Deutschland gehört europaweit zu den Ländern mit den häufigsten Vorfällen schwerer rechter Gewalt – auch unter Berücksichtigung der Bevölkerungszahl. Während es im Jahr 2019 in vielen Ländern Westeuropas keine oder nur sehr wenige Fälle von schweren rechtsextremen Gewalttaten und Terrorplänen gab, kam es in Deutschland im vergangenen Jahr zu nicht weniger als 35 solcher Ereignisse.
Es war einer der schlimmsten antisemitischen Anschläge der deutschen Nachkriegsgeschichte: Der rechtsterroristische Angriff von Halle am 9. Oktober 2019 machte weltweit Schlagzeilen. Der Prozess, der am Dienstag mit zweistündiger Verspätung begonnen hat, wird am Mittwoch ab 10 Uhr fortgesetzt. Insgesamt sind 18 Verhandlungstage anberaumt.
„Was haben sie aus dieser Tat gelernt? War es das wert?“, will eine Anwältin wissen. Kalt gibt Stephan B. zurück: „Es lohnt sich nicht, eine Synagoge anzugreifen, ohne Juden zu töten.“
Wie kann man nur so blöd sein, unbegreiflich eigentlich, was die Gesellschaft sinngemäß für dumme Menschen gebiert?
Rainer Maria
Interessierter hat geschrieben:Wie kann man nur so blöd sein, unbegreiflich eigentlich, was die Gesellschaft sinngemäß für dumme Menschen gebiert?
Rainer Maria
Stimmt, nur denke ich dabei nicht nur an diesen Mörder.......
Baseballschläger, Glatze, Bomberjacke, Springerstiefel. Es sind die Requisiten der extrem rechten, rassistischen Gewalt Anfang der 1990er Jahre. Das Bild wird zum Symbol, wird zur Ikone, wird zum Klischee. Die Schwarz-Weiß-Fotografien von Ludwig Rauch spiegeln haargenau unser Bild des ostdeutschen Naziskins der Nachwendezeit wider. Doch etwas ist anders. Fokussiert werden nicht allein die Porträtierten, sondern ebenso die Settings. Plattenbau, die Ostberliner Weitlingstraße, das Völkerschlachtdenkmal in Leipzig – das sind die Biotope der Neonazis. Der jeweilige Ort erhält seine Aura, auch weil die Protagonist*innen nicht einfach in Szene gesetzt werden, sondern sich selbst positionieren, ihren Ort wählen. Zwischen 1990 und 1993 fotografierte Ludwig Rauch die Neonazis – Männer und Frauen, Kader und Mitläufer*innen, Ostdeutsche, Westdeutsche und Österreicher*innen. Er zeigt ‚seine‘ Akteur*innen in ihrer Wirklichkeit, der Privatwohnung, dem Musikkeller, im Trabant 601. Einige von ihnen sind bis heute in der Neonaziszene aktiv und als gewaltbereit bekannt. Der Kunstwissenschaftler Michael Freitag hat die Fotografien treffend beschrieben: „Ludwig Rauch hat Bilder aufgenommen, deren Verursachern viele von uns ausgewichen wären. Weil es da Krach gibt, Krach, den nicht wir schlagen, sondern die anderen. Rauch hat von denen und zugleich von anderen, die unsichtbar bleiben, diese seltsam stillen Fotos gemacht, diese stillen Fotos von stillen Neonazis – und von den Verstummten, die damit nichts anfangen können.“
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