SO SCHLIMM IST DIE DROGENSZENE AM HAUPTBAHNHOF
Mopo24.de,dort auch Video
Innenminister und OB-Kandidat Markus Ulbig (51, CDU) mit Polizeidirektor Klaus Leipnitz (59) vorm Hauptbahnhof.
Von Stefan Ulmen
Dresden - Brennpunkt Hauptbahnhof: Seit Wochen und Monaten beherrschen Meldungen über Drogengeschäfte, Dealer und Razzien die Szene rund um den Wiener Platz. Erst am Mittwochabend gab es hier die jüngste Großkontrolle der Polizei - es war die 17. seit Februar 2014!
70 Beamte überprüften rund 40 Personen, stellten Drogen und gestohlene Handys sicher. Sechs mögliche Dealer wurden mit aufs Revier genommen.
Doch die Missstände an Wiener Platz und Hauptbahnhof gehen offenbar viel weiter. Am Donnerstag ließ sich Innenminister und OB-Kandidat Markus Ulbig (51, CDU) von Polizeidirektor Klaus Leipnitz (59), Leiter des zuständigen Reviers Dresden-Mitte, die Brennpunkte zeigen. Mit dabei: Vertreter der Dresdner Tourismusbranche.
DIE LAGE IST OFFENBAR ALARMIEREND:
Ulbig (li.) lässt sich die Drogenszene im Dresdner Hauptbahnhof erklären.
Im Kugelhaus wurden bereits Wachdienste angegriffen, die Drogengeschäfte werden ungerührt vor deren Augen getätigt.
Mitarbeiter im Kugelhaus sind nur noch zu zweit unterwegs.
Die öffentliche Toilette im Untergeschoss ist mittlerweile geschlossen, nachdem sich dort ein massiver Umschlagplatz entwickelt hatte: Die Drogen wurden von den Dealern in den WCs versteckt, dann von den Junkies geholt und anschließend bezahlt.
Während die Drogengeschäfte früher meist mittwochs und freitags stattfanden, geht es jetzt während der ganzen Woche.
In der Apotheke „Tablettenshop“ holen sich viele Abhängige jeden Tag ihre Spritze für 50 Cent, um sich dann den Stoff zu spritzen. Eine Mitarbeiterin: „Wir trauen uns aus lauter Angst schon gar nicht mehr nach unten. Man wird angepöbelt und dann klauen sie auch noch die teuren Nahrungsergänzungsmittel.“ Die haben einen Wert von rund 50 Euro und lassen sich gut weiterverhökern.
Auch Mitarbeitern der nahe gelegenen Großdisko „Musikpark“ wurden in den vergangenen Tagen Drogen angeboten. Das Überwachungsvideo dazu wird jetzt von der Polizei überprüft.
Um die Probleme einzudämmen, brachte Polizeidirektor Leipnitz gestern eine mögliche „Allgemeinverfügung“ ins Gespräch. Damit könnte etwa für bestimmte Personen(gruppen) ein Betretungsverbot erlassen werden.
Innenminister Ulbig will jetzt prüfen lassen, inwieweit die Rechtsgrundlage dafür noch gegeben ist - Anfang der 90er-Jahre hatte es die am Hauptbahnhof bereits gegeben. Erlassen werden müsste eine solche Verfügung dann das Rathaus. Die Stadt will sich heute dazu äußern.
Seit Wochen bleibt das öffentliche WC geschlossen, um Dealer-Aktivitäten einzudämmen.
KLIMA DER ANGST
Kommentar von Stefan Ulmen
Der Hauptbahnhof ist in der Regel die Visitenkarte einer Stadt, gleichzeitig sein Umfeld jedoch oft ein Magnet für zwielichtiges Milieu. Das kennt man aus Berlin, Hamburg, Frankfurt. Gehört auch Dresden in diese Reihe? Das wünscht sich sicher niemand.
Doch was sich beim Ortstermin gestern offenbarte, lässt einen schaudern: verzweifelte Geschäftsleute, verschüchterte Angestellte, schockierte Passanten - vor deren Augen Dealer ihre Drogen verticken. Dadurch entsteht ein Klima der Angst - und dem muss schleunigst entgegengewirkt werden.
Es kann nicht sein, dass eine Bande junger Männer ein ganzes Areal für sich in Anspruch nimmt, um dort ihre illegalen Geschäfte zu betreiben. Der Wiener Platz ist ein Haupteingang in Dresden - über die Prager direkt in die City. Tausende Menschen - Pendler wie Touristen - laufen dort täglich entlang. Sie sollten sich sicher fühlen und freuen dürfen auf die Stadt.
Und nicht schockiert ihren Weg fortsetzen, nachdem sie dort Dinge gesehen haben, die sie in Dresden dort einfach nicht erwarten.
Hier sind Rathaus und Polizei gefordert, diese Machenschaften zu bekämpfen - so intensiv und so schnell wie möglich. Gestern Mittag wollte eine Rentnerin in die öffentliche Toilette des Kugelhauses. Doch diese ist seit Wochen geschlossen - wegen Drogengeschäften. So etwas kann nicht sein.
Jahre wurde dieses Thema heruntergespielt,wir wussten aber wer diese Dealer sind und aus welchen Land sie kommen um hier Asyl zu beantragen.
Nun nimmt es Zustände an,wo man es nicht mehr verschweigen kann.Kurz vor der Bürgermeisterwahl wird nun versucht, Stimmen zu fangen.
Gruß Rei