Der Obergermanisch-raetische Limes

Antike, Merowinger (um 500–751) und Karolinger (751–911)

Der Obergermanisch-raetische Limes

Beitragvon pentium » 11. Oktober 2015, 16:37

Der Obergermanisch-Raetische Limes
Part 1

Vom Ende des 1. Jh. n. Chr. bis zur Mitte des 3. Jh. n. Chr. bildete der Obergermanisch-Raetische Limes in den beiden nördlichen Provinzen des Römischen Reiches, Obergermanien und Raetien, die äußere Grenze zu den im Norden lebenden Germanen. Die ehemalige Grenze verläuft damit durch die Bundesländer Rheinland-Pfalz, Hessen, Baden-Württemberg und Bayern. Zunächst als Postenweg (limes, lat.: Schneise, Weg) mit Wachttürmen angelegt, wurde der Limes in den anschließenden Jahrzehnten mit Palisade, Wall und Graben und z. T. mit einer Mauer ausgebaut. In der Nähe entstanden Militärlager (Kastelle), deren Besatzungen die Grenze überwachten. In Siedlungen vor den Kastellmauern lebten Händler und Handwerker, aber auch die Familien der Soldaten. Mit 550 km Länge, 900 Wachttürmen und ca. 120 Kastellen ist der Limes das größte, streckenweise noch gut sichtbare Bodendenkmal in Deutschland.

Die römischen Limites stellten in der Geschichte erstmals räumlich klar definierte und visuell im Gelände für Freund und Feind eindeutig erkennbare Außengrenzen eines Herrschaftsbereichs dar. Der Obergermanisch-Raetische Limes hält sich dabei wenig an Flüsse oder Gebirgszüge, die eine natürliche Abgrenzung des Gebietes darstellen könnten. Er umfasst die längste Landgrenze im europäischen Abschnitt des Limes, unterbrochen nur auf wenigen Kilometern durch eine Strecke, die zwischen Großkrotzenburg und Miltenberg dem Main folgt. Der Limes wird in Europa sonst weitgehend durch die Flüsse Rhein (Niedergermanischer Limes) und Donau (Donaulimes) gebildet.

quelle: Wiki

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Re: Der Obergermanisch-raetische Limes

Beitragvon Sirius » 11. Oktober 2015, 19:16

@Pentium,

den Obergermanisch-reatischen Limes kenne ich von mehreren Besuchen. In der Tiefebene des Rhein-Main-Gebietes sind keine Reste mehr vorhanden. In den 1.750 Jahren hat die einheimische Bevölkerung die Kastelle und Wachtürme als Steinbrüche benutzt und abgetragen. In den Tiefen der Mittelgebirge (Taunus und Odenwald) - weit weg von Ortschaften - sind stellenweise noch gut sichtbare Überreste vorhanden. Ich war mal mit meiner Schulklasse im Winter in einer Jugendherberge am Fuß des großen Feldbergs (höchster Berg im Taunus). Von dort machten wir eine 12 Kilometer lange Wanderung entlang des Limes zur Saalburg, einem wiederaufgebauten römischen Kastell. Je weiter man in den Wald hinein kam und je weiter die nächsten Ortschaften entfernt waren, desto besser waren die steinernen Bauwerke des Limes noch erhalten. Teilweise waren die Mauern der Wachtürme und Kleinkastelle noch bis zu einer Höhe von einem halben bis zu einem Meter erhalten geblieben. Der Erdwall, auf dem sich die Holzpalisaden befanden, ist in den Mittelgebirgswäldern noch heute über größere Strecken erhalten geblieben.

