Warum die DDR nie die großen Geldscheine herausgab

Warum die DDR nie die großen Geldscheine herausgab

Beitragvon Interessierter » 20. Februar 2017, 11:52

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Glücklich spielende Kinder sind das Bildmotiv auf dem Zweihundertmarkschein der DDR. Bezahlt hat damit allerdings niemand
Quelle: kein credit

Vor 25 Jahren endete die Geschichte der Ost-Mark. Damit verschwanden auch zwei Banknoten, die nie in Umlauf waren, aber millionenfach in Tresoren lagerten. Heute ranken sich um sie viele Theorien.


Am 1. Juli 1990 trat die deutsch-deutsche Währungsunion in Kraft. Damit kam die D-Mark zu den Menschen in der DDR, bereits drei Monate vor der Wiedervereinigung, und die ostdeutschen Banknoten verschwanden. Doch mit ihnen gingen auch zwei DDR-Scheine, die es eigentlich gar nicht gab: Jene zu 200 und zu 500 Mark.

Diese Scheine lagen damals bereits millionenfach gedruckt in den Tresoren der DDR-Staatsbank, sie waren jedoch nie in Umlauf gelangt. Die Banknote mit dem höchsten Wert, die die Menschen in der DDR zu Gesicht bekamen, war der Hundertmarkschein. Bis heute ist nicht ganz klar, warum jene zu 200 und 500 Mark hergestellt worden waren, aber auch, warum sie dann nicht in Gebrauch kamen.

Hatte Honecker Angst vor der Reaktion des Volkes?


Eine Theorie besagt, die DDR habe durch die Scheine mit höherem Wert den Anschein erwecken wollen, zur Bundesrepublik aufzuschließen, wo die Banknote mit dem höchsten Wert jene zu 1000 Mark war. Angeblich sollten die Scheine zum 40. Jubiläum der Gründung der DDR am 7. Oktober 1989 in Umlauf kommen.

Das sei jedoch durch die Revolution verhindert worden. Andere vermuten, die Führung habe Angst gehabt, die hohen Werte würden eine Angst vor Preisreformen und Inflation auslösen. Denn das Durchschnittseinkommen lag in der DDR 1989 gerade mal bei etwa 1300 Mark.

Eine andere Theorie bringt die Scheine dagegen in Zusammenhang mit einem Beschluss des Nationalen Verteidigungsrats der DDR vom 19. März 1980 mit dem Titel „Bericht über den Stand der Vorbereitung der Geld- und Kreditwirtschaft auf den Verteidigungszustand“.

Darin ist die Rede von Bargeldreserven in Höhe von 23 Milliarden Mark, die zur Versorgung der Wirtschaft, der Bevölkerung und der bewaffneten Organe im Fall eines Krieges angelegt seien. Da Mitte 1990 insgesamt nur 16,7 Milliarden Mark an Bargeld in Umlauf waren, deutet diese große Summe darauf hin, dass sie wohl auch und gerade in Scheinen mit höherem Wert angelegt worden war.

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Nie in Umlauf gelangt: eine Fünfhundertmarkbanknote der DDR
Quelle: kein credit

Mit den Scheinen verschwand auch eines der Motive darauf

Wie auch immer: Mit der Währungsunion verloren sämtliche Banknoten der DDR ihren Wert, sie konnten nur bis zum 6. Juli 1990 eingetauscht werden. Nicht jedoch die 200er und 500er, da sie ja überhaupt nicht im Verkehr waren.

Dennoch tauchen auch heute noch ab und zu entsprechende Scheine auf, werden sogar auf Ebay verkauft. Diese wurden jedoch höchstwahrscheinlich nach 1990 gestohlen, als die Banknoten vorübergehend in einem Stollen vergraben worden waren.

