Thorsten Heise droht Antifa und Spitzeln in Online-VideoDer Neonazi und NPD-Mann Thorsten Heise droht indirekt mit Gewalt in einem Video auf Social Media. Grund sei angeblich eine Anschlagserie von links, für die es bislang aber kaum Belege gibt. Doch nicht nur „die Antifa“ könnte das Ziel seiner Worte sein. Ist das Video eine Warnung an Spitzel in der eigenen Szene?Thorsten Heise will offenbar reden: „Hallo, ihr lieben Leute, ich habe heute eine ganz besonders erregende Geschichte für euch“, sagt der Neonazi in die Kamera. Er steht dabei vor einem linksalternativen Jugendzentrum, dem „Juzi“ in Göttingen. Was folgt, kann nur als Bedrohung verstanden werden. Das zweiminütige Video postet Heise auf Telegram und Facebook am 14. April 2021. Heise sagt, ihm würden die vielen Anschläge gegen „nationale Strukturen und Kameraden“ in den letzten Tagen große Sorgen bereiten. „Das sind Sachen, die ich so überhaupt nicht akzeptieren kann“, verkündet er entschlossen.
Dann wählt Heise seine Worte vorsichtig. Doch deren Bedeutung für die rechtsextreme Szene ist klar: „Wenn ich bei mir einen Anschlag hätte, dann würde ich den Kontakt zu meiner örtlichen Antifa suchen, würde mit ihnen den Dialog suchen.“ Heise betont, wie es früher in der Szene gehandhabt wurde: Damals habe es keinen Dialog gegeben, sondern Gewalt gegen Gewalt. „Und diese Zeit möchte ich nicht noch einmal haben. Ich möchte, dass man miteinander reden kann.“ Zum Schluss wendet er sich an die Sicherheitsbehörden: „Macht euren Job“, sagt Heise mit Wut. „Weil, wenn ihr euren Job nicht machen könnt, machen wir ihn“. Er grinst in die Kamera. „Alles gut?“.
Den Dialog suchen? Miteinander reden? Und gleichzeitig an frühere Gewalt erinnern, ausgerechnet vor einem linksalternativen Jugendzentrum, wo die Kameraperson bewusst einen Punk im Hintergrund mitfilmt? Wenn Heise irgendwas kann, dann sind es Dog Whistles – Aufrufe zu Gewalt, ohne sie explizit auszusprechen und sich strafbar zu machen. In den Kommentaren auf Facebook verstehen die Zuschauer aber ganz genau, was Heise meint: „Der Hund hinter dir hat ne Zecke. Hilf dem Tier mal und mach die weg“, schreibt der User Ralf H. „Man kann mit solchen ‚Menschen‘ nicht ruhig und sachlich reden“, schreibt Sören S., „daher bleiben nur die zwei Komponenten die du angesprochen hast.“ Oder Michael R.: „Antifa versteht nur eins : tötliche Power.“ Alle Schreibfehler im Original.Der 51-jährige Heise ist seit Jahrzehnten ein Rädelsführer der rechtsextremen Szene: Er stammt aus freien „Kameradschaftsszene“ und begann seine militante Laufbahn in den 1990er Jahren in der inzwischen verbotenen rechtsextremen Kleinstpartei „Freiheitliche Deutsche Arbeiterpartei“ (FAP). Heise ist auch Produzent und Händler von Rechtsrock-Musik: Er betreibt den Neonazi-Onlineshop „WB-Versand“ und organisiert das Rechtsrock-Festival „Schild und Schwert“ im ostsächsischen Ostritz. Zudem ist er Herausgeber der Neonazi-Zeitschrift Volk in Bewegung & Der Reichsbote, die in Heises Verlag Nordland erscheint. In seinem anderen Verlag, W+B Medien veröffentlichte Heise 2018 sechs Newsletter des NPD-Europaabgeordneten Udo Voigt, in denen unter anderem der Holocaust geleugnetet wird. Für die Produktion und Veröffentlichung der Newsletter erhielt Heise knapp 35.000 Euro öffentlicher Gelder. Heises Privatadresse in einem früheren Gutshaus im thüringischen Fretterode ist ein Dreh und Angelpunkt des rechtsextremen Spektrums: Mehrere Unternehmen und Geschäfte sind dort angemeldet. Ein Mann mit Standing also. Und wenn Heise spricht, hört die Szene genau zu.
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