Das wiederaufgebaute Kastell Saalburg ist eines der wenigen wiederaufgebauten großen Kastelle am Limes. Beim Wiederaufbau hätte es man es allerdings weiß anstreichen müssen, mit rot angestrichenen Zinnen - wie man heute weiß. Es war ein Kohortenkastell mit ca. 500 Mann Besatzung. Etwa 150 Meter dahinter lag der Limes, einem Erdwall mit Holzpalisaden, den man an dieser Stelle auf einer kurzen Strecke wiederaufgebaut hat. Anders als heute lag die Saalburg und der dahinter liegende Limes und das wiederum dahinter liegende Gebiet nicht mitten im Wald, sondern innerhalb eines gerodeten Gebiets - ähnlich wie an der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Am Limes waren vor allem sog. Hilfstruppen stationiert, die auch aus einheimischen Germanen rekrutiert wurden. Auf dem Gelände der Saalburg hat man aber auch Gedenksteine von Legionären gefunden, die aus dem Gebiet des heutigen Syriens stammten. Wenn es zu Angriffen und Überfällen aus germanischem Gebiet kam und die am Limes eingesetzten Truppen diesen Angriff nicht alleine abwehren konnten, wurden die römischen "Kerntruppen" aus den Legionslagern zur Hilfe gerufen. Im Fall der Saalburg war Mainz das nächste Legionslager, wo zwei Legionen (jeweils ca. 5.000 Mann) lagen. Weiter südlich war in Straßburg ein weiteres Legionslager.

Der eigentliche Zweck des Limes war aber nicht, große Angriffe abzuwehren, sondern den Grenzverkehr zu kontrollieren und ein unkontrolliertes Eindringen von Einzelpersonen, kleineren Gruppen und "Schmugglern" zu verhindern . Die römischen Grenzwächter an den Grenzübergängen kontrollierten dabei u.a. die in Fuhrwerken mitgeführten Waren und erhoben - wenn ich mich richtig erinnere - auch Zölle. Germanen führten verschiedene Waren ins römische Gebiet ein und kauften dort auch römische Waren. Vielleicht horchten die römischen "Karnaks" an den Grenzübergängen die Einreisenden auch aus, um etwas über Entwicklungen im germanischen Gebiet zu erfahren, um so eventuelle Bedrohungen frühzeitig zu erkennen?

Das Kommunikationsnetz zwischen den Wachtürmen war relativ gut für damalige Verhältnisse. Nachrichten konnten durch Licht- und Schallzeichen relativ schnell zwischen den Wachtürmen weitergegeben werden.

Die Überreste zahlreicher Kleinkastelle und Wachtürme hat man in den letzten Jahrzehnten mit Zement u.ä. befestigt, wohl auch, um die Überreste vor Diebstahl von Souvenierjägern zu schützen, wie man auf folgendem Foto erkennen kann:

https://de.wikipedia.org/wiki/Kastell_K ... ll_Bad.jpg

Auf dem Foto sind die Reste vom Bad des kleineren Feldbergkastells zu sehen, das höchstgelegene (700 Meter) Kastell am gesamten Limes. Auch hierüber könnte ich jetzt noch einiges schreiben, z.B. wie gut durchdacht ein solches Kastell von den römischen Ingenieuren angelegt wurde (z.B. Wasserversorgung)... . Wenn der Beitrag aber zu lang wird, liest ihn dann kaum noch jemand. Wen es also interessiert, kann es auch im Netz nachlesen.

Falls sich ein Fehler eingeschlichen haben sollte - ich habe jetzt alles nur aus meiner Erinnerung von mehreren Besuchen auf der Saalburg sowie anderen kleineren Kastellen und Wachtürmen an anderen Abschnitten am Limes wiedergegeben. Also, wer einmal in der Nähe eines vollständig wiederaufgebauten großen Kastells ist, sollte sich ein solches einmal anschauen.
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Re: Der Obergermanisch-raetische Limes

Beitragvon pentium » 27. Oktober 2015, 18:19

Wissenschaftler entdecken Limes-Reste bei Miltenberg

Bei der Suche nach dem letzten Teilstück des Limes scheint ein Durchbruch geglückt zu sein. In Miltenberg wurden Überreste des Unesco-Welterbes gefunden.

limes.jpg


Wie Detlef Rupprecht vom Förderkreis Historisches Miltenberg dem Bayerischen Rundfunk mitteilte, sei der Limesverlauf tatsächlich gefunden worden. Von den insgesamt 550 Kilometern des historischen Grenzwalls gab es rund um Miltenberg rund drei Kilometer, für die eindeutige Nachweise für den Verlauf noch fehlten.

http://www.br.de/nachrichten/unterfrank ... g-100.html

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