Im Hinblick auf das Design ist mit den Scheinen zu 200 und 500 Mark im Übrigen nicht viel verloren gegangen. Der 200er zeigt eine glückliche Familie vor einem Plattenbau sowie fröhliche Kinder vor einem Hort. Der 500er ist noch staatstragender: Darauf ist vorne das Wappen mit Hammer und Zirkel zu sehen, auf der Rückseite das Staatsratsgebäude, der Sitz der Regierung.

https://www.welt.de/finanzen/article143 ... usgab.html
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Re: Warum die DDR nie die großen Geldscheine herausgab

Beitragvon Beethoven » 20. Februar 2017, 12:40

Das ist wohl ein Kindergarten, auf dem 200 Markschein. Zwar Platte aber dafür gab es ausreichend Kindergartenplätze [grins]

Soweit ich mal hörte, wurden die größeren Scheine nur im Außenhandel verwendet, so wie das mit dem 1000 $ einst auch war, als noch nicht alles elektronisch ging.

In der BRD gab es ja auch einen 500 und einen 1000 DM Schein. Wurden die regelmäßig im normalen Geldverkehr genutzt, durch die Altbürger der BRD?

Den heutige 500 € Schein kann man ja auch kaum verwenden. Tankstellen und viele andere Geschäfte nehmen den gar nicht an. Schon beim 200 € Schein gibt es durchaus Probleme. Mindestens wird eine zweite Kassiererin "ran geklingelt", die den Schein zusätzlich überprüfen muss.
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Das Gesetz ändert sich, die Gesinnung nicht.
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Re: Warum die DDR nie die großen Geldscheine herausgab

Beitragvon Volker Zottmann » 20. Februar 2017, 13:03

Der wahre Grund warum die Scheine nicht in Umlauf kamen ist viel simpler!
Der Diesel war kontingentiert, zusätzliche Auslieferungsfahrten waren so unmöglich! [wink]

Die Scheine wurden bei Langenstein zwischen Halberstadt und Blankenburg massenweise aus den Sandsteinstollen geholt. Es war unsinnig, anzunehmen, dass die mit Sand und Modder vermischt dort verrotten würden. In den Stollen herrscht stets kühles Saharaklima. Darum befindet sich unter dem Heers heute auch Deutschlands größte Kriesen-Apotheke.

Gruß Volker
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Re: Warum die DDR nie die großen Geldscheine herausgab

Beitragvon Spartacus » 20. Februar 2017, 18:50

In der BRD gab es ja auch einen 500 und einen 1000 DM Schein. Wurden die regelmäßig im normalen Geldverkehr genutzt, durch die Altbürger der BRD?


Eindeutig ja. Ich habe 1994 kurz nach meiner Rückkehr einen Urlaub mit meinen Eltern in Bayern gemacht, genauer in Traunstein und in einer gehobenen Gaststätte
das Essen für uns drei Hanseln mit einem 1000 DM Schein bezahlt. Wurde kommentarlos angenommen und korrekt raus gegeben. War überhaupt kein Thema.

LG

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Re: Warum die DDR nie die großen Geldscheine herausgab

Beitragvon Huf » 20. Februar 2017, 19:37

Vielleicht ist es heute manchem bewusst, dass nach fast 27 Jahren Währungsunion und EURO für Ostgeborene ziemlich unsicher aussieht, womit wir wir ggf. in wenigen Jahren bezahlen?
Die Fälschungssicherheit mal ausgeklammert würden wir auch mit "Hosenknöpfen" bezahlen, wenn diese denn Zahlungsmittel werden würden. Will sagen, sichere Planung gibt es nicht...

Große Geldscheine in der DDR? Die sind wohl nie in Umlauf gekommen, weil sie offiziell niemand hätte verwenden, also Wechselgeld herausgeben hätte können, vielleicht bei unlauteren Geschäften?

Was man damit plante wird wohl eher spekulativ bleiben, am ehesten denkt man an inflationäre Verhältnisse?

