" Aktion Blitz " Der große Geldumtausch 1957

" Aktion Blitz " Der große Geldumtausch 1957

Beitragvon Interessierter » 29. März 2017, 10:13

Die „Aktion Blitz“

Doch die speckigen Scheine, von denen sich die Kupons rasch ablösten, galten nur fünf Wochen, bis zum 27. Juli 1948. Dann kam die „Deutsche Mark“, Variante Ost, mit Rahmenleisten, Zierstücken, Schaurändern, Aufschriften und Ziffern, aber ohne Abbildungen; Ziel war, „die antifaschistisch-demokratischen Verhältnisse politisch, wirtschaftlich und sozial weiter zu stärken“ – so jedenfalls steht es in einem Büchlein über Banknoten und Münzen der DDR, das vor einem Jahr zum vierzigsten und letzten Jubiläum dieses Staates erschien.

In West-Berlin wurde die neue Westmark erst nach der Währungsreform in der Ostzone ausgegeben, versehen mit einem aufgedruckten oder perforierten großen B. Aber nun gab es zwei Währungen in West-Berlin. Löhne wurden teils in Westmark, teils in Ostmark ausgezahlt. Rationierte Lebensmittel, Mieten, Post, Gas, Strom, Steuern und Abgaben wurden mit Ostgeld bezahlt, auf dem schwarzen Markt galt aber ausschließlich die Westmark.

Offizielle Umtauschmöglichkeiten gab es nicht. So eröffnete Hans Weber, der vor 1945 bei einer Berliner Privatbank tätig war, mit alliierter Lizenz eine erste Wechselstube. Der Kurs pendelte sich schnell auf sechs Mark Ost für eine Mark West ein. Erst im März 1949 wurde die Westmark das allein gültige Zahlungsmittel in West-Berlin. Aber die Wechselstuben blieben und machten gute Geschäfte, weil die vornehmen Geschäftsbanken sich nicht mit der Währung ohne offiziellen Wechselkurs abgeben wollten. Erst 1955 stiegen auch die Banken ins Ostmark-Geschäft ein.

Am 13. Oktober 1957 kam dann die „Aktion Blitz“. Am Sonntag zwischen 12.00 und 22.00 Uhr mußten alle DDR-Bürger ihr Geld abgeben und bekamen neue Banknoten; die Bezeichnung Deutsche Mark blieb auch für die neue DDR-Währung erhalten. Ausgezahlt wurden je Person 300 Mark. Höhere Beträge wurden gutgeschrieben, aber auf „spekulative Herkunft“ überprüft. Eingezogene Summen sollten dem Nationalen Aufbauwerk zukommen.


Der Hintergrund dieses Währungsschnitts ist nie ganz klargeworden. Vermutlich ging es um die Abschöpfung eines Kaufkraftüberhangs. Viele DDR-Bürger hatten ihr Geld lieber im Sparstrumpf als bei der Bank, vor allem selbständige Gewerbetreibende, Handwerker, Händler, Bauern. Sie sollten wohl getroffen werden.

Offiziell galt die „Aktion Blitz“ freilich „Spekulanten, Agentenorganisationen, Kapitalistenkreisen und westdeutschen Banken“, die sich „zum Schaden der Werktätigen bereichert“ hätten und angeblich subversive Unternehmungen finanzierten. Nun hatte es freilich zwei Jahre zuvor schon Gerüchte gegeben, daß die DDR ihr Geld umtauschen wolle, und das aufgedruckte Ausgabejahr 1955 auf den 1957 ausgegebenen Banknoten bestätigte nachträglich diese Informationen. Seitdem haben Banken und Wechselstuben im Westen ihre Ostmark-Bestände immer niedrig gehalten. Sie wurden am wenigsten getroffen. „So etwa 30 000 Mark haben wir verloren“, erzählt ein Wechsdstubeninhaber, „beim Kurs von 1 : 6 waren das 5000 Westmark; ein solches Risiko hatten wir in unseren Kursen natürlich einkalkuliert.“

http://www.zeit.de/1990/27/nachruf-auf- ... ng/seite-2
Interessierter
 

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