6.
Johann Lambert Beckers: Protokoll eines Heimkindes. Edition Beckers - Tatort: Dalheim Rödgen Kinderdorf St. Josef NRW


Für ALLE nachlesbar unter wiki!
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Re: Kinderheime - West

Beitragvon SkinnyTrucky » 12. Oktober 2012, 11:00

Affi976 hat geschrieben:Für ALLE nachlesbar unter wiki!


Warum so gereizt Affi, ich hatte es schon längst gelesen und mir war es auch deutlich, das im Westen nich alles Friede Freude Eierkuchen war....im Grunde hat man damals in der 68erBewegung solche Sachen auch schon thematisiert....

....als guter Sozialist hättste mal deine zahlreichen Westreisen dazu nutzen sollen dich mit dem linken Spektrum dort zu treffen, die hätten es dir sicher eher als der Wikieintrag und deine Bücher erzählt....wär sogar in dem Fall noch nich ma feindliche Verbindungsaufnahme gewesen....

....ich frag mich grad, wo man in der DDR damals haltlose Zustànde ankarten konnte....man darf das auch gerne in dem entsprechenden Thread beantworten....

groetjes uit La Spezia

Mara
Wenn es heute noch Menschen gibt, die die DDR verklären wollen, kann das nur damit zusammenhängen, dass träumen schöner ist als denken.... (Burkhart Veigel) Bild
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