VG Huf [hallo]
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Re: Warum die DDR nie die großen Geldscheine herausgab

Beitragvon Volker Zottmann » 20. Februar 2017, 22:29

Na ja Klaus,
wenn ich mich erinnere, was ein gebrauchter Lada 1988/89 auf dem Magdeburger Blechmarkt kostete, wären selbst Tausender angebracht gewesen. Geld und verfügbare Geldmengen waren ob des miserablen Angebotes doch nicht das Kriterium. Wer in Ermangelung von Waren nichts kaufen konnte, sparte ,wenn er in 100 Mark-Neubaumiete lebte, die Scheine schneller als sie gedruckt wurden.
Ich denke, der Zusammenbruch kam nur "zu schnell". Die großen Scheine wären genauso eingeführt worden, wie die vielen geplanten Internierungslager, da bin ich mir sicher.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Warum die DDR nie die großen Geldscheine herausgab

Beitragvon Nostalgiker » 21. Februar 2017, 07:46

Geldscheine mit großem Nennwert in Umlauf zu bringen ist die eine Sache, diese "geplante" Maßnahme mit einer eventuellen Inflation in Verbindung zu stellen, nun ja. In der DDR wurde halt alles geplant, warum auch nicht im nächsten 5 Jahresplan eine Inflation. Wobei es dann schon eine Hyper- oder schwere Inflation gewesen sein müßte .....

Kein Mensch regt sich über die permanente leichte Inflation auf die Allgegenwärtig ist. Was macht schon ein jährlicher Wertverlust von 2 bis 4 Prozent. Aber das ist ein anderes Thema.

Wie man aber gedanklich von 200 und 500 Mark-Scheinen, welche eventuell ausgegeben werden sollten, zu einzurichtenden Internierungslagern kommt wird ewig das Geheimnis des sich dazu Äußernden bleiben .....
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, dass man nichts zu verlieren hat. Janis Joplin

Psychologen haben herausgefunden, dass Menschen, die immer bei anderen auf die Rechtschreibfehler hinweisen, eine Persönlichkeitsstörung haben und unzufrieden mit ihrem Leben sind. Netzfund
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Re: Warum die DDR nie die großen Geldscheine herausgab

Beitragvon Kumpel » 21. Februar 2017, 08:14

Nostalgiker hat geschrieben:Kein Mensch regt sich über die permanente leichte Inflation auf die Allgegenwärtig ist.



Ich kann mich noch erinnern , als der Zucker von 1,50 auf 1,55 verteuerte. Da ging doch fast ein Aufschrei durch das Land.
Vielleicht haben es die Bonzen auch einfach nicht gewagt diese Scheine in Umlauf zu bringen. Jede Verunsicherung in der Bevölkerung rüttelte doch schon an den Grundfesten der Macht der Partei.
Kumpel
 

Re: Warum die DDR nie die großen Geldscheine herausgab

Beitragvon Interessierter » 27. Februar 2017, 11:42

Der Schatz der DDR zog Diebe magisch an

Die Milliarden kamen in Jutesäcken: Als die Ostmark wertlos wurde, vergrub die DDR-Staatsbank die Noten in einem Bunker. Dort sollte das Geld verrotten – doch Kriminelle durchkreuzten den Plan.

Der 1. Juli ist ein besonderer Tag. Da wird Hans-Joachim Büttner 70 Jahre alt. Und was noch? „Der Tag der Volkspolizei“, sagt er und schmunzelt. Und? Büttner überlegt und kommt nicht drauf. Am 1. Juli 1990 trat die Währungsunion zwischen der DDR und der Bundesrepublik Deutschland in Kraft.

Die Scheine mit den Konterfeis von Müntzer, Zetkin und Co. wurden wertlos, die Münzen auch. Büttner war Teil dieser Maßnahme – und ist es irgendwie immer noch.

