Vor etwa zwei Jahren mit Beginn der Ukraine-Krise wurde die Online-Leser-Kommentarfunktion der Süddeutschen und FAZ nach und nach eingeschränkt und dann weitgehend abgeschafft. Später zog der Spiegel bei verschiedenen Artikeln nach. Zuletzt gab es bei der Zeit und WELT nach einer Registrierung noch eine weitgehend freie Kommentarmöglichkeit für die Leser. Seit etwa fünf Tagen ist nun auch die Leser-Kommentarfunktion bei der Welt abgestellt worden. Was nun der genaue Grund dafür ist, darüber kann spekuliert werden. Es gibt jedoch in einigen Foren der Hinweis, dass mit den gewaltsamen Auseinandersetzungen an der mazedonisch-griechischen Grenze vor etwa fünf Tagen die Kommentarfunktion für alle Artikel praktisch über Nacht abgestellt wurde - zu dem entsprechenden Artikel über die Auseinandersetzungen soll es die Rekordzahl von 1.500 Leserkommentaren gegeben haben, mit einer weit überwiegenden Meinung zu dem Thema.
Was auch immer der Grund dafür ist, so ist diese Entwicklung in den deutschen Medien bedauerlich. Gerade die Leserkommentare waren oft interessanter als die Artikel selbst. Die Zugriffszahlen auf die Seiten ohne Kommentarmöglichkeit dürften sinken, denn es interessiert nicht nur die Meinung des Journalisten, sondern auch die der Leser, also mehrere Meinungen. Von Artikeln, die nicht als Meinung kenntlich gemacht sind, erwartet man übrigens eine neutrale, objektive Berichterstattung, und nicht wieder nur die Meinung eines Journalisten.