Der ehemalige Nationale Volksarmist war der letzte Kommandant jenes Bunkers bei Halberstadt in Sachsen-Anhalt, in den die Staatsbank der DDR das Papiergeld bringen ließ. Tonnen, Milliarden – keiner weiß es genau. Büttner sagt: „Das sollte da unten vergammeln. Wir wussten, das wird nie was.“

100 Milliarden Mark in die Müllverbrennung

Der Rentner steht mit Mütze und Handlampe unter Tage. Häftlinge des Konzentrationslagers Langenstein-Zwieberge mussten das insgesamt 13 Kilometer lange Tunnelsystem einst graben. Im Scheinwerferlicht seines Autos lässt er den Lichtstrahl über riesige Sandberge wandern. „Man hat von oben Löcher in die Decken gebohrt und Wasser und Sand reingekippt“, sagt der ehemalige Oberstleutnant, der aus Genthin stammt. „Das war wohl zur Abdeckung des Geldes gedacht und damit es besser verrotten soll.“

Der Sand ist immer noch da, die Scheine nicht. 2002 reagierte die Kreditanstalt für Wiederaufbau, nachdem das düstere Geldversteck immer wieder Begehrlichkeiten bei Kriminellen geweckt hatte. Die Rechtsnachfolgerin der DDR-Staatsbank schaffte die grob geschätzt 100 Milliarden DDR-Mark aus den insgesamt 400 Meter langen Kammern in eine Müllverbrennungsanlage.

Der Reiz des Unterirdischen ist geblieben. Davon zeugen Schmierereien an den Wänden und Flaschen auf dem Boden. „Die steigen hier ein, immer wieder“, ärgert sich Büttner, der in einem Häuschen in Halberstadt wohnt und das oberirdische Areal seit 1997 als Jagdpächter bewirtschaftet.

„Das Geld kam 1990 in Jutesäcken.“ Der 69-Jährige kennt die Maße noch so genau wie die Fahrwege durch das Stollensystem. „Die waren 60 Zentimeter hoch, 30 Zentimeter breit und 20 Zentimeter tief.“ Drin war, was der DDR-Bürger bis dato im Portemonnaie hatte.

500-Mark-Scheine, die nie ein DDR-Bürger zu Gesicht bekam

Und noch viel mehr. Auch die nie in Umlauf gebrachten 200- und 500-Mark-Scheine waren dabei. Bevor das erste Geld im ehemaligen „Komplexlager 12“ ankam, saß der damals 44-Jährige öfter mit den Leuten der DDR-Staatsbank zusammen. Es ging um Logistikfragen und Sicherheit. „Fakt war, dass alles schnell gehen sollte. In den Tresoren musste Platz für die D-Mark gemacht werden.“

Büttner holt einen Plan hervor. Er zeigt das ober- und unterirdische Gelände der Thekenberge. Früher hing er in seinem Dienstzimmer, heute dient er als Gedankenstütze. „Das erste Geld war die Notreserve der DDR“, sagt er. „Das kam mit der Bahn.“ Büttner zeichnet mit einem Kugelschreiber jenen Weg nach, den der Zug genommen hat.

„Der fuhr komplett unter Tage an die Rampe und wurde entladen.“ Dann rollten Tatra-Sattelauflieger heran. Wieder wandert der Stift über den Geländeplan. „So, wie das draußen zusammengesammelt wurde, kam das hier an.“ Geheim sollte es sein, blieb es aber nicht. Fast anderthalb Jahre lang wanderte DDR-Geld in den Bunker.

Die Holzpaletten mit den Geldsäcken wurden mit Gabelstaplern von den Lkw-Ladeflächen geholt und per Hand auf 20 Förderbänder verfrachtet. „Es waren immer Banker dabei“, sagt Büttner. „Zur Kontrolle.“

Das Geld lagerte an zwei Stellen des Stollens, dessen eine Hälfte die Nationale Volksarmee (NVA) seit 1975 als Munitionslager nutzte. Auch ein Stück Altstollen von 1945 wurde zum Milliardengrab. Bis kurz unter die neun Meter hohe, gewölbte Decke wurden die Säcke gestapelt. Dann kam der Sand, später die Diebe.

Bilder dazu gibt es hier;
https://www.welt.de/wirtschaft/article1 ... ch-an.html
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